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Nubert nuConnect AmpXL

Nubert nuConnect ampXL

Kleiner Mann – ganz groß

Nubert nuConnect ampXL

Nuberts neuer Vollverstärker nuConnect ampXL zeigt, dass Anschlussvielfalt und großer Klang auch auf kleinstem Raum möglich sind.

Nubert nuConnect AmpXL

In aller Kürze:
Der Nubert nuConnect ampXL ist ein vielseitiges Powerpaket, das aktuelle Streamingmöglichkeiten mit einer umfassenden Anschlussvielfalt und veritabler Klangqualität kombiniert.

Nubert nuConnect AmpXL


Was waren das doch für einen HiFi-Redakteur entspannte Zeiten, als Vollverstärker Anfang der 2000er Jahre als schwere, aber minimalistisch mit einer Lautstärkeregelung und vier Hochpegeleingängen bestückte Geräte in die Redaktionsräume trudelten. Der Nubert nuConnect ampXL dagegen präsentiert sich nach dem Auspacken als ein leichtes, aber mehr als vielseitiges Kerlchen, das Streamingfunktionen mit diversen hauseigenen Nubert-Features und einer bemerkenswerten Anschlussvielfalt vereint, die in ihrer gegebenen Fülle hier alle gar nicht en Detail ausgebreitet werden können, ließe sich damit doch glatt ein halbes Heft füllen. Mit einer beeindruckenden Leistung von bis zu 340 Watt pro Kanal bietet dieser Verstärker mehr als ein nur halbherziges Muskelspiel. Ein Pärchen Lyngdorf Cue-100, die gern ein wenig Potenz bevorzugen, konnte der kleine Nubert in allen Belangen befriedigen. Dank des eigens entwickelten Schaltverstärkers und der hochperformanten Signalverarbeitung kann der nuConnect ampXL bei Bedarf auch ein akustisches Potenzial entfalten, das in einer Eigenheimsiedlung zum gepflegten Nachbarschaftsstreit beitragen kann, auch wenn man dies dem schmalen Gerät zunächst gar nicht zutrauen mag. Wenn es die Lautsprecher hergeben, verführt das kleine Kraftpaket dazu, mit einer ordentlichen Portion Motörhead dem rasenmähenden Nachbarn einmal zu zeigen, wer das akustische Sagen hier im Viertel hat. Aber man muss ja nicht gleich dermaßen kraftprotzend posen, die Beschallung einer gepflegten Gartenparty tut es ja auch, zumal sich die Wahl der Zuspielmöglichkeiten als schier unendlich erweist.

Nubert nuConnect AmpXL
Das nennen wir eine aufgeräumte Frontalansicht. Man beachte, dass Nubert seinen Pegelsteller (bzw. Encoder) mit „Discover“ beschriftet.

Welche Quelle darf’s denn sein?

Die Flexibilität des Geräts zeigt sich in seiner Kompatibilität mit Google Chromecast, AirPlay 2, Spotify Connect und Tidal Connect. Damit ermöglicht der Verstärker eine nahtlose Integration in verschiedene Streaming-Umgebungen. Ob der Phonoeingang für Plattenspieler, digitale Eingänge oder kabellose Verbindungen via Bluetooth – der Verstärker deckt alle gängigen aktuellen Schnittstellen ab. Besonders hervorzuheben ist die Möglichkeit der kabellosen Erweiterung durch X-Connect, was die Verbindung mit weiteren Nubert-Komponenten erlaubt und somit eine flexible Anpassung an verschiedene Setups ermöglicht. Besitzt man aktive Lautsprecher aus Nuberts nuZeo-Serie, so lässt sich auch problemlos eine hochqualitative Funkverbindung ganz ohne Lautsprecherkabel herstellen, die auf einem störungsfreien hauseigenen Protokoll die Musiksignale verlustfrei durch den Äther schickt. Selten habe ich im Praxistest eine via App gesteuerte Integration digitaler Komponenten erlebt, die so unkompliziert und schnell funktionierte wie in diesem Falle. Da hat man im Schwabenland ganze Arbeit geleistet. Chapeau!

Mit der App-Steuerung und der X-Room Calibration bietet der nuConnect ampXL zudem umfassende Funktionen zur individuellen Raumanpassung und Klangoptimierung. Die X-Room Calibration sorgt dabei primär für eine effektive Anpassung des kritischen Bassbereichs an die Raumakustik. Für die individuelle Anpassung des Klangs stehen mehrere Funktionen zur Verfügung: die Nubert’sche Klangwaage, eine Loudness-Funktion, ein Fünfband-Equalizer und die Voice+-Funktion. Diese ermöglichen eine feine Justierung des Sounds nach persönlichen Vorlieben und räumlichen Gegebenheiten.

Nubert nuConnect AmpXL
Das vergleichsweise große Netzteil liegt direkt bei den Endverstärkern (zu erkennen an den vier braunen Kondensatoren). Die Signalverarbeitung wirkt aufgeräumt und – am wichtigsten! – der Phonoentzerrer ist gekapselt (im Bild unten links).

