JL Audio Fathom f112 V2 Subwoofer – Fundamental
Das Fundament ist wichtig … und doch bemerkt man es nicht, wenn es gut gemacht ist. Genau das gilt auch für einen Subwoofer wie von JL Audio.
Als in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Berliner Philharmoniker eine Konzertreise nach Frankreich unternahmen, spielte als Gast ein Kontrabassist der Berliner Krolloper und Professor des Stern’schen Konservatoriums mit. Er schilderte später seine Eindrücke in Form eines Reiseberichts in einer Musikzeitschrift. Faszinierend war für ihn, dass die Basskollegen in französischen Orchestern mit Vibrato spielten, eine in Deutschland zu der Zeit völlig unübliche Praxis. Sein Fazit war: „Welcher auch nur halbwegs vernünftige Mensch baut denn sein Haus auf einen schwankenden Grund?“
Womit wir beim Sinn eines Subwoofers in einer Stereoanlage angekommen wären. Ein ordentliches Fundament kann die gesamte Wiedergabe in andere Sphären heben, Räume öffnen, Obertöne befreien – und gleichzeitig kann ein falsch justierter Tieftöner alles vor die Wand fahren, den wichtigen Mittelton verkleistern und, in ganz gemeinen Fällen, im eigenen Raum unhörbar bleiben, während er in Nachbars Wohnung den Nippes aus der Schrankwand pustet.
Nun ist es erst einmal so, dass im Tiefton eine Menge Luft bewegt werden muss. Das ist simple Physik, an der leider kein Weg vorbeigeht. Daher sind die Mythen um ach so basskräftige Zweiwege-Mini-Lautsprecher, die gleichzeitig einen sauberen Mittelton zeichnen, kompletter Blödsinn. Als alter Freund und Besitzer diverser BBC-3/5-Derivate darf ich so etwas sagen. Diese Lautsprecher haben andere Qualitäten, können einige Klänge unnachahmlich schön reproduzieren – das lebensecht klingende Aufstampfen eines T-Rex gehört nicht dazu. Will man also die Luft des Hörraumes ordentlich in Bewegung versetzen, gibt es mehrere Wege: Membranfläche und Hub sind zwei sichere Komponenten, Unterstützung in Form von Bassreflexkonstruktionen oder Passivmembranen (mehr Membranfläche) helfen. Da der Fathom von seinen Ausmaßen her halbwegs übersichtlich bleiben und zugunsten der Präzision auf ein irgendwie geöffnetes Gehäuse verzichten sollte, konzentrierte man sich bei der Entwicklung auf das Chassis: Herausgekommen ist ein wahres Monster, dessen Abbildung Sie auf diesen Seiten sicher solo finden werden. Eine bleischwere und absolut steife Membran, eingehängt von einer Sicke, die einem Fatbike zu entstammen scheint, wird hier von beachtlichen 1600 Watt diskussionsfrei in die Zange genommen. Masse, Hub und Kontrolle sollen für eine kompetente Vorstellung sorgen. Ob es gelingt, werden wir gleich ausprobieren.
Zunächst muss dieses Monster allerdings aus seiner Kiste gehoben und in das Musikzimmer im Keller verfrachtet werden, was aufgrund seiner schieren Masse von 52 Kilogramm eine Weile dauert. Steht er endlich an seinem Platz, geht alles Weitere leicht und schnell von der Hand – auch dank der sehr umfangreichen Bedienungsanleitung. Frequenz des Tiefpasses, Phase und Pegel sind schnell angepasst, wobei sich hier eine helfende Hand als zweckdienlich erweist. Das Bedienfeld an der Front ist übersichtlich gestaltet und bietet alle Eingriffsmöglichkeiten, die man zur Kontrolle eines solchen Kellerkindes benötigt. Glücklicherweise auch oben an der Front und nicht – wie so oft – unten an der Rückseite. Man kann die ganze Einstellerei also noch halbwegs würdevoll hinter sich bringen.
Anschlussseitig bietet der Fathom alles, was in der realen Welt unserer Musikzimmer so vorkommen kann: symmetrische und unsymmetrische Eingänge, beide sowohl als Stereo- und Mono-Eingänge ausgeführt, Ausgänge zum Durchschleifen des Signals an einen folgenden Endverstärker für die Hauptlautsprecher. Auf eine Filterung dieses Signals wird glücklicherweise verzichtet, JL versteht den Fathom nicht als Teil einer Sub/Sat-Konfiguration, sondern als Erweiterung eines bestehenden und vollständigen Lautsprechersystems. Bei mir erhält der Fathom seine Signale über symmetrische Kabel von den LFE-Ausgängen meiner Vorstufe. Der Vorteil ist hierbei, dass ich ihn ein- und ausschalten kann, ohne das Signal der Hauptlautsprecher zu beeinflussen. So kann ich per Fernbedienung vom Hörplatz aus die Auswirkungen auf den Klang im direkten Vergleich eruieren.
Die erste Vorstellung ist schon beeindruckend: Bei einer CD mit Dvoráks Streichquartetten öffnet der Sub beim Zuschalten hörbar den Raum, die Luft des großen Saales wird spürbar. Eine Aufnahme von Mahlers Neunter Sinfonie mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern gewinnt deutlich an Macht und Düsternis. Allerdings erkaufe ich diesen Gewinn mit einem minimal verschmierten Grundton, nicht mehr ganz sauber aufgedröselten Tiefmitten, hörbar beispielsweise an der Trennlinie zwischen Celli und Kontrabässen. Wenn diese Grenze verwischt, ist das ein Zeichen von Verdeckungseffekten, die natürlich nicht ideal sind. Zeit also für die Autokalibrierung.
