Messenachlese 4/20: hifideluxe 2018 – Soundcheck-in
Bereits zum neunten Mal fand 2018 parallel zur HIGH END die hifideluxe statt.
Die Aussteller- und Besucherzahlen der Spezialmesse im Münchner Mariott-Hotel wachsen beständig und längst hat sich die hifideluxe als Pflichttermin im Messejahr etabliert. Atmosphärisch geht es hier ruhiger und gemächlicher zu als im Trubel der Messehallen des M.O.C., die Ausstellungsräume öffnen erst gegen Mittag, bieten dafür aber bis 20 Uhr Gelegenheit, bisweilen sehr fachmännisch und penibel installierten Wiedergabeketten zu lauschen. Von kleinen Röhren mit Hochwirkungsgradlautsprechern wie bei Audio Note, wo es regelmäßig ganz hervorragend klingt, bis zu „durchdigitalisierten“ Musikmaschinen wie der Kii THREE, die als BXT-System mit zwei Tieftonmodulen reüssierte, reichte das diesjährige Spektrum.
Als ich am Samstag gegen Mittag am Marriott-Hotel eintraf, während vor dem benachbarten Hotel der VfB Stuttgart den Mannschaftsbus bestieg, war die Welt für die Bayern-Fans auf der Freischankfläche noch in Ordnung. Dass ausgerechnet Stuttgart am letzten Bundesligaspieltag eine Pechsträhne der Bayern einleiten würde, konnte man dort beim Frühschoppen in herrlichem Sonnenschein noch nicht ahnen. Obwohl die Weißbierschaumkronen mich unmissverständlich einluden zu verweilen, konnte ich unter Aufbietung äußerster Willenskraft widerstehen, und begann meinen Rundgang im Atrium des Zwischengeschosses, wo sich die großen Salons und sogenannten Studios befinden.
Ohne die Faszination für die großen Hörner von AER schmälern zu wollen, war es in diesem Jahr ein ganz kleiner Würfel, der meine volle Aufmerksamkeit erheischen konnte. In dem Raum spielte zwar Musik, doch entging meinem geschulten Ohr nicht, dass das nicht der dynamische Hornklang sein konnte. Um ehrlich zu sein, war es noch nicht einmal astreiner Highend-Klang, aber eben doch Musik, die auf sehr angenehme Art den Raum füllte, und die irgendwie von draußen durch die geschlossenen Fenster zu kommen schien. Des Rätsels Lösung fand sich in erwähntem Acrylwürfel mit einer Kantenlänge von circa fünf Zentimetern, der einen Hochtöner beinhaltet und von dem zwei Exemplare auf die Fensterscheiben geklebt waren. Rückseitig gibt dieser bbx Exciter mechanisch Tieftonenergie ab und verwandelt somit jede glatte Fläche in einen Subwoofer – ein vielversprechender Ansatz in Richtung unsichtbares HiFi.
Von unsichtbar kann bei Acapella dagegen nicht die Rede sein – wäre auch zu Schade. Wie im Vorjahr, spielte dort die Campanile 2 mit hypersphärischem Mitteltonhorn in sonniger Farbgebung ungemein farbig und luftig. Genau wie bei FM Acoustics aus der Schweiz erwartete ich keine bahnbrechenden Sensationen, nichtsdestotrotz gehören diese beiden Vorführungen immer zum Pflichtprogramm, weil sie auf höchst audiophile Art und Weise einfach Spaß machen.
