Porsches Ikone wird bald 50 – und klingt so gut wie nie. Das liegt einerseits am sensationellen Motor, andererseits an einem speziellen High-End-Extra.
Zugegeben: Es dauert ein bisschen, bis ich die Burmester-Anlage einschalte. Denn der komplett überarbeitete 911 Carrera von Porsche klingt sofort richtig gut: sanft bollernd, herrlich muskulös, eine Spur macho – und absolut prickelnd, wenn er gekitzelt wird. Tolle Fahrbalance. Perfekte Bremsen. Ideale Symbiose aus Alltags- und Racetrack- Vergnügen.„Der Neue“ ist leichter als sein Vorgänger, aber auch größer, und hat damit (endlich) genug Platz, um die Begriffe Sportwagen und High-End- Audio zu kreuzen und für den 911 die Option „Burmester Sound System“ anzubieten. Dahinter verbirgt sich eine maßgeschneiderte – und wenn man sich das Auto einmal wegdenkt, sogar richtig preisgünstige – Komplettlösung von Burmester für Porsche. Es ist bereits das dritte Mal, dass die Audio-Manufaktur aus Berlin die Performance ihrer Home-High-End- Anlagen in ein Modell der Stuttgarter erfolgreich transferieren konnte.
Während der Technik-Präsentation, noch vor der ausgiebigen Probefahrt durch die Berge, kann ich nicht nur von Dieter Burmesters Gesicht ablesen, dass alle Beteiligten mit dem technischen und klanglichen Ergebnis mehr als zufrieden sind. So stehen auch Porsches Akustik-&-Audio- Chef Mathias Renz sowie Sportwagen- Soundspezialist Dirk Leßlich selbstbewusst Rede und Antwort. Und sie sind ehrlich begeistert.
Konditionstraining
Das Burmester Sound System feiert in den Modellen Panamera und Cayenne enorme Erfolge, nicht zuletzt aufgrund relativ großzügiger Platzverhältnisse. Beim 911 aber galt es, einen echten Sportwagen mit großem High-End-Klang auszustatten. Geradezu genial gelang hierbei die Integration des leistungsstarken Subwoofers: Dessen Arbeitsvolumen ist bereits in den Rohbau der Karosserie integriert, benötigt daher kein extra Gehäuse und spart ein paar wichtige Kilos. Überhaupt spielt das Gewicht eine entscheidende Rolle. Burmester, Renz und Leßlich schafften es schließlich, ein Rundum-Paket von nur 6,5 kg zu schnüren. Darin enthalten sind nicht weniger als ein Dutzend Chassis: jedes vom eigenen Verstärker angetrieben, akustisch extrem sorgfältig positioniert (ein gern vernachlässigtes Thema) und neben allen Messprüfungen vom Meister selbst feinabgestimmt. Daher sind auch hier Air-Motion-Hochtöner und klassische Endstufentechnik an Bord: Mit diesen Ingredienzen, die in ganz ähnlicher Form ja auch in seinen Heimsystemen zu finden sind, so Burmester, klinge es einfach um den entscheidenden Kick besser.
Klang-Chamäleon
Der Clou des Systems jedoch ist Burmesters cleverer Sound Conditioner: Auf Knopfdruck analysiert er die Geräuschkulisse im Inneren des Autos in Echtzeit und passt die Abstimmung der Anlage mit einem schlauen Algorithmus daran an. Das funktioniert beim entspannten Cruisen und mit leiser Musik (doch, doch, auch dieses Fach beherrscht der neue 911), knickt aber auch bei „Originallautstärke“ nicht ein, weder mit den Berliner Sinfonikern noch mit dem Oscar Peterson Trio oder Robbie Williams, ja nicht einmal mit Rammstein! Weitere Menüpunkte erlauben natürlich vielfältige Anpassungen des Systems an den individuellen Hörgeschmack, doch der Hammer ist und bleibt der Sound Conditioner. Er offeriert zur anregenden Sechszylinder-Komposition des Heckmotors eine herausragende Alternative für uns Ohrenmenschen.
Es ist ja kein Geheinmis: Ich liebe den Sound des Porsche 911 und war entsprechend skeptisch, ob es jemals Sinn machen würde, in einem solchen Gefährt(en) eine „gute Musikanlage“ spazieren zu fahren. Seit der Erfahrung mit dem Burmester-bestückten 911 weiß ich: Es lohnt sich sogar, in puncto Audio-System ganz hoch hinaus zu wollen. Merke: High End darf auch sehr, sehr schnell sein.