Jazzidelity: Cloudmakers Trio – Abstract Forces
Was zeigt das Albumcover? Eine startende Rakete? Nein, es ist die Battersea Power Station, das legendäre Kohlekraftwerk in London, das einst auch die Albumhülle von Pink Floyds Animals zierte. Seit 1983 ist das Kraftwerk stillgelegt und dient vor allem als Kulturstätte: für Konzerte, Theater, Ausstellungen. Wolken macht das „Battersea“ also schon lange keine mehr. Doch als Symbol für Londons rockende, dampfende Wucht taugt es natürlich weiterhin. Nun ist das Vibrafon nicht gerade ein dampfendes Rock-Instrument, sondern eher leise und abstrakt. Auf seinem gepflegten Dynamiklevel jedoch entfaltet es eine Menge Power – es ist ein kräftiges Perkussions-Instrument, das überdies harmonisch begleiten und solistisch improvisieren kann.
Der englische Vibrafonist Jim Hart hat die Musik des Trios direkt aus den Stärken seines Instruments entwickelt: groovebetont und feinnervig. Da gibt es packende Themen, gespickt mit Rhythmus- und Stilwechseln. Da gibt es ungerade Metren, hüpfende Intervalle, Ostinato-Bildungen. Harts Trio mit Bass und Schlagzeug swingt, groovt, rockt – aber stets mit Köpfchen und einer fast kammermusikalischen Raffinesse. Vielleicht trifft das Vibrafon zurzeit einen besonderen Nerv, weil die musikalische Ästhetik, zu der es tendiert, das Minimalistische und das Komplexe so eng miteinander verknüpft. „Angular Momentum“ – kantige Wucht –: so heißt das zweite Stück auf Abstract Forces. Da können auch Klaviertrios kaum mithalten.