JBL: Legenden wie an der Perlenschnur
Egal ob HiFi-Fan oder nicht, den Namen JBL kennt jeder. Doch nur wenige wissen, dass die Geschichte der legendären, im Jahr 1946 gegründeten Lautsprecherschmiede mit einer Tragödie anfing: James Bullough Lansing – korrekt: der mit dem J, dem B und dem L – war alles andere als ein geborener Geschäftsmann. Namensrechtliche Streitigkeiten mit seiner alten Firma Altec Lansing sowie anhaltender Misserfolg brachten ihn in eine derartige finanzielle Schieflage, dass er sich nur drei Jahre nach Gründung seiner Firma das Leben nahm. Doch als wollte er sein Schicksal mit einer bitter-ironischen Note beschließen, hinterließ er seinen Nachfolgern einen, wie sich erst später herausstellte, wahren Goldschatz: Aus seinen Treibern und Technologien entwickelten sie in den kommenden Jahrzehnten eine nicht enden wollende Serie von Legenden und machten JBL zu einem der erfolgreichsten Lautsprecherhersteller überhaupt.
Namen wie „The Hartsfield“ (1954), „Paragon“ (1957),“ L 100“ (1973), „Aquarius“ (1979), „Everest“ (1985) oder „K2“ (1990) dürften bei vielen Highendern noch heute für unkontrollierbaren Speichelfluss sorgen, während irgendwie jeder mal eins der sensationell günstigen „Control One“-Derivate besaß. Und nicht nur Musikhörer schätzen und verehren die Marke. Bereits Anfang der Sechziger empfahl sich der Hersteller mit seiner „4320“ Musikproduzenten und Toningenieuren, und bis heute zählt JBL zu den etablierten Studiogrößen. Die zweite Generation der Geschäftsleitung vergoldete ihren Erfolg 1969 mit dem Verkauf an Harman; seither zählt JBL zu den kräftigsten Pferden im Stall des Konzerns. Im gleichen Jahr beschallten Lautsprecher des in Los Angeles ansässigen Herstellers das Woodstock-Festival und vollendeten die Dreifaltigkeit: Wohl kein anderer Produzent sitzt so fest im Sattel der Studio-, Live- und HiFi-Beschallung.
Einen informativen Einblick in die Geschichte von JBL gibt das Buch “The Story of JBL”, das es aber leider nur auf Englisch gibt.
Allein aus Sicht der HiFi-Gemeinde scheint sich seit etwa zwei Jahrzehnten eine Zeitenwende zu vollziehen, die immer wieder als Abwertung der Markentradition gewertet wird. Während sich die Enthusiasten früher die Nasen an den Schaufensterscheiben plattdrückten, dominiert heute Massenware in kleinen Pappschachteln die Unterhaltungsabteilungen großer Flächenmärkte. Doch eigentlich bestätigt das nur die ungebrochene Innovationskraft des heute zu Samsung gehörenden Unternehmens. JBL zählte schon immer zu den Treibern neuer Technologien, bot als einer der ersten Produzenten echte Stereosysteme an und designte Studiomonitore, als die Toningenieure selbst noch gar nicht wussten, dass sie spezielle Lautsprecher benötigen. Zudem saß JBL bei der Zertifizierung des THX-Standards am Tisch, revolutionierte mit seinen Line Arrays die Livebeschallung und entwarf Aktivmonitore mit Funkansteuerung anderthalb Jahrzehnte, bevor sie zum Hype wurden. Da ist es nur konsequent, dass die Marke heute Trends wie Soundbars, Bluetooth-Mobilware mit und ohne Sprachsteuerung, Gaming-Utensilien oder Aktivkopfhörer vorantreibt. Außerdem gibt es für alle Highender einen dicken Trost: Unter dem Banner der Harman Luxury Group pflegt JBL legendäre Modelle wie die Everest, die exzellente Neuauflage der L 100 sowie seine 43xx-Studioserie. Wir wünschen alles Gute zum 75er-Jubiläum!