Inklang 13.2 – Lautsprecher, die Farbe bekennen
Hoch im Norden, hinter den Deichen, weiß die Lautsprechermanufaktur Inklang die Zeichen der Zeit offenkundig besser zu deuten als andere Boxenbauer.
Inklang aus Hamburg fertigt und verkauft nicht einfach Lautsprecher von der Stange, sondern geht speziell auf Kunden ein, befriedigt ihr Bedürfnis nach Individualisierung. Das freut zum Beispiel Innenarchitekten sehr, in deren Augen Lautsprecher in etwa denselben Stellenwert haben wie Text für Grafiker: ein offenbar notwendiges Übel, dessen tieferer Sinn sich einfach nicht erschließen will. Tritt man allerdings einen Schritt zurück und wechselt die Perspektive, wird man gewahr, dass ein Wohnraum ohne Schallquellen nur ein Aufenthaltsraum ist, so wie ein Magazin ohne Text lediglich ein Prospekt. Auch Lebenspartner freunden sich mit Schallwandlern viel leichter an, wenn sie zu den Vorhängen, dem Lidschatten oder den Fliesen im Bad passen.
Advanced 13.2
Die Produktpalette von Inklang umfasst sieben Lautsprechermodelle, die für uns Stereo-Hörer interessant sind, plus einen Center-Lautsprecher für Heimkinofreunde. Unser Testmodell 13.2 aus der Advanced Line liegt mit einem Paarpreis von rund 2000 Euro im preislichen Mittelfeld. Es handelt sich um Zwei-Wege-Kompaktlautsprecher mit einem Tiefmitteltöner und einer Hochtonkalotte. Die Chassis vom skandinavischen Spezialisten SEAS verfügen über kräftige Neodymantriebe und leichte Membranen aus Aluminium bzw. einer Alu-Magnesium-Legierung. Insbesondere der langhubige und verwindungssteife Tiefmitteltöner ist ein echtes Schmuckstück, dessen hinterlüftete Schwingspule ihre Reibungsenergie – unter Belastung können durchaus bis zu 250 Grad Celsius entstehen – clever über den Alu-Phaseplug abführt.
Außergewöhnlich ist auch die Anordnung der Treiber: Der große Konus sitzt oben in der Schallwand, die Waveguide-Kalotte darunter, direkt über der strömungsoptimierten Bassreflexöffnung. Diese Architektur verhalte sich in der Praxis gutmütiger hinsichtlich der Aufstellung, außerdem vermeide sie spezifische Probleme herkömmlicher Monitore, erläutert Gründer und Geschäftsführer Thomas Carstensen, der 2013 aus dem Finanzdienstleistungssektor in die HiFi-Branche wechselte. Bei mir bleibt in jedem Fall hängen, dass man bei Inklang auch über guten Klang nachdenkt und nicht nur über schöne Gehäuse – das ist selbst in diesem Preisbereich keine Selbstverständlichkeit.
High-End durch und durch
Carstensen ist leidenschaftlicher Musikliebhaber und stellt highendige Ansprüche an seine Lautsprecher. So bewohnen die passiven Frequenzweichen, die grundsätzlich mit hochwertigen Bauteilen, etwa von Mundorf, bestückt sind, eine eigene Kammer im mehrfach versteiften Gehäuse, direkt hinter den Bi-Wiring-Terminals mit den stabilen vergoldeten Brücken. Für knapp 100 Euro bietet Inklang noch ein sogenanntes Referenz-Upgrade an, das nochmals bessere Weichenbauteile umfasst und durch ein kleines Textilfähnchen erkennbar wird. Logisch, dass wir diese Option angekreuzt haben. Für Kurzentschlossene ist das Referenz-Upgrade bis zum 23.12.2016 übrigens kostenlos zu bekommen, dazu müssen Sie lediglich einen Gutscheincode über die Homepage von Inklang anfordern.
Hoppla, vielleicht hätte ich das erst am Ende erwähnen sollen?! Sei’s drum, wenn Sie bis hierher auf der FIDELITY-Seite geblieben sind, dann wollen Sie vermutlich mehr erfahren. Sehr gut! Denn wer kauft schon gerne die Katze im Sack, auch wenn man sich dessen Farbe aussuchen kann.
Töne und Tönungen
Apropos: Die Farbauswahl bei Inklang ist, wie eingangs bereits angedeutet, ungewöhnlich reichhaltig. Es gibt fast keinen Gestaltungswunsch, den die Hamburger Manufaktur nicht erfüllen könnte. Ausgehend von sieben Standardfarbtönen zwischen Schneeweiß und dem Anthrazitgrau unseres Testmusters lassen sich mit den Akzentfarben Violett, Petrol und Senf – für nur 20 Euro Aufpreis – farbliche Highlights setzen. Wem das noch nicht individuell genug ist, der kann sich in der exklusiven Farbenwelt der britischen Traditions-Innenausstatter von Farrow & Ball umschauen oder sich aus dem breiten NCS-Farbfächer bedienen. Immer noch nichts für Sie dabei? Dann gehen Sie einfach mit einem RAL-Katalog zu Inklang und zeigen auf Ihre Traumfarbe. Ich bin sicher, Thomas Carstensen wird alle Hebel in Bewegung setzen, um den passenden Lack aufzutreiben.
In natura zeigen sich die 13.2-Monitore wirklich exzellent verarbeitet. Statt runder Kanten ziert eine umlaufende Fase die Vorder- und Oberseite der schmalen Gehäuse, Fugen oder verleimte Stoßkanten sind weder sicht- noch fühlbar, selbst das rückwärtige Anschlussfeld ist praktisch stufenlos versenkt. Sicherlich hätte man auch die Schrauben des Tiefmitteltöners auf der Front versenken können – was aber weniger Anlass zur Kritik, als vielmehr persönliche Geschmacksfrage ist.
