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Loewe multi.room amp

Loewe multi.room amp

Da steckt mehr drin, als man denkt

Loewe multi.room amp

Muss ich mich schuldig fühlen, wenn ich den Kern eines Produkts bewusst ignoriere? Loewe sieht in seinem multi.room amp eine zweikanalige Allround-Lösung für alle Aspekte von Multiroom- und AV-Vernetzungen – endlose Möglichkeiten mit durchdachtem Bedienkomfort. Ich sehe darin eine der günstigsten Möglichkeiten, an ein leistungsfähiges Bi-Amping-Setup zu kommen – mit ein paar sehr brauchbaren Extras.

Loewe multi.room amp

In aller Kürze:
Der Loewe multi.room amp bietet Streaming, Multiroom, HDMI und mehr – Loewes Alleskönner punktet aber vor allem mit exzellenter Bedienung und einem herausragend dynamischen Charakter.

Loewe multi.room amp


Wir haben vor einigen Ausgaben in einer „Sneak Preview“ über Loewes multi.room amp gesprochen, wobei „Preview“ fast übertrieben scheint: Faktisch konnten wir das Gerät für einige Momente in der Hand wiegen und uns von Loewes Hardware-Chef Alfred Hassaoui die Grundzüge des Konzepts skizzieren lassen. Doch wie seinerzeit geschildert, haben uns die Features des handlichen Vollverstärkers derart begeistert, dass wir ihn direkt zum Test bestellten. Die Idee hinter Loewes Wunderkiste lässt sich so umreißen: Der Hersteller aus dem oberfränkischen Kronach sieht in dem Kraftriegel die logische Abrundung seiner immer klangvolleren TV-Welt. Die jüngste Generation der faszinierenden Bildschirme lässt sich schnurlos mit einer stetig wachsenden Staffage an Soundbars, Subwoofern und Aktivlautsprechern vernetzen. Dabei sind der logischen Verschaltung kaum Grenzen gesetzt. Eine Soundbar kann Center sein oder die gesamte „Frontstage“ übernehmen, Aktive dürfen „surrounden“ oder Fernsehton und Musik in Nebenräume übertragen – allein oder im Stereo-Set.

Wer bereits passive Lautsprecher besitzt, muss die nicht der Gebrauchtbörse übereignen: Mit dem multi.room amp lassen sie sich ebenfalls ins Netzwerkkonzept integrieren und unkompliziert als rückwärtige Surround-Lautsprecher oder als eigenständige Anlage in Nebenzonen verwenden. Und mehr noch: Da die Vernetzung bidirektional arbeitet, können mit dem amp verbundene Quellen an funkende Kollegen im Heimnetzwerk weitergeleitet werden – der kleine Kraftzwerg ist damit auf Wunsch auch eine eigenständige Kommandozentrale. Mangels kompatiblem Fernseher oder weiterer „Klang-Modelle“ konnten wir das freilich nicht nachvollziehen. Als unverbesserliche HiFi-Nerds interessierte uns das ausgeklügelte AV-Konzept ohnehin nur am Rande. Was mich ab der ersten Sekunde anfixte, waren der Preis von gerade noch unter 1000 Euro und eine Reihe kleiner Details, die belegen, dass HiFi für Hassaoui und sein Entwicklungsteam kein Fremdwort ist. Loewes „Head of Electronic Engineering“ schien im Gespräch sogar merklich stolz, dass die Kronacher nach langer Pause wieder einen Fuß in diese Welt gesetzt haben.

Loewe multi.room amp
Via Fernbedienung lassen sich verschiedene Klangaspekte wie Balance oder die Eingangspegel-Anpassung der Quellen einstellen. Die Leuchtsegmente des „Zierstreifens“ an der Stirnseite der Gehäusefront illustrieren die aktuellen Werte. Außerdem zeigt ihre Farbe die gerade gewählte Quelle an.

Das erste dieser Details sind unerwartet pfiffige Lautsprecherterminals. Die vergoldeten „Stöpsel“ lassen sich herausziehen und geben den Blick auf Öffnungen frei, in denen man Bananenstecker verankern kann. Die abnehmbaren Steckeraufsätze lassen sich derweil mit Kabellitzen oder Gabelschuhen verschrauben und anschließend wieder ins Gehäuse stecken – eine praktische Montagehilfe, die Gefummel und entnervte Flüche vermeidet.

Direkt oberhalb der Terminals liegen ein analoger Line-In, ein geregelter Line-Out sowie ein Mono-Abgriff für einen Subwoofer. Zur Linken befinden sich ein LAN-Anschluss (nebst Durchschleifpunkt) sowie ein ARC-HMDI-Eingang. Letzterer erlaubt es, einen Fernseher (auch Modelle, die nicht von Loewe stammen) in den multi.room amp zu speisen und den Verstärker über die TV-Fernbedienung zu pegeln. Die LAN-Buchse beziehungsweise das ebenfalls implementierte WLAN bieten ungehemmten Zugriff auf Netzwerk-Standards wie Chromecast, AirPlay 2, DTS Play-fi oder Spotify Connect. Man kann den Verstärker direkt vom Computer, Smart Device oder TV aus mit Musik und Filmton beliefern. Außerdem ist der multi.room amp „Roon Tested“, und er lässt sich via Google Home oder Alexa sprachsteuern. Als Abrundung der Konnektivität kommen schließlich Bluetooth und ein USB-Anschluss für Musikdatenträger hinzu. Und falls man das überhaupt noch erwähnen muss: Alle digitalen Signalzugänge sind natürlich hochbitfähig.

