Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
Avantgarde Acoustic Zero 1 Messungen

Klangtuning mit FIDELITY – Lautsprecher

Lautsprecher Klangtuning mit FIDELITY

Was kann ich tun, damit die Anlage besser klingt? Die wichtigsten Grundlagen (Lautsprecher).

Lautsprecher

Lautsprecheraufstellung

Die zunächst profanste Roomtuning- Maßnahme beginnt genau dann, wenn Sie Ihr Equipment zum ersten Mal aufstellen – und genau an diesem Punkt nicht Ihrer Fantasie folgen. Das muss ich jetzt erklären: Wenn ein HiFi-Freak einen leeren Raum sieht, dann entsteht vor seinem geistigen Auge quasi schon seine Anlage, erst dann folgen Regale, Vorhänge, Tische, Stühle, Pflanzen, Teppiche und Sofas. Dieser seltsame Erstimpuls richtet sich erfahrungsgemäß an der längsten Raumachse aus, denn die erträumte „große“ Anlage definiert sich meist über den Hörabstand. Komischerweise scheint diese impulsive, ganz subjektive Entscheidung über den Standort von „Altar“ und Lautsprechern ab dann irgendwie unumstößlich zu sein, recht häufig werden Lautsprecher nun gar nicht mehr oder nur noch widerwillig verschoben; die Einbildung, wie es denn bitteschön auszusehen hätte, ignoriert also womöglich komplett akustische Tatsachen. Ebenfalls eine Tatsache ist, dass der HiFi-Fan fünfmal die Lautsprecherkabel wechselt, bevor er an der Akustik seines Hörraumes arbeitet. Die steht übrigens in direktem Zusammenhang mit der Einrichtung: Voll möblierte Räume klingen grundsätzlich besser als die häufig anzutreffenden Installationen in schwach möblierten, eher kahlen Räumlichkeiten, die von einem einsamen Schallplatten- oder CD-Regal und dem „Hörsofa“ dominiert werden.

Faustregel: ausprobieren!

Faustregel Nummer eins lautet also: Ein tendenziell üppig ausgestatteter Raum bietet schon mal grundlegend bessere akustische Voraussetzungen. Faustregel Nummer zwei: Bauen Sie Ihre Anlage zunächst erst provisorisch auf und probieren Sie einfach frank und vorurteilsfrei alle Raumrichtungen aus – einschließlich „schräger“ Positionierungen über Eck (siehe unsere Grafik), die leider nur ganz selten in Betracht gezogen werden, aber durchaus grundlegende akustische Probleme lösen können. Schon bei kurzem Hinhören wird sich sicher herausstellen, dass eine der Möglichkeiten ad hoc deutlich besser klingt! Vor kurzen Hörabständen bis zu weniger als zwei Metern sollte man keineswegs zurückschrecken, auch solche „Kopfhörer“-Installationen können überragend gut klingen. Und: Den Lautsprecher in solchen Hörpositionen etwas nach hinten zu neigen kann durchaus von Vorteil sein. Prinzipiell sollten Sie aber – wie in der letzten Ausgabe von FIDELITY beschrieben – unbedingt versuchen, die weithin übliche Aufstellung mit den Geräten genau zwischen den Lautsprechern zu vermeiden. Gerade heute erreichten mich wieder Bilder einer in Summe schon sündhaft aufwendigen Installation, bei der ein riesiges Rack (das zwei Drittel der Höhe der Lautsprecher hat) von einer Lautsprecher-Innenkante zur anderen reicht, außerdem steht dort ein wahnwitzig teurer Plattenspieler ungefähr 20 Zentimeter neben den wuchtigen Tieftönern einer ebenso wahnwitzig teuren Box. Mit derart absurden Aufbauten ist eine Klang-Katastrophe vorprogrammiert, die Investition ins Equipment rausgeschmissenes Geld. Anders ausgedrückt: Eine richtig hingestellte 1000-Euro-Anlage wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich besser anhören.

