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INKLANG 17.2 Advance Line

Test Inklang 17.2 Advanced Line

Test Inklang 17.2 Advanced Line

Maßkonfektion, die passt

Das umfassende Customizing-Modell der Hamburger Manufaktur Inklang trifft das Bedürfnis nach immer mehr Individualisierung perfekt. Man konfiguriert seinen Traumlautsprecher solange, bis er genau passt. Dafür, dass er gut klingt, hat Inklang schon davor gesorgt.

Schon während des Auspackens erzählt die Inklang 17.2 Advanced Line von ihrer Heimat: Gewittergrau nennt sich ihre „Trendfarbe“, sie sieht aus wie der Himmel über Hamburg. Langweilig, könnte man meinen, aber unterm meist leuchtend weiß-blauen Münchener Himmel wirkt diese Farbgebung obschon dezent, sehr elegant und irgendwie edel, woran auch die für Inklang typische umlaufende Fase ihren Anteil hat. Nordlichter können ihr tristes Dasein ja für nur 30 Euro Mehrpreis mit sogenannten Akzentfarben in Senf, Violett oder Petrol aufregender machen. Wer hundert Euro investieren möchte, kann es auch wirklich bunt treiben und seine Lieblingsfarbe aus der RAL- oder NCS-Farbpalette auswählen, für Menschen mit ausgeprägtem Stilbewusstsein stehen auch die Farben des britischen Traditionsunternehmens Farrow & Ball zur Auswahl. Vergegenwärtigt man sich, dass die heißbegehrten Lacke der Spezialisten aus England schon bei rund 60 Euro pro Liter liegen, ist das Angebot von Inklang ein echtes Schnäppchen.

INKLANG 17.2 Advance Line
Die Inklang 17.2 Advanced Line ist unter anderem auch in senfgelb erhältlich

Worum geht’s hier eigentlich? Um geschmackvolles Innendesign oder um wohlklingende Schallwandler? Falsche Frage, liebe Audiophile, die ihr in jahrzehntelanger Abhängigkeit von Herstellern schwarzer – oder noch schlimmer: furnierter Kisten –, unempfindlich geworden seid gegenüber den schönen Seiten des Lebens. Thomas Carstensen, der Gründer von Inklang, ist der festen Überzeugung, dass beides möglich ist: Gutes Design und guter Klang – der Mann steckt voller verrückter Ideen. Wie zum Beispiel die Just-in-time-Produktion eines Serienproduktes. Der Inklang-Lautsprecher Ihrer Wahl wird erst dann gebaut, wenn Sie seine endgültige Form im Online-Konfigurator festgelegt haben. Farben, Spikes oder Standpucks, Standard- oder Referenzweiche, vielleicht ein „Family Care Paket“?, Design-Lautsprecherabdeckungen oder Retro-Textilkabel – wie viel Individualität Sie wollen, liegt ganz bei Ihnen. Ein Tipp fürs ultimative Customizing: Lassen Sie doch Ihren Namen (oder denjenigen der besseren Hälfte, die diese Investition abgesegnet hat) in die Metallplatte der Bi-Wiring-Anschlussterminals fräsen. Noch mehr zu Ihrem Lautsprecher wird eine 17.2 oder jede andere Inklang-Box nur, wenn Sie selbst bei der Endmontage Hand anlegen. In der Hamburger Lautsprecherschmiede ist sogar das möglich – gerüchteweise gibt es dann auch ein Gläschen Champagner, sobald das Werk vollendet ist. Genau für diese kleinen kundenfreundlichen Extras erhielt Carstensen im Juni letzten Jahres übrigens den German Brand Award. Wenn es einen Grund gibt, sich in Hamburg eine waschechte Erkältung zu holen, dann diesen.

INKLANG 17.2 Advance Line
Ein 18-cm-Langhubchassis sorgt für trockene und tiefe Bässe

Einerlei, wie Sie zu Ihrer 17.2 in welcher Variante auch immer gekommen sind, nehmen Sie sich kurz Zeit, um die neuen Tonmöbel adäquat zu positionieren. Im Gegensatz zu manchem Highend-Schallwandler verhalten sich Inklang-Lautsprecher generell und die 17.2 im Besonderen sehr gutmütig ihre Aufstellung betreffend. Ein klassisches Stereodreieck mit je nach Hörabstand zwei bis drei Meter Basisbreite, ist schon mehr als die halbe Miete. Dann auf den Hörplatz einwinkeln bis sich das Stereopanorama in der Mitte schließt und Musik genießen bzw. in Klang baden (aus dem Archiv für miserable Kalauer). Das Modell 17.2 ist laut Thomas Carstensen ein Bestseller im Programm, was mich schon nach der ersten Kontaktaufnahme nicht sonderlich überrascht: Obwohl sie kein Lautsprecher ist, der im Wohnraum „verschwindet“, ist sie auch so ziemlich das Gegenteil von wuchtig. Sie integriert sich hervorragend und bietet doch ausreichend Gehäusevolumen, um ernsthaften Tiefton zu produzieren. Sogar erstaunlich ernsthaften, um genau zu sein. Die Lage des 18-Zentimter-Langhubchassis aus Aluminium mit Phaseplug noch über dem Kalottenhochtöner ermöglicht sehr freien, von Bodenreflexionen weitgehend befreiten, schlanken, aber substantiellen Bass und sorgt darüber hinaus auch für maximalen Abstand zum Reflexrohr in Bodennähe – ungewöhnlich, aber durchaus pfiffig. Für die gelungene Abstimmung und Beschaltung spricht dabei auch, dass das Klangbild nicht auseinanderfällt und der Hochton nicht überlagert wird, sobald man die horizontale Hörachse verlässt. Eventuell ist dies sogar ein Vorteil der Referenz-Weiche, wobei ich keinen Vergleich zur Standardbeschaltung habe.

