KSD 505 – Aktive für Ohr und Auge
„Studiobonus, der”: Wettbewerbsvorteil von KSdigital bei der Vorstellung des für Wohnräume konzipierten Lautsprechers KSD Residence 505.
Kommt Ihnen hier irgendetwas bekannt vor? Wenn ja, dann gehören Sie auch zu denen, die bei Fotos von Tonstudios die Lupe zücken bzw. die maximale Zoomstufe einstellen, um die Werkzeuge der Profis zu identifizieren. Im Zentrum meines Interesses steht regelmäßig die Abhöre. Da haben sich im Lauf der Jahrzehnte gewisse Standards etabliert. Man denke nur an die omnipräsenten Yamaha-Nahfeldmonitore des Typs NS-10 – genau, die mit den weißen Tiefmitteltönern und dem Papiertaschentuch vor dem Tweeter … aber das wäre wieder eine andere Geschichte.
Fast ebenso häufig ist besonders hierzulande ein kleiner Würfel namens „C5“ (seit einigen Jahren „C5 Reference“) auf den Mischpulten von Rundfunkanstalten und Masteringstudios zu finden. Das C steht für „Coaxial“, denn der Hochtöner der C5 ist im Mittelpunkt des Tiefmitteltonkonusses montiert. Die Fünf steht für den Membrandurchmesser in Zoll. Hersteller des aktiven Nahfeldmonitors C5 ist das im Saarland ansässige Unternehmen KSdigital, kurz KSD.
Nun macht die KSD C5 Reference keinen Hehl aus ihrem Werkzeugstatus. Dagegen ist die in ein matt weiß lackiertes Kleid mit leckerer schokobrauner Nussbaumfront gehüllte Zweieinhalbwege-Aktivbox Residence 505 doch eine ganz andere, unübersehbar für Wohnräume vorgesehene Nummer. Die Gene der C5 (und deren größerer Schwestern) sind dabei offensichtlich – der Koax, das bedämpfte Metallgehäuse mit Massivholzfront, der fast identisch wirkende Aktiv-Einschub. Ist die Residence 505 also einfach eine um einen Basstreiber und Standboxvolumen ergänzte C5 Reference? KSD-Mitbegründer Dipl.-Ing. Johannes Siegler sagt „Na ja …“ und meint damit: „Nicht wirklich.“ Allein das um ein Vielfaches größere Gehäusevolumen, das sich alle Chassis teilen, erfordere eine komplett neue Abstimmung der digitalen Weiche und der Entzerrung. Und damit sind wir auch schon mitten in der Technik der Residence 505.
Das Gehäuse der zierlichen Standbox besteht ungewöhnlicherweise aus Stahl. Innen sorgen Versteifungen und eine schwere, Vibrationen absorbierende Auflage für Ruhe im Karton. Im Betrieb, besonders wenn es mal lauter wird, lässt sich durchaus ein gewisses Eigenleben der Seitenwände ertasten, aber Johannes Siegler verweist da auf den im Vergleich zu einem MDF-Gehäuse deutlich tieferen und damit günstigeren Frequenzbereich der Resonanzen. Das Gehäuse ist zum Boden hin ventiliert, wobei die Bassreflexöffnung so gestaltet wurde, dass keine Strömungsgeräusche entstehen.
KSD verwendet Chassis renommierter Hersteller, die ab Werk nach eigenen Vorgaben modifiziert werden. Wer exotische Materialien oder Antriebstechnologien sucht, wird enttäuscht, der Fokus liegt klar auf Zuverlässigkeit und Belastbarkeit. In genau diese Richtung gehen auch die individuellen Modifikationen. Mehr will der Hersteller hier nicht preisgeben.
Der im Studiobetrieb bewährte Koaxialtreiber der Residence 505 bietet eine hervorragende Ausgangsposition für die Konstruktion eines zeitgemäßen aktiven High-End-Wandlers. Durch die Bauform kommt das Chassis dem Ideal der Punktschallquelle schon sehr nahe. Steckt dann noch eine ausgeklügelte Digitalweiche samt phasenstabiler Entzerrung mit im integrierten Verstärkermodul, dann dürfen die Erwartungen an Raumdarstellung und Plastizität gerne hochgeschraubt werden.
Am Anfang steht die Digitalisierung. Eingangssignale finden in analoger Form per symmetrischer XLR-Buchse Zugang. Als Erstes durchlaufen sie einen A/D-Wandler aus dem Hause Burr-Brown beziehungsweise Texas Instruments, an dessen Ausgang sie im Format 24 bit/192 kHz bereitstehen. Nun übernimmt ein leistungsfähiger FPGA-Baustein. Hier laufen bei KSD programmierte IIR- und FIR-Filteralgorithmen, die die Aufgaben einer klassischen analogen Frequenzweiche übernehmen – Anpassung von Pegeln, Auftrennung der Frequenzbänder auf die drei Chassis – und daneben auch für eine phasenstabile Wiedergabe sorgen. Denn nicht nur passive elektrische Bauteile sorgen für Phasendrehungen, sondern auch die Chassis selbst, ja sogar das Lautsprechergehäuse mit seinen Schallwandabmessungen und Ecken und Kanten. Die FIR-Filter gehen hier mit hunderten sogenannten Stützpunkten über den gesamten Übertragungsbereich der Box zu Werk und sorgen dafür, dass am Ohr des Hörers eine phasenstabile Abstrahlung für beste räumliche Ortung und Dreidimensionalität sorgt. In die Entzerrung fließen nicht nur Messwerte aus dem schalltoten Raum ein, sondern auch Messungen aus einer praxisnahen Hörsituation in einer (nicht näher definierten) „wohnraumnahen“ Umgebung bei zwei Metern Hörabstand.
