Heco Ambient 44F/Sub 88F – Einmal aufhängen, bitte!
Die Heco Ambient 44F und der zugehörige Aktiv-Sub bilden zusammen Neues aus der Rubrik „Standlautsprecher, die keine sind, aber trotzdem erwachsen klingen, ohne die Bude vollzustellen“.
In aller Kürze
Erwachsener, vollmundiger Klang trotz praktisch nicht vorhandenem Platzbedarf – zu schön, um wahr zu sein? Und doch gelingt Hecos Ambient-Serie dieses Kunststück.
Wer häufig mit Lautsprechern hantiert, hat wahrscheinlich eine Wasserwaage oder besser einen Laser in Reichweite. Wer sich für ein Mitglied von Hecos Ambient Line interessiert, sollte zudem über einen Bohrhammer verfügen. Klingt martialischer, als es im Endeffekt ist. Doch ohne grobes Gerät kommt man hier nicht weiter … Man kann die Satelliten sowohl vertikal wie horizontal an die Wand schrauben, gerne auch über die bereits integrierte VESA-Halterung. Hinstellen ist aufgrund der Formgebung keine Option. In meinem Fall genügen pro Box zwei Sechserdübel – schon hängen die beiden Flachmänner auf Ohrenhöhe neben dem Fernseher. Der zugehörige Subwoofer wandert direkt darunter auf eine flache Bank, was sowohl der Phasenlage desselben wie dem gesamten Ambiente meines Wohnzimmers zugutekommt. Wer nicht direkt weiß, dass hier neue Lautsprecher hängen, dem fällt zuerst mal nichts weiter auf. Wer mag, kann mithilfe von magnetisch gehaltenen Wechselrahmen sowie drei unterschiedlichen Frontbespannungen etwas Feintuning in Richtung der Couchkissen betreiben.
Schon bei der ersten Kontaktaufnahme zeigen die Flachmänner eine erfrischend lebendige Form der Musikinterpretation. John Butlers 2012er Version von „Ocean“ eignet sich wunderbar, um damit die Übernahmefrequenz des Subwoofers zu optimieren. Ein kleiner Dreh am passenden Regler, und schon nach wenigen Minuten spielt das musikalische Triptychon überraschend dreidimensional. Antritt und Nachhall der Golpe – perkussive Schläge mit den Fingernägeln auf die Gitarrendecke – werden passend hart und trocken wiedergegeben. Dafür, dass beide Satelliten zusammen noch kein Fünftel Quadratmeter der Wand verbrauchen und auch der Sub unter der Glotze kaum auffällt, eine ziemlich freche Geste in Richtung meiner Hauptlautsprecher.
Die Ambient-Linie bietet drei Modelle. Vom kleinen Zweiwege-Modell, primär für Surroundeffekte oder die Zweitanlage gedacht, bis zum größten Modell mit zwei Tieftönern, die in D’Appolito-Manier den Hochtöner flankieren. Die verwendeten Treiber machen trotz des günstigen Preises einen überzeugenden Eindruck. Damit trotz der lediglich zwölf Zentimeter messenden Membranen adäquat Luft bewegt werden kann, vertraut Heco auf die Kombination von Membranen aus Kraftpapier und handtellergroßem Magnet als Antrieb. Überschüssiger Druck entweicht dem Inneren über zwei kleine Bassreflextrompeten. Damit diese nicht zufällig den Kanarienvogel einatmen und eventuell auch, um Strömungsgeräusche zu unterbinden, dämpfen kleine Schaumstoffkissen die Luftzirkulation. Zusammen mit der konstruktionsbedingten Wandunterstützung erzeugen die Paneele schon ohne Subwoofer genug Fundament, um entspanntes Musikhören im Alltag zu ermöglichen. Hier kommt die für mein Empfinden eher relaxte Abstimmung des Hochtöners zum Tragen. Der Übernahmebereich zwischen Hoch- und Tieftönern gelingt fließend und homogen, was einer überraschend natürlichen Stimmwiedergabe dienlich ist. Über die Hecos gehört, werden sogar die aktuellen Nachrichten erträglich. Zumindest klanglich. Während die Heco Ambient 44F im Alltag also zu den eher freundlich gestimmten Vertretern ihrer Art gehören, ändert sich der Charakter schlagartig, wechselt man den Signallieferanten. Es mag sein, dass eine PlayStation 4 samt GTA nicht direkt ins Beuteschema der FIDELITY gehört. Doch der Spaß an der Sache rechtfertigt auch diesen Frevel, Gänsehaut inklusive. Normalerweise quatscht mich in meinem Wohnzimmer niemand von schräg rechts an, um mir meine nächste Aufgabe zu stecken. Oder vor einer Falle zu warnen. Nachdem man da erfolgreich hineingetappt ist, fliegen einem die Kugeln unerwartet eindrucksvoll um die Ohren. Was ja eigentlich unmöglich ist, da dort, wo der vermeintliche Schütze sitzen sollte, ein Akustikelement in der Ecke steht. Die erzeugende Schallquelle hängt weiterhin zwei Meter links davon in mattem Weiß und macht auf unschuldig. Obwohl die Dinger nur im Stereo-Modus laufen und direkt an der Wand hängen, gelingt den Hecos eine überraschend dreidimensionale Abbildung von Soundeffekten.
Machen die Flachmänner schon ohne Subwoofer einen stabilen Eindruck, kommt mit einem autark versorgtem Tieftongenerator, sprich Aktivsub, deutlich mehr Druck in die Sache. Optisch verschmilzt der Ambient Sub 88F mit seiner Umgebung wie ein Hermelin in der Schneewehe. Was ihn nicht daran hindert, sich je nach Musikmaterial mal dezent und unterschwellig (Yo-Yo Mas Cellospiel gewinnt an Kontur), wenn gefordert gerne auch tief und drückend (The Herbaliser, „God Girl Gone Bad“) bemerkbar zu machen.
Mit seinem Format von ungefähr einem Kasten Moser Liesl lässt sich der Sub problemlos hinter einer Gardine verstecken oder als Konsole für den Fernseher zweckentfremden. Was man dagegen vermeiden sollte, ist, den fast niedlich scheinenden Kasten in die Ecke zu stellen. So unscheinbar er auch wirkt, der Sub ist durchaus fähig, massig Luft umzuschaufeln: Eine 20-Zentimeter-Membran aus Kraftpapier drückt Luft nach unten Richtung Fußboden, während rückseitig generierter Überdruck durch zwei trompetenförmige Öffnungen an die Umwelt entweicht. Damit der kompakten Kiste auch zum Filmabend nicht vorzeitig die Puste ausgeht, hält eine Class-D-Endstufe genug Leistung parat, während eine aktive Entzerrung den Frequenzgang kontrolliert und im Ernstfall sanft eingreift. Was die Tieftonunterstützung angeht, so lassen sich Pegel und Übernahmefrequenz mittels zweier Drehregler stufenlos an die eigenen Gegebenheiten anpassen. Lediglich die Phasenlage korrigiert man durch geschickte Positionierung im Raum, was dank der kompakten Abmessungen zum Kinderspiel wird.
So gerüstet entwickelt sich das auf den ersten Blick unscheinbare System zum passenden Begleiter für den samstäglichen Kinoabend mit der Familie. Und beweist da gern, dass es ausreichend Reserven für Blockbuster-Streifen und die dort unvermeidlichen Explosionen hat. Parallel dazu avanciert mein musikalisches Triptychon dank seiner tendenziell eher warmen und freundlichen Abstimmung aber auch zum passenden Begleiter, um damit stundenlang durch die eigene Musiksammlung zu streifen. Hier glänzt die Ambient-Linie ungeachtet ihrer seidenmatten Lackierung mit der Fähigkeit, den virtuellen Raum in die Tiefe zu öffnen – trotz Wandmontage und dem daraus resultierenden Mangel an Luft nach hinten. So scheint sich die Sopranistin Joan Sutherland mit ihrem „Casta diva“ stabil und glaubhaft direkt auf dem Sub zu manifestieren, während die zugehörigen Streicher sich klar und transparent in meinem Treppenhaus zu verteilen scheinen. Obwohl hier eine tragende Wand dazwischen ist, meistern die Heco Ambient diese Anforderung deutlich gelassener als die meisten Standlautsprecher, die ich in dem Raum hören konnte.
Wir meinen …
Daher geht der erste Platz in der Rubrik „Standlautsprecher, die keine sind, aber trotzdem erwachsen klingen, ohne die Bude vollzustellen“ direkt und ohne Umwege an die Heco Ambient Line. In Relation zu dem nicht nennenswerten Platzbedarf erzeugen die Flachmänner einen geradezu erwachsenen Sound, der bei gelungenem Feintuning in Sachen Pegel und Phase durchaus auch Standlautsprecher aus der nächsthöheren Preisklasse düpieren kann. Den gewonnenen Platz kann man dann prima für Grünpflanzen nutzen, was sowohl dem als auch den Ambiente nicht schadet. Großes Kino aus flachen Boxen – dafür meinen Glückwunsch nach Pulheim!
Info
Lautsprecher Heco Ambient 44F
Konzept: 2-Wege-Wandlautsprecher, Bassreflex
Impedanz: 4 bis 8 Ω
Wirkungsgrad: 90 dB
Frequenzbereich: 45 Hz bis −42,5 kHz
Bestückung: 2 x 12,5-cm-Tiefmitteltöner aus Kraftpapier, 28-mm-Hochtonkalotte
Ausführung: Schwarz oder Weiß seidenmatt
Maße (B/H/T): 22/78/10 cm
Gewicht: 7 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Stückpreis: um 350 €
Subwoofer Ambient Sub 88F
Konzept: Downfire-Aktivsubwoofer, Bassreflex
Eingänge analog: 2 x Line (Cinch)
Bestückung: 20-cm-Tieftöner aus Kraftpapier
Leistung (Dauerleistung/Impuls): 125 W/250 W
Frequenzbereich: 50 bis 150 Hz
Ausführung: Schwarz oder Weiß seidenmatt
Maße (B/H/T): 38/16/50 cm
Gewicht: 9 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 550 €
Mitspieler
Plattenspieler: Thorens TD 1500, Acoustic Solid Vintage
Tonarm: Acoustic Solid WTB 213
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Ortofon Quintet Bronze
Phonovorverstärker: Acoustic Solid Phonovorverstärker
Vollverstärker: Einstein The Tune, NAD C 320
D/A-Wandler: Audiolab M-DAC Mini
Endverstärker: Lehmann Black Cube Stamp
Lautsprecher: Audio Physik Seemon, Guerilla Audio 08/15
Kabel: German Highend, AudioQuest, T+A, Horn Audiophiles, Black & White, IsoTek
Zubehör: Sun Leiste, Steinmusic
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