Obwohl wir jetzt schon mitten im Hörtest sind, möchte ich noch kurz nachreichen, dass beide Chassis der 17.2 von SEAS aus Norwegen stammen. Dank der nominellen Impedanz von acht Ohm gibt sie sich unprätentiös bei der Verstärkerwahl. Auch wenn Inklang ein Leistungsminimum von 40 Watt nahelegt, hatte ich an einer Pass-Endstufe mit 25 Class-A-Watt nicht das Gefühl, anschieben zu müssen. Wenn brachiale Pegel gefragt waren, boten sich im Testzeitraum kräftige Amps von Marantz und Vincent an. Die 30 Quadratmeter des Redaktionshörraums füllte die 17.2 mühelos bei jedem Pegel aus, womit manch audiophiler Monitor bauartbedingt schon Schwierigkeiten bekommen kann. Das ist aber letztlich nicht mehr als eine gesunde Basis, auf der es aufzubauen gilt: Feinauflösung, Dynamik und räumliche Darstellung sind die relevanten Prüfsteine. „The Book Of Right-On“ aus dem Debütalbum The Milk-Eyed Mender der Neo-Folk-Harfenistin Joanna Newsom gehört zu meinen Teststück-Evergreens, weil dort im Kleinen und obschon verhuscht und fragil, alles drin ist, woran eine Anlage respektive Lautsprecher scheitern können: Eine sehr feine, zerbrechliche, bisweilen androgyn wirkende engelsgleiche Stimme, ein außergewöhnlich klares und transparent darzustellendes Instrument, Dynamik – grob und fein – und eine satte Portion jener Magie, die wirklich berührende Musik ausmacht.

INKLANG 17.2 Advance Line
Teil des Referenz-Upgrades: Frequenzweiche mit hochwertigen Bauteilen von Mundorf

Das Kieks- und Krächzfalsett der damals knapp zwanzigjährigen Singer-Songwriterin überträgt die 17.2 sehr behutsam ohne jeden individuellen Ausbruch der Stimme einzuebnen, aber auch ohne jemals ins schmerzhaft Klirrende zu kippen. Am Ende des Stückes verklingt eine tiefe Saite von Newsoms Harfe eine gefühlte Ewigkeit lang, während der Ton immer leiser wird, bis er nur noch in der Ferne zu erahnen ist. Lautsprecher mit mangelnder Auflösung unterschlagen dabei bisweilen zehn Sekunden oder mehr, die 17.2 dagegen folgt der tieffrequenten Schwingung bis zu ihrem natürlichen Ende – also bis der CD-Laser zum nächsten Titel springt. Der Ton ist voll und transparent, sogar voluminös, allerdings ohne jeden unnötigen Ballast in Form verschleppter Gehäusevibrationen. In Verbindung mit der sehr emphatischen Stimmdarstellung und der insgesamt äußerst homogenen und in sich geschlossenen Wiedergabe halte ich die 17.2 verglichen mit ihrer großen Schwester 17.5 Advanced Line sogar für den im strengen Sinne audiophileren Lautsprecher. Auch wenn sie kleiner und vielleicht auf Anhieb weniger eindrucksvoll spielt, überzeugt sie doch auf lange Sicht durch ihre wunderbare Raumaufteilung, in der es keine Irritationen gibt: Instrumente und Stimmen sind jederzeit klar getrennt und glaubhaft räumlich gestaffelt. Je öfter ich in den letzten Wochen im Hörraum war – und das war oft und oft auch länger als üblich – umso mehr verfestigte sich die im Grunde einfache Erkenntnis, dass die 17.2 offenbar perfekt zur Größe dieses Raumes passt. Denn natürlich zeichnete sich das größere 17.5-Modell durch seine komplettere Spielweise aus – so habe ich das zumindest in Erinnerung –, sie bildete größer ab, lieferte mehr Druck, und dennoch sind es Details, feine Dynamikabstufungen und große Homogenität, die mich für die kleinere 17.2 einnehmen. Es gilt wie immer, suchen Sie sich den Lautsprecher, der am besten in Ihren Raum passt, nicht den, der theoretisch aufgrund der Datenlage überlegen ist. Ich prognostiziere, im durchschnittlichen Hörraum zwischen 20 und 30 Quadratmetern, wird es zumeist diese 17.2 sein, die perfekt harmoniert. Dann bleibt nur noch die schwierige Aufgabe, die richtige Farbe auszusuchen. Viel Spaß dabei!

 

 

INKLANG 17.2 Advance LineInklang Advanced Line 17.2

Funktionsprinzip: Zwei-Wege-Bassreflex

Frequenzumfang: 40 Hz–25 kHz

Impedanz: 8 Ohm

Übergangsfrequenz: 2200 Hz

Maße (H/B/T): 102/20/30 cm

Gewicht: 21 kg

Ausführungen: Fünf-Schicht-Lackierung in 10 Farben, mannigfaltige „Privatlackierungen“

Garantiezeit: 2 Jahre

Paarpreis: ab 3200 Euro

 

INKLANG Lautsprecher Manufaktur GmbH

stilwerk Hamburg

Große Elbstraße 68

22767 Hamburg

 

www.inklang.de

 

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.