Luxman D-07X
Er sieht aus wie ein CD-Spieler in Übergröße, ist aber ein audiophiles Rechenzentrum: Der Luxman D-07X markiert eine neue Klasse.
In aller Kürze:
Ob Musik von Silberscheibe, Datei oder aus dem Netz: Der Luxman D-07X verarbeitet jedes Signal auf absolutem Exzellenzniveau.
Es gibt unterschiedliche Auffassungen davon, was Luxus ist. Eine moderne Interpretation sieht vor, dass man auf ein möglichst bequemes Sofa fällt, ein paar Handgriffe auf einem mobilen Endgerät tätigt und der Musik freien Lauf lässt. Das ist die spartanische Lesart: Man benötigt dafür nicht viele Geräte, um die man sich nach der Installation auch nicht mehr sonderlich kümmern muss. Umgekehrt kann man aber auch sagen, dass der eigentliche Luxus darin besteht, sich über die Dauer eines Musikabends dann und wann am Regal zu schaffen zu machen und bei der Suche nach der einen CD, die es jetzt unbedingt sein soll, etwas Cognac zu verschütten. Das ist die opulentere Lesart, weil dafür deutlich mehr Einsatz erforderlich ist: Man benötigt wenigstens ein Regal. Dafür wählt man seine Musik aus einem kleineren Pool mit größerem Bedacht aus, genießt die Ruhepausen beim Einlesen des neuen Tonträgers und – am wichtigsten! – man sieht währenddessen nicht, ob man eine Whatsapp bekommen hat. Denn der Empfang von Textnachrichten ist eines der wenigen Dinge, für die der D-07X nicht ausgelegt ist.
Der Luxman ist zunächst einmal ein SACD- bzw. CD-Spieler und sieht auch so aus. Zusätzlich kann er als DAC agieren und spielt als solcher im Grunde genommen alles, was nicht Vinyl ist – und zwar auf Exzellenzniveau. Der neue Player ist angesiedelt zwischen dem bereits recht stattlichen D-03X und dem State-of-the-Art-Player D-10X, der auch preislich mit rund 17 großen Scheinen die Grenze des Möglichen touchiert. Dass es sich schon beim 07 nicht gerade um einen handelsüblichen CD-Spieler handelt, wird schnell klar: Das Gerät kommt auf einer Palette via Spedition, es wiegt stolze 17 Kilogramm und kratzt mit seinen 44 Zentimetern Breite und 41 Zentimetern Tiefe bereits an den Grenzen des gewohnten HiFi-Gardemaßes.
Der D-07X ist ein ordentlicher Koloss, zweifelsohne, dessen optischer Auftritt aber elegant ausfällt. Dass man es mit einer Edelkomponente zu tun hat, ist unmissverständlich – Chassis, Anschlussbuchsen, Taster: Alles fasst sich hervorragend an und entspricht einer klaren Linie; sämtliche Elemente sind von bester Qualität, nichts wirkt protzig. Wäre da nicht die schiere Größe, könnte man das klassische Design des Players als vornehmes Understatement werten. Frontseitig regiert absolute Unaufgeregtheit: Wir sehen unterhalb des auch aus der Ferne gut ablesbaren Displays im typischen Luxman-Orange mit den üblichen Informationen wie der Tracknummer und der Laufzeit größere runde Taster, mit denen unverzichtbare Funktionen wie Start, Stop und Skip abrufbar sind. Übergreifende Funktionen wie die Auswahl der digitalen Ein- und Ausgänge, die Auswahl zwischen CD und SACD und eine Phasenumdrehung lassen sich mittels danebenliegender kleinerer Taster ansteuern. Der Betriebsschalter sitzt – auch dies Luxman-typisch – in einer kleinen Mulde.
