Nordost QBase und QKore – Saubere Angelegenheit
Das könnte die Lösung für alle von verschmutztem Netzstrom Geplagten sein: Kabelspezialist Nordost legt mit seinen QRT-Geräten ein wohldurchdachtes System vor, das die Stromversorgung der Anlage auf eine neue, grundsolide Basis stellt.
Fotografie: Ingo Schulz
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Ich bin das Opfer. Die Täter sind überall um mich herum. Aber ich werde mich wehren. Und ich weiß endlich auch, wie.
Stopp, warten Sie, bevor Sie die zuvorkommenden Herren mit den weißen oder grünen Kitteln anrufen, die nachher bei mir vorbeikommen und mir ein äußerst kleidsames, hinten geschlossenes Jäckchen anpassen. Ich bin kein Fall für die Heilanstalt, nur ein von den ganz normalen Widrigkeiten einer zentrumsnahen Großstadt-Mietwohnung geplagter Highender. Einer, der von diversen Firmen und Institutionen umgeben ist, für die in der Hausstromversorgung eine Menge Mist integriert wird – Stichwort Steuerspannungen und ähnliches lästige Zeug–, das schädlichen Einfluss auf die empfindlichen Signale meines Wiedergabe-Equipments nimmt. Selbst auf das Abflauen des Sturms in den Leitungen während der früher für entspanntes Hören so günstigen Nachtstunden kann ich inzwischen nicht mehr hoffen. Quer über die Straße, in bester Sichtweite, residiert beispielsweise das wie eine Kopie des Florentiner Palazzo Vecchio aussehende Rathaus meines Wohnortes. Das Innenleben des historistischen Baus (im 19. Jahrhundert war das Mittelalter eine Zeitlang schwer en vogue) könnte moderner nicht sein: Hier tickt modernste Computertechnik – und emittiert Tag wie Nacht Strahlung in einem Maße, dass der Ausdruck „Elektrosmog“ nicht einmal mehr als Euphemismus durchginge.
Was also tun? Netzfilter, Conditioner, Enhancer und wie sie alle genannt werden, habe ich in den vergangenen Jahren einige ausprobiert, forciert auch durch die Testarbeit für FIDELITY. So richtig effizient waren nur ganz wenige, die wirksamsten von ihnen zuverlässig in Preisregionen, die die Rückgabe des Testexemplars zwingend nahelegten.
Bei den Geräten des QRT-Systems von Nordost, die der Paketbote mir neulich brachte, komme ich gleichwohl ins Grübeln. Zu verschenken haben die US-amerikanischen Kabelspezialisten, deren Firmensitz in Holliston, Massachusetts, zu finden ist, zwar auch nichts – aber der Gegenwert fürs Ersparte ist hoch. Das beginnt bei der Anfassqualität: gebürstetes Aluminium, wohin das Auge blickt, massive Steckdosen und Anschlussklemmen. Und doch sind die Kisten mit dem „Q“ im Namen nicht annähernd so gewichtig wie manche andere Filterlösung, die mir im Lauf der Zeit begegnet ist.
Was auch eine Frage des Ansatzes ist. Bei Nordost setzt man nicht nur auf clevere Filterung, sondern hat eine korrekte Erdung als zentralen Faktor für die Wirksamkeit oder eben deren Abwesenheit ausgemacht. In Zeiten, in denen viele Geräte mit billigen Zweipol-Steckern ohne Schutzleiter ausgeliefert werden, eine nachvollziehbare Philosophie.
QRT besteht wie gesagt aus mehreren Komponenten. Herz des Systems ist eine exzellent verarbeitete Steckerleiste namens QBase, bei meinem Testmuster mit acht Steckplätzen, was auch umfangreichere Anlagenkonfigurationen abdecken sollte. Nach Rücksprache mit dem deutschen Vertrieb wurde an mich die 16-Ampere-Version ausgeliefert, erkennbar am IEC-Stecker mit liegenden „Messern“, der auch höhere Ströme, wie sie beispielsweise meine Mark-Levinson-Endstufe No. 27 zieht, klaglos bewältigt.
Nordost verspricht, dass die QBase vagabundierende Kriechströme eliminiert und für eine solide Erdung sorgt. Einer der Steckplätze ist mit „Primary Earth“ gekennzeichnet, die Masseverbindungen der anderen sieben haben eine geringfügig höhere Impedanz; dieser Kniff soll eine besonders schnelle Masseableitung zur Folge haben. Zusätzliche Filter oder gar aktive Stromaufbereitung sollen auf diese Weise überflüssig werden. Am Rande bemerkt: Manches Netzfilter, das ich in der Vergangenheit ausprobierte, machte den Klang nicht nur sauberer, sondern auch träger, das Anspringende, unmittelbar Packende der Musik ging verloren.
Die Netzleiste mit ihren Gummifüßen, die in einer weiteren Ausbaustufe gegen reversierte Standkegel ausgetauscht werden können, ist gleichwohl nur der erste Schritt. Denn Nordost geht deutlich weiter und gesellt der QBase den QKore hinzu, um die Erdungsmaßnahmen perfekt zu machen.
Die Theorie dahinter: Handysignale, Bluetooth- oder WiFi-Einflüsse sorgen für permanenten Elektrosmog, den eine effektiv(er)e Erdung vom Nutzsignal fernhalten kann. Weil die in vielen Häusern nur schwer zu erreichen ist, wurde der QKore als künstlicher Erdpunkt entworfen. In der Lexikonband-großen Kiste verbergen sich sogenannte Niederspannungs-Attraktorplatten und ein passiver Elektronikschaltkreis, die hochfrequentes Rauschen und strombedingte Magnetfelder zu diesem parallelen Massepunkt ziehen und damit das Nutzsignal reinigen sollen.
Angeschlossen wird der QKore – im Test war mit dem QKore6 die größte Variante mit fünf Geräteports von WBT – mittels beiliegender leuchtend grüner und ziemlich steifer QKore-Wire-Verbindungen, die es in verschiedenen Konfektionierungen gibt. Geräteseitig können das XLR- oder Cinchstecker sein oder auch einfach nur ein Kabelschuh, in den QKore geht es per Hohlbanana. Am Gerät hält idealiter ein nicht benutzter Aus- oder Eingang als Anschluss für die zusätzliche Erdung her.
Nach umfangreicher Verkabelungsarbeit schaltete ich die Anlage wieder ein, ließ sie auf Betriebstemperatur kommen, legte eine Silberscheibe in die Flachschublade des Mark Levinson 390s und hörte – keinen Unterschied. Zumindest nicht auf Anhieb. Heute, nach Wochen mit dem QRT-System, bin ich freilich klüger. Und den Schritt zurück will ich eigentlich nicht mehr gehen.
Die Verbesserungen durch die Erdungs-Offensive à la Nordost wirken zunächst höchst subtil, sie schleichen sich sehr behutsam in den Höralltag. War Cassandra Wilsons Stimme auf dem audiophilen Klassiker New Moon Daughter (Blue Note Records) nicht trotz akribischer Ausphasung und aufwendiger Stromfilterung immer deutlich flacher, die Sibilanten stärker verzischelt? Und wo kommt eigentlich plötzlich der weite Raum her, der sich in Sergej Rachmaninows Großem Abend- und Morgenlob plötzlich öffnet? Die 2005 bei Harmonia Mundi USA erschienene SACD Al Night Vigil mit dem Estonian Philharmonic Chamber Choir unter Paul Hillier war zwar erinnert stets von überragender tonaler Balance und gefiel mit immenser Stimmpräsenz – aber der Raum dieser Apotheose choraler Transzendenz erschien mir eigentlich immer ein wenig schwammig, unscharf und mit unerwünschten Auren abgebildet. Hier räumt das Erdungsgespann von Nordost auf. Stimmen bekommen das entscheidende Mehr an Kontur und Definition, das Klanggeschehen wächst über die Begrenzung durch die Lautsprecher hinaus, die durchaus gewünschte Luftigkeit nimmt zu, ohne die Präzision zu gefährden. All dies geschieht nicht spektakulär, wirkt nicht, als habe man mit dem Einschleifen des Q-Equipments einen Schalter umgelegt. Eher ist es tatsächlich ein Eingriff auf grundlegender Ebene, der einer Vielzahl entscheidender Details zugutekommt.
Darüber hinaus freilich „reparieren“ QBase und QKore auch manche Schwäche, die ich bisher fälschlicherweise meinen Anlagenkomponenten zugeschrieben habe. So unterstellte ich etwa meinem seit einigen Tagen als Zweit-CD-Player Dienst tuenden CD Zero von Audio Note UK, dass die für lieblich leuchtende Klangfarben und stupende Homogenität im Mittenbereich verantwortliche Röhren-Ausgangsstufe ihre Arbeit ein wenig auf Kosten der Tieftongewalt verrichtet. Ein heftiger Trugschluss, wie ich seit QBase und QKore weiß. Der Einsteigerplayer der britischen High-End-Manufaktur steigt nicht nur in Tieftonkeller von Grand-Canyon-Dimensionen hinab und modelliert die dortigen Schallereignisse mit knackigem Pinselstrich, ohne seine Noblesse aufzugeben, sondern gibt auch harte, schnelle Bassimpulse unmittelbar an den Hörer weiter, ohne sie zu verschleifen oder abzubremsen. Eindeutig ein Verdienst der Optimierungsmaßnahmen auf Stromversorgungsseite.
Dazu kommt, dass jene Bässe schwärzer als zuvor wirken. Überhaupt wirken Klangfarben zwar nicht heller oder bunter, aber stärker gesättigt und kontrastreicher – gerade so, als hätte ich bei einem minimal flauen Foto im Bildbearbeitungsprogramm den „Klarheit“-Regler hochgezogen. Dieser Effekt wird mit den Q-Komponenten nie so stark, dass das musikalische Geschehen holzschnittartig und damit unglaubwürdig erschiene, aber die gefühlte Dreidimensionalität legt eindeutig zu.
Das funktioniert sogar dann, wenn es die Räume und die natürlichen Klangfarben gar nicht geben dürfte, weil ein nicht unbeträchtlicher Teil des Gehörten geradewegs aus dem Computer kommt. Als Hans Zimmer das bis dato letzte Robert-Langdon-Abenteuer mit Tom Hanks, Inferno, vertonte, da schuf er statt melodischer Variationen auf das inzwischen sattsam bekannte Leitmotiv für Dan Browns kriminalistisch begabten Kryptologie-Professor eine ziemlich bruitistisch klingende Abfolge von „Sound Walls“, von zum Teil knüppelharten Nummern, die eigentlich nur als Soundtapete für entsprechend hektische Filmbilder mit sich überschlagender Handlung taugen. Für sich gehört kann dieser Soundtrack ganz schnell nerven. QBase und QKore sorgen immerhin dafür, dass dieser Effekt deutlich später als befürchtet eintritt, weil man an den streckenweise körperlich spürbaren Synthesizer-Eruptionen echt Spaß haben kann. Und weil man Produktionsdetails entdeckt, die vorher schlichtweg unhörbar waren.
Erstaunlichster Nebeneffekt ist vielleicht die Befreiung von zuvor unvermeidlich geglaubten Verzerrungen. Ein Blick auf das Display des Vorverstärkers verrät mir, dass ich gerade mit gut zehn Dezibel mehr als sonst in Christina Brancos Neo-Fado-Album Ulisses (Universal) hineinhöre, und dass selbst die härtesten Klavieranschläge mit fast erschreckender Klarheit aus den Schallwandlern kommen. Da übersteuert nichts mehr, da werden die Grenzen von meinen Ohren und nicht von der Anlage gesetzt. Zudem hat die unverkennbare Branco-Stimme, dieser immer ein wenig zerbrechlich wirkende Sopran an Nachdruck, Fülle und Textur-Einzelheiten zugelegt und baut sich glaubwürdiger als je zuvor inmitten der Mitmusiker auf, deren Standorte ebenfalls leichter zu bestimmen sind.
Am Ende eines langen Hörtages gönne ich mir die fast 35 Jahre alte Supraphon-Aufnahme von Antonín Dvořáks Requiem (op. 89), das allein aufgrund seiner großen Besetzung ein Stolperstein für durchschnittliche Toningenieure ist. Was ich höre, ist große Meisterschaft, die mich in Windeseile vollkommen vergessen lässt, einem längst vergangenen Konzertereignis zu lauschen. Gabriela Beňačková, Brigitte Fassbaender, Thomas Moser und Jan-Hendrik Rootering formen mit dem Chor der Tschechischen Philharmonie und dem Tschechischen Philharmonischen Orchester unter Wolfgang Sawallisch ein kirchenmusikalisches Traumensemble, wie man es 2018 kaum noch findet. Diese Aufführung war eine Sternstunde – und dank Nordost und dem QRT-System bin ich dabei, selbst wenn im „Palazzo Vecchio“ wieder nächtliche Ausschüsse tagen.
Wir meinen
Nordosts QRT-System sorgt für Erdung – und hebt eine damit ans Stromnetz angeschlossene Anlage mit sanftem Nachdruck auf ein anderes Niveau.
Info
Netzleiste Nordost QBase QB.2
Funktionsprinzip: Netzverteiler mit acht Steckplätzen
Ausführung: Aluminium
Besonderheiten: sternförmige Masseführung, externe Erdungsklemme, mechanisch optimiertes Gehäuse
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 1600 €
Erdungspunkt Nordost QKore6
Funktionsprinzip: künstliche Parallelerdung
Ausführungen: Aluminium
Besonderheiten: inkl. zweier Verbindungskabel QKore Wire
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: 5800 €
Mitspieler
CD-Player: Audio Note Zero und Mark Levinson ML 390s
SACD-Player: Sony SCD 333 ES und 555 ES, Marantz SA-14 V1
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, SoReal Audio Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio MC Jubilee, Denon DL-103R
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38s, Trigon Snowwhite, Marantz SC-22
Endverstärker: Mark Levinson No. 27, Marantz MA-22 (Monoblöcke), John Curl JC3, Trigon Dwarf II
Vollverstärker: Marantz HD-AMP 1
Phonovorverstärker: Musical Fidelity M-VNYL, Clearaudio Basic
Lautsprecher: KEF R 900, Infinity Kappa 7.2 Series II