Simple Tipps

Sie halten unsere Tipps für profan? Leider ist es eine Tatsache, dass diese einfachsten Grundregeln zum Aufbau einer hochwertigen HiFi-Anlage meist frohgemut ignoriert werden, nur um dann die daraus resultierenden klanglichen Probleme kostenintensiv und erfolglos mit Kabeln, Netzfiltern oder Aufstellungs- Software zu bekämpfen. Wie bei der Positionierung von Lautsprechern genau vorzugehen ist, beschreibt im folgenden Artikel eine Szene-Größe, nämlich der Chefredakteur von The Absolute Sound, Robert Harley. Sein ausführliches Buch Introductory Guide to High-Performance Audio Systems erscheint demnächst in einer deutschsprachigen Ausgabe des FIDELITY-Verlags. Robert Harleys Tipps sind nur ein kleiner Auszug aus dem Werk, das alle Aspekte hochwertiger Wiedergabesysteme erklärt und wertvolle Hinweise für die Anschaffung, den Betrieb und das „Tuning“ von HiFi-Anlagen bietet. Übrigens finden Sie dort neben vielem anderen auch genaue Anleitungen, wie man die Raumakustik verbessert oder den richtigen Lautsprecher findet.

Lautsprecher aufstellung

Wie stelle ich die Lautsprecher richtig auf?

Eine Anleitung von Robert Harley

Dieses leckere Häppchen aus dem Buch des „Absolute Sound“-Chefredakteurs Robert Harley beschreibt präzise die akustischen Effekte, die bei Positionierungsexperimenten mit Lautsprechern auftreten. Sein Fazit: Enorme Klangverbesserungen sind zum Nulltarif möglich

Aufstellung der Lautsprecher in Bezug auf den Hörer

Die wichtigste Voraussetzung für guten Klang ist das richtige geometrische Verhältnis zwischen den beiden Lautsprechern und dem Zuhörer. (Wir befassen uns an dieser Stelle noch nicht mit dem Raum.) Der Zuhörer sollte sich genau zwischen den beiden Lautsprechern befinden und zu jedem der Lautsprecher einen Abstand wahren, der etwas größer ist als der Abstand zwischen den beiden Lautsprechern. Letzteres ist keine absolut verbindliche Vorgabe, Ersteres schon: Sie sollten zu beiden Lautsprechern genau dieselbe Distanz einhalten. Ist diese grundsätzliche Geometrie nicht gegeben, wird Ihr System keine gute Klangbühne aufbauen.
Die Hörposition mit gleichen Abständen zu beiden Lautsprechern und etwas größerem Abstand zwischen Hörer und Lautsprecher als zwischen den Lautsprechern wird als „Sweet Spot“ bezeichnet. Ungefähr dort ist der Platz, an dem die Musik richtig „fokussiert“ ist und am besten klingt. Sitzen Sie seitlich des Sweet Spots, scheint sich die Klangbühne um einen der Lautsprecher herum zu bündeln. Das Ausmaß dieses Negativeffekts richtet sich nach dem Lautsprechertyp: Manche Lautsprecher gewähren einen großzügigeren Sweet Spot als andere. Wenn Sie genau zwischen den Lautsprechern sitzen, entsteht in der Mitte ein Phantombild, und Sie glauben, beispielsweise den Sänger von einer Position zwischen den Lautsprechern zu hören. Verlassen Sie den Sweet Spot zur Seite hin, wandert das Bild des Sängers auf den Lautsprecher zu, dem Sie nun näher sind.
Die Festlegung des Abstands zwischen den beiden Lautsprechern ist ein Kompromiss zwischen einer breiten Klangbühne und guten Bildern im Zentrum. Je größer die Distanz zwischen den Lautsprechern (bei unveränderter Hörposition), desto breiter die Klangbühne. Doch mit zunehmendem Lautsprecherabstand werden die Klangbilder in der Mitte schwächer oder verschwinden sogar ganz. Stehen die Lautsprecher hingegen zu eng zusammen, wird die Klangbühne zu schmal.
Die ideale Distanz zwischen den Lautsprechern gewährleistet sowohl scharfe Klangbilder im Zentrum als auch eine breite Klangbühne. Sie werden mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Aufstellung finden, bei der die Bühnenmitte klar fokussiert und genau zwischen den Lautsprechern als stabiler Punkt zu verorten ist. Besonders gut geeignet für die Ermittlung des Lautsprecherabstands und die Erzeugung einer guten Stereomitte ist ein Musikstück mit Gesang und sparsamer Instrumentalbegleitung. Stellen Sie die Lautsprecher zunächst in geringem Abstand zueinander auf und achten Sie auf die Bildfokussierung genau in der Mitte zwischen den Lautsprechern. Stellen Sie dann die Lautsprecher etwas weiter auseinander und testen Sie erneut. Wiederholen Sie diese beiden Schritte so lange, bis das Bild in der Mitte größer und unschärfer wird. Dann haben Sie die größtmögliche Distanz zwischen den Lautsprechern in Bezug auf die gegebene Hörposition leicht überschritten.
Wichtig ist auch der Zusammenhang zwischen Lautsprecherwinkel und Raum: Mit einem geringeren Abstand zwischen den Lautsprechern und einer näheren Hörposition kann dieselbe Winkelbeziehung erzielt werden wie mit einer größeren Distanz zwischen den Lautsprechern und einer weiter entfernten Hörposition. Bei einer weiter entfernten Hörposition wirkt sich die Raumakustik stärker auf den Klang der Musik aus als bei einem näheren Hörplatz. Wenn Sie sich näher an den Lautsprechern befinden, vernehmen Sie mehr direkten Schall von den Lautsprechern und weniger Schall, der von den Raumwänden zurückgeworfen wird. Dies hat zur Folge, dass der Klang umso räumlicher wirkt, je weiter Ihr Hörplatz von den Lautsprechern weg rückt. Je näher Sie sitzen, desto direkter und unmittelbarer der Charakter der Präsentation. Manche Lautsprecher benötigen einen großen Abstand zueinander und zum Zuhörer, damit sich die einzelnen Lautsprechertreiber klanglich zusammenfügen können. Nehmen Sie in einer näheren Hörposition eine deutlich gestörte tonale Balance wahr, probieren Sie einen weiter entfernten Platz aus.