Es mag vielleicht etwas überspannt klingen, doch macht es einen ungeheuren Spaß, die Bedienelemente zu betätigen. Erstens kann man bei einem Gerät für knapp 12 000 Euro erwarten, dass eine hochqualitative haptische Rückmeldung der Bedienelemente kein belangloses Detail ist. Zweitens muss man dafür aber keine App öffnen und sich mit irgendeiner Bedienoberfläche auseinandersetzen. Das entspannt, ist erfrischend einfach und gelingt auch bei nachlassender Beleuchtung in langen Hörnächten tadellos.
Besonderes Vergnügen bereitete es mir, den Tray des Laufwerks zu bestücken. Die Schublade aus Aluminiumdruckguss gleitet samtweich heraus, hat keinerlei Spiel und nimmt den Tonträger geradezu festlich in Empfang. Und wenn der Silberling in Rotation versetzt wird, hört man: nichts – jedenfalls keinerlei Laufwerksgeräusche. Der japanische Hersteller spricht hier von einem „LxDTM“-Mechanismus, wie er auch beim Flaggschiff D-10X zum Einsatz kommt. Damit ist ein stabiles Gehäuse mit Seitenrahmen und Deckplatte gemeint, das an der Seitenwand angebracht ist. Weil auch dies exquisit ausgeführt ist, vibriert – wie auch sonst nirgendwo, weder extern noch intern – absolut gar nichts. Dass dies nicht nur für eine wunderbare Laufruhe sorgt, sondern dem Laser seine Arbeit erleichtert, kann man sich vorstellen. Übrigens war es nicht möglich, den D-07X beim Einlesen mit auch noch so heftig zerkratzten Tonträgern zu überfordern oder zum Springen zu bewegen.
Auf der Rückseite ist vergleichsweise viel los, schließlich soll der Luxman D-07X einige Zuspielmöglichkeiten bieten. Der USB-Anschluss erlaubt sowohl PCM wie auch DSD, die koaxialen und optischen Eingänge unterstützen bis zu 24 Bit/192 Kilohertz. Digital geht es optisch und koaxial heraus, analog mit vergoldeten Cinch-Anschlüssen im 32-Millimeter-Raster oder per Neutrik-XLR.
Was hineingeht, läuft – nachdem es im Bedarfsfall den MQA-Decoder passiert hat, denn auch diese Spezifikation wird unterstützt – in die DAC-Chips BD34301 EKV des Halbleiterherstellers Rohm. Der High-End-Chip wurde für musikalische Anwendungen entwickelt und von Luxman zweimalig in monauraler Anordnung verbaut. Neben hervorragenden Messwerten in puncto Verzerrung und digitales Rauschen bieten sie zwei FIR-Filter. Das Chip-Layout setzt auf kurze Wege, um so wenig Laufzeitunterschiede in der Clock zuzulassen. Ein eigener Schaltkreis überprüft dies am Ende noch einmal, bevor die Signale der beiden DAC-Chips in das neu entwickelte I/V-Wandlersystem fließen, das es in vier diskrete, im Mono-Modus operierende Verstärkermodule speist. Gefiltert wird am Ende in der Pufferstufe und nicht mittels eines Low-Pass, was natürlich „runde“ Wellenformen begünstigen soll.
Sagen wir es mal so: Herbert von Karajan, einer der wesentlichen Protagonisten des CD-Zeitalters, hätte sich eine solch ausentwickelte Technik bestimmt nicht zu träumen gewagt. Greifen wir also zu Beginn zu den Berliner Philharmonikern unter seiner Führung, wie sie Hadyns Sinfonie Nr. 82 („L’Ours“) in C-Dur in Szene setzen. Was für ein Fortissimo! Und tatsächlich: Die großen, aber nicht extremen Dynamiksprünge im Vivace assai nach der Chromatik kommen prompt und naturbelassen. Die Pauken stehen eindrucksvoll im Raum, Flöten und Violinen strahlen, bleiben aber – soweit das bei dem den Effekt nicht scheuenden Karajan möglich ist! – auf dem Teppich. Der Luxman bleibt unaufgeregt, aber nicht spielunfreudig. Er führt gewissermaßen souverän durch die Sinfonie, zeigt die Highlights, bettet sie aber stimmig in die Gesamtperformance ein.
