Jazzidelity: Peter Rosendal / Old Man’s Kitchen – Love For Snail
Die bizarre Collage auf der CD-Verpackung verrät schon manches. Da tanzen Schnecken über eine Brücke, ein Wal taucht im Hudson River, Schiffe stranden auf Kirchen. Vieles geht in Peter Rosendals Schnecken-Musik bunt durcheinander – absurd, schräg und humorvoll, zwischen Jazz, Kammermusik und Jahrmarktskapelle. Da werden Retro-Sounds fantasievoll verfremdet und Klassik-Gesten durch den Time Tunnel gejagt. Kein Wunder bei dieser seltsamen Instrumentierung: Im Sextett Old Man’s Kitchen dominieren nämlich Posaune, Bassklarinette und Geige den Klang. Den Bandleader, der eigentlich Pianist ist, verschlägt es außerdem immer mal wieder an die Melodica oder das elektrische Wurlitzer-Klavier. Als einen „Quentin Tarantino des dänischen Jazz“ haben sie ihn einmal beschrieben. Tatsächlich liebt Rosendal musikalische Verrücktheiten und Verblüffungen und kleine Schocks. Diszipliniert setzt er das Anarchische ein, auf ästhetisch hohem Niveau. Ob stimmungsvoller Blues-Groove („Night Potier“) oder kleine Kammer-Salonmusik („Velkommen Til Danmark“): Nichts ist auf Love For Snail so richtig ernst zu nehmen, aber desto lustvoller und intensiver erblüht daraus die Kunst, fern aller Konvention. Beim Hören dieses Albums kann man deshalb vor allem eines: Spaß haben – und das von der ersten bis zur letzten Minute! Übrigens wird Rosendals Musik in seiner Heimat für etwas sehr Dänisches gehalten. Wenn das stimmt, dann möchte ich bitte noch ganz viel von diesem Dänemark!