Schneller, höher, weiter, bzw. eigentlich tiefer, mächtiger und druckvoller ging es bei Kii zu. Die vollaktive und DSP-gezähmte Kii THREE, die zumindest für mein Empfinden bei allem erstaunlichen Auflösungsvermögen bislang immer ein wenig abgehoben klang, hat im wahrsten Wortsinn ein Fundament bekommen. Mit zwei neuen Tieftonmodulen aus insgesamt acht Basstreibern mutiert die Kompakt- zur veritablen Standbox und lieferte sogar mit akustischer Musik eine sehr beeindruckende Performance. Stark Audio aus der Slowakei präsentierte einen in meinen Augen wunderschön floral gestalteten Lautsprecher namens Jane, aber natürlich wirkt die Eigenbeschreibung des Zweiwegers mit Bändchenhochtöner als von Flugzeugtragflächen inspiriert viel seriöser und technischer – wenngleich weniger romantisch. Ich bleibe also bei der sich öffnenden Blume, dieses Bild korrespondiert auch besser mit dem äußerst farbigen und blütenreinen Klang dieser Skulpturen. Optisch weniger opulent, aber routinemäßig als Messehighlight gesetzt: Audioplan und Jadis, auch dieses Jahr wieder mit Analoglaufwerk. Auf dem Sprung zum „Messeklassiker“: JMF Audio aus Frankreich mit einer sehr überzeugenden Vorführung großer Hornlautsprecher ohne das oft lästige Quäken gepresster Stimmen aus blechernen Trichtern. Warum mir das so gut gefiel, erfuhr ich erst nach ein paar Minuten: Es spielte dasselbe Setup wie im letzten Jahr, allerdings mit schwarzem Finish der Lautsprecher statt natürlich hölzernem.
Eine echte Überraschung erlebte ich bei Bayz Audio. Der Name lässt einen an Südseeurlaub und Palmenstrände denken, leitet sich aber ganz profan von Firmengründer Zoltán Bay ab. Alles andere als alltäglich ist dagegen seine Lautsprecherkreation Bay Radial Speaker (BRS). Das omnidirektionale Pärchen vereint zwei durch einen pulsierenden Hochtöner verbundene Tiefmitteltöner, die falschherum in einer ovalen Carrerabahn-förmigen Carbonröhre stecken.
Wie genau das funktioniert, wollte ich mir im Anschluss auf dem Hotelflur kurz erklären lassen. Es wurden dann doch längere Ausführungen, von denen ich letztlich nur behalten habe, dass die BRS in etwas so funktionieren wie Hummeln fliegen – theoretisch gar nicht, praktisch dafür ziemlich gut. Technisch ähnlich komplex waren auch Legend-Lautsprecher von John Watkinson, die sich – um es wahrscheinlich ungebührlich zu vereinfachen – am Prozess des menschlichen Hörens orientieren, statt an physikalischen Aspekten wie einem ebenen Frequenzgang. Im richtigen Licht konnte man durch die quaderförmigen Lautsprecher fast hindurchschauen, was sich assoziativ hervorragend mit dem herrlich luftigen und transparenten Klang deckte. Die Legend-Speakers entfachten nicht unbedingt Tiefbassgewitter, reproduzierten aber insbesondere die kleinen Ereignisse, die oft gar nicht unmittelbar zur Musik gehören – Atem holen, Lippenlaute usw. – , mit frappierender Natürlichkeit.
Zeit, dem TAD-Audiovertrieb einen Besuch abzustatten, um die stolze Chefin Paula Knorn mit ihrem nagelneuen FIDELITY-Award abzulichten. Leider hatte sie die gläserne Trophäe aus Sicherheitsgründen zu Hause gelassen. Umsonst war mein Abstecher dennoch nicht, die beiden Räume von TAD – einer Rega-, der andere Tannoy-orientiert – gehörten zu den schönsten der Veranstaltung. Und sich ein Viertelstündchen von Tannoys berieseln zu lassen, könnte niemals verschwendete Zeit sein.
Gegen Ende eines viel zu kurzen Nachmittages ließ ich mich einer persönlichen Neigung folgend noch zu Klimo treiben. Ja, erwischt, beim Anblick des Tafelrunde Reference könnte ich immer wieder ins Schwärmen geraten: Dieses einfache Design, diese filigrane Ausführung – ein Traumplattenspieler. Ich muss mich regelrecht zwingen, meine Aufmerksamkeit vom Laufwerk weg auf die teilweise offenen quaderförmigen Gehäuse der Performance Line aus gleichem Hause zu richten. Wie ein Spalier stehen die Geräte aufgereiht, die sich äußerlich gleichen wie ein Ei dem anderen, aber gänzlich unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Ganz am Ende der Kette standen übrigens die JB 175 von Brodmann, Lautsprecher, die die Vorzüge der Klimo-Kette – Dynamik, Transparenz, Emotion – bestens zur Geltung brachten. Unter ästhetischen Gesichtspunkten vielleicht der lohnenswerteste Raum der diesjährigen hifideluxe.
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