Looking for the English FIDELITY Magazine? Just click here!
TEAC Kassettendeck

Kassettendeck TEAC V-7010

Wiederentdeckt

Wiederentdeckt: Kassettendeck TEAC V-7010

Als eingefleischter Analog-Enthusiast mit einer Vorliebe für Retrotechnik konnte ich einfach nicht widerstehen, als ich in einem kleinen, unscheinbaren HiFi-Laden ein TEAC-V-7010 Kassettendeck entdeckte.

Der Verkäufer hatte das Kassettendeck gerade aus einem Nachlass hereinbekommen, und der Preis war – für den nahezu makellosen Zustand des Geräts – mehr als fair. Das Schmuckstück aus den frühen 90ern hat mich nicht nur durch sein robustes Metallgehäuse und die stilvollen Holzseitenteile begeistert, sondern auch durch die unglaublichen Versprechen in Sachen Klangqualität. Hier meine ersten Erfahrungen – ungeschönt, ehrlich und mit einem Augenzwinkern.

Erster Eindruck und Verarbeitung

TEAC Kassettendeck
Ein Gruß aus den 80ern: Das Design des TEAC V-7010 lässt auf den ersten Blick auf seine Entstehungszeit schließen, die Holzwangen und die schiere Anzahl an Einstellmöglichkeiten machen klar, dass wir es mit der Oberliga zu tun haben.

Schon beim ersten Anblick des TEAC V-7010 fühlte ich mich wie ein Archäologe, der einen lang verlorenen Schatz entdeckt. Das Gerät ist solide gebaut und strahlt eine Noblesse aus, die man heutzutage nur noch selten findet. Die Tasten haben einen zufriedenstellenden Druckpunkt, und die digitalen VU-Meter leuchten im Dunkeln wie die Augen einer verschmitzten Katze. Besonders hervorzuheben sind die stilvollen Holzseitenteile, die dem Deck einen Hauch von Eleganz und Vintage-Charme verleihen. Kurz gesagt: Das TEAC V-7010 ist ein echter Hingucker und eine Freude für jeden Liebhaber klassischer Audiotechnik.

Klangqualität: Auf CD-Niveau mit Metallkassetten

Nun aber zum Wesentlichen: dem Klang. Mit normalen Ferri- oder Chromkassetten ist das TEAC V-7010 schon sehr gut, aber der wahre Zauber entfaltet sich erst mit den (gebraucht leider teuren) Metallkassetten. Für meine Aufnahmen habe ich die Kassettentypen Sony Metal XR, Sony UX S und BASF CS 2 verwendet.

TEAC Kassettendeck
Wer kann sich noch erinnern? Weit verbreitet waren Kassetten mit Ferrit- oder (klanglich besseren) Chromoxidbändern. Die Königsklasse waren allerdings Metallkassetten.

Ja, es stimmt – dieses Kassettendeck kann tatsächlich auf CD-Niveau klingen. Die Höhen sind klar und präzise, die Mitten präsent und die Bässe voll und kräftig. Es ist, als ob man seinen alten Kassetten eine Frischzellenkur verpasst hat. Die Musik klingt lebendig, dynamisch und erstaunlich detailreich. Man muss sich wirklich manchmal kneifen, um zu glauben, dass das, was man hört, tatsächlich von einer Kassette kommt.

Das unvermeidliche Hintergrundrauschen

Doch bei aller Euphorie muss ich auch ehrlich sein: Ein leises Hintergrundrauschen lässt sich nicht komplett vermeiden. Selbst mit den besten Kassetten und einer sorgfältigen Kalibrierung bleibt ein Hauch von analogem Charme zurück – oder nennen wir es beim Namen: ein kleines beständiges Rauschen. Aber hey, wer braucht schon absolute Stille? Das ist schließlich ein Kassettendeck und kein digitales Wundergerät. Ein bisschen Rauschen gehört einfach dazu und erinnert daran, dass man es hier mit echter, handfester Technik zu tun hat.

TEAC Kassettendeck
Auch der großzügige Einsatz von Kupfer zeugt von einer gehobenen Preisklasse.

Dolby: Ein zwiespältiges Kapitel

Und dann ist da noch Dolby. Ja, das berühmte Rauschunterdrückungssystem, das verspricht, jegliches Hintergrundrauschen in die Wüste zu schicken. Meine Erfahrungen damit sind allerdings gemischt. Bei der Aufnahme mit Dolby schien die Dynamik etwas zu leiden, und beim Abspielen war es ein Glücksspiel. Manchmal klang es großartig, ein anderes Mal wirkte die Musik seltsam gedämpft und leblos. Vielleicht liegt es an meinem speziellen Deck, vielleicht an den Kassetten – jedenfalls habe ich beschlossen, Dolby zu ignorieren und das Rauschen einfach als Teil des nostalgischen Charmes zu akzeptieren.

