HMS Suprema – „Ein großer Schritt für die (audiophile) Menschheit“
HMS Suprema im Vergleich mit WBT-nextgen™-PlasmaProtect™
Fotografie: Ingo Schulz
Man verzeihe mir, wenn ich das Neil-Armstrong-Zitat leicht modifiziert vom Mond auf die Erde hole, aber über was ich hier schreibe, ist in der Welt der höchstwertigen Musikwiedergabe wirklich jener „giant leap“, von dem der erste Mann auf dem Erdtrabanten einst sprach.
Eigentlich dachte ich, das Stecker-und-Buchsen-Thema sei inzwischen durch. Daheim setze ich, soweit es die Anschlussverhältnisse zulassen, sowieso auf symmetrische XLR-Verbindungen, einfach wegen der geringeren Anfälligkeit gegenüber Störungen. Muss es asymmetrisch sein, zum Beispiel weil feine Röhrengeräte wie mein Audio-Note Verstärker Zero nur Cinch-Anschlüsse haben, dann sind seit geraumer Zeit die nextgen™-Cinchstecker aus dem Hause WBT samt passender Buchsen meine erste Wahl: ein metallarmes System, das statt auf einen umschließenden Massering auf eine in Sachen Widerstand und damit Stromfluss deutlich definiertere Punktverbindung setzt und klanglich echte Vorteile bringt.
nextgen™ Steckverbinder der alten Bauart mit galvanischer Beschichtung.
Seitdem Wolfgang B. Thörner und sein WBT-Team ihr cleveres Verbindersystem auf dem Markt haben, kämpfen sie allerdings auch mit mehr oder weniger dreisten Kopierern, die das Design der WBT-Stecker vom Schriftzug, der Verpackung, bis hin zum Beipackzettel abkupfern und Produkte abliefern, die den Originalen bis aufs Haar gleichen – ohne freilich deren innere Werte wie die hohe und definierte Materialqualität, die akribisch angebrachte Goldbeschichtung und die mechanische Stabilität zu erreichen.
Kopie ist, wenn dir nach einiger Zeit die Splitter der Vergoldung entgegenbröseln.
Mit PlasmaProtect™ dürfte sich das ändern. Denn bei WBT sind die Tage der herkömmlichen Galvanik gezählt – und das nicht nur aus naheliegenden Umweltschutzgründen. Statt auf Vergoldungsbäder, die den kupfernen Bauteilen der Stecker (und Buchsen) einen korrosionsresistenten Überzug verleihen, setzt man bei WBT künftig auf Vergoldung per „Sputter“-Anlage.
nextgen™ Steckverbinder der neuen Bauart mit PlasmaProtect-Beschichtung.
Der Schlüsselbegriff hierzu lautet „Physical Vapour Deposition“, kurz „PVD“. Vergoldung per Dampfbad? So simpel ist das Verfahren nicht, weshalb es wohl geraume Zeit dauern dürfte, bis einer der besagten Kopierer in der Lage ist, diese Methode der Vergoldung nachzumachen.
Populärwissenschaftlich formuliert, kommen die kupfernen Rohteile nach sorgsamer Reinigung per mit Salzwasser gefülltem Hochstrom-Polierbad in eine Hochvakuumkammer, in der sie mittels eines „Plasmanebels“ mit Goldatomen überzogen werden. Diese Atome des Edelmetalls gewinnt man aus einem massiven Goldblock durch Mikrowellenbeschuss. Laut Herstellerangaben soll der Goldüberzug dünner als in der Galvanik, aber auch deutlich homogener und strukturierter ausfallen.
Äußerlich sind bis auf den roten Ring keinerlei Unterschiede zwischen den beiden nextgen™ Generationen erkennbar.
Angegeben werden 600 bis 800 Atomlagen, die auf dem Trägermaterial fester haften und deshalb noch einmal deutlich abriebfester als die sowieso schon sehr durablen „Normalausführungen“ seien. Wobei „normal“ ein relativer Begriff ist, denn künftig soll die PlasmaProtect-Ausführung bei WBT der Standard sein, die „alten“ nextgens gibt es dann nur noch als Gebrauchtware.
Auch innen sind keine augenscheinliche Unterschiede erkennbar.
Zu den Ersten, die von den Vorzügen des PlasmaProtect-Verfahrens überzeugt waren, zählen die Kabelspezialisten von HMS, die der FIDELITY-Redaktion zwei Sätze ihres Premium-Geräteverbinders HMS Suprema (der Stereometer kostet 2100 Euro) zur Verfügung stellten – einer mit den nach dem bisherigen Galvanik-Verfahren vergoldeten nextgen-Cinchsteckern, der andere mit den neuen PlasmaProtect-Versionen. Dazu gab es noch einen passiven Verteiler von WBT, um die Unterschiede ohne langwieriges Umstecken hörbar zu machen.
Der mitgelieferte passive Verteiler von WBT. Piekfein verarbeitet.