Sie haben es sicher schon gemerkt, man könnte einen ganzen Artikel nur mit einer Darstellung der möglichen Setups des ampXL füllen, aber am Ende des Tages interessiert den Freund audiophiler Musikwiedergabe doch in erster Linie das klangliche Endresultat, und dieses kann sich – entschuldigen Sie den Spoiler an dieser Stelle – angesichts der überschaubaren finanziellen Investition mehr als sehen lassen. Starten wir mit einem meiner Lieblingssongs, den ich allerdings eher selten zum Gerätecheck nutze, vermutlich weil ich hier emotional vorbelastet bin und mein Urteil davon beeinträchtigt werden könnte. Aber machen wir hier einmal eine Ausnahme und hören Marillions „Afraid of Sunlight“ in der Liveaufnahme des DeLuxe-Remixes, und zwar vom hauseigenen NAS via Mac Mini und Audirvana direkt in den DAC des ampXL gestreamt. Der Nubert bringt die Stärken dieses Progrock-Klassikers mehr als eindrucksvoll zur Geltung. Die Stimme Steve Hogarths hebt sich eindrucksvoll vor dem einleitenden Klavierhintergrund ab, was eine tiefgründige Präsenz schafft. Der ampXL ermöglicht eine Klangsteigerung zum Refrain hin, die vollkommen lückenlos in der Dynamik ist, sodass die Emotionalität mit dem berühmten Gänsehautfeeling übertragen wird. Besonders bemerkenswert ist die klare Textverständlichkeit, die der ampXL unabhängig von den verwendeten Lautsprechern hier zaubert. Die große musikalische Dichte des Songs wird so hervorgehoben, dass die Liveatmosphäre vollkommen authentisch bleibt. Da ist man als Fan tatsächlich wunschlos glücklich.

Feinstes Oldschool-Phono

Nubert nuConnect AmpXL
Alles an Bord: Der schaltbare MM/MC-Phonoentzerrer ist übrigens mehr als eine Dreingabe – auch analog klingt der Verstärker hervorragend. Die drei Funkantennen sorgen derweil für eine perfekte Vernetzung zum Router und zu Nuberts X-Connect-Lautsprechern.

Bleiben wir zum Antesten des internen Phono-Pres noch ein wenig bei persönlichen Lieblingsaufnahmen, wechseln aber das Genre: In der interpretatorisch und klanglich außergewöhnlichen Aufnahme von Mahlers Sechster Sinfonie mit Claudio Abbado und dem Chicago Symphony Orchestra zeigt der interne Phonozweig in der MM-Stellung mit einem Ortofon 2M Black ein locker-lässiges Muskelspiel. Die martialische Darstellung des Orchesters wird mit schier unbändiger Kraft unterstützt, was dem dramatischen Charakter des Werkes gerecht wird. Herausragend ist die saubere Hochtonwiedergabe bei den Glockenepisoden im Kopfsatz, die kristallklar erklingen. Das schillernde Obertonspektrum der Holzbläser im Scherzo wird in geradezu heimeligen Klangfarben erfasst, was den charakteristischen Klang der Instrumente wunderbar zur Geltung bringt. Im Finalsatz beeindruckt der ampXL mit einer durchzugsstarken Dynamik, insbesondere beim berühmten Hammerschlag, der mit voller Wucht und Präsenz im Raum steht und diesen tragischen Höhepunkt des Finalsatzes eindrucksvoll in Szene setzt. Um es auf den Punkt zu bringen: Verwenden Sie ausschließlich einen MM-Tonabnehmer, ist die Anschaffung eines externen Phono-Pres eher unnötig, verwenden Sie ein hochwertiges MC-System, dann ist die mangelnde Einstellungsvariabilität womöglich ein Grund, sich doch noch zusätzlich nach einer externen Lösung umzusehen.

Bei aller Begeisterung für die klanglichen Meriten des Geräts muss der Highender wissen, dass sich die klangliche Zufriedenheit nur einstellt, wenn die Aufnahme dies auch mitmacht bzw. hergibt. Dafür spielen wir jetzt ganz klassisch via Naim CD5 in den analogen Hochpegeleingang des ampXL. Japans „Ghosts“ vom Album Tin Drum ist eine recht flach klingende Aufnahme aus den frühen 80er Jahren. Der Verstärker zaubert nicht, der Nubert täuscht nichts vor. Flach und wenig in die Tiefe gestaffelte Aufnahmen werden nicht künstlich gepimpt. Hier zeigt sich das Gerät als eine ehrliche Haut, die sich nicht verbiegt und keine künstlichen Klangverbesserungen vornimmt. Transparenz und Ehrlichkeit des Verstärkers sorgen dafür, dass der Hörer genau das hört, was auf der Aufnahme ist, ohne künstliche Effekte oder Verfälschungen. Japans pompöser Edel-Wave mit der sonoren Stimme David Sylvians klingt exakt so, wie Produktionen der Zeit und des Genres halt so klingen: Kein audiophiles Klangbaden, aber ein authentisches Erleben der damaligen Musik- und Produktionsästhetik. Dies macht den Nubert ampXL zu einem zuverlässigen Gerät für Hörer, die Wert auf eine weitgehend unverfälschte Klangwiedergabe legen. Wem es aber bei Aufnahmen mit wenig Tiefenstaffelung oder Raumbreite doch zu wenig audiophil daherkommt, der hat immer noch Gelegenheit, per App die diversen Korrektur- und Optimierungsmodi auszuprobieren, die Nuberts Wunderwaffe so parat hält.

