Leseraktion: Hexmat Yellow Bird
Drei FIDELITY-Leser konnten die Hexmat „Yellow Bird“ ausprobieren. Hier sind ihre Meinungen zu der außergewöhnlichen Plattentellerauflage.
Sie erinnern sich bestimmt: Unser Gewinnspiel in FIDELITY 52 hatten wir an die Bedingung geknüpft, dass uns die neuen Eigentümer der drei verlosten Auflagen Hexmat „Yellow Bird“ ihre ganz persönlichen Eindrücke schildern. Kommen wir also gleich zur Sache und erfahren, was unsere Leser Dr. Hans-Joachim Seeger, Hans-Werner Dümig und Dr. Peer Gutenberger von der gelben Matte halten. Vielen Dank übrigens an Herrn Dümig für seine Bilder.
Klanglich top, optisch Flop?
Liebe FIDELITY-Redaktion,
ich habe den Yellow Bird auf meinen beiden Plattenspielern ausprobiert. Zum einen ist das der kleine Scheu Cello mit Acrylteller und zum anderen ein Montegiro Lusso mit Aluminiumteller. Auf dem Scheu konnte ich bereits Erfahrungen mit verschiedenen „Matten“ sammeln. Viele (Kork, Filz, Gummi, div. Mischungen) waren eher schlechter als das nackte Acryl. Drei Matten würde ich klanglich einen Hauch besser oder „anders, ohne abzufallen“ einstufen: Eine Silikon-Reiskochermatte, die Dereneville MagicMat und eine mit einer dünnen Schicht PlastiDip beschichtete Acrylplatte. Alle drei geben der Oberfläche Grip, sorgen für Dämpfung und beeinflussen den Klang in Richtung eines besseren Fokus, können aber auch weniger agil wirken.
Nur zwei Auflagen stufe ich klanglich als „entscheidend“ besser ein als den nackten Acrylteller (den übrigens Ulla Scheu empfiehlt): einmal die gewonnene Hexmat und eine mit PlastiDip beschichtete Grafitplatte (OMA bzw. Sakura) aus HDP-Grafit. Letztere sprengt zwar sicher den Preisrahmen für viele Plattenspieler, ist aber auf dem Scheu die beste von allen und setzt sich auch auf dem Aluminium des Montegiro deutlich von allen anderen Matten ab. Hier werden Fokus und Ortung ebenso verbessert wie die Raumabbildung und die Raumgröße. Die Tonalität wird nicht verfälscht bzw. verbessert, und einige Instrumente klingen so für mich echter und natürlicher.
Farblicher Seelenfrieden
Dies gilt in ähnlichem Ausmaß für die Hexmat. Auf dem Montegiro kommt die Yellow Bird nicht ganz an die Grafitplatten heran, auf dem Scheu hingegen ist der Unterschied so gering, dass ich einem Blindtest möglicherweise nicht standhalten würde. Somit ist die Hexmat auf dem Scheu zumindest der Preis-Leistungs-Sieger und wird dort einen festen Platz bekommen.
Da ich schon öfter mit „gummierten“ Mattenoberflächen experimentiert habe, ist die Haptik der Hexmat für mich nicht ungewöhnlich. Die schleimgelbe Farbe hingegen beleidigt mein Auge. Daher habe ich nach den Hörtests eine hauchdünne Schicht schwarzen PlastiDips aufgetragen, was die klanglichen Eigenschaften nicht änderte (da die Hexmat ja schon vorher gummiert ist), aber meinen farblichen Seelenfrieden wiederherstellen konnte.
Mit audiophilen Grüßen, Dr. Peer Gutenberger
Mit Glückwunsch vom Händler
Als Stammleser der FIDELITY habe ich natürlich schon bei dem ein oder anderen Gewinnspiel teilgenommen. Bisher immer ohne Erfolg. Dann bekam ich die Mail von FIDELITY, in der mir mitgeteilt wurde, dass ich die Plattenauflage Hexmat gewonnen habe. Einen kleinen Haken hatte die Sache: Ich solle einen Testbericht schreiben, wenn möglich im Vergleich mit anderen Plattenauflagen. Das sollte kein leichtes Spiel für die gelbe sechseckige Kunststoffauflage werden, denn seit gut einem Jahr liegt die Stein Music Pi: Carbon für ca. 400 Euro auf meinem Plattenteller. Im Vorfeld habe ich einige Tage ohne Auflage gehört, um eine neutrale Basis zu schaffen.