Welche Macht und Kraft der Fathom tatsächlich besitzt, merkt man schnell, wenn man diese Funktion aktiviert. Der Sub sendet dann eine Weile lang unterschiedlichste Signale aus, um seine Umgebung auf Herz und Nieren zu prüfen, arbeitet sich durch verschiedene Pegel und Frequenzen. Während der Lautsprecher recht ungerührt dasteht, tanzt das halbe Haus um ihn herum, Gegenstände in Regalen entwickeln Eigenleben und vor allem fest installierte Tieftonabsorber zeigen, wie beweglich sie trotz der fixen Montage noch sind. Letztlich keine Show für schwache Nerven, und so bin ich einfach eine Weile vor die Tür gegangen, da ich doch ein wenig Angst um mein Studio hatte. Nach dieser seismischen Attacke informiert eine grün leuchtende LED über die erfolgreiche Kalibrierung, der Sub hat nun ein zum Raum passendes Profil erstellt und soll sich nach der Idee des Herstellers nun noch besser ins Geschehen einfügen.
Gleich wieder an die Neunte Mahler, und siehe da: Die Durchhörbarkeit ist merklich gesteigert. Viel mehr kann man über einen gut justierten Subwoofer nicht schreiben, da er erst dann auf den Punkt spielt, wenn er als eigene Schallquelle nicht mehr auffällt. Man bemerkt seine im Idealfall segensreiche Tätigkeit erst, wenn man ihn deaktiviert und die Wiedergabe etwas in sich zusammenfällt, weniger plastisch wirkt. Von dem tumben Gestampfe billiger Subwoofer sind wir freilich meilenweit entfernt; deren sinnentleertes Gepumpe hat nichts mit einer differenzierten Tieftonunterstützung zu tun, von der wir hier sprechen.
Unterschiede gibt es aber dennoch zu anderen erstklassigen Subs, wie weitere Vergleiche mit meinen auf den Raum eingemessenen und ähnlich teuren Tieftönern zeigen. Der JL Audio tritt schneller an, kann zudem deutlich mehr Energie freisetzen. Wenn es um das feinste letzte Ausschwingen des Fells einer Großen Trommel oder einer Kontrabasssaite geht, haben die Subs von Sky-Audio minimal die Nase vorn. Letztlich ist es ein Kopf-an-Kopf Rennen mit leicht unterschiedlichen Ausprägungen. Da entscheidet der Bedarf: Wenn man nicht nur gut Musik hören, sondern vielleicht auch sein Heimkino beschallen möchte, ist der JL Fathom erste Wahl, da er sowohl die zarten Töne als auch das Erdbeben beherrscht. Die leichte, vollkommen automatisierte Justage empfiehlt ihn außerdem ebenso wie die vielfältigen Anschlussmöglichkeiten. Eine Warnung sei allerdings ausgesprochen: Man sollte ein solches Experiment nur wagen, wenn man das Geld für die Konsequenzen hat. Spielt ein Subwoofer vom Kaliber eines JL Audio Fathom f112 V2 erst einmal in der eigenen Anlage, wird man ihn nur noch schwerlich gehen lassen.
Wir meinen
Einfache Einmessung und schier grenzenlose Kraft machen den Fathom f112 V2 zu einem der besten Sobwoofer des Marktes.
Info
JL Audio Fathom f112 V2
Konzept: aktiver Subwoofer mit geschlossener Gehäusekonstruktion und automatischer Raumeinmessung
Einstellungen: Tiefpassfilter stufenlos einstellbar von 30 bis 130Hz; wahlweise 12 oder 24 dB/Okt Flankensteilheit; Phasenlage stufenlos einstellbar von 0 bis 270°; Signalpolarität schaltbar 0 oder 180°; manuell regelbarer Equalizer für den Tiefbassbereich
Eingang unsymmetrisch: RCA/Cinch (rechts /links oder mono)
Eingang symmetrisch: XLR dreipolig (rechts/links oder mono)
Ausgang symmetrisch: XLR dreipolig (Eingangssignal wird durchgeschleift)
Übertragungsbereich: 21–119 Hz
Chassis Ø: 300 mm (12″)
Spitzen-Verstärkerleistung: 1500 W
Maße (B/H/T): 38/47/45 cm
Gewicht: 52 kg
Preis: um 4900 €
Kontakt
ATR – Audio Trade
Schenkendorfstraße 29
45472 Mülheim an der Ruhr
Telefon +49 208 882660
Mitspieler
Plattenspieler: Transrotor Apollon TMD mit SME 5, SME 3012 u. a.
CD-Player: Mark Levinson No. 390s
DAC: Merging Technologies
Vollverstärker: Lavardin IT
Vorverstärker: Crane Song Avocet
Endverstärker: Digitalendstufe auf ICE Power basierend, Accuphase P-4200
Lautsprecher: Spendor Classic 3/5, FinkTeam Borg, Wilson Audio Sasha DAW, Sky-Audio 2.2 System
Kabel: Vovox, AudioQuest, Audio Note