Aufnahme: Die Magie von Metall

TEAC Kassettendeck
Eine Anschluss-Suite darf gerne auch mal einfach ausfallen. Die Möglichkeit, direkt von der CD auf Band zu “rippen”, wurde bestimmt nur zur Anfertigung von Sicherungskopien genutzt.

Die vom TEAC V-7010 gelieferte Aufnahmequalität ist beeindruckend, insbesondere mit Metallkassetten. Ein besonderes Highlight bei der Aufnahme ist die Fähigkeit des Decks, auch leichtes Übersteuern gut zu verkraften. Man kann den Pegel um drei bis vier Dezibel anheben, ohne dass es übersteuert klingt. Das verleiht der Aufnahme eine hervorragende Dynamik und Präsenz. Die Musik klingt lebendig und kraftvoll, was besonders bei dynamischen Stücken und komplexen Arrangements einen erheblichen Unterschied macht. Diese Fähigkeit, die Grenze des Bandmaterials auszureizen, zeigt die hohe Qualität und Präzision des TEAC V-7010.

Für meine Tests habe ich Musik von Schallplatte aufgenommen, darunter Klassiker wie Pink Floyds Animals und Fleetwood Macs Rumours. Die Ergebnisse waren einfach umwerfend. Besonders bei Pink Floyds „Dogs“ fiel mir auf, wie die Gitarrenklänge kristallklar und messerscharf durchkamen – jeder Anschlag fühlte sich fast greifbar an. Der Gesang von David Gilmour war unglaublich präsent, als ob er direkt vor einem stünde, und die subtilen Echoeffekte, die in vielen ihrer Stücke eingesetzt werden, entfalteten sich in voller Pracht. Fleetwood Macs „The Chain“ überzeugte durch seine druckvollen Bässe, die das Deck mit beeindruckender Tiefe und Klarheit wiedergab. Besonders der ikonische Basslauf in der zweiten Hälfte des Songs kam mit einer solchen Kraft und Präzision heraus, dass ich fast vergessen hätte, dass ich eine Kassette abspielte. Christine McVies und Stevie Nicks’ Harmoniegesang bei „Dreams“ wirkte so detailreich und nuanciert, dass man das Gefühl hatte, die beiden stünden direkt im Raum.

Technische Feinheiten des TEAC V-7010

TEAC Kassettendeck
Auch wenn das Gerät Jahrzehnte alt ist, unterscheidet sich die Logik des Aufbaus – abgesehen von etwas mehr freier Verkabelung – nicht radikal von heutigen Quellgeräten wie etwa CD-Playern. Die Innenwanne mit beträchtlichem Kupfereinsatz dürfte für exzellente Schirmung sorgen.

Jetzt aber mal ernsthaft, für die Technik-Nerds unter uns: Das TEAC V-7010 ist ein Dreikopf-Deck, was bedeutet, dass es separate Köpfe für Aufnahme, Wiedergabe und Löschung hat. Dies ermöglicht eine präzise und gleichzeitige Überwachung der Aufnahmequalität. Die Bandgeschwindigkeit ist wunderbar stabil, und das Dual-Capstan-System sorgt dafür, dass das Band stets in perfekter Spannung gehalten wird. Ein weiteres Highlight sind die digitalen VU-Meter, die präzise und klar die Pegel anzeigen. Die Bias-Feinabstimmung und die umfangreichen Kalibrierungsmöglichkeiten machen es leicht, das Deck optimal auf jede Kassette abzustimmen. Hinzu kommen praktische Funktionen wie Timer-Aufnahme und -Wiedergabe sowie eine elektronische Bandzählung, die viel präziser ist als die altmodischen mechanischen Zähler.

Fazit: Eine Liebeserklärung an das Analoge

Alles in allem hat das TEAC V-7010 meine Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen. Es mag nicht perfekt sein, aber es hat Charakter. Es ist ein Stück Audiogeschichte, das man hören und fühlen kann. Ja, es gibt ein leichtes Hintergrundrauschen, und Dolby ist nicht immer mein Freund, aber diese kleinen Unvollkommenheiten machen das Erlebnis umso authentischer. Wenn Sie ein Analog-Nerd sind und die Gelegenheit haben, ein TEAC V-7010 in die Finger zu bekommen, zögern Sie nicht. Gönnen Sie der alten Technik noch etwas Raum in Ihrer Sammlung – das Medium hat immer einen ganz eigenen Charme, der sich nicht einfach durch digitale Alternativen ersetzen lässt. Und vergessen Sie nicht, ein paar Metallkassetten auf dem Gebrauchtmarkt zu ergattern – Ihr audiophiler Gaumen wird es Ihnen danken!

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.