Meine Anlage besteht aus einem VPI TNT mit dem Tonarm Graham 2.2 und dem System Transfiguration Temper W. Als Phonovorstufe nutze ich die Klyne 6 PE, die Vorstufe ist Audio Researchs REF3 und die Röhren-Endstufe eine Audio Research VS 115 i. Meine Lautsprecher sind modifizierte Dynaudios mit höchstwertigen Frequenzweichen. Hinzu kommen diverse Add-ons: Ein Netzteil MIT Z-Center, Kabel von Shunyata Research, HMS, Hovland sowie Voodoo Cable und diverse Roomtuning-Maßnahmen von Stein Music, Albat und Biophoton. Die Hexmat hat beidseitig kleine Noppen auf der Oberfläche, was eine Gesamthöhe von 3 mm ergibt. Der Tonarm sollte auf diesen Wert angehoben werden. Mein Graham lässt sich leicht in der Höhe verstellen, und mithilfe einer Tonarmlibelle wird die Einstellung perfekt. Die Optik der Tellerauflage ist allerdings gewöhnungsbedürftig.
Als erste Platte habe ich mir die Perpetuum Mobile von den Einstürzenden Neubauten ausgesucht. Die Haptik beim Plattenauflegen ist ebenfalls eigenwillig. Die Platte liegt quasi nur auf einigen kleinen Noppen auf und wird vom Teller auf Distanz gehalten. Leichtes Klappern beim Auflegen quittiert den Empfang. Der erste Höreindruck war kein schlechter. Sehr detailreich, das Schlagzeug im Hintergrund wirkt präzise und die Bühne ist gut wahrnehmbar. Die Musik wirkt spannender, mitreißender, als es ohne Auflage der Fall ist. Anteil an diesem Eindruck hat der präzise, tiefere Bass. Dieser Klangeindruck bestätigte sich auch bei Roger Waters’ Is This The Life We Really Want?.
Magic-Mat und DÄD!MÄT
Danach wurde der Tonarm wieder auf die Stein Pi: eingestellt. Nach wenigen Umdrehungen fühlte ich mich „wieder daheim“. In allen Bereichen legt die Stein-Auflage nochmal nach: tiefer, präziser, Hintergrundgeräusche werden definierter dargestellt.
Noch bevor ich die Hexmat im Briefkasten hatte, beglückwünschte mich Michael Munk zu meinem Gewinn. Er ist der Inhaber meines Lieblings-HiFi-Geschäftes „Fränkischer Lautsprechervertrieb“ in Bamberg und drückte mir gleich noch zwei weitere Plattenauflagen in die Hand. Wenn ich schon am Testen bin, soll ich doch auch diese mal ausprobieren: The Original Dereneville-Magic-Mat und die DÄD!MÄT von Black Forest Audio. Die Dereneville-Auflage trägt kaum mehr auf als die Stein, die DÄD!MÄT hingegen baut etwa 5 mm auf.
Ein genauer Hörtest jeder Auflage würde hier den Rahmen sprengen. So viel sei gesagt: Jede Auflage verändert das Empfinden für die Musik. Auch die beiden Auflagen, die ich noch zusätzlich zum Testen bekommen habe, nehmen deutlichen Einfluss auf den Klang. Die Vor- und Nachteile hängen vom jeweiligen Musikgeschmack ab. Ich kann auch nicht beurteilen, ob sich die Klangeindrücke auf anderen Laufwerken exakt so bestätigen lassen, da ich nur auf meinem VPI mit dem Transfiguration gehört habe.
Eine pauschale Empfehlung möchte ich hier nicht geben, da sicherlich jeder Spieler und jedes System anders auf die Auflagen reagieren. Hier sollte sich jeder selbst beim heimischen Probehören mit den Lieblingsplatten ein Bild machen. Der Test war für mich jedenfalls sehr interessant und hat In meinem Fall die Stein-Plattenauflage Pi: Carbon bestätigt.
Mit besten Grüßen, Hans-Werner Dümig
Sorry, Gerd
Pünktlich zum Beginn der Adventszeit bringt mein zuverlässiger Paketzusteller das ersehnte Päckchen mit meinem Gewinn: Die Hexmat-Plattentellerauflage „Yellow Bird“ mit den besten Grüßen der FIDELITY-Redaktion.
Ungeduldig ausgepackt, halte ich ein Ding in tiefgelber Farbe, halb so dick wie eine Schallplatte, von der Größe her etwa zwei Drittel einer solchen und genauso elastisch (und doch irgendwie auch fest), in den Händen. Die Oberfläche fühlt sich extrem rutschfest an. Die Form ist keineswegs rund, wie man es von einer Plattentellerauflage erwarten würde, sondern sechseckig, was bei einem drehenden Plattenteller durchaus gewöhnungsbedürftig aussieht. Auf der Ober- und Unterseite „wachsen“ je 15 winzige Halbkügelchen aus dem Material. Zusammengenommen ein eher überraschendes Design für eine Plattentellermatte.
