HiFi auf Burg Vondern 2023
Es begab sich Anno 2015, dass der Schlossherr sein Gefolge in die Burg Vondern lud, auf dass es sich am Wohlklang der aus feinsten Materialien erschaffenen Gerätschaften erfreue.
Das seitdem jährlich von Frank Rudolph/HiFi auf dem Gutshof veranstaltete Event HiFi auf Burg Vondern fand nach dem Ausfall der letzten beiden Jahre nun wieder am 21.und 22.01.2023 statt. Die Burg Vondern, erstmalig im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt, liegt mitten in einer grünen Oase zwischen der A 42 und dem Rangierbahnhof Oberhausen-Osterfeld. Das nasskalte Wetter steigerte den trutzigen Eindruck der Burg. Erst nachdem ich das Eingangsportal des Herrenhauses durchschritten und bei den freundlichen Hofdamen meinen Wegezoll entrichtet hatte, stellte sich dank der vertrauten Atmosphäre der angenehm überschaubaren HiFi-Messe ein behagliches Gefühl ein. Es war übrigens mein erster Besuch einer Veranstaltung dieser Art seit drei Jahren.
Der Rittersaal
Im Eingangsbereich, dem „Rittersaal“, wurden Tonträger in Form von Schallplatten und Masterbandkopien feilgeboten. Hinzu kamen allerlei Zubehör und kunsthandwerkliche Objekte.
In einem hohen, von Tageslicht durchfluteten Raum führte Axiss Europe interessante Breitbandlautsprecher der Manufaktur Tocaro vor (ungefilterter 38-cm-Breitbänder mit handgeschöpfter Membran aus selektierter Baumwollfaser, der Korb besteht aus Holz!). Angetrieben wurden diese durch Röhrenverstärker von Air Tight. Ein Scheu-Plattenspieler mit Sorane-Tonarm und MM-Tonabnehmer Mustang, verstärkt durch die Phonostufe Phasemation EA-320, bildeten die Quelle der Kette.
Auf derselben Etage präsentierte der BT-Vertrieb sein umfangreiches Portfolio. Neben dem Sortiment von Talk Electronics, Kabeln und Abtastern von Van den Hul sowie Davis-Lautsprechern fielen mir die neu auf dem Markt erschienenen Speaker von Revival Audio ins Auge. Trotz ihres englisch anmutenden Konzepts sind sie französischer Provenienz. Die Zwei- bzw. Dreiwege-Konstruktionen mit großer Mitteltonkalotte, sprich „Bärennase“, sind mit Holz furniert und klassischen BBC-Monitoren ähnlich – sympathische Kisten. Die Laufwerke des serbischen Herstellers Soulines gefielen mir optisch wegen ihres technisch verspielten Designs.
Hinab ins Kellergewölbe
Eine steile Treppe führte mich ins Kellergewölbe der Burg, wo nicht etwa die Folterkammer auf mich wartete, sondern ein gut gelaunter Bernd Hömke, Geschäftsführer von Input Audio. Den meisten dürfte der Vertrieb über die Harbeth-Lautsprecher bekannt sein. Sein Schwerpunkt lag diesmal auf Röhrenelektronik der kalifornischen Manley Laboratories. Zwei MAHI-Monoblöcke wurden vom Jumbo Shrimp (nein, kein überzüchtetes Krustentier) angesteuert, der Signale von der Phonostufe Chinook entgegennahm. Quellgeräte waren das „Starter“-Laufwerk und ein Creek-Voyage-CD-Spieler. Als Schallwandler setzte Hömke zwei Compact 7ES-3XD von Harbeth ein. Während der Vorführungen war der Raum bis zur Auslastungsgrenze gefüllt, sodass mir ein akustischer Eindruck verwehrt blieb. Halb so wild, der Stingray II wurde uns bereits für einen Test zugesagt, ich kann mich von den Qualitäten des Herstellers also in aller Ruhe überzeugen …
Den nebenan liegenden Raum teilten sich die Aussteller Bosse HiFi und Härtel HiFi. Günter Härtel vertreibt die Xavian-Lautsprecher des italienischen Entwicklers Roberto Barletta. Die meist aus massivem Holz gefertigten und perfekt lackierten Gehäuse machen ihren italienischen Wurzeln alle Ehre. Die ebenso elegant gestaltete YBA-Elektronik versorgte die Schönheiten mit im Takt der Musik moduliertem Strom.
Die Produktlinie der englischen HiFi-Schmiede Blue Aura überzeugten durch ihr charmantes Design und zivile Preisgestaltung. Außerdem sind die kompakten Geräte perfekt geeignet für Räume mit reduziertem Platzangebot.
Bosse HiFi präsentierte derweil Lautsprecher von Cito Audio, Eigengewächse von Detlef Bosse. Neben einem Breitbandsystem mit komplexer innerer Schallführung wurde das neueste Modell DBC-8K mit Isobarik-Bass vorgeführt. Angesteuert ebenfalls von einem YBA-Setup und Thorens-Plattenspieler TD124.
Weiter zur Remise
Über den Burghof gelangte ich zur Remise, in der weitere High-End-Preziosen zu bewundern waren. Im vorderen Bereich hatte Frank Rudolph eine Vintage-High-End-Ausstellung installiert, deren Hauptattraktion die ESS-Lautsprecher AMT-1 mit ihrem spektakulären Air-Motion-Transformer waren. Und die klangen wirklich exzellent! Im hinteren Bereich wurde das High-End-Sortiment von Technics ausgestellt bzw. vorgeführt, zeitweise an gewaltigen Spendor-Lautsprechern. Im Obergeschoss konnte ich die Kunstwerke von Brigitte Roth und Frank Gebauer auf mich wirken lassen und erste Erschöpfungserscheinungen mit einer Tasse Kaffee im Bistro bekämpfen.
Ein guter Start ins HiFi-Messejahr 2023! Die Besucherzahl an beiden Messetagen ließ die Burg an die Kapazitätsgrenze geraten. Veranstalter Frank Rudolph war äußerst zufrieden mit dem Verlauf des Events. Sein Konzept, die HiFi-Show mit einer Kunstausstellung aufzulockern, um ein breiteres Publikum anzusprechen, hat sich aus seiner Sicht bewährt.