Marantz SACD 30n und Model 30 – Die Musikmaschinen
Das ist sie. Die Verschmelzung der Sphären. Der Paradigmenwechsel. Die perfekte Wiedergabe physischer und nichtphysischer Medien auf Augenhöhe. Eine Kombination aus digitaler Multiquelle und dazu passendem Class-D-Vollverstärker, die viele andere Ketten lässig deklassiert. Die neuen 30er von Marantz setzen Maßstäbe. Sie machen gigantischen Spaß beim Hören und Bedienen. Und sie bleiben erschwinglich.
Als die Ankündigung kam, dass eine nagelneue Gerätekombination von Marantz erscheint, war die Erwartungshaltung groß. Hatte der Hersteller doch in der Vergangenheit die Messlatte sehr hoch gelegt. Mit einem Klang, der Feingliedrigkeit und Noblesse, Auflösung und Homogenität vereint und alle Musikfans anspricht, die es gerne etwas voller, satter und gediegener haben möchten, ohne auf Transparenz und Räumlichkeit verzichten zu wollen. Supersolide Unterhaltungselektronik für die Ewigkeit. Als die großen 10er-Komponenten in der Premium-Serie erschienen, wurde klar, dass man bei Marantz nicht nur die Tradition wahrt, sondern weit in die Zukunft denkt: Das Verstärker-Topmodell PM-10 zeigt das immense Potenzial, das in der Class-D-Technologie steckt, der SA-10 zählt mit seiner innovativen Wandler-Technologie, von der auch externe Quellen profitieren, bis heute zu den weltweit besten Lieferanten für hochaufgelösten Digitalstoff. Den Test als ergänzende Lektüre finden Sie übrigens in FIDELITY Nr. 36 oder direkt hier.
Alles das hat bei Marantz nun den Weg in bezahlbarere Regionen gefunden. Model 30 und zugehöriger Netzwerk/SACD-Player SACD 30n verkörpern laut Roland Krüger, Chef des technischen Marketings für Deutschland und Österreich, die neuen Flaggschiffe der Range-Serie. Die Bezeichnung „Range“ steht bei Marantz für die obere Mittelklasse. „Das sind Produkte, die nicht nur sehr gut klingen, sondern zudem auch gut und sinnvoll ausgestattet sind, nützliche Zusatzfunktionen haben und die beste Mischung fürs Geld bieten“, meint Roland Krüger dazu.
Mit knapp 3000 Euro pro Gerät kommen die 30er der Topklasse preislich zwar schon sehr nahe – sind aber jeden Cent wert, denn sie können mit den Premium-Modellen nicht nur klanglich mithalten, sondern bieten echten Mehrwert: Marantz hat ein äußerst pralles Ausstattungspaket geschnürt. Der in Anlehnung an legendäre Vorbilder „Model 30“ getaufte Vollverstärker mit seiner eloxierten Frontplatte – auch das Design wurde vollkommen neu entwickelt – präsentiert sich als Vollverstärker, der nicht nur mit stattlicher Leistung (200 Watt an 4 Ohm, 100 Watt an 8 Ohm) gefällt, sondern dank unbedingter Laststabilität selbst impedanzkritische Schallwandler wie meine betagten Infinity Kappa problemlos befeuert. Dass meine Oldtimer dank der Marantz-Kombi ein zuvor so nicht gekanntes Auflösungsvermögen gepaart mit tonaler Geschlossenheit zeigen, sorgt für den ersten von vielen „Aha-Momenten“, die ich mit dieser wunderbaren Kombination erlebe. Die 30er sind vom Hersteller bewusst aufeinander abgestimmt. Als ich das neue Traumpaar im Rahmen des Tests mit anderen Komponenten „verheirate“, sind die Ergebnisse zwar durchaus ansprechend – aber zu ganz großer Form laufen die beiden 30er erst gemeinsam auf, was für Klang und Handling gleichermaßen gilt.
Dass ich mit dem Thema „Streaming“ lange gefremdelt habe, wissen FIDELITY-Stammleser. Hochgelobte Superduper-Netzwerkspieler hinterließen bei mir oft Unbehagen, weil ihr Setup in meinen Augen etwa so „einfach“ wie die Startroutine eines Kampfjets war. Nichts von dieser unnötigen Komplexität findet sich im SACD 30n wieder. Auch ohne Betriebsanleitung (die lag bei den nagelneuen Testgeräten noch nicht vor) schaffte ich es per Menüführung auf dem Schönschrift-Display des Players in wenigen Minuten, via E-Mail-Adresse und Passwort meinen (kostenlosen) HEOS-Account zu kreieren und so in die Streamingwelt von Denon und Marantz Einlass zu erhalten. Problemlos ließ sich auch mein Tablet einbinden, mit dem dann der Zugriff auf Musikportale wie Tidal oder Amazon Music auf Anhieb klappt. Aus klanglichen Gründen empfiehlt sich die Anbindung des Players per Netzwerkkabel, WLAN ist im 30n zwar genau wie Bluetooth eingebaut, bei HiRes-Stoff stieß das Drahtlos-Protokoll bei mir daheim aber an Grenzen und nervte mit (seltenen) Aussetzern – was wohl auch an meinem längst nicht mehr taufrischen Router lag.
