HIGH END 2024 – zum bersten voll (und ziemlich toll)
Messenachlese, Teil 4: Zum Abschluss des viertägigen Messereigens (gemeint sind unsere Nachbesprechungen, nicht die Messe selbst) kommen hier noch Zahlen und Fakten zur Show, sowie eine Trendanalyse inklusive einiger Anekdoten und Geschichten, die wir im Vorbeigehen aufschnappen konnten.
Die High End sieht sich zu Recht als B2B-Messe. Nur zur Einordnung: eine “Business-to-Business”-Veranstaltung möchte in erster Linie Fachbesucher zusammenbringen. Es geht darum, Hersteller mit Vertrieben zu verknüpfen, Vertriebe mit Händlern – und so weiter. Doch die Aussteller lassen ihre Kunden, Fans und “Endverbraucher” nicht im Stich: Sowohl in den Räumen der beiden Atrien wie in zahllosen Hörkabinen der vier Messehallen konnte man Anlagen und Neuheiten nicht nur bestaunen, sondern auch hören und (bisweilen) anfassen.
Meine Güte, war das voll …
Als konzeptionell bedingtes – und somit unvermeidliches – Nadelöhr erwies sich die seit Ende der Pandemie geltende 50:50-Aufteilung der Messetage. Donnerstag und Freitag waren für Fachbesuchern vorbehalten. Verbraucher erhielten ab Samstag Zutritt. Und hier gilt zu berücksichtigen, dass die High End am Sonntag bereits um 16 Uhr die Pforten schließt. Ergebnis war ein überwältigender Besucheransturm am Samstag. Der viel so heftig aus, dass in den Mittagsstunden zeitweise einzelne Flure und Gänge der Atrien geschlossen und Neugierige nur noch stoßweise vorgelassen wurden. Das Chaos an der Zufahrt zur Tiefgarage des M.O.C. wurde derweil von eigens herbeigeilten Fachkräften (Polizei) geregelt bzw. abgeriegelt. Von alledem bekamen die viele Aussteller in ihren Räumen nichts mit – die freuten sich einfach über rappelvollen Vorführungen.
Dieser Freude können wir uns nur anschließen: Auch, wenn man hier und dort Beschwerden über das Gedränge und die Luftqualität vor allem in den oberen Etagen vernahm, ist es doch großartig, wenn eine HiFi-Show sich als derartiger Publikumsmagnet erweist.
Von Pfropfen zu Bon Appetit
Zwei kleine Anmerkungen hätten wir allerdings: Der Veranstalter setzt bei den Raumplänen mittlerweile auf Bildschirm-Tafeln. Eine großartige Idee, denn anders als die gedruckten Wegweiser früherer Jahre berücksichtigen die digitalen Pläne Änderungen auf den letzten Drücker, die immer wieder vorkommen. Einige dieser Displays standen jedoch direkt an Treppenaufgängen der Atrien, es bildeten sich vor allem am Samstag undurchdringliche Besucher-Pfropfen. Das ließe sich durch dezentes Umplatzieren vermeiden. Anmerkung Nummer zwei ist eine leidige Feststellung, die zum Repertoire nahezu aller Messen gehört. Ich sag es mal so: Wer auf lapprige 16-Euro-Pizzen oder überteuerte Brezn vom Vortag steht, für den war der Catering-Bereichen “Powered by Käfer” der reinste Himmel …
Gut lief’s
In vielen anderen Aspekten müssen wir eine Lanze für den Messeveranstalter Highend Society brechen. Die haben mit ihren gut strukturierten Veranstaltungen, Vorträgen und Goodies wie kostenlosen Kaffee-Theken (an den Fachbesuchertagen) merklich an Präsentation und Professionalisierung der Show gearbeitet. München war in den Tagen vor der Show geradezu gepflastert mit Plakaten und Bannern. Und der ausgedehnte Presseservice informierte in den Tagen vor der Messe über Veranstaltungen, Modalitäten und Aussteller – vorbildlich!
Häufiger vernahmen wir die Kritik, das wunderschöne Atrium 4 sei mittlerweile zum Container-Dorf verkommen (Bild oben). Doch auch dafür sollte man Verständnis haben. Viele Aussteller benötigen Gesprächskabinen für ihre Business-Pläuschchen. Und da ich beim Umherwandern in den Atrien ohnehin neugierig auf die “Schaufenster” der Ausstellungsräume starre, sind mir die Kabinen nicht wirklich aufgefallen – und schon gar nicht negativ.
Zahlen und Fakten
Jetzt aber zu den knallharten Zahlen, die der Messeveranstalter Anfang der Woche in einer offiziellen Meldung rausgegeben hat:
Insgesamt 22.198 Besucher verirrten sich nach München, 11.237 davon waren Fachbesucher, 10.373 Endverbraucher. Die Zahl der B2B-Reisenden überwiegt mittlerweile. Neben insgesamt sieben FIDELITY-Kollegen waren zudem 581 weitere Medienvertreter unterwegs.
Wie in den Jahren zuvor umfasste die Ausstellungsfläche 30.000 Quadratmeter – das gesamte M.O.C. Den Raum teilten sich 513 Aussteller aus 41 Ländern, die glatte 1000 Marken präsentierten. Der Reigen immer neuer Superlative entfällt, da das Ausstellungszentrum an seiner Kapazitätsgrenze ist. Einen kleinen “Workaround” hat die High End allerdings gefunden: Mit (unter anderem) Kii Audio, AVM und GoldNote gastieren immer mehr Aussteller in der gegenüber gelegenen Motorworld.
Ein Abstechern zur hifideluxe
Außerdem darf man nicht vergessen, dass im Marriott Hotel München die Parallelmesse hifideluxe mit ihrerseits einigen Dutzend Herstellern gastierte. 42 Marken zählte der Aussteller dieses Jahr. Wir waren mit mehreren Kollegen vor Ort (die Neuheiten sind in die übrigen Messenachlesen integriert). Für mich besonders spannend war ein Besuch bei Familie Qvortrup im Audio Note-Zimmer. Noch vor wenigen Monaten berichteten wir über die ersten Hertzschläge des neuen Super-DACs Fifth Element. Auf der hifideluxe spielte er cremig und seidig an (auch das neu) AN-E mit Field-Coil-Treibern.
Gibt es Messetrends?
Auf jeden Fall. Insgesamt war die Zahl sensationeller Weltneuheiten geringer als in den vergangenen Jahren. Das mag daran liegen, dass die Hersteller vorsichtiger mit Ankündigungen geworden sind – die oftmals noch Jahre auf sich warten lassen. Trotzdem konnten wir klar erkennen, dass sich die preisliche Flächenabdeckung entspannt. Während es mit Tidal4Bugatti oder Lyravox “Karl der Große” reichlich Superlative zu bestaunen gab, setzten Marken wie Technics (leider ein NDA), Monitor Audio (leider ein NDA) oder Dali alles daran, die Technologien ihrer “Großen” ins kleine, bezahlbare zu übertragen. Den Vogel schießt in dieser Hinsicht Wharfedale mit seinen Bastel-Sätzen für wenige hundert Euro ab.
Trend Nummer zwei ist ein neuer Mut zur Farbe. An vielen Ständen erspähten wir farbenfrohe Ausstellungsmuster, die nach Auskunft der Hersteller nicht nur “Show-Stopper” waren, sondern sich auch ordern lassen. Das stärkt unsere Hoffnung, dass die kommenden FIDELITY-Ausgaben knallebunt werden könnten.
Mehr Informationen rund um die High End 2024 gibt’s bei der HIGH END Society