An sich sind Kabeltests eine langwierige, für die Nachbarn oft extrem nervende Angelegenheit. Ein unter anderem in Sachen Frequenzumfang, Klangfarben und Räumlichkeit möglichst vielsagender Musikschnipsel läuft in Dauerschleife, derweil man die Kabel tauscht beziehungsweise umschaltet und nach meistens sehr subtilen Unterschieden fahndet.
Den Aufwand kann man sich beim A-B-Vergleich ohne und mit PlasmaProtect getrost sparen, denn die Unterschiede sind sehr deutlich hörbar. Ich nutzte dazu den brandneuen Vollverstärker 5805 von Mark Levinson, der – ideal für unsere Zwecke – eine Vielzahl analoger Hochpegel-Eingänge bietet, bequem umschaltbar per Fernsteuerung. Also verkabelte ich meinen CD-Player ML 390 mit besagtem Umschaltkästchen und dieses wiederum mit zwei verschiedenen Cinch-Eingängen des ML 5805. Als erste Hörtest-Scheibe diente ein Opus, das nach rund 35 Jahren nichts von seiner musikalischen Relevanz verloren hat und nach dem Remastering vor einigen Jahren auch absolut zeitgemäß klingt: Paul Simons Graceland. Ja, Sie haben recht, die dudelt landauf, landab in ganz vielen Hörstudios. Das macht sie aber weder schlechter noch für einen Kabel-Vergleichstest ungeeignet – im Gegenteil: Wenn man mit einer Aufnahme quasi „auf Du und Du“ ist, dann fallen einem selbst minimalste Unterschiede zum Gewohnten sofort auf und lassen sich richtig einordnen.
HMS Suprema mit PlasmaProtect – ein ganz großer Wurf und tatsächlich ein Schritt weiter hin zum perfekten Steckverbinder. Ein Maßstab an dem sich ab sofort jeder messen lassen muß.
Mein Fazit: Die Plasmabeschichtung ist wirklich der „giant leap“, den Armstrong einst in völlig anderem Kontext beschwor. Die Abbildung von Schallereignissen wird konturierter, der Raum öffnet sich weiter, auch das Klangfarbenspektrum funkelt deutlich prächtiger. Ein Orchesterwerk wie Gustav Mahlers Achte Sinfonie wird selbst auf guten Anlagen schnell zum Klangbrei, weil sich schon im ersten Satz ein riesiger Chor, ein ausufernd besetztes Orchester, eine Kirchenorgel und ein großes Solistenensemble zu einer gigantischen Anrufung des Allmächtigen vereinen. „Veni, Creator Spiritus“ („Komm, Schöpfer des Geistes“) soll die Menschen aus ihrer Lethargie reißen, soll sie für das Metaphysische öffnen und sie zu Gläubigen, wenngleich nicht unbedingt im christlichen Sinne, machen. Das ist von Mahler vielschichtig und vielgestaltig gedacht, das lebt von ganz vielen Details. Und seit ich die PlasmaProtect-WBT-Stecker in meiner Anlage habe, weiß ich, in welchem erschreckenden Ausmaß vorangegangene Stecker-Generationen mir einige dieser Details vorenthalten haben, obwohl sie auf der Aufnahme unzweifelhaft vorhanden sind und es auch immer waren. Mit den neuen WBT-Steckern höre ich viele Aufnahmen, als kämen sie mir das erste Mal vor die Ohren. Allein dieses überwältigende Gefühl, Bekanntes neu erkunden zu können, ist die Investition allemal wert. Die HMS-Suprema-Kabel sind übrigens im Vergleich zur Vorgänger-Ausführung keinen Cent teurer geworden, bieten nun aber einen echten Mehrwert.
Probieren Sie es unbedingt aus!
NF-Geräteverbindungskabel HMS Suprema mit WBT PlasmaProtect
Ausführung: asymmetrisch, konfektioniert mit WBT-nextgenTM-Cinchsteckern in PlasmaProtectTM-Ausführung
Preis: 2100 € (2 x 1 m)
Mitspieler
CD-Player: Audio Note Zero, Mark Levinson 390s
SACD-Player: Marantz SA14 V1, Sony SCD 333 ES, Pioneer D6
Plattenspieler: Clearaudio Innovation Compact, SoReal Audio Seismograph
Tonabnehmer: Clearaudio DaVinci und Jubilee MC, Denon DL-103R
Vollverstärker: Mark Levinson 5805, Audio Note iZero, Marantz HD-AMP1
Vorverstärker: Mark Levinson No. 38S, Trigon Snowwhite, Marantz SC-22
Endverstärker: Mark Levinson No. 27, Marantz MA-22, John Curl JC3, Trigon Dwarf II
Phonoverstärker: Musical Fidelity M-VNYL, Clearaudio Basic
Lautsprecher: MuSiCa NoVa PlethorA, KEF R900, Infinity Kappa 7.2 Series II
HMS Elektronik
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