Dann übernehmen die integrierten Schaltnetzteil-Verstärker, eigene Entwicklungen von KSD in energieeffizienter PWM-Technik. Das Thema Energieeffizienz ist hier übrigens kein unwichtiger Aspekt, denn die Boxen spielen kalt weit unter ihrem Potenzial. Ergo: Bitte eingeschaltet lassen – die Stromkosten sind vernachlässigbar.
Es sollte niemanden überraschen, dass eine aktive, aufwendig entzerrte Standbox eines renommierten Studio-Ausrüsters für Furore sorgen kann. Die gerade mal 96 Zentimeter hohen Residence 505 füllen meinen 20-Quadratmeter-Raum souverän mit Energie. Das Zusammenspiel von nach unten hin nicht beschnittenem Koax-Konus, unterstützendem Tieftöner (ist das derselbe Konus, aber ohne Tweeter?) und effizienter Reflexabstimmung funktioniert prächtig. Angesteuert von der superb hochauflösenden und bassmächtigen Silvercore-Vorstufe, ist das eine durch und durch erwachsene Vorstellung, gegen die meine passiven, aber voluminöseren Ayons fast ein wenig spröde wirken.
Vom FIR-entzerrten Koax hatte ich Großes erwartet – und wurde nicht enttäuscht. Raumabbildung ist die Schokoladenseite der KSD-Box. In meiner gewohnten Hörposition, knapp 2,80 Meter von den Boxen entfernt, bekomme ich ein vollkommen von den Gehäusen gelöstes Klangbild, das in Sachen Tiefenstaffelung und Platzierung der Schallquellen erschreckend nah an die Leistung der Ayons an meiner Rowland-Endstufe kommt. Wohlgemerkt eine Lautsprecher-Verstärker-Combo, die inflationsbereinigt das Fünffache der Residence 505 kosten würde. Kabel nicht mitgerechnet. Wobei hier fairerweise darauf hingewiesen sei, dass die saarländischen Aktiven anders als der Rest der Produktpalette ausschließlich direkt über den Onlineshop des Herstellers erworben werden können. Insofern ein nicht ganz gerechter Vergleich.
Lehne ich mich im Hörsofa einen halben Meter vor, steigt die Präzision der Darstellung noch einmal deutlich. Es ist dabei nicht das Gefühl einer Klangblase, die den eigenen Hörraum verschwinden lässt, wie ich das schon mit ähnlich entzerrten und auf den Raum eingemessenen Wandlern erlebt habe. Das Ergebnis wirkt hier natürlich und gut integriert.
Begibt man sich mit den Residence 505 auf diese Weise in den kritischen Hör-Clinch, sind sie dann tatsächlich da: die Studio-Gene. Johannes Siegler hatte es so zusammengefasst: Ziel ist nicht Instrumentenbau, sondern beste Durchhörbarkeit. Das bieten die neuesten KSDs ohne Wenn und Aber. Ich höre Vivaldis unzerstörbare Vier Jahreszeiten in der umwerfenden Interpretation von Fabio Biondi mit dem Orchester Europa Galante. Es ist, als wäre man mit im Aufnahmeraum, ich sehe den Schweiß auf den Stirnen der Streicher, die hier mit einem mitreißenden Feuer und stupender Präzision die Bögen fliegen lassen. Jedes Nebengeräusch lässt sich eindeutig einem Spieler zuordnen, jedes Kolofoniumstäubchen wird im Hörraum sichtbar. Ja, sie sind ein wenig analytisch – aber auf eine kompetente, ernsthafte Art, die dem Erkenntnisgewinn dient und nicht anstrengt.
Und sie können „Laut“ und „Party“. Wem’s zu sehr rummst, der kann an den abgedeckten Potis am Aktivmodul drehen und Bässe und Höhen ein wenig anpassen. Das dürfte aber nur in Ausnahmefällen nötig sein. Die KSD Residence 505 lässt im Neutralzustand kaum Wünsche offen. Für den aufgerufenen Preis, aber auch absolut: ein echter Hammer.
Wir meinen
Elegante kompakte Aktivboxen ohne Studio-Optik zum Schnäppchenpreis, die dank ausgeklügelter FIRTEC-Entzerrung hohen highendigen Ansprüchen genügen.
Info
Aktivlautsprecher KSD Residence 505
Konzept: aktive 2,5-Wege-Standbox
Verstärker: Dreikanal-PWM-Endstufe mit jeweils 175 W für Bass, Mitten und Hochton
Bestückung: koaxiales Breitbandchassis mit 2,5-cm-Hochtonkalotte und 15-cm-Tiefmitteltonchassis, 15-cm-Tieftonchassis
Eingänge: 1 x analog (XLR symmetrisch), 1 x RJ45 (Remote Control)
Besonderheit: Potis für Gain, Low Shelf, High Shelf
Ausführungen: weißes Stahl-Composite-Gehäuse mit Schallwand Arctic White oder Walnuss
Optionen: mit KSD-RC Remote-Control an Hörgewohnheiten und Raum anpassbar
Maße (B/H/T): 20/96/22 cm
Gewicht: 20 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Paarpreis: um 3500 €
Kontakt
KSdigital
Altenkesselerstraße 17/D1
66115 Saarbrücken
Telefon +49 681 844932-50