Eine regelrechte Meisterleistung steckt in der Bedienung des kompakten Verstärkers – es gelang den Loewe-Designern, all diese Möglichkeiten ohne Menüs oder knifflige Setups in den amp zu schnüren. Zunächst gingen wir davon aus, dass der HDMI-Anschluss Zugriff auf irgendeine Art von On-Screen-Menü gewährt. Doch weit gefehlt: Es handelt sich „lediglich“ um einen Audio-Signaleingang. Man verbindet den Verstärker einfach mit dem heimischen LAN-Netzwerk oder drückt die rückwärtige WPS-Taste für direkten WLAN-Zugang ohne lästige Passworteingabe – und schon steht er allen kompatiblen Geräten und Apps zur Verfügung. In der Tidal-Oberfläche (Windows 11) zum Beispiel taucht er augenblicklich als Chromecast-Gerät auf. Tiefere Möglichkeiten wie die Balance-Regelung oder eine simple, aber sehr brauchbare Bass-/Höhen-Regelung lassen sich über die Fernbedienung erreichen – eine LED-Leiste an der Stirnseite des Verstärkers zeigt die eingestellten Werte an. Die Rasterung der Leuchtsegmente könnte man im ersten Moment für etwas grob halten, in der Praxis klappte die Steuerung damit jedoch hervorragend. Das Prinzip entpuppte sich sogar als Vorteil: Man verlässt sich auf seine Ohren und starrt nicht auf Ziffern in einem Display.

Loewe multi.room amp
LAN, HDMI, Line-In und Line-Out – sieht nicht nach viel aus, durch die Integration vieler Netzwerkprotokolle ist die Zahl möglicher Quellen aber riesig. Uns fixte schon beim Erstkontakt die unscheinbare Reihe von Tastern an, darunter ein Mono-Schalter. Die abnehmbaren vergoldeten Terminals verdeutlichen den professionellen Anspruch des beeindruckenden Westentaschen-Kraftwerks.

Die Farben eben jener Leuchtleiste indexieren im Normalbetrieb den aktuell „scharfgeschalteten“ Eingang. Aber keine Sorge, man muss hier keine Code-Tabelle auswendig lernen: Der multi.room amp hat eine Signalautomatik und schaltet seine Eingänge automatisch um. Nach wenigen Minuten ohne Signal geht der Verstärker in den Standby, das (Wieder-)Einschaltverhalten lässt sich über eine versteckte Funktion zwischen „dauerhaft aus“ und „an bei Signal“ umschalten. Es gibt eine kleine Handvoll versteckter Setup-Features, die in der beigepackten Kurzanleitung sehr gut dokumentiert sind. Der Hersteller bietet außerdem eine App an (my Loewe), die sich nach der Installation auf dem Smartphone als hervorragend gegliederte Bedienungsanleitung entpuppt. Ein weiteres „Hidden Feature“ ist ein Begrenzer, der die maximale Watt-Leistung der verbauten Endstufen in 13 Stufen (12 Pegelstufen und Mute) limitieren kann. Der Verstärker lässt sich von 2 x 12,5 bis 2 x 300 Watt (jeweils 4 Ω) skalieren, was uns etwas irritierte: In den Datenblättern tauchen Zahlen von bis zu 1200 Watt Impulsleistung pro Kanal auf. Doch scheint das die grundsätzlichen Fähigkeiten der verbauten Class-D-Module zu umreißen. Auch wenn die tatsächliche Leistung etwas verschleiert blieb, erwies sich der multi.room amp im Hörraum als reinrassiger Kraftprotz, der mit wirklich jedem noch so divenhaften Schallwandler klarkommt.