Davon abgesehen ringt mir die professionelle Konsequenz, mit der bei Inklang eigentlich einfache Fragen der mechanischen Stabilität angegangen werden, gehörigen Respekt ab. Da ist man als High-End-Redakteur auch in höchsten Preislagen durchaus simplere Lösungen gewöhnt. Nehmen wir als herausragendes Beispiel die Verbindung der 13.2 zu ihrem optionalen Stativ unter die Lupe: Unter den Lautsprechern befinden sich zwei breite Stege mit Gewindeaufnahmen für die flachen Rändel-Füße von Inklang. Normale M8-Spikes (oder was der Zubehörmarkt sonst so zur An- oder Entkopplung bereithält) passen natürlich ebenfalls. Aber man kann diese Stege auch einfach abschrauben, darunter kommen zwei Löcher zum Vorschein, in die kleine – selbstverständlich mitgelieferte – Metallzapfen passen. Löcher im selben Abstand finden sich auch in den Stativen, sodass die Box im Grunde schon fixiert ist, bevor man sie mit zwei Rändelschrauben von unten tatsächlich festschraubt, also FESTschraubt. Auf dieses Weise bilden Lautsprecher und Stativ eine unzertrennliche und kraftschlüssige Einheit – eine vorbildliche Lösung, die sich andere Hersteller gerne mal genauer anschauen dürfen!
Wahre Größe
Sie spielt groß auf, die kompakte 13.2 – größer, als man es ihr zutrauen würde. Inklang empfiehlt sie für Räume bis 35 Quadratmeter. Und das klappt tatsächlich gut, weil sich die Musik ganz wundervoll von ihrer Quelle löst und die Lautsprecher fast völlig im Klangbild verschwinden, behaupte ich aus dem circa 33 Quadratmeter großen Redaktionshörraum heraus. Statt zum Wirkungsgrad gibt Inklang lieber einen weniger technisch anmutenden Hinweis zur Verstärkerleistung. Wobei ich das vorgeschlagene Minimum von 30 Watt für funktional korrekt halte, aus persönlicher Erfahrung aber empfehle, diesen Wert gern zu verdoppeln oder zu verdreifachen, um in den Genuss voller Dynamikentfaltung zu kommen. Sie kennen das Spiel? Ausgangsleistungen sind ja nicht eins zu eins vergleichbar, Stabilität ist sowieso ungleich wichtiger – und angesichts einer Primare-Kombi im Hörraum, die an die empfohlene Leistung eine überaus lässig klingende Null anhängt, ohnehin kein Thema.
Musik ab!
Mit dem neuen Album Northern Passages der Alternative-Country-Rocker The Sadies geht es dann auch gleich richtig zur Sache – zumindest nach dem eher weichgespülten Opener. Brachiale Drum-Attacken und sägende Kreisch- und Schrammelriffs – jawoll, damit kann man arbeiten. Die 13.2 klingen dabei nie überspitzt, verrunden aber auch nicht über Gebühr. Auch in komplexeren Passagen bewahren sie sich ihre Durchhörbarkeit und punkten zudem mit erstaunlichem Temperament. Aber auch mit Musikmaterial, das mehr Feingefühl erfordert, geben sich die günstigen Kompaktlautsprecher keine Blöße. Im einfühlsamen Duett um ein „Fever“ zwischen Ray Charles und Natalie Cole schnippt man schon mit den ersten Tönen mit, bevor die Füße unwillkürlich zu wippen beginnen. Beide Stimmen klingen voll und farbig, der Bariton von Ray Charles schwingt schwer und greifbar im Raum, Natalie Coles kräftiger Gesang fordert auch die Alukalotte ein wenig heraus, was aber angesichts der insgesamt sehr schwungvollen Darstellung keinen Wermutstropfen hinzufügt. Man darf dabei den Paarpreis von 2000 Euro nicht vergessen: Mit der Inklang 13.2 Advanced Line erhält man dafür ein Paar Schallwandler, die nicht nur ungetrübt Spaß machen, sondern auch noch unverschämt gut aussehen – vor allem, wenn sie auf den passenden Design-Stativen stehen. Der hohe Grad der Individualisierbarkeit von Inklang dürfte für viele Interessenten ohnehin das Zünglein an der Waage darstellen, und zwar völlig zu Recht!
Inklang 13.2 Advanced Line
Kompaktlautprecher
Funktionsprinzip: 2-Wege-Bassreflex für Stativ- oder Regal-Aufstellung
Empfohlene Raumgröße: bis 35 qm
Empfohlene Verstärkerleistung: ab 30 Watt
Optionen: Referenz-Upgrade mit High-End-Frequenzweiche (200 €/Paar, bei Bestellung bis zum 23.12.2016 gratis), verschraubbare Design-Stative (798 €/Paar), Akzent-Farbe (40 €/Paar) oder individuelle Privat-Lackierung aus diversen Farbwelten („Farrow & Ball“, NCS, RAL, jeweils 120 €/Paar), Privatmontage der Lautsprecher bei Inklang durch den Käufer (199 €), „Family Care“-Paket …
Maße ohne Stativ (B/H/T): 17/37/37 cm
Maße mit Stativ (B/H/T): 22/101/42 cm
Garantiezeit: 5 Jahre
Paarpreis: ab 1998 €
Inklang Lautsprecher Manufaktur GmbH
Peutestraße 53 c
20539 Hamburg
Telefon 0800 7242388 (bundesweit kostenlos) oder +49 40 180241100