Warum selbst stark komprimierte MP3-Dateien aus dem Netz über den 30n nicht nach Garage klingen, zeigt ein Blick unter die extrem massiven (zum Teil fast sechs Millimeter dicken) Gehäusedeckel der 30er. Diese Technologie, digitale in analoge Signale umzuwandeln, kennt man aus Marantz’ 10er-Serie und den eng verwandten Ruby-Modellen. Der Hersteller nennt das Prinzip „MMM“, was „Marantz Musical Mastering“ bedeutet. MMM kommt ohne eine das Signal beeinflussende Digitalfilterung aus. Weil der Ein-Bit-Datenstrom („Direct Stream Digital“, kurz DSD) das Signal mittels ganz vieler Nullen und Einsen so genau abbildet, dass eine Kopie der analogen Wellenstruktur entsteht. „Das Signal ist im Grunde genommen analog“, erklärte Entwickler Rainer Finck seinerzeit im Gespräch mit FIDELITY, verschwieg allerdings, dass man sich schnell hässlich klingende Digital-Artefakte einhandelt, wenn die D/A-Wandlung nicht mit höchster Rechengenauigkeit vonstattengeht.
Bei der 30er-Kombination wurde ich von der Präsenz klassischer Gesangsstimmen, von hinreißend rauen Pop- und Soulröhren, von superknackigen, tief reichenden Bässen und frappierender Räumlichkeit in die Musik gezogen, aber niemals von Verzerrungen irritiert. Dafür dürfte nicht zuletzt die im 30n eingebaute Master-Clock verantwortlich sein, die Digitalsignale von in- und externen Quellen grundsätzlich neu taktet. Der digitale Jitter, eine Signalverzerrung, die durch mangelhafte Synchronisierung hervorgerufen wird, wird beim 30n mithilfe eines „Säuberungs-Schaltkreises“, in dem ein Chip namens Si5317 Dienst tut, unterdrückt.
Hohe Ingenieurskunst wird bei der Signalaufbereitung spürbar: PCM-Signale mit 44,1 Kilohertz, wie sie von der CD, aber auch oft von den Streamingportalen in Standardversion kommen, werden beim 30n in der ersten Hälfte des DACs in DSD mit 11,2 Megahertz umgewandelt, das herausragende Tonformat der SACD. Der so gewonnene Ein-Bit-Datenstrom wird von einer programmierbaren logischen Schaltung (CPLD) in der zweiten DAC-Hälfte wieder in ein Analogsignal konvertiert. Die Wandler-Bausteine und die verwendeten Algorithmen sind eine echte Besonderheit, da Marantz sie in Eigenregie entwickelte.
Der Lohn des immensen Aufwandes? CD, SACD und Webstreams kommen klar gezeichnet, frisch und anspringend daher. Von Qualitäts- und Niveauunterschieden zwischen den Quellen keine Spur. Und auch die Balance ist herausragend: Obwohl die Detailfülle riesig ist, kann man der Kombi über viele Stunden mit Genuss folgen. So habe ich das bei Decca als Hybrid-SACD erschienene Händel-Recital der Sopranistin Renée Fleming in drei Varianten (CD, SACD und Streaming-File) unter die Lupe genommen und fand die Gemeinsamkeiten auffälliger als die Unterschiede. Ja, das ist eine Ausnahmestimme, und ja, die Toningenieure meinten es bei der Abmischung mit den Spitzentönen der nicht mehr ganz jungen Diva offenbar zu gut. Für Gettoblaster mag dieser Mix passen, über normal timbriertes Stereo-Equipment können Bravourstücke wie „Ombra mai fu“ schnell in den Ohren wehtun. Der SACD 30n wahrt Wahrheit und Contenance, aber vor allem Eleganz und Fluss. Bei dieser Musikmaschine mit ganz großem Wohlfühlfaktor sind Vorurteile gegenüber digitaler Speicherung gegenstandslos, und die Ohren werden nicht strapaziert, sondern umschmeichelt. Nachdem der 30n über eine Vielzahl digitaler Eingänge inklusive USB verfügt, profitieren von der überlegenen Wandlertechnik alle digitalen Quellen und werden auf eine neue Ebene von gleichermaßen sonorem wie filigranem Klang gehoben.
