Lachenmann – Streichquartette
Anfang der 1990er Jahre wurde auf einem musikwissenschaftlichen Kongress die Frage diskutiert, mit welchem Werk man am besten eine Abhandlung über die Geschichte des Streichquartetts beginnen solle. Einhellige Meinung war, dass es sich um eines der Gegenwart handeln sollte, das gewissermaßen Ende und Neubeginn einer Entwicklung darstellt – und schnell einigte man sich auf Luigi Nonos Fragmente – Stille – An Diotima. Würde man diese Diskussion heute führen, so stünden zweifelsfrei die drei Streichquartette Helmut Lachenmanns für diesen Anspruch zur Disposition.
Ein Anspruch, der sich nicht nur im Konzertbetrieb, sondern auch bei den CD-Veröffentlichungen widerspiegelt. Nicht weniger als vier Gesamteinspielungen dieser singulären Werke sind in den letzten Jahren entstanden. Alle diese Quartette Lachenmanns gehen an die Grenzen dessen, was spielerisch und tontechnisch auf den vier Streichinstrumenten machbar ist.
Sie nehmen den Hörer mit auf Reisen in unbekannte Klangwelten, die selten schön und angenehm, dafür aber schmerzhaft aufregend und vor allem die Ohren öffnend sind. Das vor allem für die Veröffentlichung amerikanischer Avantgarde bekannte Label Mode Records hat mit dem Jack Quartett ein Streichquartett unter Vertrag, das die Schwierigkeiten und Schikanen der Klangwelten Lachenmanns spielend durchpflügt und – gestützt durch eine wunderbar direkt und transparente Aufnahmetechnik – den Hörer gewissermaßen in das Innere der Klänge entführt und den Lautsprechern Klänge zumutet, die diese zuvor womöglich noch nie reproduzieren mussten. So soll es sein.