Operation gelungen!
Die NDHT 2023 in Hamburg waren ein Erfolg! Trotz neuer Location drängten Scharen von HiFi-Enthusiasten und Musikliebhabern durch die Gänge und Zimmer des Steigenberger Hotel Treudelberg.
Skeptisch – nun ja – ein wenig skeptisch durfte man im Vorfeld der NDHT 2023 sein. Das Team um Veranstalterin Ivonne Borchert-Lima und Seniorchef Wolfgang Borchert scheint auf Schikanen und gehobenes Handikap zu stehen. Nachdem ihre Show zwei Jahre pausierte (Sie kennen den Grund), sagte kurzfristig der Veranstaltungsort in Hamburg Harburg ab, in dem die NDHT noch im August 2022 gastierten. Für jeden anderen Organisator wäre damit vielleicht das Aus gekommen. Da Borchert-Lima und ihren Crew erfahren sind im meistern des gepflegten Messechaos, hat am Ende doch noch alles geklappt. Aber wie gesagt: Ein wenig Skepsis durfte man sich bewahren …
Schietwetter = HiFi-Wetter
Ein wiederholter Ortswechsel ist für etablierte Veranstaltungen knifflig. Auch die Kurzfristigkeit sollte man als “hinderlich” einstufen – die Absage und Umplanung erfolgten vor kaum vier Wochen. Hinzu tritt der Umstand, dass uns das Hotel Treudelberg auf der Landkarte ein wenig abgelegen erschien. Es liegt im Norden Hamburgs, knapp 20 Kilometer vom Zentrum entfernt. In einer Metropole, für die der Begriff “Stadtautobahn” ein Fremdwort ist, bedeutet das je nach Verkehrslage bis zu 50 Minuten Anfahrt.
Doch unsere Bedenken waren in so ziemlich jedem Punkt unbegründet …
Den Ortswechsel hatten offenbar alle mitbekommen. Und auch die Kurzfristigkeit ist im Zeitalter von Social Media auch kein Ding mehr. Die Verkehrsanbindung innerhalb der Hansestadt bewährte sich: Die nächste Bushaltestelle liegt direkt vorm Hotel. Einen kleines Manko gab es trotzdem: Wehe dem, der mit dem PKW anreiste. Da die Parkmöglichkeiten am Treudelberg überschaubar sind, musste man teils lange Fußwege zurücklegen. Das konnte man vielen Messebesuchern am Samstag auch ansehen – das Wasser kam tagsüber von der Seite.
Tatsächlich hatte die Show einen treuen verbündeten, der wohl keinen geringen Anteil an den vollen Räumen des ersten Tages (18.02) hatte. Schietwetter mit Dauerregen und Sturmböen ließ die heimeligen HiFi-Systeme noch attraktiver erscheinen.
Die Highlights der NDHT 2023
Was die Anlagen anging, dürften alle auf ihre Kosten gekommen sein. Im Erdgeschoss bot das Hotel mehrere große Salons, in denen traditionell die größeren Systeme zu bestaunen waren. Hier und dort konnte man auch einige Premieren entdecken.
Im Raum von Audio Reference zum Beispiel wurde die neue Kleine von Perlisten gezeigt. Die erfrischend kompakte S4b war allerdings nur Zaungast: Die Bühne gehörte ihren riesigen Geschwistern R7t, die eine der beiden riesigen Anlagen beschallten. Kette Zwei bildete ein System aus Wilson Audios Alexia V in herrlichem Dunkelblau und dem jüngsten Vertriebszuwachs der Hamburger: dCS. Wie Sie vielleicht mitbekommen haben, hat der Audio Reference erst vor wenigen Tagen die Vertretung der legendären Highend-Schmiede übernommen.
Das neue “Bezahlbar”
Nur eine Tür weiter konnte man Dänen auf Abwegen erleben. Um ehrlich zu sein: Für uns war es keine Überraschung, da wir die Neuen bereits in Aalborg hören konnten. Das Messehighlight waren die Standboxen der X-Serie, die für kaum mehr als 10.000 Euro zu haben sind. Ein Preis, bei dem so mancher schlucken wird. Doch glauben Sie uns: Für die Audio Group ist das ein echter Schnapper – und die Technologie stammt aus den großen Geschwistern.
Gespielt wurden die Neuzugänge an einem Frontend aus Aaviks 580er-Familie, dass die Zuhörer sichtlich fesselte. Ein kleiner “Spoiler” sei hier noch erlaubt: Die X-Serie bleiben nicht die einzigen Produkte, mit denen sich die Dänen der Kaufklasse annähern.
Wieder eine Tür weiter gastierte Phonosophie. Wie bereits in den Jahren zuvor verknüpfte Ingo Hansen seine gepflegte Retorten-Wiedergabe mit Live-Einlagen aus der Feder von Wolfgang Bernreuther.
Besser ohne DAC
Direkt über den Köpfen der drei Aussteller lag ein weiterer kleiner Flur mit größeren Ausstellungsräumen. Neben Canton hatten der Hamburger 3H-Vertrieb und die IAD ihre Vorführungen. Auch hier gab es exklusive Neuheiten: Während 3H die neuen Boxen-Schönheiten von Lyngdorf zeigte, präsentierte die IAD den U2 von Lumin. Stellen Sie sich bei letzterem einfach das Streamer-Flaggschiff X1 vor und denken Sie die D/A-Wandler weg. Fertig ist eine extrem potente Netzwerk-Bridge mit neuster Streaming-Engine. Außerdem kann das U-Modell nun auch per optischem LAN angesteuert werden, was Interferenzen zwischen Musikus und Heimnetzwerk unterbindet.
Jetzt geht’s an Treppen steigen
Der eigentliche Teil der Messe spielte sich wie gewohnt im “Wohntrakt” des Steigenberger Hotel ab. Etwas über 50 Zimmer belegten die Aussteller. Da konnte man schon mal die Orientierung verlieren (was uns gelegentlich gelungen ist). Statt Sie mit endlosen Ausführungen der verschiedenen Systeme zu langweilen, sehen wir uns die Show-Highlights lieber an:
Ein Hauch von Kritik
Also alles eitel Sonneschein in Hamburg? Vielleicht ja, vielleicht aber auch nur “Jein”. Ein Problem neuer Veranstaltungsorte besteht darin, dass die Aussteller nicht genau wissen, was sie erwartet. Anders, als in den Jahren zuvor wollten viele “erstmal sehen und lauschen”, wie das Hotel klingt. Entsprechend wenig Raumaufbereitung konnten wir entdecken. In den kompakten Hotelzimmern klappt das meistens auch so, doch vor allem im Bassbereich (das Treudelberg setzt auf federleichten Trockenbau) hätten wir in vielen Vorführungen mehr erwartet. Aber wie gesagt: Das Problem wird sich in den kommenden Jahren wieder geben. Umso mehr Grund, um im nächsten Januar wieder vorbeizuschauen …