Das Model 30 ist, wie schon angedeutet, für diesen Zuspieler der Extraklasse der Idealspielpartner: eine Schaltzentrale, wie man sie sich wünscht. Wenn man ihn mit dem Player über die Steuer-Cinchbuchsen verbindet, ist die Anlage vom Tablet aus steuerbar. Die Wunschmusik für einen gelungenen Tag darf gerne etwas lauter sein, ohne dass das Model 30 komprimieren oder gar ins Clipping geraten würde – Class D macht es möglich. Wichtiger erscheint mir aber, dass dieser Schaltverstärker den Klangfarbenreichtum einer klassischen Röhre mit der Tieftonwucht und der Grundtonmacht eines guten Transistors vereint und eine Auflösung bietet, für die man anderswo deutlich mehr hinlegen müsste. Auch hier zeigt der Blick in die „Innereien“, dass Marantz sich im obersten Regal bedient hat: Die Vorverstärkung überlässt man den selbst entwickelten „HDAM-SA3“-Modulen, clevere Servoschaltungen halten die Zahl der Koppelkondensatoren und damit der Klang-Flaschenhälse klein. Sahnestück ist der eingebaute Phonoverstärker für MM- und MC-Systeme, der bei MCs eine dreistufige Anpassung der Impedanz per Drehschalter auf der Frontplatte erlaubt – Bedienluxus pur, Mäuseklavier ade. Sogar ein Klangregelnetzwerk findet sich, das den typischen Marantz-Sound auch in aktiviertem Zustand nicht beeinträchtigt.
Mit seinem neuen Traumgespann generiert Marantz in gewisser Weise eine neue Klasse: Mit der erhabenen Technik der bestens beleumundete 10er – und freilich auch mit vielen neuen Ideen – sind die Marantz-30er so etwas wie die neue Oberklasse der Mittelklasse. Erschwingliche Komponenten mit herausragender Verarbeitung, einem tollen Design und purer Musik im Blut. Diese Kombi muss man einfach haben!
Wir meinen
Der Netzwerk/SACD-Player SACD 30n spielt physische wie nichtphysische Medien souverän und satt. Und er ist kinderleicht einzurichten und zu bedienen. Mit dem Class-D-Vollverstärker Model 30 ist der Idealpartner schnell gefunden, zusammen sind sie ein Traumpaar, das weit über seiner Klasse spielt.
Info
Netzwerk/SACD-Player SACD 30n
Konzept: SACD-Player sowie Netzwerk- und Mediaplayer mit eingebautem „MMM“-D/A-Wandler, der den Anschluss externer Digitalquellen erlaubt
Eingänge: 1 x S/PDIF koaxial (Cinch), 2 x S/PDIF (optisch), USB (Computer), Bluetooth, LAN, WLAN
Ausgänge: Line-Ausgang (Cinch), regelbarer Analogausgang (Cinch), 1 x S/PDIF (Cinch), 1 x S/PDIF (optisch), USB (5 V/1 A) zum Laden von Smart-Devices
Besonderheiten: D/A-Wandlung bis 192 kHz PCM, 11.2 MHz DSD, neu entwickelte HDAM-SA3-Ausgangsstufen, HEOS-Anbindung (inkl. Multiroom), Downmix auf Stereo bei Multikanal-SACDs
Ausführungen: Silber-Gold und Schwarz
Maße (B/H/T): 44/13/43 cm
Gewicht: 13,7 kg
Preis: um 3000 €
Vollverstärker Marantz Model 30
Konzept: Zweikanal-Vollverstärker mit Class-D-Endstufen
Leistung (4/8 Ω): 200/100 W
Eingänge: 4 x Line In, 1 x Phono In (MC, Impedanz in drei Stufen einstellbar), Endstufen-Direktzugang
Ausgänge: 1 x Record Out, 1 x Line Out
Besonderheiten: Klangregelnetzwerk (abschaltbar)
Ausführungen: Silber-Gold und Schwarz
Maße (B/H/T): 44/13/43 cm
Gewicht: 14,9 kg
Preis: um 3000 €
Kontakt
D&M Germany
An der Kleinbahn 18
41334 Nettetal
Telefon +49 2157 12080
Mitspieler
CD-Player: Mark Levinson 390s
SACD-Player: Marantz SA14 V1, Sony SCD 333 ES, Pioneer D6, Denon CX2
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, SoReal Audio Seismograph, Dr. Feickert Blackbird
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL-103R, Dynavector Te Kaitora
Vollverstärker: Marantz HD-AMP1, Mark Levinson 5805
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S, Trigon Snowwhite, Marantz SC-22
Endverstärker: Mark Levinson No. 27, Marantz MA-22, John Curl JC3, Trigon Dwarf II
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL, Clearaudio Basic
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, Kef LS50, Monitor Audio Gold 200
Kabel: u. a. von AudioQuest, Morrow Audio, in-akustik, Silnote Audio
Phonokabel: H.J. Schulz
Zubehör: diverse Spikes und Untersetzer von ViaBlue.