Gryphon Audio Designs Ethos – Dreiecksbeziehung
Den magnetischen Puck auf die CD gesetzt, den soliden Deckel abgesenkt und die Starttaste auf der Front gedrückt: So leicht und schnell kann der Weg zu musikalischem Genuss sein. Der dänische Toploader Gryphon Ethos weist mit der edlen Haptik und klaren Benutzerführung auf das hin, was wohl aus den Ausgangsbuchsen kommen wird.
In aller Kürze
Der konsequent in Doppel-Mono und symmetrisch aufgebaute CD-Spieler von Gryphon punktet mit einem natürlichen Klangbild und maximaler Räumlichkeit.
Dieser CD-Spieler ist baulich in vielerlei Hinsicht einzigartig. Angefangen von seiner dreieckigen Grundfläche (Design von Flemming E. Rasmussen) über den Lademechanismus bis hin zur edlen, berührungsempfindlichen Bedienfront. Genau genommen ist der Gryphon Ethos nicht nur ein CD-Spieler, sondern eine Kombination aus hochwertigem Laufwerk (CD-Pro8 S-Transport) und aufwendigem Digital-Analog-Wandler auf Basis des ESS-Sabre-Flaggschiffs ES9038Pro.
Nach jedem Hochfahren lasse ich den Ethos stets ein knappes Stündchen warmlaufen. Was sein ohnehin sehr gutes Klangbild hörbar in sich geschlossener gemacht. Gerade liegt The Hawk Relaxes von Coleman Hawkins in der Remaster-Version Rudy van Gelders im Player. Dabei baut der Gryphon eine weitläufige, aber realistische Bühne auf, die den Saxofonisten in den Mittelpunkt stellt und Schlagzeug, Bass, Gitarre und Klavier rundherum positioniert. Der Aufnahmeraum in den Van Gelder Studios ist komplett mit Holz verkleidet, und genau diese Farbe liefert mir der Gryphon zusätzlich zur musikalischen Leistung der hervorragend aufgelegten Band. Die Anblasgeräusche, wenn das Blättchen am Mundstück den Ton formt, bekomme ich ebenso präsentiert wie den Anschlag der stattlichen Basssaiten auf Ron Carters Kontrabass. Der warme, weiche Ton von Kenny Burrells E-Gitarre kommt unaufgeregt, souverän, fast schon lässig aus den Lautsprechern. Die ohnehin hervorragend klingende Aufnahme wird über den Ethos zu einem musikalischen Gesamtkunstwerk. Die Fingerfertigkeit der fünf Musiker geht einher mit jeder Menge Gespür für den Moment, der Interaktion zwischen den Künstlern und der akustischen Rückmeldung des Aufnahmestudios. Dabei dickt der Gryphon keinesfalls bestimmte Frequenzbereiche an, denn weniger gute Aufnahmen lassen sich ebenso schnell als solche heraushören.
Während ich dem Quintett entspannt lausche, kann ich Ihnen noch ein paar technische Eckpunkte mit auf den Weg geben. Das dreieckige Gehäuse findet aufgrund seiner Standardbreite von 48 Zentimetern so gut wie auf jedem Rack Platz. Dort kann der CD-Spieler mithilfe der beiliegenden Dosenlibelle und den drei höhenverstellbaren Füßen schnell „ins Wasser gestellt“ werden. Den beiliegenden runden Untersetzer aus Leder platziere ich auf der massiven, 4 Millimeter dicken Aluminiumplatte, um hier beim Wechsel des Mediums den magnetischen Puck ablegen zu können. Dieser fixiert die CD im Abspielbetrieb auf der Spindel des Stream-Unlimited-Laufwerks (CD-Pro8 S-Transport). Damit spielt der Gryphon ausschließlich CDs im Red-Book-Standard ab, SACD oder andere Disc-Formate sind dem Dänen fremd, und sie spielen ehrlich gesagt ja auch kaum eine Rolle. Allerdings – auch gebrannte CDs laufen nicht immer problemlos.
Der Ethos ist aber kein reiner CD-Spieler, sondern er ist auch ein vollwertiger Digital-Analog-Wandler. So kann ich über die verschiedenen Digitaleingänge des Wandlers auch hochauflösende Musikdaten zufließen lassen, sei es PCM oder DSD. Der aktuell stärkste Sabre-Wandlerchip ES9038Pro bietet mir im Gryphon die Möglichkeit, zwischen sieben PCM-Digitalfiltern (sowie drei DSD-Filtern) und zusätzlichem Upsampling (auch der CD-Daten) zu wählen. Ich habe für mich Filter 4 mit Upsampling als die stimmigste Variante herausgehört. Die Unterschiede zwischen den Filtern sind eher fein, sie bieten aber die Möglichkeit, subtil ins Klangbild einzugreifen. Das Upsampling ist ein echter Gewinn für den Hörer, weil es jeder Darbietung noch mehr Luft um die einzelnen Klangquellen gibt, ohne dass an Druck eingebüßt wird. Gryphon Audio Designs hat diese Technik schon 1998 in ihrem ersten CD-Player CDP-1 angewandt und seitdem stetig weiterentwickelt. Für die optimale Arbeitsumgebung des Wandlers sorgen unter anderem zwei hochpräzise temperaturkompensierte Oszillatoren, die den exakten Takt vorgeben und Jitter minimieren.