Schauen wir, was mit weniger exzellenten Aufnahmen passiert: Californication von den Red Hot Chili Peppers gilt als Opfer des „Loudness War“, ist das Album doch so „heiß“ gemastert, dass die digitalen Verzerrungen deutlich zu hören sind. Der Luxman zeigt auch dies insbesondere im Beckenspiel. Vergleichsweise erscheint dies aber ungewohnt mild. Natürlich kann er an den Wellenformen des Ausgangsmaterials nichts mehr ändern, allerdings zeigt er den unkritischen Bereich des Klangbilds so detailreich und deutlich, dass sich eine Art Gegengewicht zu den Artefakten in den Höhen und bei den Transienten ergibt.
SACD-seitig bietet das Regal eine eher kleine Auswahl. Und so müssen nun die unvermeidlichen Dire Straits mit dem Album Brothers In Arms zum Formatvergleich herhalten: Erwartungsgemäß zeigt sich die SACD sehr transparent und in den Höhen kristallin aufgelöst, die CD-Variante hat mehr Körper – und im Streaming steht das Schlagzeug deutlich weiter vorne, auch im Bassbereich ist viel da, was es vorher nicht gab. Nun sind diese Effekte aber zu einem großen Teil der jeweiligen medientypischen Abmischung geschuldet und nicht ursächlich durch den Mediaplayer herbeigeführt. Aber: Die Unterschiede sind sehr deutlich, und der Luxman arbeitet die Besonderheiten so klar und überzeugend heraus, dass man meint, gänzlich andere Musik oder Musik in einem gänzlich anderen Setup zu hören.
Was also ist Luxus? Sicher ist es die Entscheidungsfreiheit, wie man seine Musik am liebsten hört. Der Luxman D-07X nimmt es auf mit allem, was die Archivbestände hergeben, und ist in den unterstützten Formaten eine zukunftssichere Investition (und bis zu einer bestimmten Grenze wahrscheinlich auch erdbebensicher). Vor allem aber tut er dies in einer Art und Weise, dass man sicher sein kann, dass es hochwertiger nicht mehr geht.
Info
SACD-Player Luxman D-07X
Konzept: CD/SACD-Spieler mit externen Wandler-Eingängen
Eingänge digital: koaxial, USB, optisch
Ausgänge analog: 1 x Cinch (unsymmetrisch), 1 x XLR (symmetrisch)
D/A-Wandler: 2 x ROHM BD34301EKV (monauraler Betrieb)
Unterstützte Tonträger: SACD, CD (CD-R, CD-RW, MQA-CD)
Unterstützte Tonformate: PCM bis 32 bit/768 kHz, DSD bis 22,4 MHz
Frequenzgang: CD (+0/−1 dB) 5 Hz bis 20 kHz, SACD (+0/−3,0 dB) 5 Hz bis 38 kHz, USB (+0/−3,0 dB) 5 Hz bis 47 kHz
Harmonische Verzerrung: CD 0,0016 %, SACD 0,0007 %, USB 0,001 %
Signal-Rausch-Abstand: CD 122 dB, SACD 125 dB, USB 122 dB
Leistungsaufnahme: 37 W
Besonderheiten: Laufwerk mit „LxDTM“-Mechanismus
Ausführung: Silberfarben
Maße (B/H/T): 44/13/41 cm
Gewicht: 17 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 12 000 €
Kontakt
IAD GmbH
Johann-Georg-Halske-Straße 11
41352 Korschenbroich
Telefon +49 2161 617830
Mitspieler
Quellen: Creek Evo 2, Lumin X1, Soulnote Z-3, Audio Note CD3.1x/II
Verstärker: Aavik I-880, TEAC AP-701
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW, Neat Momentum 4i, Bryston Mini A, Focal Alpha 80