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High End Munich 2017

High End 2017, hifideluxe und Co. 8/10

High End 2017, hifideluxe und Co. – Messe-Nachlese 5

Diana Krall no go!

Da die Münchener Messe im M.O.C. immer größer wird, es also jedes Jahr noch mehr Aussteller gibt, sprengt sie mittlerweile den Rahmen eines kompletten Messeberichts. Darüber hinaus haben wir über tausend erstklassige Bilder geschossen, die es in dieser Fülle und Qualität sonst nirgends zu sehen gibt. Wir möchten Sie deshalb einladen, uns auf mehrere kurze, reichhaltig bebilderte Ausflüge mitten hinein ins Herz des Messetrubels zu begleiten.

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Von meinem Geheimparkplatz bis zum MOC sind immer ein paar Meter frische Luft angesagt. Das tut gut, doch für die richtige Einstimmung auf einen Messetag brauche ich auch einen erstklassigen Kaffee. Den gibt’s bei Bryston, wo Heinrich „The Barista“ Schläfer einen meisterhaften Lungo aus seiner gigantischen Siebträgermaschine zaubert. Sodann schalte ich auf entspannten Messemodus um. Und entdecke neben einer uralten Bryston-Endstufe der ersten Serie – nur echt mit Spiral-Netzkabel – auch eine handgeschriebene „No-go-“Liste der fünf abgelutschtesten Vorführmusiktitel (plus „alles von Diana Krall“). Fast jeder schmunzelt und knipst, einige wenige regen sich darüber auf.
Wirklich aufregend sind einige Neuigkeiten bei Pro-Ject: vom Einsteiger-Plattenspieler mit Upgrade-Optionen ohne Ende über diverse „Beatles“-Editionen bis zum glamourösen, streng limitierten Sondermodell zum 175. Jubiläum der Wiener Philharmoniker, das aus Originalmaterialien für den Instrumentenbau gefertigt wird. Gleich nebenan am riesigen, wie immer geschmackvoll arrangierten ATR-Stand freut sich Ortofon-Vordenker Leif Johannsen über eine erweiterte SPU-Familie. Doch auch EMT-Chef Jules Limon hat ein neues System im Gepäck. Das lässt sich mit unterschiedlich schweren „Inserts“ exakt auf die mechanischen „Wünsche“ des jeweiligen Tonarms (und auf die klanglichen Vorstellungen seines Benutzers) optimieren – äußerst viel versprechend! Später lasse ich mich dann doch durch die ausgetüftelte Mechanik der ebenfalls ausgestellten Thales-Produkte ablenken … hach, herrlich.

Sehenswert ist – wie in jedem Jahr – das brillant inszenierte Transrotor-Glashaus im MOC. Die Präsentationsfläche der Herren Räke ist stets ein willkommener Fixpunkt für mich, um zwischendurch einmal tief durchzuschnaufen. Und siehe da, ein neues Laufwerk ist auch in der Ausstellung.
Mit analogen Großtaten weiß natürlich auch Clearaudio an seinem imposanten offenen Stand zu punkten. Aber wo ist denn das Rennmotorrad von Robert Suchy abgeblieben? Vor lauter Clearaudio-Fans ist es gar nicht zu sehen. Also wende ich mich kurzerhand den vierrädrigen Konzertsälen von Porsche und Mercedes-Benz zu, bestens bestückt mit Burmester-High-End-Sound – und einem entrückten, verzückten Kollegen Draminski auf dem Panamera-Beifahrersitz. Ja, das Gefühl kenne ich! Nebenan verblüfft mich ein deutlich weniger auffälliger Skoda mit erheblich günstigerem, dennoch erstklassigem Sound – powered by Canton. Gute Idee, da will ich eh noch vorbeischauen. Doch ich biege auf dem Weg dorthin – wie immer – mehrfach ab, bleibe hier hängen, schaue dort mal rein, fachsimple mit FIDELITY-Lesern (und solchen, die es danach werden). Zum Beispiel zieht ein miniaturisiertes SME-Laufwerk alle Blicke und Objektive an, so auch meine. Offenbar weiß der neue SME-Besitzer, ein ausgesprochen unauffälliger Gentleman aus Indien, wie er die legendäre Marke auch weiterhin im Fokus der Audiophilen verankert.
Auf eine noch längere Historie kann Beyerdynamic zurückblicken. Die Manufaktur aus Heilbronn sorgt derzeit vor allem mit hochinteressanten „Kleinigkeiten“ für Aufsehen, etwa einem edlen Mini-DAC, der quasi ins Kopfhörerkabel eingearbeitet ist. Oder der superben Tesla-Technik, die längst nicht nur in den großen Modellen zu finden ist. In nur wenigen Jahren zur audiophilen Legende herangewachsen ist Audeze, die bestens gelaunt einen sündteuren InEar-Magnetostaten vorstellen. Auf alten Audio-Adel treffe ich dann wieder in der bezaubernden „Weltausstellung“ bei McIntosh, aber auch bei DCS und Wilson Audio. Hier demonstriert Recording-Legende (und Wilson-Audio-Markenbotschafter) Peter McGrath mit eigenen Aufnahmen die derzeit heiß diskutierten Unterschiede zwischen „klassischem“ FLAC- und dem nicht unumstrittenen MQA-Format. Abgesehen davon, dass es mit Peters eigenen Klassik- und Jazz-Perlen ganz grundsätzlich fantastisch klingt, bringt mich die überraschend offene und dreidimensionale MQA-Performance bei den meisten Titeln zum Nachdenken. (Wenn ich da an die glücklose und wenig inspirierende „Demonstration“ im vergangenen Jahr an anderer Stelle des MOC denke …)
Sehr überzeugend die technoid-eleganten Neuigkeiten bei Technics, die in geradezu idealer Weise die optisch so prägenden letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts mit neuzeitlichem Technik-Anspruch verbinden. Nachgerade zeitlos dann das Hineinschnuppern bei Ulrich Benda, dessen „Audiophile Architektur“ ein überwältigend vielfältiges und –flächiges, beliebig kombinierbares Akustik-Ambiente bietet und mit Lautsprechern von Live Act Audio und Synästec-Elektronik auch überzeugend demonstriert. Man kann sich kaum sattsehen an all den verschiedenen Oberflächen – und satthören eigentlich auch nicht. Im fliegenden Wechsel rockt das LAA-Team den Raum mit seinen großen, größeren und größten Lautsprechern. Das allergrößte Schallwandler-Besteck der Messe bietet aber weder Live Act Audio, noch Cessaro oder Tidal Audio, dessen sensationelles Spitzenmodell La Assoluta sowohl (Audio-)Juweliere als auch dessen Kundschaft zum Träumen anregt. Nein, das größte Dickschiff steht erwartungsgemäß wieder bei Silbatone: ein dezentes, kubikmetergroßes Kinosoundsystem, das u.a. von Silvercore, Schick und Schröder bedient wird. Ich gehe gleich mehrfach an der Suite vorbei, weil regelmäßig überfüllt. Auch knipse ich den seebebentauglichen XXXL-Subwoofer bei Ascendo („Zurück in die Zukunft“ anyone?) nur aus dem Handgelenk. Denn ich bin nun wieder reif für ein paar ausgesprochene Szene-Schönheiten. Die stehen beispielsweise bei Gato Audio oder bei Lyravox, beides Kandidaten für den elegantesten Messeauftritt. Oder bei Soulution, die ihre neue „kleine“ Serie 3 präsentieren.

Erfreulich auch die Demonstration der feisten „Niagara“-Netzfilter von AudioQuest, die direkt nach der Messe in die FIDELITY-Redaktion verfrachtet werden sollen (Das hat geklappt! Anm. d. Red.). Auch dürfen wir dann einen neuen, bezahlbaren Standlautsprecher von Triangle in unseren Räumlichkeiten begrüßen, der bei Reichmann Audiosysteme unübersehbar mitten im Raum steht. Jürgen Reichmann serviert anlässlich der „kleinen Preissensation“ aus Frankreich ein kleines, feines Gläschen Riesling, das kurz darauf bei Canton mit einer kleinen, eiskalten Coke kombiniert wird – wer kann einem Ingo Hansen in voller Tuning-Fahrt schon etwas abschlagen …
Bis zur Demonstration der Gryphon-Neuheiten hat sich der Magen locker wieder linearisiert. Das ist gut so, denn die Edel-Dänen demonstrieren ihren neuen „kleinen“ Vollverstärker mit den „kleinen“ Lautsprechern – und die wirken neben dem zwei Meter großen Gryphon-Chef Fleming Rasmussen tatsächlich recht kompakt. Was für die dazugehörigen Preisschilder, wie von Gryphon gewohnt, nicht unbedingt gilt. Und auch wenn der neue Phonoentzerrer von Gryphon tatsächlich nur die Hälfte des großen Schwestermodells kostet – das ist alles relativ.
Mehr vom deutschen Gryphon-Vertrieb TAD gibt’s übrigens auf der parallel stattfindenden hifideluxe zu erleben. Dort zeigt Tannoy ein paar Neuheiten, die alles andere als neu aussehen, aber den Retrotrend neu befeuern – und mich unverhofft zu Tränen rühren werden. Warum? Finden Sie es heraus in einer kommenden Folge unserer Serie „Messe-Nachlese“. Vorab nur soviel: Tannoy sind nicht die einzigen Insulaner, die mich auf der hifideluxe um den Finger wickeln werden …

 

Münchner Messesaison 1
Münchner Messesaison 2
Münchner Messesaison 3
Münchner Messesaison 4
Münchner Messesaison 5
Münchner Messesaison 6
Münchner Messesaison 7
Münchner Messesaison 8
Münchner Messesaison 9
Münchner Messesaison 10
Abschlussbericht

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.