Ken Ishiwata, ein Leben für den Spitzenklang
Über vierzig Jahre prägte Ken Ishiwata den Klang von Marantz und entwickelte sich während dieser Zeit zu einem der wichtigsten Köpfe der HiFi-Branche. Nun ist der einflussreiche Entwickler im Alter von 72 Jahren gestorben.
Fotografie: Karl-Heinz Fink
Ursprünglich wollte der 1947 in Japan geborene Ken Ishiwata Geiger werden. Von früher Jugend an nahm er Violinunterricht und erwies sich als so talentiert, dass er eine Reihe von Nachwuchswettbewerben gewann. Um die Spieltechnik der großen Virtuosen studieren zu können, besorgte er sich Schallplatten von David Oistrach und Jascha Heifetz. Da ihm das Geld für Wiedergabeequipment fehlte, begann er, sich selbst mit Audiotechnik zu befassen, und baute im Alter von zehn Jahren seinen ersten Verstärker.
Im Laufe der Jahre wurde er immer versierter und fertigte seine Amps nicht nur für Schulfreunde, sondern besserte sich mit seinem Talent im Bekanntenkreis seiner Eltern das Taschengeld auf. Davon hörte der audiophile Vater eines Freundes und lud ihn in seinen Hörraum ein, wo sie gemeinsam einer LP von Julie London lauschten. Der Moment, in dem der Gesang aus den Lautsprechern erklang, war für Ishiwata wie ein Erwachen: Noch nie hatte die Aufnahme einer menschlichen Stimme so lebendig, intim und anziehend auf ihn gewirkt. Tief beeindruckt nahm er die Anlage in Augenschein und entdeckte einen Verstärker mit champagnergoldenen Front, auf dem das Wort „Marantz“ stand – ein Name, von dem Ken Ishiwata bis zu diesem Zeitpunkt noch nie gehört hatte.
Von der Kopie zum Original
Um sich mit den technischen Finessen des Verstärkers vertraut zu machen, lieh er das Gerät aus. Doch so gründlich er es auch studierte, war er letztlich nicht in der Lage, eine Kopie anzufertigen, die auch nur annähernd die Klangqualität des Originals erreichte. Auf diese Weise wurde ihm erstmals bewusst, welch große Bedeutung den einzelnen Bauteilen zukommt. Nach dem Abschluss der Oberschule arbeitete er zehn Jahre lang für Pioneer in Europa, ehe sich 1978 der Kreis schloss: Marantz Europe bot ihm eine Stelle als technischer Koordinator an.
In den folgenden Jahrzehnten sollte Ken Ishiwata zu einer der einflussreichsten Persönlichkeiten der HiFi-Welt werden. Angesichts seiner universellen Rolle im Unternehmen trug er seit den 80er Jahren die offizielle Bezeichnung „Markenbotschafter“. 1986 begann er, mit klangverbessernden Modifikationen versehene „Special Editions“ von CD-Spielern und anderen Komponenten zu entwickeln. 1990 wurde die von Ishiwata entwickelte MusicLink Series eingeführt, eine Kollektion von Elektronikkomponenten, die den Anspruch an hohe Klangqualität mit einem besonders eleganten, kompakten Design verbindet.
Die eigene Signature-Line
Mitte der Neunziger entdeckte der ruhelose Tüftler bei der Arbeit an seinen SEs das Potenzial des CD-63. Aus reiner Neugierde wollte er probieren, wie weit sich der Player noch verbessern lässt. Zufällig verwendete er das Gerät, um einem Journalisten einen neuen Verstärker vorzuführen. Der war so beeindruckt, dass er Ishiwata drängte, den Player auch offiziell herauszubringen. Aus dieser Begebenheit entstand die 1996 eingeführte „KI Signature“-Serie, in der er ausgewählte Modelle einer gründlichen Revision unterzog und sie in allen für nötig befundenen Details optimierte, ohne auf die Kosten zu achten.
Mit der KI Pearl-Serie, die aus einem Player und einem Vollverstärker besteht, beschenkte sich Ken Ishiwata zu seinem vierzigsten Marantz-Jubiläum und setzte seinem Schaffen für die Marke eine Krone auf.
Nur wenige Monate später, im Mai 2019, endete die Zusammenarbeit.
Im Dezember 2019 starb Ishiwata nach kurzer, schwerer Krankheit.