Die kleine Schwester ist ein Kinofan
Die Bronze 200 von Monitor Audio transportiert die Gene und den Klang ihrer großen Geschwister – zum erschwinglichen Kurs
Jüngere Geschwister können ganz schön nerven. Das musste ich mir von meinen Schwestern und meinem Bruder mehr als einmal anhören. Vielleicht sind sie manchmal aber auch einfach nur um den entscheidenden Hauch cleverer und kommen zu annähernd den gleichen Ergebnissen mit deutlich weniger Aufwand. In der Industrie nennt man das Downsizing – dieselben Gene, aber alles eine Nummer kleiner. Das funktioniert bei Monitor Audios Einsteiger-Standbox Bronze 200 wunderbar.
Der großen Schwester Monitor Audio Gold 200 durfte ich vor kurzem bescheinigen, eine vortreffliche Begleiterin auch für die leiseren Stunden des Tages zu sein, aber gleichwohl auch vor den härtesten Herausforderungen niemals einzuknicken. Die Gold ist eine propere Standbox, an der sich der Paketbote beinahe einen Bruch hob, als er sie in den ersten Stock schleppte. Die kleine Bronze lässt sich mitsamt Verpackung einhändig tragen, vermittelt aber nach dem Auspacken dennoch ein angenehmes Gefühl der Solidität. Statt hochglänzendem Klavierlack gibt es sauber verarbeitete Folierung in dunklem Anthrazitgrau (der Hersteller nennt das „Urban Grey“) in einer Qualität, die man für deutlich unter 800 Euro Paarpreis so nicht erwarten würde.
Nix aus der Billigecke
Auch das Innenleben beziehungsweise die Chassis entstammen gewiss nicht der Billigecke. Eher wird das – erfolgreiche – bemühen spürbar, auch in der kleinen Klasse einen Lautsprecher anzubieten, der hinsichtlich des klanglichen Anspruchs ins Portfolio passt. Für Jens Ragenow vom deutschen Monitor-Audio-Vertrieb ist das Highlight der Monitor Audio Bronze 200 der von einem Waveguide unterstützte Hochtöner, der durch die Schützenhilfe per Horn mehr Schalldruck erzeugt. „Das entlastet zum einen den Verstärker und ermöglicht es zudem dem Mitteltöner, früher an den Hochtöner zu übergeben. Dadurch hat auch der Mitteltöner mehr ‚Spielraum‘ und somit mehr Natürlichkeit“, erklärt Ragenow.
Zudem werde die Abstrahlung am Übergang vom Mittel- zum Hochton harmonisiert, der „Sweet Spot“, in dem man eine vernünftige Stereowiedergabe erwarten kann, werde größer. Ein nicht ganz unwichtiges Merkmal für einen Schallwandler, der nicht nur auf Musikfreunde mit begrenztem Budget zielt, sondern ganz klar auch auf die Heimkinofans. Wie wichtig diese dem Hersteller sind, zeigt ein Seitenblick auf den Rest des Bronze-Portfolios: Hier gibt es unter anderem Subwoofer, Centerlautsprecher und kleine Aufsatzböxchen, die in definiertem Winkel nach oben strahlen und durch genau definierte Schall-Reflexion fortgeschrittene Surround-Formate wie „Auro 3D“ ermöglichen.
Die Monitor Audio Bronze 200 im Stereo-Setup
In meinem Hör-Arbeitszimmer durfte die Monitor Audio Bronze 200 allerdings zunächst ihre Fähigkeiten in einem klassischen Stereo-Setup unter Beweis stellen. Mir ist klar, dass die preiswerten grauen Kisten in der Regel wohl eher selten von High-End-Elektronik befeuert werden. Gleichwohl bestätigen sie wieder einmal die Binsenweisheit von der anzustrebenden höchstmöglichen Güte der Quellgeräte und Verstärker. An einer Mark-Levinson-Vor-Enstufenkombi klingt die Monitor Audio Bronze 200 im besten Sinn groß, zeigt ein Klang-Volumen, das physisch gar nicht vorhanden ist und macht erstaunlich tiefe und breite Räume auf. „Im Tief-/Mittelton kommt die Damped Concentric Mode-Technologie (kurz DCM) zum Einsatz. Das bedeutet, dass die Tief-/Mitteltöner allesamt von Grund auf neu entwickelt wurden – mit Fokus auf der Dämpfung der Eigenresonanz“, führt Jens Ragenow aus.
Lohn des Aufwandes ist ein sehr präsenter Stimmbereich, der jenem der großen Schwester Monitor Audio Gold 200 angenehm ähnlich ist. Ragenow betont, dass dank des fortschrittlichen Chassis-Designs ein anderes wichtiges Element sehr simpel gehalten werden konnte: „Statt eine komplizierte Frequenzweiche zu konstruieren, die die Eigenresonanz weit hinaus schiebt, hat man die Frequenzweiche bewusst einfach gehalten und die Chassisgeometrie so konstruiert, dass die Lautsprecherchassis selbst die Resonanzen wirkungsvoll wegfiltern“, sagt Ragenow.
