Samúel Jón Samúelsson Big Band
4 Hlidar
Label: Contemplate Records
Format: CD
Da saß ich neulich beim Arzt, um mir die Synapsen frisch tapezieren zu lassen, und las im Wartesaal des Kassenproletariats in einer Lesezirkelpostille Erhellendes über Pferde am Polarkreis. Interdisziplinär, wie ich nun mal genordet bin, fragte ich mein Hirn: Gibt’s Funk auf Island? Woher soll ich das wissen, tönte es von oben. Unter Einbeziehung des Internets kann ich nun sagen: Ja. 4 Hlidar. Es lebt dort in freier Wildbahn eine Gruppierung namens Samúel Jón Samúelsson Big Band, deren aktuelle Platte 4 Hlidar nun schon vor gut einem Jahr das Licht der Mitternachtssonne erblickte, doch der Verzug soll uns nicht stören. 17 Musiker, in Earth-Wind-and-Fire-Gedächtnisanzüge gekleidet oder bisweilen ins folkloristische Weltmusik- Gewand, in dem speziell Bandleader Samuelsson aussieht wie ein farbenfroh-verwirrter Wikinger an der Copacabana – das ist Funk unterm Vulkan. Samuelsson treibt mit seiner Combo auf zwölf Stücken die frühen Kool and the Gang ebenso vor sich her wie Afro-Beat-Meister Fela Kuti. „Afrobit“ zum Beispiel ist eine langsam dahinwabernde Funkmasse, heiß wie Lava aus dem Eyjafjallajökull. In „Felafal“ wandelt die erstaunlich gut sortierte Chaos-Truppe zwischen Atonal- Jazz und Heavy-Metal-Bigband-Gerumms. Und „Fola“ hätte Carlos Santana komponiert, wäre er am großen Geysir zwei Hausnummern südlich des Polarkreises als Pferdehirte aufgewachsen. Ist er aber nicht. Darum hat Samúel Jón Samúelsson das gemacht. Bass trifft Bongo trifft Bläserbatterie – Funk deluxe. Übrigens: Der Percussionist der Band war mal Schlagzeuger bei den Sugarcubes. Macht aber nichts..