Loewe multi.room amp

Ein letztes spannendes Merkmal – und hier gelangen wir wieder an den Anfang der Geschichte – ist der rückseitig verbaute Mono-Taster. Angesichts der ordentlichen Leistung zum überschaubaren Kurs macht das Laune auf Bi-Amping. Auf digitalem Wege könnte es kaum einfacher gehen: Via LAN-Durchschleifpunkt lassen sich mehrere multi.room amps kaskadieren. Auch analog klappt es ohne Kopfschmerzen: Da die Signale beider Stereoeingänge zusammengemischt werden, muss man sich keine Gedanken über die Verkabelung machen – jeder der beiden Anschlüsse des Stereo-In ist gültig. Schön wäre es natürlich, wenn sich der Verstärker in einen Endstufen-Modus versetzen ließe (deaktivierte Pegelsteuerung), aber man kann nicht alles haben. Nun fragen Sie sich bestimmt, wie der kleine Schwarze klingt. In einem Wort: erstaunlich! Da Loewe den multi.room amp gedanklich in der Nähe eines Fernsehers sieht, ließ ich mir aus einer Laune heraus vor allem Soundtracks um die Ohren wehen. „Kronos Unveiled“ von Michael Giacchino etwa (The Incredibles). Genau das Metier des kleinen Kraftriegels: Der Verstärker hat nicht das geringste Problem mit den abgrundtiefen Frequenzen des bewusst „bondigen“ Titels. Toll arbeitet er die Mikrofonierung der Instrumente heraus: Während Streicher und Bläser in einem riesigen Saal spielen, wirken die Flöten mit ihrem direkten „Raumklang“ auf geradezu gespenstige Weise intim. Herrlich auch, mit welcher Übersicht der amp die quirligen Orgelarpeggien in Hans Zimmers „Cornfield Chase“ (Interstellar) in Szene setzt. Warm und sonor bauen sich die Klänge über zwei Minuten immer weiter auf. Obwohl es im mittigen Frequenzsalat fast untergeht, arbeitet sich in den letzten Sekunden des Tracks immer erkennbarer ein Klavier hervor, ehe der Titel abrupt in einer kurzen Hallfahne endet. Wie es der Zufall wollte, parkten im Hörraum während des Tests zwei klangvolle Röhrenverstärker, die ich aus Gründen der Pietät nicht näher benennen möchte. Nur so viel: Preislich liegen sie ums Vier- beziehungsweise Siebenfache über dem Loewe. Freilich ist Röhre etwas anderes. Vor allem der größere der beiden Verstärker spielt merklich lebhafter als der amp, beide klingen zudem um Nuancen transparenter. Vor allem bei besagten Soundtracks – oder bei jeder anderen Art „leistungsfordernder Musik“ – trägt der multi.room amp jedoch den klaren Punktsieg davon. Mit seinem rund zwanzigfach höheren Headroom ist er nicht nur pegelfester, sondern wahrt in kritischen Passagen auch Ruhe und Übersicht. Sie sehen schon: Man sollte den kleinen erschwinglichen Alleskönner auf keinen Fall unterschätzen: Unter der Haube steckt ein extrem erwachsener Verstärker!

Loewe multi.room amp

Info

Vollverstärker Loewe multi.room amp

Konzept: Stereo-Vollverstärker mit D/A-Wandler, umfassender Vernetzbarkeit, Multiroom und vielen, einfach zu steuernden Möglichkeiten
Signaleingänge analog: 1 x Line-In (Cinch)
Signaleingänge digital: 1 x HDMI (ARC)
Sonstige Eingänge: LAN, WLAN, USB (für Musikdatenträger), Bluetooth 5.0
Ausgänge analog: Line-Out (Cinch, geregelt), Subwoofer-Out (Cinch mono, geregelt, via „Sub“-Taster abschaltbar)
Sonstige Ausgänge: LAN-Durchschleifpunkt
Lautsprecheranschlüsse: Single-Wire für Bananen, Litzen und (mit etwas Gefummel) Gabelschuhe
Verstärkerleistung: 2 x 600 W Impulsleistung (Herstellerangabe) an 4 Ω, begrenzt auf 2 x 300 W
Bandbreite: 20 Hz bis 20 kHz
Streamingdienste: Amazon Music, Napster, Pandora, Qobuz, Tidal, iHeart Radio
Sonstige Netzwerkdienste: Roon Tested, UPnP, DTS Play-Fi, Google Chromecast, Apple AirPlay 2, Alexa
Besonderheiten: mehrere Einheiten kaskadierbar; Hardware-Mono-Schalter; Taster für Rear/Front-Modus (für mehrere Modelle im Surround-Einsatz); Multiroom-Funktion, steuerbar via Play-Fi-App oder von anderen kompatiblen Quellen aus; Bass/Höhenregelung, Leistungsbegrenzer und mehr …
Ausstattung: Stromkabel, Kurzanleitung, Fernbedienung
Ausführung: mattschwarzes Kunststoffgehäuse
Maße (B/H/T): 27/8/27 cm
Gewicht: 2,2 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1000 €

Kontakt

Loewe Technology

Industriestraße 11
96317 Kronach
Telefon +49 9261 990
loewe@loewe.de

www.loewe.de

Mitspieler

CD-Player: Audio Note CD 3.1x, Esoteric K-05XD
Streamer/Mediaplayer: Lumin X1, Aavik S-580, Linn Klimax DSM
Vorverstärker: Electrocompaniet EC 4.8 Mk II
Vollverstärker: Aavik I-580
Endverstärker: Luxman M-10x, Burmester 216
Lautsprecher: Wilson Audio Sasha DAW, Audio Note AN-K SPx
Kabel: WestminsterLab, AudioQuest
Rack: Finite Elemente, Solidsteel

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.