Von Grund auf neu
Ende Oktober lud Nubert zur nuZeo Vorstellung nach Schwäbisch Gmünd. Gleich vier neue Modelle durften wir bestaunen, mit denen die Schwaben den Aktivmarkt gehörig umkrempeln könnten.
Es wäre ein ganz normaler Donnerstagnachmittag gewesen, hätte ich nicht wenige Tage zuvor eine Einladung zu Nubert erhalten. „Da kommt etwas Großes“, hieß es und dass man nach viel zu langer Pause mal wieder eine Gruppe von Journalisten in die Firma einladen wolle. Neben dem persönlichen Austausch dürfte es die Entwickler auch interessiert haben, die Gesichter der versammelten HiFi-Profis zu beobachten, als die vage angekündigten Neuheiten erste Klänge von sich gaben: Das Team von Nubert dürfte zufrieden gewesen sein, denn wir reagierten – so viel sei verraten – mit wohlwollendem Staunen …
nuZeo Vorstellung: Nuberts neues “Hochpreis-Segment”
Aber nochmal ganz auf Anfang: Wie wir im Verlauf der nuZeo-Vorstellung erfuhren, kommt der allmähliche Wandel des Marktes auch bei den Schwaben an. Das „untere Segment“ werde immer stärker von Bluetooth-Anlagen und Soundbars dominiert. Klassische HiFi-Lautsprecher hätten da immer weniger Platz. Deren Domäne verlagere sich zunehmend ins „Hochpreissegment“.
Und genau hier setzten die Neuvorstellungen an: Entwicklungsleiter Markus Pedal begrüßte uns eloquent und zeigte ohne großen Umschweif die neue „nuZeo“-Serie – insgesamt vier Aktive, die die neue Top-Line der Schwaben darstellen und die explizit für das Zusammenspiel mit der DSP-Vorstufe nuControl X entworfen wurden (aber selbstredend auch allein oder mit anderen Control X-Zuspielern funktionieren). Und wundern Sie sich bitte nicht über die Anführungszeichen in der Zwischenüberschrift – was Nubert da als “Hochpreis” bezeichnet, dürfte für weite Teile des Marktes einer Kampfansege gleichkommen: Die neuen nuZeros bleiben im Paarpreis durchgehend vierstellig (siehe unten).
Harter Schnitt für neue Technik
Das vielleicht wichtigste Merkmal der Neulinge ist, dass Nubert sich seiner eigenen Grenzen bewusst war: Wie Markus Pedal erläuterte, sah er keine Möglichkeit, die neuen Modelle von bestehenden Serien wie der ebenfalls aktiven nuPro abzuleiten. Die nuZeo-Modelle dienten daher als Anlass, grundlegende Technologien von Grund aus neu zu entwickeln. Gehen wir das mal durch:
Den Anfang machen die Treiber: Statt der bewährten Nubert-Chassis ersannen die Tüftler vollständig neue Karbon-Membranen. Die liegen nicht nur bezüglich ihres superben Gewicht-zu-Steifheits-Verhältnisses auf einem neuen Niveau. Während der Abstimmung entdeckten die Entwickler, dass ein kleiner dämpfender Ring, der zwischen Membran und Antrieb eingeklebt wird, die Abstrahl- und Verzerrungseigenschaften der Membranen merklich optimiert. Er federt die Impulse des Antriebs minimal ab und lässt die Tief- und Mitteltöner sanfter (bzw. verzerrungsärmer) spielen.
nuZeo Vorstellung: nuPower D inside
Aspekt Nummer zwei ist der Antrieb: Im Gegensatz zu den kleineren Endstufen der nuPro oder nuBoxx kommen in den nuZeo-Modellen Endverstärker zum Einsatz, die vom unerhört kraftvollen Kraftwerk nuPower D abgeleitet sind. Die Leistungsdaten der vier Geschwister sind mit 2 x 150 bis 4 x 300 Watt vergleichsweise konservativ. Bei den Endstufen handelt es sich allerdings um reine Stromumsetzer, sie leisten theoretisch genau das, was Hausstromnetz und Netzteil ihnen zuliefern. Faktisch gibt es keine Leistungsgrenze, ihr Headroom ist entsprechend riesig. Die faktischen Leistungsangaben resultieren aus programmierten Limitierungen, die Schäden an den Treibern vorbeugen sollen.
Zuletzt wurde auch die Logik der Gehäuse völlig neu aufgebaut. Wandstärke, Innenversteifung und Material sind minutiös auf den Verwendungszweck abgestimmt. Auffälligstes Merkmal ist die betont schmale Bauweise der Lautsprecher. Ich weiß nicht, ob unsere Fotos es rüberbringen, doch sind die Boxen so konstruiert, dass die Umfassungen der Basstreiber bereits in die Gehäusekanten eingearbeitet sind und entsprechende Abrundungen besitzen. Das dient natürlich der Vermeidung von Kantenreflexionen.
Einen weiteres spannendes Detail ergibt sich aus dem Zusammenspiel mit der digitalen Streaming-Vorstufe nuControl X. Die nuZeos besitzen interne DSP-Netzwerke, die eine Frequenzweiche simulieren. Losgelöst von physischen Bauteilen gewährleisten sie ein perfektes Timing der bis zu vier Wege, das man auch hören kann. Die nuControl fügt dem auf Wunsch noch eine Raumabstimmung hinzu, die nicht nur den Frequenzgang, sondern auch das “Sweet-Spot”-Verhalten der Lautsprecher verbessert.
Der unerhörte Punch einer nuZeo 4
Den ersten Höreindruck vermittelte die kleine Zweiwege-Box nuZeo 4, die ich momentan als Star des Ensembles sehe: Voller Elan und Spielfreude reproduzierte sie tiefste Frequenzen und blies extrem saubere, dennoch anmachend “punchige” Impulse durch den Raum. Die Bühnenabbildung der “4” wirkte bestechend fokussiert und plastisch. Das Beste ist, dass sie inklusive Ständer für 1600 Euro Stückpreis ihren Besitzer wechselt. Gemessen an dem, was wir hörten, ist das ein sensationeller Preis.
Die beiden größeren nuZeo 11 und nuZeo 15 fügten sich lückenlos in diesen Eindruck ein, boten freilich noch eine bis anderthalb Oktaven mehr an Fundament. Da mir weder der Hörraum noch die Vorführmusik vertraut waren, muss ich Sie für tiefere Klangeindrücke auf unsere Tests verweisen, die sicher (bzw. hoffentlich) bald folgen werden.
Die vierte nuZeo hört übrigens auf den Namen 6c und ist ein Center, den man alternativ auch im Stereo-Paar rechts und links neben den TV-Bildschirm hängen kann.
Hier ein kleiner Überblick zur nuZeo-Vorstellung (alle Preise sind Stückpreise):
nuZeo 4: 2-Wege-Kompaktlautsprecher, Leistung max. 2 x 200 Watt; 1.400,00 Euro ohne, 1.600 Euro mit Stativ
nuZeo 6c: 2-Wege-Kompaktlautsprecher und Centerspeaker, Leistung max. 2 x 150 Watt; 1.100,00 Euro
nuZeo 11: 3-Wege-Standlautsprecher, Leistung max. 4 x 200 Watt; 2.700,00 Euro
nuZeo 15: 3,5-Wege-Standlautsprecher, Leistung max. 4 x 300 Watt; 4.800,00 Euro
Mehr Infos zu den neuen Modellen finden Sie hier: