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Gryphon Diablo 333 Vollverstärker

Gryphon Diablo 333

Der Beste seines Fachs

Gryphon Diablo 333

Er heißt Diablo, und er verspricht höchsten Genuss: Gryphon stellt die jüngste Inkarnation seines Vollverstärkers vor. Mit dem 333 greifen die Dänen nach den Sternen.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker

In aller Kürze:
Der Gryphon Diablo 333 setzt ein, wo manche Vor-/Endstufen aufhören. Ultimativ leistungsfähig, dabei klanglich rasant, kristallklar durchsichtig und mit fulminantem Bass.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker


Wenn der Name Gryphon Audio fällt, dann geht es um Endgültiges. Bei der dänischen Manufaktur gibt es keine Einsteiger-Baureihe. Hier werden Gerät für Gerät die Grenzen des Machbaren ausgelotet. Am augenfälligsten zeigt sich das bei den Verstärkern. Nehmen wir den derzeit jüngsten Gryphon namens Diablo 333. Ein Vollverstärker, dessen physische Präsenz die Designphilosphie des Hauses auf den Punkt bringt: „Eine Mischung aus nordischem industriellem Minimalismus und einem Hauch brutaler Darth-Vader-Inspiration.“ Die bei Integrierten gerne mitschwingenden Begriffe „Kompromiss“ oder „Übergangslösung“ kommen angesichts von 50,6 Kilogramm Nettogewicht und 2 x 1100 Watt Maximalleistung (an 2 Ohm) wirklich niemandem in den Sinn. Der Diablo 333 ist gekommen, um das Thema Verstärkung ein für alle Mal ad acta zu legen.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker
Dem jüngsten Vollverstärker aus Gryphons Diablo-Familie steht das Hausdesign mit der markanten V-Struktur bestens zu Gesicht. Der Touchscreen ist gekonnt integriert und die Bedienung intuitiv. An der Unterseite der Front verbirgt sich der Netzschalter. Der bleibt immer an, der Standby-Stromverbrauch ist minimal.

Wer Gryphon und Verstärker sagt, der sagt auch Class A. Die stromintensive Betriebsweise von Transistoren, die sie auf einem hohen Ruhestromlevel „vorgespannt“ hält, um Übernahmeverzerrungen zu vermeiden, ist Teil der Marken-DNA der Dänen. Die Schattenseite ist ein enormer Stromverbrauch. Man weiß sich da heutzutage eigentlich mit ultraschnellen Ruhestromregelungen zu helfen. Aber das ist nicht der Gryphon-Weg. Wie der aussieht, erklärt Gryphons Sales Manager Rune Skov: „Wir arbeiten mit riesigen Transformatoren sowie unglaublich steifen Overkill-Netzteilen mit tonnenweise Strom.“ Und weiter: „Es gibt echtes Class A – und jede Menge Versuche, Class-A-ähnliche Performance auf sparsame Weise und damit mit Kompromissen zu erreichen.“ Der Diablo 333 erzeugt die ersten acht seiner 333 Watt (an 8 Ohm) in echtem Class A. Das garantiert an handelsüblichen Lautsprechern mit, sagen wir, 87 Dezibel Wirkungsgrad, reine Class-A-Freuden bis deutlich über Zimmerlautstärke.

Im neuen 333 hat Gryphon technische Upgrades gegenüber dem Vorgänger Diablo 300 durchgeführt, die über den schieren Leistungszuwachs (333 gegenüber 300 Watt an 8 Ohm) hinausgehen. Die von Gryphon-Chefentwickler Tom Møller konzipierte Elektronik orientiert sich an den getrennten Top-Komponenten des Hauses, der Vorstufe Commander und der Endstufe Apex. Im Detail geben sich die Dänen bedeckt, offen kommuniziert wird die Verwendung der gleichen bipolaren Leistungstransistoren von Toshiba, wie sie auch in der gewaltigen Stereoendstufe Apex eingesetzt werden. Denen bescheinigen die Datenblätter besonders geringe Kapazität. Dieselbe Eigenschaft findet sich bei den Spannungsreglern in hochpräziser Shunt-Bauweise anstelle der üblichen Serienregler. Beides soll der Bandbreite und der Schnelligkeit des Verstärkers zugutekommen. Selbst bei der Lautstärkeregelung findet sich das Leitmotiv der Minimierung von Kapazitäten. Dazu Niels Madsen von Gryphon: „Ein Hauptmerkmal des Lautstärkereglers sind die extrem wenigen Bauteile im Signalweg. Die Relais sind nicht in Serie mit dem Signalweg. Die geringe Anzahl von Bauteilen ist Teil unserer Bemühungen, die Kapazität zu minimieren – neben dem sehr sorgfältigen Design und Layout, was es ermöglicht, eine Lautstärkeregelung mit sehr großer Bandbreite und Transparenz zu bauen.“

