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Interview mit Gabi Rynveld, IAH

Gabi Rynveld im FIDELITY-Interview

Von der Musik zum Kabel und zurück

Gabi Rynveld im FIDELITY-Interview

Die kürzliche Übernahme von HMS Electronics durch die International Audio Holding hat in der HiFi-Szene einiges Aufsehen erregt, da das in Elst ansässige Unternehmen nun drei verschiedene High-End-Kabelmarken in seinem Portfolio hat. Gabi Rynveld gibt uns einen kurzen Abriss darüber, wie das Unternehmen zu dem wurde, was es heute ist, und erklärt uns, wie sich die drei Marken zu einem großen Ganzen zusammenfügen.

Interview mit Gabi Rynveld, IAH

Die International Audio Holding BV (IAH) vereint unter ihrem Dach die Kabelhersteller Siltech und Crystal Cables. Als dritte Marke im Bunde ist kürzlich HMS dazugekommen, nachdem sich deren Gründer und Eigentümer Dr. Hans M. Strassner in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet hat. Bei einer derart starken Spezialisierung stellt sich natürlich die Frage, wie sich drei verschiedene Kabelmarken gewinnbringend ergänzen können, anstatt einander zu kannibalisieren. Gabi Rynveld, die in dem familiengeführten Unternehmen die Marketingverantwortung trägt, schafft für uns Klarheit.

FIDELITY: Frau Rynveld, die HiFi-Branche wird zu einem großen Teil von Menschen angetrieben, die sich für Musik und deren Wiedergabe begeistern – wie sind Sie zur HiFi-Branche gekommen?

Gabi Rynveld: Das ist eine lange Geschichte. Ich komme aus Ungarn und bin mit klassischer Musik aufgewachsen. Ich nahm Klavierunterricht, seit ich etwa fünf war, und bin schließlich Konzertpianistin geworden. Ich habe viele Jahre lang Konzerte in der ganzen Welt gegeben; meine Auftritte reichten von Soloabenden über Klavierkonzerte mit vollem Orchester bis hin zu Kammermusik.

Wenn ich Musik hörte, dann immer über ein altes, knisterndes Transistorradio. Wie Sie sich vorstellen können, hörte ich Musik viel lieber live – wir gingen fast jeden Abend in Konzerte: Klassik, Oper und Ballett natürlich, aber wir besuchten auch in Musicals und Jazz-Cafés oder hörten Gipsymusik. Als Musikerin hat mich die HiFi-Musikwiedergabe nie interessiert – tatsächlich war mir noch nicht einmal wirklich klar, dass es Anlagen gibt, die auch nur annähernd wie Live-Musik klingen könnten.

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Wann und wie sind Sie dann auf die HiFi-Technik aufmerksam geworden?

Ich habe nicht nur Konzerte gegeben, sondern auch Klavierunterricht, und da habe ich meinen Mann Edwin kennengelernt, den Inhaber von Siltech. Das änderte zunächst nicht viel an meiner Einstellung, aber mit der Ehe kamen unsere fünf Kinder. Deren Erziehung ließ mir nicht viel Zeit zum Üben und Auftreten, also stieg ich stattdessen bei Edwin ins Geschäft ein. Siltech war damals ein relativ kleines Unternehmen, also half ich im Marketing aus – und begann, an den Hörproben teilzunehmen. Da wurde mir dann erst klar, was HiFi klanglich leisten kann.

So haben also HiFi-Kabel Ihre Sichtweise verändert. Hat Ihre Teilnahme an den Hörsitzungen wiederum das Unternehmen beeinflusst?

Ich denke schon, bis zu einem gewissen Grad. Blinde Hörtests waren schon immer ein wichtiger Bestandteil unserer Produktentwicklung. Auch wenn Siltech ein sehr technisch orientiertes Unternehmen ist, sind die Messungen nur der Ausgangspunkt, wenn die ersten Muster für ein neues Konzeptprodukt fertig sind. Nachdem wir verschiedene Ansätze ausprobiert und einen ausgewählt haben, der aus technischer Sicht vollkommen zufriedenstellend ist, bewertet ein Hörteam den Kandidaten in einer Reihe von Blindtests. Es sind immer diese Blindtests, die unseren endgültigen Entscheidungen zugrundeliegen – unser Ziel ist es, unseren Kunden ein Hörerlebnis zu bieten, das dem Genuss einer Live-Performance so nahe wie möglich kommt.

Interview mit Gabi Rynveld, IAH
Edwin und Gaby Rynveld beim Hörversuch

Ich denke, mein größter Vorteil bei den Blindtests ist, dass ich immer noch in erster Linie Musikerin bin. Das Team besteht aus Ingenieuren und Produktionstechnikern sowie regelmäßig aus Edwin und mir. Meine Herangehensweise an die Sessions ist ganz anders als die meiner Kollegen mit technischem Hintergrund. Ich achte auf die Emotionen, die Performance und das Engagement der Musik – auf Nuancen, Details und die akustische Klangkulisse.

