Klangskulptur
Magnats Signature 909 zeigt, was einen superben Standlautsprecher auszeichnet: Ihr entgeht kein Detail und der enorme Wirkungsgrad erhebt die Verstärkerwahl zur bloßen Frage des Geschmacks.
Als ich vom Kind zum Jugendlichen wurde, änderten sich auch die Themen der Pausengespräche. Statt um Mädchen und Autos (die wir offiziell noch nicht fahren durften) drehte es sich immer öfter um Unterhaltungselektronik. Musikfreaks waren wir alle irgendwie. Einer meiner Klassenkameraden aus begütertem Haus konnte sich in jenen Jahren aber auch schon die amtliche Hardware leisten. Der Junge besaß mit 16 nicht nur einen hochwertigen Plattenspieler und die zugehörige Anlage (während wir anderen meistens noch mit Kofferradios oder – Gipfelpunkt des Luxus – Radiorecordern hörten), er fixte auch die anderen an. Zum Beispiel mit seinem Nakamichi-Tapedeck …
Damals, in den späten 1970er Jahren, hatte der Name Magnat einen Ruf wie Donnerhall. Die Lautsprecher aus deutschen Landen waren in etwa so gefragt (und in der Relation auch so teuer) wie die schwäbischen Automobile mit dem Stern oder ihre bayerischen Gegenstücke mit dem blauweißen Propeller auf der Haube.
Klassenbeste
Dann wendete sich das Blatt, und zwar nicht nur für Boxenbauer. Die sich globalisierende HiFi-Branche benötigte keine majestätischen Magnaten mehr, sondern clevere Individualisten. Deutschland war als Produktionsstandort nicht mehr so gefragt wie einst. Kostenreduktion lautete die Folge, ein Umzug ins Ausland war das Mittel der Wahl. Der Kampf ums Überleben gegen eine bisweilen übermächtig erscheinende Konkurrenz zwang zu Firmenfusionen. So finden sich Heco (gegründet 1949) und Magnat (Jahrgang 1973) seit Jahrzehnten unter einem Firmendach. Die gemeinsame Zentrale liegt in Pulheim bei Köln.
Manche Highender lassen die Lautsprecher-Kreationen der Heco/Magnat-Gruppe seither links liegen und verpassen damit äußerst bemerkenswerte Schallwandler, die mit den Modellen jedes Mitbewerbers problemlos mithalten. Aktuellstes Beispiel dafür ist die Magnat Signature 909, die das Flaggschiff des Boxen-Lineups bei Magnat verkörpert und im FIDELITY-Hörraum eine ausgezeichnete Figur machte – mit einer Klangqualität deutlich jenseits der 3400-Euro-Klasse, in der sie antritt.
Die Signature 909 in höchsten Sphären
Laut Hersteller ist das Sahnestück dieses Vierwege-Konzepts das sogenannte High-Res-Hochtonmodul mit zwei „fmax-Signature“-Hochtonkalotten – einer 20-Millimeter Superhochtonkalotte, die, so Magnat, ein „ideales Rundstrahlverhalten“ aufweist und bis zu 55 Kilohertz wiedergeben kann. Für den Brückenschlag in tiefere Frequenzbereiche, für die Mitten ist ein 170-Millimeter-Chassis zuständig, dient eine 30-Millimeter-Hochtonkalotte mit Koppelvolumen, langhubigem Antrieb und breiter Sicke für möglichst tiefe Ankopplung zum Mittelton. Dafür hat die Magnat Signature 909 sich eine Hi-Res-Audio-Zertifizierung verdient.
Tatsächlich ist der Detailreichtum, den die Redaktion bei den Testprobanten unter anderem mit dem fulminanten Dr. Feickert Analogue Blackbird auslotete, eine der ganz großen, ohrenfälligen Stärken der großen Magnat. Hier werden selbst bei wohlbekannten Aufnahmen Einzelheiten hörbar, die bei anderen Lautsprechern schlichtweg inexistent sind. Ähnlich eines Wimmelbildes wird aus den ungemein vielen Einzelkomponenten, welche die Magnat Signature 909 mit völliger Selbstverständlichkeit in allen Frequenzbereichen liefert, ein geschlossenes Ganzes – wie ein farbiges Gemälde mit betont feinem Pinselstrich und fragiler Textur.
Wohnzimmertauglich
Auf der anderen Seite ist diese stattliche, aber dennoch voll wohnzimmertaugliche Klang-Skulptur mit ihren beiden 20-Zentimeter-Tieftönern zu echtem Tiefbass fähig und wuchtet bei Bedarf so hohe Pegel auch in größere Räume, dass es dem Gehör schon nicht mehr zuträglich ist. Die Geräte-Fluktuation – manche Verstärker-Preziosen für den Testfuhrpark waren noch nicht da, andere schon wieder weg, als die Signature 909 ihr Gastspiel in Ismaning gab – sorgte für eine Reduktion auf das Wesentliche. Und für ein paar überaus spannende Erkenntnisse im Hörtest.
