Henry Mancini auf SACD und anderen Tonträgern
Remasterte Filmmusik-Schätze von Henry Mancini
Wer nach den Soundtracks des Filmmusik-Gurus Henry Mancini in bestmöglicher Klangqualität sucht, hat irgendwann ein Sammelsurium höchst unterschiedlicher Tonträgerformate zu Hause. Und während es von manchem Mancini-Klassiker inzwischen diverse Wiederveröffentlichungen gibt, die sich nicht nur in klanglichen Details unterscheiden, sucht man andere Titel zumindest in (manchmal bitter nötiger) Remaster-Version bis heute vergebens.
Wie ich gerade jetzt auf Mancini komme? Weil mir der Postbote neulich zwei bei Analogue Productions erschienene Mancini-Titel brachte, die in die Schublade „reine Freude“ gehören: Das von Wohlklang-Fanatiker Chad Kassem vor etlichen Jahren gegründete Label hat sich unter anderem mit sauber überarbeiteten Ausgaben von legendären Jazzplatten einen Namen gemacht, sämtliche Soloscheiben von Norah Jones in SACD-Versionen herausgebracht, die ihre CD-Gegenstücke gnadenlos plattmachen und auch ein paar Living Stereos aus der Goldenen Ära in ultimativen Fassungen veröffentlicht.
Das RCA-Label und dessen Unterabteilung Living Stereo ist die Brücke zu Mancini, denn einige von dessen wichtigsten Arbeiten für das Hollywoodkino der 1950er und 1960er Jahre erschienen hier. Darunter auch der jazzige Score zur Fernsehserie Peter Gunn, den es bei Analogue Productions schon einige Zeit als SACD gibt.
Nun sind bei Analogue Productions endlich auch Hatari und der Pink Panther erschienen. Afrika-Epos und Gaunerkomödie, John Wayne als heroischer Tierfänger und Peter Sellers als trotteliger Inspecteur Clouseau. Zwei Soundtracks, die auch jenseits von Ohrwürmern wie dem „Baby Elephant Walk“ oder dem „Pink Panther Theme“ musikalisch Bestand haben. Weil Henry Mancini ein in der Wolle gefärbter Jazzer war, der es zudem verstand, seine Musikvisionen auch für großes Orchester einzurichten. Wie ausgefeilt diese dichten Arrangements sind, lässt sich auf SACD endlich so deutlich und glasklar nachvollziehen, wie die Musik einst aufs Analogband gebannt wurde. In Deutschland wird das audiophile Label Analogue Productions von Sieveking Sound vertrieben.
Jenseits genannter drei Titel wird die Luft dünner, zumal dann, wenn Mancinis Großtaten auf Silberscheibe gewünscht werden. Charade und das unverwüstliche Breakfast At Tiffany’s wurden bei JVC vor einigen Jahren auf XRCD veröffentlicht. Ein Format, das der SACD nur wenig nachsteht, zumal auch jene Mancini-Überspielungen ebenso liebevoll wie kompetent vorgenommen wurden. Inzwischen sind besagte zwei Mancini-XRCDs allerdings nach meinen Informationen „out of print“, und bei den großen Versendern legt man hierzulande fast 80 Euro für Importware auf den Tisch.
Fortgesetzt wurde die Mancini-XRCD-Reihe bei JVC seinerzeit leider nicht, obwohl noch einige Schätze auf Wiedererweckung warten. Exemplarisch sei hier die Musik zu Arabesque genannt: Der Film mit Gregory Peck und Sophia Loren kam 1966 heraus. Mit dem spannenden Streifen wollte der Regisseur Stanley Donen an den Erfolg von Charade (1963) anknüpfen. Und nachdem man ein erfolgreiches Team nicht austauschen sollte, wurde für die Filmmusik wieder Henry Mancini verpflichtet, dem neben dem rhythmisch pointierten Titelthema noch einige andere ins Ohr gehende Nummern einfielen. Leider liegt von Arabesque bis dato nur eine ziemlich mäßig klingende, vor allem viel zu dumpf abgemischte CD-Fassung vor – hier könnten sich die Musik-Archäologen von Analogue Productions echte Meriten erwerben. Eine Alternative ist die Suche nach der Original-LP, verbunden mit der Warnung, dass wohl auch manche „Gurken“ von LSP-3623 unterwegs sind – zumal es sich hier bereits um eine jener „Dynagroove“-Aufnahmen handelt, die von Living-Stereo-Puristen sowieso am liebsten nur mit einer langen Kneifzange angefasst werden. Charade und Breakfast gibt es übrigens wie Peter Gunn inzwischen in den verschiedensten LP-Wiederveröffentlichungen, die an dieser Stelle zu vergleichen den Umfang unseres Artikels sprengen würde.
Bleibt eigentlich nur zu hoffen, dass man bei Analogue Productions weitermacht und dem Mancini-Fan vielleicht irgendwann auch noch Perlen wie Arabesque oder die ebenso filmferne wie fulminante Bigband-Aufnahme Combo! beschert. Dann kann die nächste Generation das Filmmusikwunder Henry Mancini bestaunen – so frisch, als seien diese Platten gerade erst erschienen.