Die jeweils acht Ausgänge der beiden verbauten ES9038Pro ermöglichen sowohl in der Wandlereinheit als auch nachfolgend einen vollsymmetrischen Aufbau der Schaltung. Dabei sind der linke und rechte Kanal im Gehäuse auch baulich getrennt untergebracht: konsequentes Doppel-Mono!
Die massive Fernbedienung macht das Umschalten vom Hörplatz aus zum Kinderspiel. Aber auch die Bedienung des berührungsempfindlichen Displays an der Frontseite hat mir Spaß gemacht. Die grafisch markierten Funktionstasten reagieren umgehend, und das Display ist klar und gut lesbar. Wie das Gehäuse selbst ist auch diese Bedieneinheit massiv und erstklassig verarbeitet – bei dem aufgerufenen Preis erwartbar. Allerdings kann ich die häufig und auch hier anzutreffende dünne Beipackstrippe als Netzkabel nicht nachvollziehen. Ich lehne mich wohl nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich anmerke, dass hier ein hochwertiges Kabel nebst Steckern im Rahmen des Möglichen sein dürfte.
Ich lege die remasterte Version des Simple-Minds-Albums Street Fighting Years auf. Die hat ein wenig mehr Tieftonenergie als das ursprüngliche Master aus den Achtzigern. Als ich mir damals die Platte zulegte, war ich mir nicht bewusst, welche klangliche Tiefe die Produzenten Trevor Horn und Stephen Lipson hier mit den Schotten zusammen festgehalten haben. Der orchestral angelegte Eröffnungstrack klingt in der Regel leicht verwaschen und zu komplex für viele Wiedergabeketten, nicht aber mit dem Gryphon! Der zeigt mir auch bei dichtestem Arrangement jedes Instrument. Die Positionierung im Stereobild ist dabei äußerst stabil, die gezeigte Bühne einmal mehr richtig groß, aber nicht übernatürlich. Charlie Burchills Gitarren finden durchweg den Weg an mein Ohr, und ich nicke anerkennend – der Mann ist gut an seinen sechs Saiten und wird von so manchem Zeitgenossen unterschätzt. Der CD-Spieler verfolgt exakt, schnell und mit einem gewissen Swing feinste Nuancen seines Spiels. Auch die Kessel des Schlagzeugs werden plastisch dargestellt. Das gilt für den Anschlag auf dem Fell ebenso wie für das anschließende Ausklingen des Kessels.
Die Schaltung des Gryphon ist im Übrigen modular aufgebaut, sodass künftige technische Entwicklungen nachgerüstet werden können. Für die jeweiligen Baugruppen – also auch das Display – stehen separate Stromversorgungen zur Verfügung. Die analogen Ausgangsstufen arbeiten ohne jede Gegenkopplung im Class-A-Betrieb, angetrieben von einem eigenen Trafo und gepuffert durch 20 000 Mikrofarad Kapazität für jeden Analogkanal! Entwickler Tom Møller hat hier ganze Arbeit geleistet.
Das gilt auch für den USB-Eingang, dessen Baugruppe durch eine unglaubliche Kapazität von 12,5 Farad quasi batteriegepuffert arbeitet. Ich schließe also folgerichtig mein MacBook mittels hochwertigem USB-Kabel an den Gryphon an.