Für dessen ersten Durchgang wurde die Magnat Signature 909 mit Trigons Vollverstärker „Exxceed Integrated“ verbandelt, der dank des hohen Wirkungsgrades der Magnat (93 dB) mit dem Lautsprecher erwartungsgemäß keine Probleme hatte. Der Bass so perfekt umrissen, als hätte ihn ein imaginärer Akustik-Laserschneider aus Vollmaterial modelliert, die Mitten nobel, die Höhen frisch und alert. Verseilt war die Magnat/Trigon-Kombi mit Kabeln des Schweizer Profi-Ausrüsters Vovox. In dieser Konfiguration gerierte sich die Signature 909 als veritabler Abhörmonitor, der absolute Neutralität mit größter Pegelfestigkeit vereint. Zum lustvollen Genusshören freilich war das Gebotene eine Spur zu neutral, ein wenig zu sachlich.
Ein Gespür für Spezialisten
Ein radikaler Wechsel sorgte nicht nur für Erleuchtung, sondern auch für ausgesprochen beglückende Hör-Erlebnisse. Der Trigon-Vollverstärker wich dem Audio-Note-Einsteigerverstärker iZero. Ein verblüffend schwergewichtiges Maschinchen im Miniformat, das gerade einmal acht Watt pro Kanal auf die Ausgangsklemmen drückt. Mit der Signature 909 hat der schneeweiße Zwerg keinerlei Probleme, vereint Druck und Kontrolle und bringt vor allem die zuvor ein wenig vermissten Klangfarben mit, derer dieser Ausnahmelautsprecher in kaleidoskopbunter Pracht fähig ist. Ein Übriges tut ein Wechsel der Vovox-Strippen auf In-Akustik. Das kleine „Air“-Lautsprecherkabel (Referenz LS-2404 Air Pure Silver) aus Ballrechten-Dottingen erweitert den Raum, verbessert die Ortbarkeit virtueller Schallquellen und sorgt für mehr Luft zwischen ihnen. Stimmen bekommen mehr Anmut, Orchester eine Spur mehr Streicherglanz und Bläserschmelz.
Das eigentlich Überraschende daran: Alle diese Veränderungen beziehungsweise „Tuningmaßnahmen“ bildet die Magnat Signature 909 mit höchster Akribie ab und hält sich aus dem Geschehen ansonsten elegant heraus. Das macht diesen Schallwandler mit seinem ansprechenden Macassar-Furnier (wahlweise gibt es die Magnat Signature 909 auch in noblem Pianoschwarz) nicht nur zur idealen Testbox für HiFi-Journalisten, die damit treffsicher jede Änderung in einer Stereokette nachvollziehen können, sondern auch zur im wahrsten Sinne des Wortes preiswerten Allroundbox, deren Besitzer mit ihr eine Rundum-Zufiedenheitsgarantie einkaufen.
Wir meinen …
Aufstellen, anstöpseln, Spaß haben: Die Magnat Signature ist weder aufstellungskritisch noch eine „Zicke“ in Sachen Verstärker. Ihr hoher Wirkungsgrad macht sie zur umgänglichen Spielpartnerin auch und gerade für Röhrenverstärker, deren Klangfarbenfülle sie eins zu eins umsetzt
Technische Daten
Prinzip: Vierwege-Standlautsprecher, Bassreflex
Bestückung: Hochton-Einheit mit einem 20-Millimeter-Kalottensuperhochtöner und einem 30-Millimeter-Kalottenhochtöner; ein 170-Millimeter-Mitteltöner; zwei 200-Millimeter-Tieftöner
Frequenzbereich: 22 – 55000 Hz
Belastbarkeit (RMS / maximal): 280 / 500 Watt
Nennimpedanz: 4 bis 8 Ohm
Übergangsfrequenzen: 380 Hz / 2400 Hz / 17500 Hz
Besonderheiten: Hi-Res-Audio-Zertifizierung
Garantie: 5 Jahre (Lautsprecher), 2 Jahre (Elektronik)
Paarpreis: um 3400 Euro
Mitspieler
CD-Player: Mark Levinson 390s
SACD-Player: Marantz SA14 V1, Sony SCD 333 ES, Pioneer D6, Denon CX2
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, Dr. Feickert Analogue Volare und Blackbird
Tonabnehmer: Clearaudio Da Vinci und Jubilee MC, Denon DL 103R, Dynavector Te Kaitora Rua
Vollverstärker: Marantz HD-AMP1, Mark Levinson 5805
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S, Trigon Snowwhite, Marantz SC-22
Endverstärker: Mark Levinson No. 27, Marantz MA-22, John Curl JC3, Trigon Dwarf II
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL, Clearaudio Basic, Dr. Feickert Analogue Vero
Lautsprecher: Infinity Kappa 7.2 Series II, Kef LS50, Monitor Audio Bronze 200
Kabel unter anderem von Audio Quest, Morrow Audio, In-Akustik und Silnote Audio, diverse Spikes und Untersetzer von ViaBlue