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IKEA Schneidebrett

Ikea Aptitlig

Ikea Aptitlig: Hören mit Küchenutensilien

Für die Zubereitung eines Ohrenschmauses braucht man das richtige Hilfsmittel. Dieses hier ist sogar nützlich, wenn der Magen knurrt.

HiFi-Zubehör ist manchmal erstaunlich effektiv. Leider ist es auch oft sehr teuer. Das muss nicht so sein, findet das größte Einrichtungshaus der Welt. IKEA hat eigens für Freunde des besseren Klangs eine Absorber-Plattform entwickelt. Nun ja, genauer gesagt wurde sie der Schwedischen Möbelfirma von einem audiophilen Designer namens Jon Karlsson untergejubelt. Er hat es geschafft, seinen Entwurf ins Sortiment zu schmuggeln, ohne dass seine Vorgesetzten bemerken, worum es sich dabei eigentlich handelt.
So etwas gelingt natürlich nur, wenn das HiFi-Produkt neben seiner Hauptfunktion noch einen weiteren Zweck erfüllen kann. Einen, den man ihm unmittelbar ansieht und der außerdem sehr viele Käufer anlockt. Also vermarktet unser listiger Designer seine Geräte-Basis als Schneidebrett für die Küche. Lachen Sie nicht: Dank dieser genialen Tarnung schöpft niemand Verdacht, obwohl jeder Audiophile bereits an den perfekt auf HiFi-Standardmaße zugeschnittenen Dimensionen (45 x 36 cm) des vermeintlichen „Hackblocks“ erkennt, womit er es in Wahrheit zu tun hat. Und lassen Sie sich bitte nicht davon irritieren, dass die hübsche Plattform mit den trapezförmig abgeschrägten Kanten nicht „Ultra Reference Soundboard SE“ heißt, sondern schlicht „Aptitlig“. Auf die Täuschung mit der angeblichen „Saftrinne“ fällt natürlich auch kein Highender herein. Sollen Köche das Brett ruhig verkehrt herum verwenden. Die Seite mit der umlaufenden Vertiefung, die manche für eine Flüssigkeits-Sammelvorrichtung halten, gehört selbstverständlich nach unten. Und zwar nicht nur aus optischen Gründen: Das audiophil geschulte Auge sieht sofort, dass die praktische Rille nur als Aufnahme für weiteres HiFi-Zubehör gedacht sein kann, wie beispielsweise drei Keramikkugeln von etwa neun bis elf Millimetern Durchmesser. Damit sie keine Dellen im Rack hinterlassen, kann man unter jede der Kugeln einen Puck für Spikes platzieren. Aufgrund ihrer relativ großen Mulde, ihres resonanzhemmenden Materials und ihres überschaubaren Preises empfehle ich hierzu die „RDC Buttons“ von Clearlight Audio. Die Kombination aus Keramikkugel und Puck(s) darf zwecks weiterer Klangoptimierung übrigens auch gerne für einen direkten Kontakt von Geräte- oder Lautsprecherboden und Aptitlig-Oberseite sorgen.

Die ungewöhnliche Vermarktung unseres Inkognito-Klanghelfers bringt es mit sich, dass er nicht wie so manch anderes Tuning-Zubehör zum Zehn- oder gar Hundertfachen der Produktionskosten verschachert wird, sondern geradezu lächerlich billig ist. Statt 1500 oder 150 kostet er lediglich 15 Euro. In Worten: fünfzehn Euro.
Dennoch erweist sich Aptitlig nicht nur in Anbetracht der beinahe vernachlässigbaren Anschaffungskosten als klanglich verblüffend kompetent, wenn man ihn in der beschriebenen Art und Weise verwendet. Er mag vielleicht nicht ganz so wirksam sein wie highendigere Absorber-Basen, auf denen man kein Gemüse schnibbeln kann, aber das geht bei dem eklatanten Preisunterschied durchaus in Ordnung.
Der Grund für seinen klangfördernden Effekt liegt in seinem Material: Bambus. Das bekannte Gewächs zählt zu den Gräsern, besitzt aber eine überaus dichte und holzähnlich harte Struktur aus matrixartig angeordneten Einzelfasern. Zusammengesetzt ist der 3,3 Zentimeter dicke Aptitlig aus drei kreuzweise verleimten Schichten, die wiederum aus vielen kleinen Stäbchen bestehen. Somit weist er unzählige Material-Übergänge auf, die es Resonanzen erschweren, sich auszubreiten. Jon Karlsson hat selbstverständlich für jede Plattform per Gehör alle denkbaren Anordnungs-Varianten der einzelnen Bambus-Stückchen verglichen, bis er die jeweils bestklingende fand. Sogar die Abschrägungs-Winkel der Brettkanten und zahllose Leimsorten hat er unter musikalischen Gesichtspunkten mit unvorstellbarem Aufwand untersucht.
Das Resultat lässt allerdings jeder Komponente das Wasser im Munde zusammenlaufen. Stark bedämpfte Plattformen haben akustisch oft einen faden Beigeschmack. Mit den Bambus-Unterlagen unter Elektronik und Lautsprechern gewinnt die Musik hingegen an Ausdruckskraft, Elan und Feindynamik hinzu. Außerdem ist der Klang angenehm sättigend, liegt aber trotzdem nicht schwer im Magen. Wie Massivholz würzen die Aptitligs die Wiedergabe mit vollmundigem Aroma, wärmen die Töne jedoch nur dezent an. Ein aufgedickter Bass steht erfreulicherweise nicht auf ihrer Zutatenliste. Auch der Hochton ist perfekt abgeschmeckt: leicht entschärft, doch keinesfalls übertrieben süßlich. Es ist sogar eine Prise mehr an filigranen Details hörbar als ohne Bambus-Unterstützung. Selbst die Raumabbildung ist ein Leckerbissen. Sie gelingt immer locker und klebt nicht an den Lautsprechern. Einfach köstlich! Haben Sie schon Appetit bekommen?

www.ikea.de

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