Nubert nuConnect AmpXL

Auch wenn der ein oder andere Highender bezüglich der gegebenen Möglichkeiten zur Klangmanipulation die Nase rümpft, seien diese doch ausdrücklich anempfohlen, da sie sehr feinfühlig und geradezu dezent einzusetzen sind und in erster Linie dazu dienen, Unzulänglichkeiten des Raums oder aber eben der Aufnahme vorsichtig auszugleichen. Mittlerweile weiß ich es zu schätzen, wenn mir Vollverstärker die Gelegenheit geben, mich digital in den Frequenzgang einhacken zu können, um an der ein oder anderen Stellschraube minimal zu drehen. Den Kritikern der Klangregelung sei nämlich die Frage gestellt: Wer sagt mir denn, dass mein ach so audiophiler Verstärker nicht schon von Hause aus den Klang wunderschön verbiegt und ein Eigenleben jenseits des linearen Frequenzgangs lebt, ja leben muss – denn sonst würde er sich ja nicht von anderen Geräten unterscheiden und wäre somit eine wirtschaftliche Fehlplanung in der Welt der Luxusdistinktion. Und so kann man Nuberts Entwicklungsteam zur vorhandenen Korrekturmöglichkeit nur gratulieren.

Der Habenwollen-Effekt

Sie wünschen ein Fazit? Nun denn, schließlich gehört dieser handliche Vollverstärker zu den Geräten, bei denen dies leichtfällt: Der Nubert nuConnect ampXL ist ein vielseitiges Powerpaket, das aktuelle Streamingmöglichkeiten mit einer umfassenden Anschlussvielfalt und veritabler Klangqualität kombiniert. Oder um es mit dem Titel eines Filmklassikers zu sagen: Kleiner Mann – ganz groß. Schaut man dabei auf das Preisschild, so muss man sich tatsächlich fragen, wie man das im Hause Nubert so hinbekommt. Aber wir wissen ja, dass das Schwabenland historisch schon immer für ein wundersames finanzielles Händchen bekannt war und ist. Und im Falle Nubert muss man als Kunde einfach sagen: Und das ist auch gut so!

Nubert nuConnect AmpXL

Info

Netzwerk-Receiver Nubert nuConnect ampXL

Konzept: Vollverstärker mit vielen Eingängen, integriertem Streamer und DSP-EQs (inkl. Raumentzerrung)
Eingänge analog: 1 x Line (Cinch), Phono (MM/MC)
Eingänge digital: 2 x koaxial (Cinch), 2 x optisch, USB (Typ B)
Ausgänge digital: 1 x koaxial (Cinch), 1 x optisch
Ausgänge analog: Subwoofer (mono), Lautsprecheranschlüsse (Single-Wire für Banane und Gabelschuhe)
Netzwerk: LAN-In, LAN-Durchschleifpunkt, WiFi
Streamingdienste/-protokolle: Bluetooth (aptX HD, aptX Low Latency, AAC, SBC), AirPlay 2, ChromeCast, Spotify Connect
Dauerleistung: 2 x 340 W pro Kanal
Impulsleistung: 2 x 510 W pro Kanal
Impedanz min./max.: 2/8 Ω
Leistungsaufnahme (Standby): 0,7 W
Besonderheiten: App-Steuerung, USB-Power-Port (Typ A), Nubert X-Connect, Bass-/Höhenregelung, Loudness, Klangverbreiterung „Wide Sound“, X-Room Calibration, 5-Band-Grafikequalizer
Zubehör: Fernbedienung
Ausführung: Schwarz
Maße (B/H/T): 43/7/27 cm
Gewicht: 6 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1500 €

Kontakt

Nubert

Nubertstraße 1
73529 Schwäbisch Gmünd
Telefon +49 7171 87120
info@nubert.de

www.nubert.de

Mitspieler

Laufwerke: Thorens TD 126 MK III, Technics SL-1210 MK2
Tonarm: Koshin GST 801
Tonabnehmer: Sumiko Blackbird, Ortofon Concord Century, Ortofon 2M Black
Phonovorverstärker: Innovative Audio Ultimate 2b, Thel Phono M
CD-Player: Naim CD5i
Streamer: Naim CD5 XS
Vollverstärker: Naim SuperNait
Lautsprecher: Gamut Phi 7, Lyngdorf Cue-100
Kopfhörer: Beyerdynamic DT 1770 Pro
Zubehör: Wireworld, Sommer, Creaktiv

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.