Die Nähe zu Wänden verändert den Tieftonbereich

Die Raumwände üben einen enormen Einfluss auf die tonale Gesamtbalance der Lautsprecher aus. Werden die Lautsprecher nahe an der Wand aufgestellt, verstärken sich die tiefen Töne (die sogenannte „Raumübertragung“ oder „Raumverstärkung“), wodurch die musikalische Präsentation wuchtiger wird. Manche Lautsprecher sind dafür konstruiert, nahe an der rückwärtigen Wand zu stehen. Sie benötigen diese Verstärkung, um eine natürliche tonale Balance zu erzielen. Solche Lautsprecher würden weiter in den Raum gerückt einfach zu dünn klingen. Andere Modelle wiederum dröhnen schwerfällig, wenn sie nicht wenigstens einen Meter von Seiten- und Rückwänden entfernt stehen. Achten Sie beim Kauf auf diese Konstruktionseigenschaft, wenn Sie die Lautsprecher nicht beliebig umplatzieren können.
Steht ein Lautsprecher nahe an einer Wand, ist die in den Raum zurückgeworfene Bassenergie nahezu phasengleich mit dem vom Lautsprecher ausgehenden Schall. Die direkten und reflektierten Wellen verstärken bei niedrigen Frequenzen einander, der Bass wird deshalb lauter. Je näher die Lautsprecher an den Zimmerecken stehen, desto mehr Bass werden Sie hören.
Daneben beeinflusst der Abstand zwischen dem Lautsprecher zur Seitenwand und dem Lautsprecher zur Rückwand, welche Frequenzen verstärkt werden. Die richtige Platzierung verbessert nicht nur den Bassfrequenzgang des Lautsprechers bei seinem natürlichen Tieftonabfall, sondern hilft auch, Überhöhungen und Absenkungen im Frequenzgang zu vermeiden. Ein schlechter Aufstellort kann zu Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang führen, die den Bass färben. In diesem Fall werden einige Frequenzen in Relation zu anderen hervorgehoben – die Basswiedergabe wird verzerrt. Daher müssen Rückwand- und Seitenwandabstand eines Lautsprechers unterschiedlich sein. Als Faustregel hilft: Ein Abstand sollte sich um mindestens ein Drittel vom anderen unterscheiden. Beispiel: Ist der Lautsprecher 60 Zentimeter von der Seitenwand entfernt, muss er mindestens 80 cm von der Rückwand entfernt sein.

