Moby – Reprise
Was soll schon dabei herauskommen, wenn sich zwei alternde Boomer treffen? Innovation ist dabei in der Regel nicht zu erwarten, eher das Pflegen des Status quo. Und dies geschieht bei dieser Zusammenarbeit von Moby und Deutscher Grammophon. Auf der einen Seite ein ehemals ehrwürdiges Label, das neben dem klassischen Mainstream auch einmal Größen der Avantgarde wie Stockhausen oder Henze im Programm hatte, nun aber sein Heil im pseudoprogressiven Crossover und in Neoklassik sucht, und auf der anderen Seite ein alternder Star der Electro-Szene, der bei näherer Betrachtung schon immer mehr auf der kommerziellen denn auf der innovativen Seite stand.
Und so versucht man sich im gegenseitigen Schulterklopfen: Moby lässt sich den hochkulturellen Ritterschlag geben und die DG erhält im Gegenzug „frisches Blut“, auch wenn dieses bei näherer Draufsicht schon arg geronnen erscheint. Nicht, dass Moby etwas substanziell Neues für dieses Album beigetragen hätte, vielmehr wird Bekanntes orchestral aufgedickt, mit neuen Gesangsstimmen versehen, werden die ehemals pochenden Beats noch etwas mehr heruntergefahren, und fertig ist das Album, das in seiner Gesichtslosigkeit dem gestressten Manager Ü50 gefallen sollte und womöglich auch den ein oder anderen Taler in die Kassen beider Seiten spülen wird, aber de facto das Kreativitätsloch bei Künstler und Label nicht stopfen kann.