Jazzidelity: Jan Harbeck Quartet feat. Walter Smith III – Variations In Blue
Wenn zwei Tenorsaxophonisten aufeinander treffen, stehen die Zeichen meist auf „Battle“ und Wettstreit: Wer kann lauter, höher, länger? Der dänische Tenorist Jan Harbeck liefert hier das Gegenmodell. Er und sein amerikanischer Kollege Walter Smith III kultivieren mit Variations In Blue eine tenoristische Flüster-Session und blasen sich sanft und bluesig durch acht ausnahmslos langsame Stücke. Ganz selten nur spielen sie gleichzeitig, fast immer wechseln sie einander einfach ab, geben einander das Stichwort – wie bei einem entspannten Geplauder vor dem Kaminfeuer, ein Whiskyglas in der Hand.
Harbeck auf dem rechten Kanal plaudert mit mehr Hauch und Rauch, Smith links eher trocken und mit nüchterner Gelassenheit. Interessanterweise ist keines der Stücke ein ganz echter Blues, aber das blaue Feeling durchweht wärmend das gesamte Album. Zahlreich, aber unaufdringlich sind dabei die Bezüge zur Jazz- und weiteren Musikgeschichte: Ellington, Sinatra, Grieg und sogar Gidon Kremer geistern durch die ganz sparsamen Arrangements. Auch Harbecks eigene Stücke (drei an der Zahl) funkeln vor historischen Verweisen, die man eher dunkel spürt als bewusst wahrnimmt. Genau das ist die Stärke dieses Albums: Man kann Variations In Blue mit der Seele hören, mit halber Aufmerksamkeit, oder mit gespitzten Ohren und heiß laufendem Hirn. So viel Hingabe und Raffinesse investieren die Dänen in ihren Jazz.