Ein Erfolg auf ganzer Linie
Die High End 2022 in München ist vorbei und wir freuen uns bereits auf die Fortsetzung im nächsten Jahr. Im Anschluss an unsere Messenachlesen folgt ein kleiner Überblick zu den Zahlenspielen und ein Auszug aus den vielen kleinen Geschichten am Rande der Show. Außerdem haben wir noch ein paar “Things to Come” im Gepäck.
Hier geht es zu den anderen Teilen unserer großen Messenachlese:
Teil 4 (Zahlen, Anekdoten)
So viel Herzblut ein Veranstalter auch in “seine Show” investiert, für die teilnehmenden Unternehmen sind Messen letztlich Zahlenspiele. Natürlich sagt Quantität nichts über den individuellen Erfolg der Show aus: Während sich ein Aussteller kaum vorm Andrang retten kann, geht manch anderer leer aus. Trotzdem lässt sich das zugrundeliegende Potenzial einer Messe ziemlich gut in Diagrammen und Graphen festhalten. Daher beeilt sich der Veranstalter der High End 2022 in München, die High End Society (HES), ziemlich flink ihre Auswertungen zu präsentieren. Die wollen wir Ihnen nicht vorenthalten.
Wie viele Besucher festgestellt haben, hat sich einiges am Rahmen der Messe verändert. Die High End ist nun gegliedert in zwei Fachbesuchertage und zwei Endverbrauchertage. Tickets wurden nicht an den Tageskassen verkauft, sondern konnten vorab via Onlinebestellung oder Akkreditierung erworben werden. Das hinderte augenscheinlich Niemanden am Erscheinen: Mit 19.767 Besuchern (die Aussteller kommen noch dazu) war die Highend rappelvoll und faktisch ausverkauft. Hobbyisten und Fachbesucher aus 80 Ländern konnten 28.000 Quadratmeter Fläche erkunden. Wer eifrig mitzählte, kam am Ende auf Stände und Vorführungen von 450 Ausstellern aus 40 Ländern. Präsentiert wurden Geräte, Lautsprecher und Zubehör von genau 800 Marken.
Nicht 799 und nicht 801 …
In der traditionellen Eröffnungskonferenz kommentierte HES-Geschäftsführer Stefan Dreischärf schmunzelnd, dass es sich keineswegs um gerundete Zahlen handele. „Wären es 801 Marken, dann hätten wir das auch so angegeben.“ Neben der eigentlichen High End fand in Halle 1 parallel die IPS (International Parts + Supply) statt, eine Ausstellung für Zulieferer und OEM-Hersteller, die nach Auskunft der HES gut angenommen wurde. Einige Kilometer südlich konnte man im Marriott Hotel wie gewohnt die HiFi Deluxe finden, die mit einem Shuttlebus an die High End angebunden war.
Als Ehrengast und Markenbotschafter erschien Alan Parsons zur Pressekonferenz, der sich als unterhaltsamer und nahbarer Medienprofi entpuppte. Nach wenigen offiziellen Worten gab er dem versammelten Auditorium Gelegenheit, Fragen zu stellen. Obwohl fast ausschließlich Journalisten anwesend waren, traute sich niemand, was Parsons lachend mit „Es will nie einer die erste Frage stellen“ kommentierte. Das Eis war gebrochen. Einer der Kollegen fragte, ob Parsons tatsächlich beim legendären Konzert der Beatles auf dem Dach des Apple-Tonstudios anwesend war. „Peter Jackson hat diese Frage hinlänglich beantwortet“, erwiderte Parsons, er sei dagewesen und tauche im Film sogar mit einer Nennung im Untertitel auf – der Typ mit dem orangenen Pulli. Danach setzte er zu ein paar Empfehlungen für Medienschaffende an: Wenn man gesehen werden will, sei es eine ziemlich blöde Idee, sich hinter den Kameras ans Mischpult zu setzen. Aber er freue sich, dass Jackson das nun ein für alle Mal geklärt hat.
Er war also wirklich dort!
Parsons nahm seine Rolle als Markenbotschafter auch über die Konferenz hinaus ernst. Es dürfte Besuchern am Eröffnungstag schwer gefallen sein, die Messe zu erkunden, ohne ihm in die Arme zu laufen. Unsere Anekdote von seinem Erscheinen bei der Präsentation von Audio Phyics Medeos haben wir ja bereits erzählt. „HiFi-Lautsprecher klingen gern etwas wärmer, als ich es von meinen Studio-Monitoren kenne. Und macht kann die Medeos ziemlich gut“, kommentierte er die limitierte Riesenbox.