Die Positionen von Lautsprecher und Zuhörer wirken sich auf die Hörbarkeit von Raummoden aus

Neben tiefer hinabreichendem Bass und einer Begradigung des Bassfrequenzgangs kann die richtige Platzierung der Lautsprecher in Bezug auf die Raumwände auch die hörbaren Folgen von Raumresonanz- Moden mildern. Raummoden sind Verstärkungen und Auslöschungen bei bestimmten Frequenzen, die zu Überhöhungen und Absenkungen im Frequenzgang führen. Außerdem beeinflussen die Positionen von Lautsprechern und Zuhörer die stehenden Wellen; das sind feststehende Verteilungsmuster des Schalldrucks im Raum, die den Klang färben. Das Muster der stehenden Wellen in einem Raum hängt von den Abmessungen des Raums und den Positionen der Schallquellen darin ab. Wenn wir die Lautsprecher und den Hörer optimal in Position bringen, erzielen wir einen glatteren Frequenzgang. Eine bekannte Faustregel hierzu besagt, dass der Abstand zwischen den Lautsprechern und der Wand dahinter etwa ein Drittel der Raumlänge betragen sollte, um den bestmöglichen Bassfrequenzgang zu erzielen. Sollte dies nicht umsetzbar sein, probieren Sie es mit einem Fünftel. Beide Abstände reduzieren die Ausbildung stehender Wellen und fördern die klangliche Integration der Lautsprecher in den Raum.
Nach der Ermittlung dieser Ausgangspositionen können Sie beginnen, die Lautsprecher und den Hörplatz in kleinen Schritten zu verändern, während Sie Musik mit satten Basstönen spielen. Achten Sie auf Geschmeidigkeit und Ausdehnung des Basses sowie auf seine gelungene Integration in das übrige Klangspektrum. Wenn Sie die Position mit der geschmeidigsten Bassreproduktion gefunden haben, sollten Sie in dieser Konfiguration auch klarer definierte Mitten wahrnehmen können. Experimentieren Sie auch, indem Sie den Hörplatz vor und zurück schieben, um den hörbaren Bassumfang zu modifizieren. Wenn der Bass dröhnt, sitzen Sie vielleicht im Maximalausschlag einer stehenden Welle. Ist der Klang dagegen zu dünn, befindet sich Ihr Hörplatz möglicherweise genau im Schwingungsknoten. Verschieben Sie den Hörplatz, bis Sie eine gute Bassbalance finden.

Der Abstand von der Rückwand beeinflusst die Klangbühne

Generell gilt: Je weiter die Lautsprecher von der Wand hinter ihrer Rückseite entfernt sind, desto weiter geht die Klangbühne in die Tiefe. Stehen die Lautsprecher nahe an der Rückwand, entwickelt sich nur selten eine tiefe Klangbühne. Schon die Lautsprecher einen Meter in den Raum hineinzuziehen kann den Unterschied zwischen einer schwach ausgeprägten und einer spektakulären Klangbühne ausmachen. Leider lassen sich die Lautsprecher in vielen Wohnzimmern nicht so weit nach vorn rücken.

Die Höhe der Hörposition und die tonale Balance

Bei vielen Lautsprechern hängt der Frequenzgang von der Höhe der Hörposition ab. Die Veränderungen betreffen die Mitten und Höhen, nicht die Bassbalance. Normalerweise klingt ein Lautsprecher dann am hellsten (also die Höhen am stärksten), wenn Ihre Ohren auf derselben Höhe wie die Hochtöner sind oder die Hochtöner auf Sie zeigen. Die meisten Hochtöner befinden sich etwa 80 bis 100 Zentimeter über dem Boden, was einer üblichen Hörposition entspricht. Mithilfe eines höhenverstellbaren Bürostuhls können Sie den Einfluss der Hörachse auf die tonale Balance leicht testen.
Das Maß der Klangveränderungen hängt stark vom Lautsprecher ab. Manche Modelle schaffen einen breiten Bereich, in dem kaum Veränderung feststellbar ist, bei anderen lassen sich bereits tonale Veränderungen wahrnehmen, wenn man nur den Rücken aufrichtet. Wählen Sie zum Hören eine Sitzgelegenheit, die Ihre Ohren auf die richtige Achse für eine gute Höhenbalance bringt.

