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Carnegie Hall, New York
Carnegie Hall, New York. Fotografie: Jeff Goldberg/Esto

Hörsäle der Welt: Carnegie Hall, New York

Ähnlich berühmt sind lediglich der Große Musikvereinssaal in Wien oder die Berliner Philharmonie.

Carnegie Hall, New York

Die Carnegie Hall in New York ist sicher einer der wenigen Säle, in denen man als Musiker zumindest einmal gespielt haben muss. Nicht sollte – muss!

Fotografie: Jeff Goldberg/Esto

Ähnlich berühmt sind lediglich der Große Musikvereinssaal in Wien oder die Berliner Philharmonie. Und in der Tat verursacht es ein Kribbeln, wenn man in der Vorausschau der kommenden Konzertreisen den Namen des ikonischen Hauses an der 7th Avenue in Manhattan liest.

Im Jahre 1891 wurde es nach nur einem Jahr Bauzeit eröffnet. Ganz fertig war der Bau da freilich noch nicht, bis zur Vollendung dauerte es noch weitere sechs Jahre. Die Eröffnungskonzerte wurden von Pjotr Iljitsch Tschaikowski geleitet, eine Wahl, die ich nicht nachvollziehen kann, aber wahrscheinlich zog der Name damals. In den sechziger und siebziger Jahren erlebte die berühmte Konzerthalle ihren Niedergang. Zum Glück nahm sich der Geiger Isaac Stern ihrer an, gründete eine Stiftung und sammelte Geld, um den geplanten Abriss zu verhindern. Er war in seinem Tun erfolgreich, und so erstrahlt das nach ihm benannte „Isaac Stern Auditorium“ seit seiner Renovierung 1986 in neuem Glanz.

Ganze 2800 Zuschauer finden im Parkett und auf vier Rängen Platz, insgesamt ähnelt der Aufbau der (erst 1904 eröffneten) Chicago Symphony Hall, die von außen wie ein (fast) normales Gebäude daherkommt und Bühne sowie Zuschauerraum eher breit als tief rundet – ganz im Gegensatz zu einem klassischen „Schuhkastendesign“.

Carnegie Hall, New York
Carnegie Hall, New York. Fotografie: Jeff Goldberg/Esto

Für den Musiker ist ein Konzert in der Carnegie Hall ziemlich bequem. Rund um die Halle liegen so viele Hotels, dass man nie weit entfernt untergebracht ist. Hat man die Einlasskontrollen und die langen, verwinkelten Gänge hinter sich gebracht, landet man in wenig spektakulären Garderoben, was allerdings nicht weiter stört – die Bühne wartet. Es gibt Konzertorte, die ein magisches Fluidum besitzen, die Geschichte atmen, und die Carnegie Hall ist einer von ihnen. Hier fühlt man sich schon vor dem ersten Ton besonders. Bis es dazu kommt, kann es allerdings etwas dauern, denn die Gewerkschaften der unterschiedlichen Berufsgruppen versuchen sich mit ihren Regularien bisweilen auszuspielen, was zu absurden Szenen führen kann: Wir kamen mit dem Orchester auf die Bühne, alles war bereit. Allerdings standen die Podeste der Holzbläser etwas zu weit hinten. Eine kurze Nachfrage ergab, dass die Bühnenarbeiter zur Zeit in der gewerkschaftlich zugesicherten Kaffeepause weilten. Mit Blick auf die Bestimmungen wurde der Idee des Orchesters, die Podeste schnell selbst zu verschieben, ein Riegel vorgeschoben – in dem Falle würde nämlich die Gewerkschaft das Konzert untersagen. Also mussten wir warten. Als es endlich voranging, hatten allerdings die Techniker für Beleuchtung und Ton ihre Pause – und nun neigte sich unsere vertraglich zugesicherte Probenzeit ihrem Ende entgegen …

Doch spätestens wenn das Konzert beginnt, ist aller Unbill vergessen. Der Klang, der hier entsteht, ist wie akustischer Honig. Nicht so durchsichtig wie in der Berliner Philharmonie, doch detaillierter als im Wiener Musikverein entfalten sich hier Klänge von exquisiter Größe und Tiefe. Dank der Rundung des Bühnenraumes gibt es eine erstklassige akustische Projektion in den Zuschauerraum. Das bedeutet, dass man sehr gut abschätzen kann, wie sich der eigene Klang draußen entwickelt. Es ist wirklich einer jener Räume, die einen durch das Konzert zu tragen scheinen, was sich allerdings all denen nur schwer beschreiben lässt, die Säle ausschließlich von der anderen Seite kennen.

Nach dem Konzert geht der Spaß New York weiter: Ein schneller Sprint zum Columbus Circle, von dort die Subway A Richtung Canal Street nehmen – und schon winkt Soho mit dem Versprechen, dass die Nacht kurz wird.

www.carnegiehall.org

Musiktipps – Aufnahmen mit konzertsaaltypischem Klang

Harry Belafonte at Carnegie Hall – The Historic 1959 Concert (Blue Moon)
Vladimir Horowitz Live at Carnegie Hall (Sony)

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