Abseits aller offizieller Nennungen und Nachlesen gibt es zahllose kleine Geschichten, die wir hier leider nur anreißen können. Die Frage etwa, welche Vorführungen und Ausstellungen uns bei der Jagd nach Neuheiten am meisten bewegt haben. Einen soliden ersten Platz können wir der Präsentation von Oswalds Mill Audio einräumen, deren Exponate nicht nur einzigartig waren, sondern auch hervorragend harmonierten. Da es sich um Ausstellungsstücke für ein New Yorker Museum handelte, konnte man schwerlich von „Produktenvorstllungen“ sprechen. Ebenfalls beeindruckend war die Vorführung von Audio Note im Rahmen der HiFi Deluxe. Ein Super-Lautsprecher könnte nicht unscheinbarer aussehen als die AN-E – und doch stellte sie ihre Klasse und ihren Rang als wohl stilvollstes „Gebläses“ der beiden Messen neuerlich unter Beweis.
Kugel-Oszillos-Dingsda … und ein Joint
Eine lustige Idee, die uns zuerst verwirrt und später – nachdem wir es begriffen hatten – verblüfftes Schmunzeln erntete, begegnete uns am Stand von Zeiler Audio aus der Schweiz: Die Tüftler hatten die Membranfläche eines Treibers durch Fäden ersetzt, die mit dem Antrieb des Chassis verbunden waren. Über einen fast unsichtbaren „Seilzug“ hing eine kleine Kugel an dieser Vorrichtung, die im Zentrum der Anlage in einem Wasserbecken schwamm. Sobald die Anlage spielte (das Chassis war natürlich angeschlossen), tanzte die kleine Kugel im Takt der Musik auf dem beleuchteten Wasser und formte abgedrehte Muster im Rhythmus der Musik an die Zimmerdecke und den Wänden. Leider war das ganze ziemlich schwer zu fotografieren. Die Lautsprecher derselben Präsentation haben ebenfalls eine spannende Geschichte: Nach Auskunft von Zeiler Audio handelt es sich um ehemalige PA-Lautsprecher, auf denen sich ein kurz zur Seite gelegter Joint von Bob Marley verewigt hat.
Ein beeindruckendes Zwischenspiel – und zwar im wörtlichen Sinn – ereignete sich in Atrium 3. Dort hatte Steinway/Lyngdorf einen selbstspielenden Konzertflügel nebst Lautsprecher als Wegweiser zum einige Meter entfernten Showroom abgestellt. „Gestern Abend hat sich einer unserer Vertriebspartner an den Flügel gesetzt, zaghaft ein, zwei Tasten gedrückt und plötzlich fing er virtuos an zu spielen. Wir waren total perplex“, erklärte Roland Hoffmann von Steinway/Lyngdorf. „Wir konnten ihn überreden, heute nochmal zu spielen – vor Publikum. Aber jetzt ist er nervös und braucht erst noch ein paar Espresso“. Kurz darauf nahm er tatsächlich am Flügel platz und wiederholte die beeindruckende Demonstration seines Könnens. Dafür gibt es von unserer Seite nochmal einen herzhaften Applaus.
High End 2022 in München: Die Sicherheit geht vor
Da die FIDELITY-Redaktion nur wenige Autominuten von MOC entfernt liegt, nutzen wir gern die Gelegenheit, direkt von der Messe das eine oder andere Testmuster einzusammeln. So konnten wir einen Netzwerkspieler von X-odos in Gewahrsam nehmen. Am Samstag wurde mir ein Linn Klimax DSM übergeben, der auf dem Weg zur Tiefgarage für ziemlichen Wirbel sorgte, da ich mehrfach von der Security angehalten wurde. Ich musste die Situation mit Händen und Füßen erklären, letztlich erreichte ich aber den “rettenden” Kofferraum. Insgesamt hat mich die Begebenheit erleichtert: Die Sicherheit des MOC nimmt ihren Job wirklich ernst.
Ein Testmuster, dass wir wahrlich nicht ins Auto packen wollten, erreichte uns am Montagmorgen: PMC brachte seine herausragende Fenestria in die Redaktion. Beweisfoto anbei – vielen Dank dafür an Vertriebsleiter Udo Besser. Sollten Sie nun denken, „Moment, die war auf der Messe doch noch weiß“: Die Seitenwände der Fenestria sind abnehmbare Resonatoren bzw. Schwingungsschlucker, die weißen Paneele des Messemusters stehen in unserem Serverraum. Über Sinn und Wirkung der abnehmbaren Wände werden wir uns in FIDELITY 63 ausführlicher unterhalten …
Infos zur Messe: www.highendsociety.de