Messenachlese 19/20: Technics
Kontinuitäten, Inventionen und Geheimnisse
Viele jüngere Leser wissen es vielleicht gar nicht: Technics gab es schon vor Tech-Nick, und aller Voraussicht nach, wird die Audio-Legende aus Japan die Werbefigur auch überleben. Die Rückkehr des Panasonic-Ablegers ins HiFi- und High-End-Lager sieht nämlich nicht nach einem spontanen Schnellschuss aus, sondern wirkt immer mehr wie minutiös geplant.
Auf der HIGH END hatte ich die glückliche Gelegenheit, Testuya Itani, den Technischen Direktor des Technics-Analogprogramms und seinen jungen Kollegen Tadayoshi Okuda, der für das zuständig ist, was ich im weitesten Sinne als digitales Convenience-HiFi klassifizieren möchte, für ein Interview bei einer Tasse Kaffee zu treffen.
Tadayoshi Okuda präsentierte einen kleinen, aber formschönen Wireless-Lautsprecher namens OTTAVA SC-C50, dessen technische Features wie etwa die vier JENO-Engines (Jitter Elimination and Noise-shaping Optimization) oder Space Tune bzw. Auto Space, die automatische Anpassung an Raumverhältnisse, mir schon vom Test der kompakten Anlage SC-C70 (FIDELITY Nr. 36) oder des etwas größeren Systems SC-C500 bekannt waren. Der portable SC-C50 rundet die OTTAVA-Reihe nun nach unten ab und bietet großen Klang bei maximaler Flexibilität des Nutzerprofils. Ein 3.1-Verstärker versorgt einen 12-cm-Woofer mit langem Reflexkanal und drei koaxial angeordnete Mittel-Hochton-Einheiten. Der SC-C50 bietet umfassende Konnektivität, arbeitet stabil im Netzwerk und paart sich mit Google-Chromecast ebenso wie mit anderen Google-Voice-aktivierten Lautsprechern via WLAN. Selbstverständlich lässt sich mit mehreren SC-C50 auch ein Multiroom-System installieren. Ein kleines, praktisches und unglaublich flexibles technisches Wunderwerk, das nur einen kleinen Nachteil zu haben scheint: Es verfügt über keinen Tonarm.
Einen solchen, sogar fest integriert, besitzt dafür der SL-1000R (demnächst in FIDELITY), neben dem SP-10R der zweite Wiedergänger der großen Profi-Urahnen aus den Siebzigern. Während frühere Zargen, die den SP-10 für den Betrieb in der heimischen Anlage als SL-1000 vorbereiteten immer ein wenig nach Zwangsheirat aussahen, präsentiert sich der neue SL-1000R erstmals als wirkliche Einheit, als Plattenspieler wie aus einem Guss. Der SL-1000R kann bis zu drei Tonarme schultern und ist in sämtlichen Details rückwärtskompatibel, so dass die neuen Technics-Profi-Laufwerke auch eine heißersehnte Ersatzteilquelle für betagte, aber noch rüstige Klassiker bieten. Testuya Itani lässt offen durchblicken, dass die prekäre Ersatzteillage für die unverwüstlichen Rundfunklegenden eine gewichtige strategische Rolle bei der Entwicklung der Nachfolger spielte. Insbesondere die exakt kompatiblen Abmessungen der Neuentwicklungen zu ihren Vorgängern entpuppten sich jedoch eher als Bürde denn als glückliche Fügung, zumal Gussformen und Werkzeuge ohnehin neu produziert werden mussten. Inzwischen bildet Technics sogar wieder Ingenieure zu Experten in analoger Wiedergabe aus, erzählt Itani, wie um zu beweisen, dass das Analog-Engagement der Japaner durchaus langfristig ausgelegt ist. Die Plattenspieler der 1200er-Reihe wie auch die Profi-Dreher markieren nicht den Endpunkt der Entwicklung, betont Itani, man habe noch große Pläne im für den Mutterkonzern Panasonic verschwindend kleinen HiFi-Markt. Sie können sich vorstellen, dass dies der Moment des Interviews war, in dem ich wirklich hellhörig wurde. Was meinte Itani damit? Wird es wieder große Technics-Hornlautsprecher geben? Oder mächtige Endstufen? Fragen, die Testuya Itani nicht wirklich beantworten wollte. Bis auf ein vieldeutiges Lächeln, das sowohl, wo denken Sie hin junger Mann, als auch, jetzt haben Sie mich erwischt, bedeuten kann, bekam ich leider keine handfesten Hinweise. Wir werden uns überraschen lassen müssen.