Wie sich herausstellt, sind die 15 Halbkügelchen die einzigen Kontaktpunkte zwischen Platte und Plattenspieler. Das bedeutet, die Schallplatte hat nur über diese 15 Halbkügelchen Verbindung mit der Oberseite des Yellow Bird, sie liegt also nur auf diesen Halbkügelchen. Die Matte selbst hat ebenfalls nur über die 15 Halbkügelchen auf der Unterseite Verbindung zum Teller und damit auch zur kompletten anschließenden Kette der Anlage. Das muss Konsequenzen haben! Und die hat es:
Maximalentkoppelt …
Mehr Entkopplung geht physisch eigentlich nicht, und damit geht wohl auch nicht mehr Eliminierung von Störgeräuschen an diesem neuralgischen Punkt in der Übertragungskette. Welche positiven Auswirkungen das dann auf Räumlichkeit, die Breite und Tiefe einer Bühne, das Zuordnen von Musikern und Instrumenten und auf den Gesamtklang hat, zeigt sich dann beim späteren intensiven Hören. Für mein Audio-Exklusiv-Laufwerk „Der Plattenspieler“ (entwickelt vom leider viel zu früh verstorbenen „Mastemind“ Gerd Pütz aus Grevenbroich) mit seinen 40 kg Granit und riemenbetrieben von einem hochpräzisen Papst-Motor, natürlich mit ausgelagertem Netzteil, ist Trittschall oder Rumpeln nie ein Thema gewesen. Und die Antwort auf die Frage an Gerd Pütz, welche Auflage man denn auf dem speziell entwickelten Plattenteller aus Acryl nutzen sollte, war eindeutig: keine!
Trotzdem habe ich im Laufe der Jahre natürlich experimentiert. Matten aus Kork, Plüsch, Glas und diversen heilsversprechenden Kunststoffen mussten sich auf meinem Dreher beweisen. Allesamt wurden sie nach kurzer Zeit wieder aussortiert, da sie keine Verbesserungen brachten. Die ausgewogenste und präziseste Wiedergabe war tatsächlich die Wiedergabe ohne Auflage. Bis die Hexmat Yellow Bird sich drehte …
Bestückt mit zwei VIV-Rigid-Float-Tonarmen und dem Audio Technica AT-ART9XI bzw. dem Nagaoka MP-500H in den Headshells, gehen die Signale über eine komplette ViaBlue-Verkabelung über einen ASR-Basic-Vorverstärker oder einen Einstein „The Perfect Match“ aufbereitet an meinen ASR Emitter 2 HD. Die beiden Tonabnehmer gehören für mich mit ihrem fairen Preis in der Fraktion der noch bezahlbaren Systeme zum Besten. Was dann aus den Vienna Acoustic Grand Beethoven an die Ohren kommt, kann sich hören lassen und ist das Ergebnis auch von langjährigem Experimentieren. Nun, was soll da dieses „gelbe Kunststoffteil“ noch hörbar verbessern können?
Sie wirkt!
Tatsächlich aber wirkt diese Plattentellerauflage. Ich habe mich durch einiges Material meiner Plattensammlung durchgehört und war überrascht, dass da tatsächlich „noch mehr“ war. Ich bin beileibe kein Anhänger von HiFi-Voodoo und wundere mich manchmal über die Nuancen im Klangbild, die mancher Zeitgenosse hört, die mir aber trotz intensivem Hör-Bemühen verschlossen bleiben. Hier aber ist die Klangverbesserung klar feststellbar. Grundsätzlich wird die Positionierung der Interpreten nachvollziehbarer. So steht David Bowie auf dem vorzüglichen Doppelalbum Legacy (Parlophone 2017) bei den Songs nicht mehr nur zwischen den Boxen, sondern auch ein Stück davor. Bei Space Oddity erklingt leise und durchgängig ein Becken, kurz und knackig angeschlagen, das ohne die Hexmat im allgemeinen akustischen Geschehen untergeht.
Oder Kraftwerks audiophile Neuauflage des Albums Autobahn (Parlophone 2020). Das sind 180 Gramm Vinyl vom Feinsten, phänomenal abgemischt bereits in den 70ern und nochmals remastered. Hier treiben die trockenen Bässe mit der Hexmat nochmals einen Deut kräftiger, und die Gesamtwirkung klingt analytischer, ohne auseinanderzufallen.
Passend zur Vorweihnachtszeit hörte ich außerdem Christmas With My Friends VII (ATC2020) von und mit dem begnadeten Posaunisten Nils Landgren. Auch hier wieder eine klare Differenzierung der Singstimmen vor den Instrumenten und eine seidige Betonung der Mitten. Wunderschön. Kleine Beispiele für das Potenzial dieser Plattentellerauflage. Bei mir bleibt sie von nun auf dem Teller. Sorry, Gerd Pütz.
Viele Grüße, Dr. Hans-Joachim Seeger
Weitere Informationen zur Plattenauflage finden Sie unter: