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Hegel-Saal Stuttgart

Hegel-Saal, Stuttgart

Hörsäle der Welt

Hegel-Saal, Stuttgart

Was sich in Stuttgart so schlicht „Liederhalle“ nennt, wird gemeinhin mit dem großen Konzertsaal, dem Beethoven-Saal, assoziiert. In Wirklichkeit ist das Kultur- und Kongresszentrum Liederhalle allerdings nicht nur ein einzelner Konzertsaal, sondern ein großer Komplex, der eine ganze Reihe unterschiedlicher Räume beherbergt. Heute soll es nicht um den bekannten Beethoven-Saal gehen, von dem hier schon einmal die Rede war. Nein, heute sprechen wir über den zu Unrecht im Schatten stehenden Hegel-Saal.

Dabei handelt es sich um einen kaum kleineren, lichten und modernen Raum. Für ihn möchte ich heute zugleich eine Lanze brechen, kommen doch viel zu selten Musiker auf seine großartige Bühne, da er zum Kongressteil des Zentrums gehört und daher nur klingen darf, wenn nun wirklich niemand tagen möchte.

Im Jahre 1991 war es so weit: Nachdem es für die zunehmende Menge der Veranstaltungen und die neuen Veranstaltungsformate in den bestehenden Sälen eng und zu sperrig wurde, eröffnete man nun das vieleckige Kongresszentrum im Norden der Liederhalle. Der Hegel-Saal, um den es uns heute geht, führt mit fast 2000 Sitzplätzen die Reihe der neuen Räume an und ist auch der einzige, der regelmäßig für größere Konzerte genutzt wird. Allerding nicht regelmäßig genug, wie ich schon andeutete. Leider steht dieser Teil des Zentrums unter der Verwaltung der Kongressorganisation, Konzerte können, wenn überhaupt, nur am Wochenende stattfinden. Und manchmal hat das SWR Sinfonieorchester Glück und darf sich für eines seiner Lunchkonzerte einquartieren.

Hinter der Bühne geht es geräumig, leider aber auch fensterlos zu. Immerhin gibt es ausreichend viele Räume, viel Platz in den Garderoben, einen Kaffeeautomaten und – so ist es bei den meisten Konzertsälen – keine Kantine.

Die Bühne erreicht man per Fahrstuhl oder über breite Treppen. Ist man endlich auf der vielfach einstellbaren Bühne angekommen, fühlt man sich sofort wohl: der Saal mit dem Grundriss eines unregelmäßigen Siebenecks baut relativ hoch, dafür nicht sehr lang, zwei Ränge übereinander sorgen dafür, dass auch die hintersten Reihen nie wirklich weit weg sind. Es wirkt intim, freundlich, der Kontakt zum Publikum stellt sich sofort ein, und man glaubt nie und nimmer, dass man 2000 Menschen gegenübersitzen soll. Damit der Schall nicht in der hohen, zeltartigen Decke verschwindet, sorgen mehrere durchsichtige Segel für die ausreichende Reflexion, alle Töne bleiben also nah bei uns, wirken griffig und definiert. Durch die sehr diffus streuende Charakteristik des siebeneckigen Grundrisses kommt es auf der Bühne glücklicherweise nie zu Phantomschallquellen. Oft erlebt man es, dass man Kollegen beim Spielen aus allen möglichen Richtungen hört. Nur nicht dort, wo sie sitzen. Die Raumhöhe sorgt gleichzeitig für das nötige Maß an Bindung, sodass musikalische Linien in der auf Sprache optimierten Akustik nicht auseinanderfallen.
Ich für meinen Teil hoffe, dass sich ein paar Regeln ändern und wir viel öfters Konzerte zwischen diesen freundlichen sieben Wänden erleben werden.

Klang-Tipp:

Aufnahmen mit konzertsaaltypischem Klang: SWR-Übertragungen der Lunchkonzerte

www.liederhalle-stuttgart.de

Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.