Bruchlose Wiedergabe
In der Praxis bedeutet das eine scharf umrissene, aber ohne Härten auskommende Abstimmung. Regelmäßige FIDELITY-Leser wissen, dass ich eine Schwäche für die Historische Aufführungspraxis im Allgemeinen und Sopranistinnen im Besonderen habe. Die junge Sängerin Rowan Pierce geriert sich auf ihrem höchst gelungenen Purcell-Recital (Linn Records) als kundige Erbin der „britischen Nachtigall“ Emma Kirkby. Pierce‘ Stimme ist ein auch in der Höhe immer kontrolliert geführtes, silberhell timbriertes Organ mit interessanter Mezzo-Grundierung. Einfacher gesagt: Die Dame kommt nicht nur sehr hoch hinauf, sondern verfügt bei Bedarf auch über profunde Tiefe. Die weite stimmliche Spannbreite vermag die Monitor Audio Bronze 200 praktisch bruchlos wiederzugeben. Und weil Rowan Pierce zwar in den Höhen strahlt, aber niemals schrill wird, hält es auch ihre britische Landsmännin in unaufdringlicher Noblesse so.
Mit Sub auch Partytauglich
Will man diesen kleinen Schallwandler als Party- und Spaßbox nutzen, dann empfiehlt sich die Anschaffung des passenden Subwoofers. Dann bekommen die Tiefen jene Substanz, derer die große Schwester schon ohne Support fähig ist. Supersauber und bei harten Bassimpulsen sehr kontrolliert wirkt die Monitor Audio Bronze 200 gleichwohl auch als „Solistin“, man muss allerdings dann auf die Tiefbass-Anteile verzichten, für die es schlichtweg schieres Gehäusevolumen und Treiberfläche braucht. Das merken aber im Höralltag eher die beinharten Dub-Anhänger und R&B-Fanatiker. Und die greifen sowieso zu anderen Boxen.
Viel spannender erscheint es, die Monitor Audio Bronze 200 – in diesem Fall ganz artgerecht – als Frontschallwandler für das Heimkino einzusetzen. Die Sprachverständlichkeit ist auch ohne Center-Lautsprecher schon sehr hoch, zudem steht, wie schon angedeutet, eine große Palette von klanglich perfekt angepassten Ausbau-Möglichkeiten zur Verfügung. Mein Fazit als Kinofan: Die Monitor Audio Bronze 200 bleibt bei mir und kommt ins Fernsehzimmer – schon deshalb, damit meine großen Infinity-Boliden nicht all zu neidisch auf die hübsche Kleine werden…
Wir meinen …
Die Monitor Audio Bronze 200 ist ein feingeistiger Einsteiger-Schallwandler mit audiophilem Anspruch und besonderer Eignung für Heimkino-Anwendungen
Technische Daten:
Prinzip: 2,5-Wege
Frequenzgang (-6dB): 45 Hz –bis 25 kHz
Empfindlichkeit: 88 dB
Nennimpedanz: 8 Ohm
Mindestimpedanz: 4.4 Ohm
Maximaler Schalldruck: 112 DezibelA (Paar)
Belastbarkeit (RMS): 120 Watt
Empfohlene Verstärkerleistung: 40 – 120 Watt
Besonderheiten: Bassreflex Dual HiVe II-Port
Übergangsfrequenz: L.F/ M.F: 700 Hz, M.F/ H.F: 2,4 kHz
Chassis-Bestückung: zwei 5 1/2” C-CAM Mittel-Tieftöner; ein 25-Millimeter-C-CAM Gold-Hochtöner mit UD Waveguide
Maße inklusive Blende und Anschlüsse (B/H/T): 17/89/27 cm
Gewicht pro Lautsprecher: 12,8 Kilo
Preis: 775 Euro/Paar (Herstellerangabe)
Mitspieler
CD-Player: Mark Levinson 390s
SACD-Player: Marantz SA14 V1, Sony SCD 333 ES, Pioneer D6, Denon CX2
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, SoReal Audio Seismograph, Dr. Feickert Volare
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL 103R
Vollverstärker: Marantz HD-AMP1, Mark Levinson 5805
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S, Trigon Snowwhite, Marantz SC-22
Endverstärker: Mark Levinson No. 27, Marantz MA-22, John Curl JC3, Trigon Dwarf II
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL, Clearaudio Basic
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, Kef LS50
Kabel unter anderem von Audio Quest, Morrow Audio, In-Akustik und Silnote Audio, diverse Spikes und Untersetzer von ViaBlue