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker
Wo der Vorgänger nur einen Einschub für Erweiterung durch entweder ein Phono- oder ein DAC-Modul anbot, ist beim Diablo 333 beides gleichzeitig möglich. Die Tape-Schleife überrascht, ist aber praktisch und verweist auf den Tonband-Liebhaber und Gryphon-Gründer Flemming Rasmussen, der eine umfangreiche Sammlung hütet und als Klang-Referenz nutzt.

Der 333 ist elektrisch symmetrisch – auf Englisch: „balanced“ – aufgebaut. Er ist aber auch bis ins kleinste ästhetische und ergonomische Detail auf allerhöchstem Niveau ausbalanciert. Ich habe zum Beispiel noch keine bessere Implementation eines Touchscreens gesehen als den, der in die kraftvoll gezeichnete Front des Diablo integriert ist. Das klare Weiß der Anzeige, die Schriftgröße, die Umsetzung des Bedienkonzepts, bei dem nichts fehlt und nichts überflüssig ist, zeugt von echtem Können der Entwickler. Die Fernbedienung ist, ganz der Tradition des Hauses folgend, eine Fingerübung in Sachen Produktdesign. Die originelle asymmetrische Form liegt perfekt in der rechten Hand, und erstaunlicherweise auch sehr gut in der linken. Dass die Unterseite des soliden Aluminiumgebers mit schwarzem Moosgummi bezogen ist und damit sowohl die Haptik optimiert als auch feine Möbeloberflächen vor Kratzern schützt: clever!

Die Rückseite des Diablo 333 erfreut mit dem Anblick von zwei Paar Lautsprecheranschlüssen, wie es sie nicht für Geld und gute Worte zu kaufen gibt. Gryphon fertigt die eleganten Klemmen selbst, sie finden sich auch an der Top-Endstufe Apex. Zwei symmetrische Eingänge und zwei in Cinch-Ausführung sind eine praxisgerechte Anschlussvielfalt. Außerdem gibt es eine Tape-Schleife mitsamt dazugehöriger Monitor-Taste (ja, richtig gelesen, die Bedienungsanleitung lässt keine Zweifel: „Tape Monitor is used to listen to a tape recorder.“). Und zwei Subwoofer-Ausgänge.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker
Bei einem Hersteller, der von Anbeginn so großen Wert auf gutes und originelles Design legt wie Gryphon, wundert es nicht, dass auch die Lautsprecheranschlüsse für Verstärker und Lautsprecher selbst gefertigt werden. Das Ergebnis überzeugt. Die griffigen Klemmen am Diablo 333 sind nicht bloß ein Eyecatcher, ihre Bedienung ist die reine Freude.

Wie gewohnt hält Gryphon auch im neuen Diablo wieder zwei Einschübe zur Funktionserweiterung parat. Das optionale Phonoentzerrermodul und die D/A-Wandler-Karte sind technisch eng mit den jeweiligen Einzelkomponenten von Gryphon verwandt und dementsprechend keine Convenience-Angebote, sondern für allerhöchste Ansprüche konzipiert. Das Phonomodul PS3 ist ein vollsymmetrischer MM/MC-Entzerrer mit weitreichenden Anpassungsmöglichkeiten an den verwendeten Tonabnehmer. Der D/A-Wandler DAC3 bietet fünf Eingänge. Er basiert auf dem ES9039PRO-Wandlerchip, dessen schier unbegrenzte Möglichkeiten der Signalverarbeitung komfortabel über das Frontdisplay zu steuern sind. Das vorliegende Testgerät war mit keiner der Erweiterungen bestückt.