Zurück zu den Anfängen: Wann und warum wurde Siltech gegründet, und wie kam es zur Gründung der IAH?

Siltech wurde 1983 gegründet – letztes Jahr haben wir also das 40-jährige Bestehen der Marke gefeiert. Siltech steht für SILver TECHnology, denn wir verwenden für unsere Leiter ausschließlich Silber und Silber-Gold-Legierungen mit höchstem Reinheitsgrad und verfolgen bei der Entwicklung und Konstruktion unserer Kabel einen wissenschaftlich fundierten technologischen Ansatz.

In den frühen 2000er Jahren haben unsere Ingenieure einen neuen Weg gefunden, Kabel zu entwickeln, die technologisch genauso hoch entwickelt sind und das gleiche musikalische Klangbildliefern wie unsere Siltech-Kabel, aber grundlegend anders konstruiert sind. Diese neuen Kabel erreichten ihre klanglichen Eigenschaften durch eine neue, haardünne Koaxialkonstruktion, die sie nicht nur flexibel und einfach zu handhaben, sondern auch schön anzusehen machte. Wir kamen zum Schluss, dass sich diese neuen Kabel so weit von unseren Siltech-Modellen unterschieden, dass dies die Gründung einer neuen Marke rechtfertigte, und so riefen wir 2004 Crystal Cables ins Leben.

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Netzkabel der Crystal Cables Infinity-Serie.

Zunächst führten wir beide Marken unabhängig voneinander und bauten sorgfältig ein Vertriebsnetz für beide auf – aber da beide ohnehin denselben Ursprungsort haben, beschlossen wir schließlich, sie ein paar Jahre später in der neu gegründeten International Audio Holding zusammenzuführen.

Wie genau ist die IAH organisiert – wie werden Forschung und Entwicklung, Produktion und Vertrieb innerhalb des Unternehmens gehandhabt?

Die IAH ist eine Holding, die sich mit allem befasst, die mit Finanzen und Betriebswirtschaft zu tun hat. Die Marken Siltech, Crystal Cable und die kürzlich erworbene Marke HMS sind High-End-Hersteller, wobei jede Marke ihren spezifischen Hintergrund, ihre eigenen Kompetenzen, Markenwerte und ihren Kundenstamm beibehält. Wir arbeiten mit mehr als 50 Vertriebspartnern auf der ganzen Welt zusammen, die dazu beitragen, dass unsere Produkte eine noch nie dagewesene musikalische Wiedergabequalität in die Wohnzimmer und Studios rund um den Globus bringen.

Das Portfolio besteht ausschließlich aus Kabeln und Netzverteilern. Warum ist das so?

Die Entwicklung und Herstellung von High-End-Kabeln ist unser Hauptfachgebiet und damit auch unser Kerngeschäft. Unsere Kabel werden in den Niederlanden von Hand entworfen und hergestellt, wir verfügen über das größte Labor für Forschung, Entwicklung und Messungen. Drei Ingenieure – zwei davon Doktoren – sorgen dafür, dass wir immer auf dem neuesten Stand des technologischen Fortschritts in diesem Bereich sind.

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Unsere wissenschaftliche Forschung führt zu einzigartigen eigenen metallurgischen Methoden, während Magnetfeldmessungen unseren Ingenieuren helfen, die besten Kabel auf dem Markt zu entwickeln. Wir verwenden die Simulationssoftware COMSOL Multiphysics für unsere akustischen Entwürfe und verfügen über zwölf engagierte und geschulte Produktionstechniker, die in unserem Werk in Elst jedes Kabel mit einem Höchstmaß an handwerklichem Geschick konstruieren und testen.

Wir sind aber nicht nur ein reiner Kabelhersteller: Wir beschäftigen insgesamt 36 Kollegen, die Kabel, Lautsprecher und Elektronik herstellen. Crystal Cable ist berühmt für seine Kabel, darunter sehr hochwertige Kopfhörerkabel sowie IEM-Kabel. Aber auch unsere ikonischen Lautsprecher werden weltweit hoch geschätzt – die Siltech-Modelle Pantheon und Symphony, die ikonische SEPA und unser aktuelles Modell SAGA electronics, die Arabesque Glass Master und die Minissimo-Serie haben im Laufe der Jahre viele hervorragende Kritiken und Auszeichnungen erhalten.

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(Ein Teil der) Familie Rynveld vor einem Paar Siltech Symphony.

Es geht also nicht nur um Kabel, aber das ist Ihr Kerngeschäft. Mit der kürzlichen Übernahme von HMS haben Sie nun drei direkte Konkurrenten in Ihrem Portfolio – was unterscheidet die drei Marken voneinander?

