Pascal Mercier – Lea
Die achtjährige Lea leidet sehr unter dem Tod ihrer Mutter – bis sie per Zufall die Macht der Musik entdeckt.
Bei Bachs Violinpartita in E-Dur scheint sie zu neuem Leben zu erwachen. Der Vater, der ihr jeden Wunsch erfüllen möchte, unterstützt Lea auf ihrem Weg: erste Geige, erste Geigenlehrerin, erste Wettbewerbe, schließlich die ersten Schritte zu einer internationalen Karriere als Solistin. In ihrem Eifer entwickelt Lea eine fanatische Fixierung auf die Musik. Wenn sie zum Instrument greift, scheint sie sich zu verwandeln, gewinnt Reife und Autorität, aber auch eine fast priesterliche Distanz und Unnahbarkeit. Ihr musikalischer Ehrgeiz ähnelt einem Fieber, an dem sie selbst verbrennt.
Irritiert bemerkt der Vater Leas allmählichen Realitätsverlust, ihre soziale Kälte, ihre Empfindlichkeit, ihre kleinen Fehler in Wahrnehmung und Sprache. Er leidet unter der schleichenden Entfremdung von seiner Tochter, sieht aber keine andere Möglichkeit, als sie auf ihrem Weg zu bestärken. Dabei treibt er den Einsatz und das Risiko immer höher, entwickelt sich sogar zum Fachmann für alte Violinen, nimmt an ominösen Versteigerungen teil und wird schließlich kriminell – Lea zuliebe. – Merciers hellsichtig psychologische Novelle (250 Seiten) erzählt Leas Geschichte durch zwei Filter: die Wahrnehmung des Vaters und die eines Zufallsbekannten, der seinem Bericht lauscht (der Ich-Erzähler). Eine ziemlich geniale Konstruktion.
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