Marc-André Hamelin – New Piano Works
Marc-André Hamelin gehört zu den größten lebenden Abenteurern an den Klaviertasten.
Niemand spielt die Avantgardisten von gestern und vorgestern mit so viel virtuosem Glanz und so viel künstlerischer Überzeugung wie der vielfach ausgezeichnete Kanadier Marc-André Hamelin. Ob Skrjabin, Roslavets, Medtner, Busoni, Ornstein, Antheil, Gulda, Kapustin oder Feldman: Hamelin macht, dass wir diese Innovatoren erstens ernst nehmen und dass wir zweitens Spaß an ihnen haben. Zweifellos ist Hamelin gleichermaßen Denker wie Virtuose. „Monströs“ hat man sein Spiel genannt, auch „übermenschlich“. Nach seinem Album Études von 2010 stellt er nun erneut kleine Klavierwerke aus eigener Produktion vor (2011–2020). Er hält sich durchaus nicht für einen großen Komponisten, aber er ist ein Musiker, in dem unzählige künstlerische Impulse zusammenlaufen und hin und wieder nach einem kreativen Ventil verlangen. Seine Stücke sind meistens kurz: Miniaturen oder Zyklen von Miniaturen.
Beispielsweise reflektieren die 14 Variationen über die häufig zuvor schon variierte Paganini-Caprice Nr. 24 eine Reihe von Anregungen durch Chopin, Rachmaninow, Alkan und andere von Hamelins Lieblingskomponisten – Anregungen, die aber intellektuell und humoristisch bewusst gebrochen wirken. Hamelins kleine Musiken sind natürlich pianistisch sensationell und erschlagend virtuos. Aber sie sind auch immer heutig, eklektizistisch und mit Dissonanzen aufgepumpt. Ein Spaß auf vielen Ebenen.
Marc-André Hamelin – New Piano Works
Label: Hyperion
Format: CD