Ohne Treiber wird der Wandler sofort als „Ethos USB“ erkannt, und es kann losgehen (für Windows stellt Gryphon entsprechende Treiber zur Verfügung). Die Formation Triosence hat ihr neues Album Giulia in Italien aufgenommen und die Leichtigkeit der toskanischen Hügellandschaft in die eigenen Kompositionen übertragen. Die Musik spiele ich in 24 Bit und 96 Kilohertz zu. Selbst hier erhalte ich durch das ausgewählte Upsampling mehr Platz um die einzelnen Noten. Das mit dezentem Raum versehene Klavier von Bernhard Schüler wirkt mit Upsampling nochmals etwas größer, ist nun offenbar noch besser dazu in der Lage, die erzeugten Schallwellen des Instruments durch den Raum zu senden. Klingt vielleicht esoterisch an dieser Stelle, aber so empfinde ich den hörbaren Unterschied der beiden Modi. Im Display informiert mich der Ethos über eingehende Digitalauflösung und die ausgewählten Filter. Über die Lautsprecher swingt es natürlich, transparent und homogen. Wie beim CD-Abspielen kommt über die reine Wandlereinheit diese herausragende Bühnenabbildung zum Tragen, die groß ist, aber niemals übernatürlich wird. Der Kontrabass von Omar Rodriguez Calvo schnalzt kraftvoll perkussiv oder sanft-vollmundig, je nach Spielart. Diese Feinheiten kann ich über den Gryphon Ethos heraushören, ohne ständig über Klangqualität nachdenken zu müssen, denn es geht dem dänischen Digitalplayer ganz im Sinne des Hörers um die Musik, nicht vordergründig um die Technik. Die ist zwar unterhalb der Aluminiumplatte bis zum Äußersten perfektioniert, aber eben nur das Vehikel und der Grund dafür, warum der Gryphon Ethos so musikalisch und gleichzeitig so unprätentiös auftritt. Wer sich seiner Stärken bewusst ist, muss das Maul halt nicht aufreißen, sondern er lehnt sich entspannt zurück und liefert einfach bestmöglich ab!
Eine Sache möchte ich abschließend noch wissen. Wie klingt die gleiche Platte von CD und aus der digitalen Konserve via USB? Dazu lege ich John Mayers zugängliches Werk Sob Rock mit seinen zahlreichen Anleihen an Mark Knopfler auf. Ein Album, das ich in allen Formaten, auch auf Vinyl, in und auswendig kenne. „Wild Blue“ kommt über USB in 24 bit/48 kHz. Das Schlagzeug drückt im Tieftonkeller, die Snare bleibt sanft komprimiert in der Mitte der Darbietung, und die mit leichtem Chorus-Effekt versehene Stimme Mayers löst sich frei von den übrigen Instrumenten. Dabei hat sie genügend Brustton, auch hier wieder, ohne überlebensgroß zu werden. Das knopflereske Gitarrensolo perlt wie ein feines Kaltgetränk aus den Lautsprechern, während die Rhythmusgruppe weiter stoisch den Groove zelebriert. Ich schalte nun um auf CD. Das gesamte Klangbild verlagert sich ein wenig mehr in die Mitte zwischen die Lautsprecherboxen, scheint noch schneller, noch exakter fokussiert zu sein. John Mayers Stimme rückt ein wenig weiter nach vorne. Insgesamt hat das noch ein Quantum mehr Swing. Das belegt aus meiner Sicht die Daseinsberechtigung eines so hochwertigen Laufwerks wie diesen mit dem CD-Pro8 bestückten Toploader. Die nachgeschaltete Wandlereinheit gibt die Unterschiede zwischen einem guten Laufwerk und externen Digitaldaten ehrlich an die Anlage weiter, ohne je seine großartige Raumabbildung zu unterschlagen. Den exorbitanten Kaufpreis mal außen vor gelassen ist das eines der besten Laufwerke plus herausragender Wandlereinheit im einzigartigen Edelgewand. Rein klanglich ein Volltreffer.
Für den Rechenkern, den Eingangs- und Ausgangsbereich sowie den eigentlichen Wandler erwartet der Chip eine jeweils eigene Stromversorgung, um auch auf engstem Raum sensible Einheiten voneinander trennen zu können. Das korrespondiert optimal mit dem symmetrischen Doppel-Mono-Aufbau des Gryphon, was somit auch den Einsatz eines Chips „von der Stange“ rechtfertigt. Die insgesamt acht zur Verfügung stehenden Digitalfilter lassen sich individuell konfigurieren.
Info
CD-Player/DAC Gryphon Audio Designs Ethos
Konzept: CD-Laufwerk und Digital-Analog-Wandler mit durchgängig symmetrischer Signalführung in Doppel-Mono-Ausführung, batteriegepufferter USB-Eingang
Eingänge: digital AES/EBU XLR, S/PDIF koaxial und optisch, gepufferte USB-B-Buchse für externe Rechner
Ausgänge: digital AES/EBU XLR, analog symmetrisch XLR und unsymmetrisch Cinch
Formate: 22 kHz bis 192 kHz PCM über S/PDIF und AES/EBU, über USB PCM bis 384 kHz und DSD512 bei maximal 32 bit Wortbreite (DSD256 und DSD512 nur über Windows)
Ausführung: Stahl und Aluminium silber oder schwarz, berührungsempfindliches Display
Ausstattung: Fernbedienung im Lieferumfang
Maße (B/H/T): 48/17,6/45,3 cm
Gewicht: 13,7 kg
Garantiezeit: 3 Jahre
Preis: um 35 700 €
Kontakt
Gryphon Audio Designs APS
Industrivej 10b
8680 Ry
Dänemark