Einwinkeln der Lautsprecher

Anstatt die Lautsprecher parallel zu den Raumseiten aufzustellen, können sie auch einwärts, also zum Zuhörer hin gedreht werden. Für das Maß dieses Einwinkelns (engl.: „toe-in“) gibt es keine festen Regeln, denn die optimale Position hängt vom Lautsprecher selbst und dem Hörraum ab. Manche Lautsprecher brauchen das Einwinkeln, andere funktionieren in gerader Ausrichtung besser. Das Einwinkeln wirkt sich auf viele Aspekte der musikalischen Präsentation aus, darunter die Balance der Mitten und Höhen, die Schärfe der Klangbühne, das Raumgefühl und die Unmittelbarkeit der Präsentation.
Die meisten Lautsprecher klingen auf ihrer eigenen Achse (also direkt davor) am hellsten. Deshalb sind die Höhen bei eingewinkelten Lautsprechern vom Hörplatz aus besser zu hören. Im Umkehrschluss kann ein zu hell klingender Lautsprecher oft bezähmt werden, indem er gerade (also nicht zum Hörer gedreht) aufgestellt wird. Manche Modelle sind für eine gerade Ausrichtung ausgelegt – sie würden „auf Achse“ viel zu hell klingen.
Ein eingewinkelter Lautsprecher wirkt direkter auf den Hörer und verteilt weniger Schallenergie im Raum, die den Hörer nach Reflexionen an Raumoberflächen erreichen könnte. In diesem Kapitel wird noch die Rede davon sein, dass Schall, der von den Seitenwänden zum Hörplatz reflektiert wird, die Klangqualität beeinträchtigen kann. Häufig verstärkt das Einwinkeln die Fokussierung der Klangbühne und die Exaktheit der instrumentalen Bilder. In eingewinkelter Stellung erzeugen viele Lautsprecher eine schärfere und klarer abgegrenzte Klangbühne. Die Bilder erscheinen klar konturiert, kompakt und an festen Positionen im Raum. Die optimale Einwinkelung ist daher ein Kompromiss zwischen einem Übermaß an Höhen und einem klaren Bild der Bühnenmitte. Mit großer Einwinkelung wird die Klangbühne genau fokussiert, doch die Klangpräsentation gerät häufig zu hell. Ohne Einwinkelung werden die Höhen weicher, doch die Bilder auf der Klangbühne sind unbestimmter.
Daneben beeinflusst die Einwinkelung den generellen räumlichen Eindruck der Präsentation. Ohne Einwinkelung entsteht eine größere, dafür aber auch unruhigere und unpräzisere Klangbühne. Die Instrumente sind nicht so scharf abgegrenzt, aber die Präsentation wird weiträumiger. Das Einwinkeln der Lautsprecher verringert die wahrgenommene Größe der Klangbühne, macht die Bilder aber besser verortbar. Das richtige Maß hängt einmal mehr vom Lautsprecher, vom Raum und den persönlichen Präferenzen ab. Finden lässt sich die richtige Position nur durch Hören, Umpositionieren und erneutes Hören.
Entscheidend ist aber, dass die Lautsprecher gleich weit eingewinkelt sind. Dies lässt sich leicht nachprüfen: Messen Sie den Abstand von der Wand hinter den Lautsprechern zu den beiden Hinterkanten eines Lautsprechers. Die Differenz zwischen diesen beiden Abständen richtet sich nach dem Maß der Einwinkelung. Übertragen Sie diese Abstandsmaße auf den zweiten Lautsprecher, damit dieser dieselbe Winkelstellung (spiegelverkehrt) erhält. Eine weitere Möglichkeit zur Angleichung der Lautsprechereinwinkelung ist ein prüfender Blick auf die Innenseiten der Lautsprecher. Sie sollten bei beiden Lautsprechern gleich viel von der Innenseite der Box sehen können. Die gleiche Winkelstellung an beiden Lautsprechern ist eine wichtige Voraussetzung für eine gute Klangbühne, denn der Frequenzgang der Lautsprecher auf der Hörposition ändert sich mit der Einwinkelung. Nur wenn von beiden Lautsprechern ein identischer Frequenzgang zu hören ist, werden die Bilder auf der Klangbühne richtig platziert.
Beachten Sie, dass sich alle Parameter der Lautsprecherstellung gegenseitig beeinflussen. So hat eine Veränderung des Abstands zwischen den Lautsprechern z. B. Auswirkungen auf die nötige Einwinkelung, und umgekehrt. Eine breite Klangbühne kann mit geringem Lautsprecherabstand ohne Einwinkelung oder auch mit großem Lautsprecherabstand und starker Einwinkelung erzeugt werden.

