Plattentellerauflage von levin design
Nappaleder? Hatte ich bisher zugegeben nur an den Füßen, gerne in Form italienischer Design-Slipper. Die Solinger Firma levin design nutzt das feinnarbige Leder allerdings für ein Zubehörteil, das die Herzen aller Analogfans höher schlagen lässt: eine neue Plattentellerauflage.
Fotografie: Ingo Schulz
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Die Unterseite besteht laut Herstellerangabe aus antistatischem Material, das die typische Struktur von sauber verarbeitetem Carbon hat, die Mittelschicht wurde aus einem Stoff gefertigt, der Resonanzen möglichst effizient unterdrücken soll, und die Oberseite wird aus besagtem Rindsnappaleder gemacht.
levin design weist darauf hin, dass bei einer Höhe der Auflage von nur 2,5 Millimetern der VTA beziehungsweise die Höhe des Tonarms nicht zwingend verstellt werden müssen: Ob die Unterschiede hörbar sind, muss jeder Anwender für sich entscheiden. Ich beließ es bei der Justage, die bei meinen Plattendrehern die besten klanglichen Ergebnisse bringt. Nachstellen musste ich gleichwohl meinen Tangentialtonarm, weil der Aufbau hier nicht genug Spiel für eine Erhöhung der Abspielebene vorsieht.
Zum Glück befinden sich in meinem Besitz mehrere Massespieler, die nicht über ein Wabbel-Subchassis verfügen, sondern auf Gewicht und Direktankopplung der Schallplatte an den Plattenteller setzen, wie es die Solinger Firma bei der Konstruktion ihrer Tellerauflage im Sinn hatte. levin design empfiehlt die Auflage unter anderem für Spieler von Acoustic Signature, Acoustic Solid, EAT, Transrotor und VPI. Mein Clearaudio Innovation profitierte von der in Gelb, Rot, Blau und Schwarz erhältlichen Tellermatte durchaus hörbar: Das musikalische Geschehen erschien transparenter, weil der Rumpel- und Rauschgrund weiter „nach hinten“ gerückt wurde, wenn die Auflage mit im Spiel war.
Geht es nach levin design, so ist die antistatische Unterseite zugleich die Staubschutz-Oberseite, wenn keine Schallplatten laufen. Sobald Schallplatten gespielt werden, soll die Tellerauflage gedreht werden und dem Vinyl die Leder-Stirn bieten. Das brachte durchaus schlüssige Ergebnisse: Die Musik war mehr im Fluss, die Homogenität nahm ein Quäntchen zu. Interessant wurde es, als ich die Tellerauflage testhalber umdrehte und die LP auf die „Staubschutzseite“ legte. Zwar nahmen die Rumpelgeräusche wieder einen Hauch zu, aber auch die Transparenz machte einen kleinen Schritt nach vorne, das Geschehen wurde tendenziell luftiger.
Mit der Lederseite nach oben wird im Gegenzug der Bass ein wenig präziser. Für Andrea Bocellis famoses Album Cinema (Warner Music Italia) war die Leder-Variante genau richtig, Cyndi Laupers Debüt She’s so unusual (MFSL Reissue) hörte ich dagegen lieber mit der „Staubschutzseite“, und in diesem Anwendungsmodus wurde die unverwechselbare, immer ein wenig nervig tönende Girlie-Stimme der jungen Lauper tatsächlich ein wenig goutierbarer.
Gegencheck: Ganz ohne Auflage ging ein wenig Charme verloren, auch das dichte sinfonische Stimmgeflecht in Gustav Mahlers Sechster Sinfonie mit dem Orchester MusicAeterna unter dem griechisch-russischen Dirigenten Teodor Currentzis (Sony Music) verlor an Übersichtlichkeit und drohte zu verbreien. Unter dem Strich ist die Plattentellerauflage von levin design eine lohnende Investition, will man maximale Klangqualität aus schwarzen (oder bunten) Vinylscheiben kitzeln. Der Hersteller hat übrigens auch einen Carbon-Tonarm im Portfolio …
levin design Plattentellerauflage
Aufbau: Oberseite Rindsnappaleder, resonanzmindernde Mittelschicht, antistatische Unterseite aus Hightech-Material
Preis: 225 €