Little Disco Fwend – die nützliche Tonarm-Endabhebung
Nein, es geht bei dem Littele Fwend nicht um den legendären Kleinwagen von Renault.
Fotografie: Ingo Schulz
Auch nicht um ein schlüpfriges Tool für intime Stunden. Der Little Fwend (ausgesprochen: „little friend“) – hierzulande im Vertrieb von bFly-audio – will nichts weniger als das nützlichste Zubehörprodukt für Vinyljunkies sein. Nun ist die Plattenspieler-Fanszene fürwahr reich an mehr oder weniger praktischen Werkzeugen, die das analoge Hobby ergänzen sollen.
Wir kennen das doch alle: Das wahre Turntable-Feeling stellt sich erst ein, wenn man möglichst viel selbst machen kann. Oder muss. Antriebsriemen von Hand umlegen, Motor einschalten, mit viel Fingerspitzengefühl den Tonarm zur Einlaufrille führen und die Nadel absenken. So muss das! Und jetzt passiert’s: Frau Schwiegermutter oder der beste Kumpel nagelt Sie am Telefon fest, während der Abtaster dem Ende der Plattenseite entgegenstrebt. Auslaufrille. Es gab mal eine Zeit, da waren sogenannte „Halbautomaten“ modern. Die würden jetzt selbstständig den Tonarm liften, um den sensiblen Diamanten zu schonen. Aber die gibt’s heute kaum noch. Schon gar nicht in ambitionierten HiFi-Gefilden, in denen man Purismus großschreibt.
Die Lösung: der „kleine Freund“. Dessen Aufgabe es ist, den Tonarm am Ende der Plattenseite sanft und sicher aus der Auslaufrille zu heben, bevor die Nadel Gefahr läuft, am Papierlabel zu kratzen. Wenn Sie sich jetzt wundern, dass wir das nützliche Helferlein bereits vor etwa drei Jahren vorgestellt haben – stimmt! Allerdings wurde anno 2016 ein ganz wichtiger Vertreter der Vinyldreher-Familie ignoriert: die wiederauferstandene Legende SL-1200/1210 von Technics. Die schon immer mehr war als ein nahezu unzerstörbares Arbeitstier für Diskjockeys.
Der Japaner ist auch ein richtig gutes HiFi-Gerät. Allerdings bislang inkompatibel mit dem Little Fwend. Was daran lag, dass der stets runde Sockel des Tonarmlifts nicht zwischen Armbasis und Teller des Technics passte. Da ist nämlich so gut wie kein Platz. Also gingen die Norweger hin und frästen einen exakt passenden Fuß. Geboren war der „Little Disco Fwend“, wie sie ihr Tool in Anspielung an den ehemaligen Hauptarbeitsplatz des Technics nennen.
Nun ist die grundsätzliche Idee nicht unbedingt revolutionär, einige andere Hersteller – darunter Audio Technica und Pro-Ject – haben solche hilfreichen Hebelmännchen seit Jahren im Programm. Allerdings arbeitet keins von ihnen so soft wie der Little Disco Fwend aus Norwegen. Der ist schon haptisch eine ganz andere Liga, komplett und mit geringsten Toleranzen aus Aluminium gefertigt. Als „Endanschlag“, der letztlich den Hebemechanismus auslöst, dient eine Klaviersaite. Warum? Die Dinger sind flexibel und verflixt stabil. Bislang boten die Norweger ihren kleinen Freund in drei verschiedenen Höhen (N, H, XL) an, wobei die exakte Höhe des Tonarmliftes erst am Arm des Plattenspielers mithilfe einer kleinen Innensechskantschraube (ein passender Schlüssel gehört zum Lieferumfang) angepasst und fixiert wird. Grundregel: Das System funktioniert zuverlässig, wenn bei abgesenktem Tonarm zwischen Hebekissen des Little Disco Fwend und der Unterseite des Tonarmrohrs mindestens ein Millimeter Platz ist. Ein bisschen mehr schadet auch nicht.
Die „Auslöseposition“, also der Punkt, an dem der Tonarm die Klaviersaite berührt und damit den Lift auslöst, will sorgfältig ausgemessen sein, wobei auch das kein Hexenwerk ist. Der Hersteller empfiehlt eine Auslösung etwa 13 Millimeter vor dem Plattenlabel, was allerdings je nach Pressung nicht immer passt.
Manche Auslaufrillen sind sehr großzügig bemessen, andere extrem knapp. Hier muss man die goldene Mitte finden, die im Test bei knapp 10 Millimetern Platz vor dem Label lag. Damit wurde bei den von mir eingesetzten Testscheiben nicht zu früh geliftet – was ja sozusagen den letzten Takt abschneiden würde –, aber stets zuverlässig vor dem Papier.
Hatte ich eingangs über mehr oder weniger nützliche Zubehörprodukte für’s analoge Hobby philosophiert, womit ich ausdrücken wollte, dass es auch viel überflüssigen Nippes gibt, fällt der Little Disco Fwend für mich eindeutig in die erste Kategorie. An den nützlichen kleinen Freund gewöhnt man sich schnell. Und möchte ihn dann nicht mehr missen.
Info
Tonarm-Endabhebung Little Fwend/Little Disco Fwend (für Technics SL-1200/1210)
Material: vollständig aus Aluminium gefräst
Preise: 179 € (Little Disco Fwend), 199 € (Little Fwend Modell N, H), 249 € (Littel Fwend Modell XL)