Aufstellung dipolarer und bipolarer Lautsprecher

Dipolare Lautsprecher strahlen nach vorn und hinten Schall ab. Ein elektrostatischer Lautsprecher ist ein Dipol, weil sich die vibrierende Membran nicht in einem Gehäuse, sondern im freien Raum befindet und daher nach vorn und hinten gleichermaßen abstrahlt. Die nach hinten abgestrahlte Welle ist bei dipolaren Lautsprechern in Bezug auf die vordere Welle allerdings gegenphasig: Wenn sich die Membran nach vorn bewegt, um positiven Schalldruck aufzubauen, entsteht an ihrer Rückseite ein negativer Schalldruckpegel.
In einem bipolaren Lautsprecher kommen üblicherweise mehrere konventionelle, dynamische Treiber an der Vorder- und Rückseite des Gehäuses zum Einsatz. Die nach vorn und hinten abgestrahlten Schallwellen sind daher phasengleich. Hier liegt der Unterschied zwischen di- und bipolar: Die hintere Welle des dipolaren Lautsprechers ist phasenversetzt zur vorderen; beim bipolaren Lautsprecher sind beide phasengleich. Beide Lautsprechertypen werden in den Kapiteln 9 und 10 eingehend behandelt. In diesem Kapitel interessiert uns, wie wir bipolare und dipolare Lautsprecher aufstellen und wie diese mit dem Hörraum interagieren.
Die wichtigste Rolle bei dipolaren Lautsprechern spielt die Wand dahinter. Sie übt einen weitaus größeren Einfluss auf den Klang aus als bei herkömmlichen Punktschallquellen (die Schallenergie nur in eine Richtung abstrahlen). Die Wände seitlich von dipolaren Lautsprechern sind dagegen weniger wichtig, weil die Lautsprecher kaum in diese Richtung abstrahlen. Generell gilt, dass Dipole reflektierende Raumrückwände mögen. Allerdings sollten sich ein paar streuende Gegenstände hinter dem Lautsprecher befinden, um die zurückgeworfenen Schallwellen zu brechen. Eine stark absorbierende Hinterwand macht den Vorzug eines Dipols zunichte, denn die reflektierte Energie soll hörbar sein. Ist diese Wand aber glatt und kann den Schall nicht streuen, so überlagert sich der reflektierte Schall mit den direkten Schallwellen in einer Weise, die der Klangbühne die Tiefe raubt. Ein Bücherregal direkt hinter dem dipolaren Lautsprecher hilft, die nach hinten abgestrahlten Wellen zu brechen. Ebenso eignen sich gemauerte Kamine, Möbel und andere unregelmäßig geformte Gegenstände.
Außerdem sollten Dipole weiter in den Raum hinein gestellt werden als herkömmliche Lautsprecherboxen. Wenn Sie Dipole nahe an der rückwärtigen Wand aufstellen, können Sie keine große, tiefe Klangbühne erwarten. Daher sollten Sie bereit sein, für dipolare Lautsprecher einen signifikanten Anteil Ihrer Wohnzimmerfläche zu opfern.

Lautsprecher richtig aufstellen – was habe ich davon?

Von allen Maßnahmen, die Sie zur Verbesserung Ihrer Anlage vornehmen können, ist die richtige Platzierung der Lautsprecher die klangwirksamste. Sie kostet nichts, erweitert Ihre kritische Hörkompetenz und kann den Unterschied zwischen mittelmäßigem und überragendem Sound bedeuten – bei gleichen Geräten und Lautsprechern. Bevor Sie losgehen und Geld für bessere Komponenten und andere akustische Optimierungen ausgeben, sollten Sie sichergehen, dass Sie das Potenzial Ihrer Anlage mit korrekt platzierten Lautsprechern ausschöpfen. In der Lautsprecherplatzierung steckt enormes Klangpotenzial – und sie kostet nicht einen Cent. Nutzen Sie diese Chance!

Mehr hilfreiche Tipps wie diesen finden Sie in unserem Buch “Einführung in die hochwertige Musikwiedergabe”. Das Buch erhalten Sie ganz einfach über unseren Shop.

 

Mehr TechTalk? Hier geht’s lang …

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.