Mit Siltech und Crystal Cable haben wir zwei Super-High-End-Marken auf dem Markt, die in der Tat viele gemeinsame Werte teilen. Dazu gehören die Verwendung von Materialien höchster Qualität, der wissenschaftliche Ansatz, die Arbeit von promovierten Ingenieuren an der Produktentwicklung, die Nutzung unseres Hightech-Labors, die niederländische Handwerkskunst und schließlich die Tatsache, dass ich als professionelle Musikerin mit an Bord bin. Wie oben beschrieben, unterscheiden sich die Kabel in ihrer Konstruktion, ihrem Aussehen und ihrer Haptik, aber auch in ihrem Klangcharakter, unter anderem in der Darstellung der Klangbühne.

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Siltech ist die ikonische, klassische, beeindruckende Marke, die sich im Laufe der Jahre einen riesigen Kundenstamm aufgebaut hat und in der Branche ein echter Begriff ist, der mittlerweile auf vier volle Jahrzehnte Geschichte zurückblickt. Siltech-Kabel zeichnen sich dadurch aus, dass sie große und massive High-Tech-Kabel sind, die mit einer eigenen Silber-Gold-Metallurgie sowie bei den höheren Modellen mit reinen monokristallinen-Silberleitern aufwarten und einen vollen, räumlichen Klang bieten.

Crystal Cable hingegen ist eine elegante, zeitgemäße Marke, die ebenfalls auf dem neuesten Stand der Technik ist, sich aber die bereits erwähnte Koaxialkonstruktion zunutze macht, die haardünne, flexible Leiter ermöglicht. Die Produkte von Crystal Cable sind daher besonders biegsam und einfach im Handling, gleichzeitig aber auch außerordentlich musikalisch und bieten eine ansprechende Klangbühne. Außerdem haben sie ein lifestyliges Aussehen, das zu jedem Interieur passt. In diesem Jahr feiert Crystal Cables übrigens sein 20-jähriges Bestehen. Beide Marken sind im absoluten Spitzensegment des High-End-Marktes positioniert und haben jeweils ihren eigenen Klang, ihr eigenes Aussehen und ihre eigene Anhängerschaft.

Die erst kürzlich in unser Sortiment aufgenommene Marke HMS bringt fast 50 Jahre Forschung und Technik mit ein. Die Marke hat völlig andere Wurzeln als Siltech und Crystal Cables. HMS ist bekannt für die Entwicklung und Lieferung von extrem rauscharmen Messgeräten an den weltberühmten CERN-Komplex für Teilchenforschung in der Schweiz. HMS baut auf dem Erbe des Gründers Dr. Hans M. Strassner auf und verschafft uns Zugang zu Dr. Strassners enormem Wissen zu EMF-Forschung sowie deren Anwendung in der HiFi-Branche.

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HMS Gran Finale Jubilee Netzkabel

Die drei Marken sind alle für sich genommen einzigartig. Sie sind in ihren jeweiligen Segmenten Marktführer und haben jeweils ihren eigenen Kundenstamm. Gleichzeitig haben sie durch die Zugehörigkeit zur gleichen Dachgesellschaft IAH den Vorteil, dass sie Wissen aus den verschiedenen Forschungsdisziplinen austauschen können, was unseren Ingenieuren hilft, immer wieder neue und interessante Produkte zu entwickeln.

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Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Wir blicken in eine glänzende und aufregende Zukunft voller Musik – und zu diesem Zweck wollen wir die besten Kabel in allen Preissegmenten herstellen. Auch die Entwicklung von neuen Lautsprechern und Elektronik ist in Planung.

Neu ist, dass wir mit FifthForceRecords unser eigenes Plattenlabel einführen. Unsere Kinder sind jetzt alle erwachsen, und einige von ihnen sind in die Firma eingestiegen, sodass die Nachfolge im Familienunternehmen gesichert ist.

Damit kann ich jetzt wieder meiner ursprünglichen Leidenschaft und meinem Beruf nachgehen, nämlich Klavier spielen und Aufnahmen und Auftritte vorbereiten.

Da ich selbst Musikerin bin und mein Mann Edwin in seiner Freizeit auch Musik komponiert, ist dies unsere Art, uns wieder der Quelle zuzuwenden: Live-Musik zu machen und aufzuführen, das Aufnahme Equipment wie Mikrofone, Kabel und Recorder zu verbessern und das komplette Wiedergabe-Equipment selbst herzustellen.

Dies ist ein Traum, eine Mission, wenn Sie so wollen. Eine Mission, für die wir mit einem leidenschaftlichen Team von 35 Kollegen noch viele Jahre lang arbeiten werden.

Na das klingt, als würde sich für Sie der Kreis schließen – dann wünsche ich alles Gute und danke vielmals für Ihre Zeit.

Interview mit Gabi Rynveld, IAH

www.internationalaudioholding.com

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