Was passiert, wenn der Diablo 333 meine Verstärker ablöst, beschreibt am besten der Ausdruck „freundliche Übernahme“. Freundlich, weil meine geliebte Rowland-Endstufe keinerlei Gegenwehr zeigt. Der Gryphon bemächtigt sich der Lautsprecher genauso, wie man es von einem zentnerschweren Muskelpaket mit 2,2-Kilowatt-Trafo erwartet. Für den Diablo existieren meine Ayons überhaupt nicht. Folgerichtig lösen sie sich in Luft auf. Was bleibt, ist eine gigantische holografische Bühne, ein, wenn von der Aufnahme gefordert, unendlich tiefer und, um eine altmodische Metapher zu bemühen, „pechschwarzer“ Hintergrund, vor dem sich selbst noch mikroskopische Schallereignisse so deutlich abheben, dass ich nicht glauben kann, sie noch nie zuvor wahrgenommen zu haben.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker
Der Materialaufwand im Diablo 333 ist überlegt und auf keinen Fall verschwenderisch. Bei der Elektronik wurde auf weitgehende Vermeidung von Kabelverbindungen geachtet. Der gigantische Ringkerntrafo wird von einer cleveren Haltevorrichtung gesichert, an der auch ein unhörbar arbeitender Lüfter befestigt ist. In der Mitte der Hauptplatine ist die symmetrisch aufgebaute Lautstärkeregelung zu erkennen.

Ach, von wegen pechschwarz. Kennen Sie Vantablack? Dieses schwarze Pigment auf Basis von Carbon-Nanoröhrchen hat 2014 Furore gemacht als das schwärzeste Schwarz, das es je gab. Platziert man einen Gegenstand auf einer mit Vantablack beschichteten Oberfläche, dann scheint er über einem schwarzen Loch zu schweben. Mir fällt kein besseres Bild ein für das, was der Diablo 333 schafft. Er baut seine Klangbilder vor einem akustischen Vantablack auf. Da ist nichts, und plötzlich ist da etwas. Hören wir rein in No Fear No Die von Abdullah Ibrahim. Track vier, „Nisa“, beginnt mit einer träumerischen Exposition von Klavier, Kontrabass und Schlagzeug. Sie klingt aus, worauf der Bläsersatz mit einem neuen Motiv einsetzt. Ich habe die CD sicher seit 20 Jahren. In diesem Moment des Atemholens zwischen Teil eins und zwei war nie etwas. Jetzt ist da etwas. Lippen, die Worte formen: „One, two, three, four.“ Einer zählt die Bläser ein. Ich bin baff. Dieser Verstärker hat eine neue Dimension der Nähe zum Ursprungsereignis eröffnet. Kaum nötig zu erwähnen, dass er der Combo auch enorme räumliche Tiefe verleiht, mit Ibrahims Flügel groß und schillernd bis vor die Boxenebene und den Mitmusikern klar einen bis mehrere Schritte dahinter.

Das enorme Differenzierungsvermögen des Gryphon legt bei Klassik-Aufnahmen alle Nuancen der Interpretation bloß. Die neue Mendelssohn-Produktion der Cellistin Sol Gabetta ist hervorragend aufgenommen und präsentiert schon auf „nur“ sehr guten Anlagen das Stradivari-Instrument, das sie hier spielen darf, und den Hammerflügel unter den Händen von Bertrand Chamayou mit authentischen Klangfarben und überzeugender Live-Dynamik. Der Gryphon-Moment kommt zum Ende der Variations concertantes, als Sol Gabetta mit einer über mehrere Takte gehaltenen Note dem Pianisten Raum für eine melodische Phrase gibt. Wie Gabetta subtile Nuancierungen der Klangfarbe allein durch Verlagerung der Kontaktstelle zwischen Bogen und Saite mal näher an den Steg, mal weiter weg erzeugt, auch das ist wieder ein Gänsehautmoment.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker

Der Diablo 333 liebt komplexe digitale Produktionen. Stolen From Strangers von Jun Miyake ist ein Meisterwerk, vielschichtig elektronisch angereicherte Bossa-Nova-Reminiszenzen wechseln sich ab mit Skizzenhaftem, mit „Le mec dans un train“ ist sogar eine richtig spritzige Krimigroteske dabei. Wim Wenders unterlegte mit einer Version des ersten Tracks „Alviverde“ eine Tanzszene in seiner Hommage an Pina Bausch (Pina). Hier passiert alles gleichzeitig, über- und untereinander. Und der Gryphon dröselt auf: die Stimmen offen, der Bass abgrundtief, der meisterhafte Mix glasklar vor dem Hörer.

Es ließe sich endlos so weitermachen. Der Gryphon Diablo 333 ist, was man heutzutage einen Endgame-Verstärker nennt. Er bringt Lautsprechern subsonischen Bass bei, die bis dato gar nicht wussten, dass sie das können. Er kann nicht, er ist Auflösung. Er spielt seiner Physis zum Trotz unfassbar zart und rein und stellt gleichzeitig dynamische Eruptionen wie gemeißelt in den Raum, ohne auch nur einen Anflug von Anstrengung erahnen zu lassen.

Für ein optimales Ergebnis sollte der Diablo 333 nicht in kleine Räume gesperrt werden. Sein Energieoutput will sich entfalten können. Er sollte mit ausgewogenen, gerne auch eher vollmundig abgestimmten Lautsprechern gepaart werden. Die werden dank der unfassbaren Akkuratesse im Tiefton zu Höchstleistungen getrieben. Ich konnte ihn mehrere Wochen an der großen Magnepan 20.7 betreiben, es war das pure Glück.

Ich schließe mit der dringenden Empfehlung, sich das Erlebnis des Diablo 333 nicht entgehen zu lassen. Der dänische Über-Integrierte ist ein Statement, an dem ich objektiv keinen Kritikpunkt finde. Das makellose Bedienkonzept, die strenge, zierratlose Optik, die technische Umsetzung, der Klang: Besser geht’s nicht.

Gryphon Diablo 333 Vollverstärker

Info

Vollverstärker Gryphon Diablo 333

Konzept: Class-AB-Vollverstärker mit Erweiterungsoptionen
Eingänge: 2 x Line-In unsymmetrisch (Cinch), 2 x Line-In symmetrisch (XLR)
Ausgänge analog: 1 x Tape Out (Cinch), 1 x Sub Out (Cinch), 1 x Lautsprecher
Besonderheiten: IR-Fernbedienung aus Aluminium, umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten per Touchscreen, 2 x Triggeranschlüsse, 1 x IR-Anschluss für externen Infrarotempfänger, USB-A-Anschluss für Firmwareupdates
Optionen: nachrüstbare Module D/A-Wandler DAC3 (um 7259 €), Phono Stage 3 (um 5712 €)
Ausführung: Aluminium schwarz
Maße (B/H/T): 47/24,5/47 cm
Gewicht: 50,6 kg
Garantiezeit: 3 Jahre nach Registrierung
Preis: um 25 942 €

Kontakt

Auditorium

Feidikstraße 93
59065 Hamm
Telefon +49 2381 933942
info@gryphon-audio.de

www.gryphon-audio.de

Mitspieler

Plattenspieler: bauer audio dps 3
Tonarm: bauer audio Tonarm
Tonabnehmer: Lyra Kleos
Phonovorverstärker: Hagerman Trumpet Wood
MC-Übertrager: Consolidated Audio Silver/Nano
CD-Player: Electrocompaniet EMC 1 UP
Musikserver: Innuos Zenith Mk III
D/A-Wandler: Aqua La Voce S3
Switch: Silent Angel Bonn N8
Vorverstärker: Silvercore linestage two
Endverstärker: Rowland Model 2
Vollverstärker: Silbatone JI-300B Mk III
Lautsprecher: Ayon Seagull/c, Magnepan MG 20.7
Netzaufbereitung: AudioQuest Niagara 3000
Kabel: Fadel Art, Phonosophie, Sun Audio, AudioQuest, Solidcore
Zubehör: Rack Creaktiv Trend

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