Igor Strawinsky – Werke für Klavier und Orchester
Es gibt sie noch, die CDs mit den kleinen, aber feinen Neu- bzw. Wiederentdeckungen, selbst bei bekannten Namen. Im vorliegenden Fall sind es die zehnminütigen Movements für Klavier und Orchester, die Stravinsky 1959 im Auftrag des Schweizer Industriellen Karl Weber für dessen Frau Margrit schrieb. Ein einträgliches Geschäft für den Komponisten, der mit immerhin 15000 $ für fünf kurze Sätze bezahlt wurde. Die Uraufführung selbst wurde aber eher zu einer Qual für Strawinsky, war die klavierspielende Magnatengattin doch künstlerisch überfordert mit dem Stück, das sie gemeinsam mit dem Komponisten 1960 zur Uraufführung brachte. Kompositorisch handelt es sich bei den Movements um einen der wenigen Ausflüge Strawinskys in die Welt der Zwölftonmusik, die hier aber so außerordentlich gelungen ist, dass man sich wünscht, der Komponist hätte sich öfter auf dieses Wagnis eingelassen.
Bei aller Intellektualität ist das Miniatur-Konzert rhythmisch prononciert und mit einer außerordentlichen Klangschönheit ausgestattet. Bavouzet kostet die rhythmischen und klanglichen Finessen mit großer Spielfreude aus, so dass man sich gar nicht satt hören mag an dieser Aufnahme. Dies gilt freilich auch für die anderen Kompositionen, vom verkappten ersten Klavierkonzert, dem bekannten Ballett Petruschka, bis hin zu den in den 1920er Jahren entstandenen kleineren Werken, dem Capriccio und dem Konzert für Klavier und Bläser, Letztere ebenfalls nicht häufig im Konzert und auf Tonträger anzutreffen. Nicht unerwähnt bleiben soll das recht unbekannte São Paulo Symphony Orchestra, das sich hier nachdrücklich ins Gehör spielt.