Florida Audio Expo 2025, Teil 1
Da ich diese Zeilen im schmalen Zeitfenster zwischen meiner Rückkehr von der Florida Audio Expo 2025 (und ein paar freien Tagen) und einer harten Deadline schreibe, werden Sie sich für meinen vollständigen Bericht noch bis zur nächsten Ausgabe [von Copper] gedulden müssen. Aber die Messe war so unterhaltsam und spannend, dass ich unbedingt schonmal meine ersten Eindrücke loswerden wollte.
Eine Kooperation zwischen FIDELITY und dem Copper Magazine
Der Originalartikel erschien im Copper Magazine, Ausgabe 216.
Es war mein erster Besuch der Florida Audio Expo (FAE), also wusste ich nicht recht, was mich erwartet. Was ich wusste, war, dass sich unter den Ausstellern viele bekannte Namen wie Joseph Audio, VAC, VPI, Volti Audio, Triode Wire Labs, Wireworld oder Gershman Acoustics tummeln würden, von denen ich viele bereits ein paar Monate zuvor beim Capital Audiofest gesehen hatte. Aber niemand konnte sagen, wie der Veranstaltungsort sein würde – nachdem sie aus ihrem bisherigen Standort im Embassy Suites by Hilton Tampa Airport herausgewachsen war, fand die FAE zum ersten Mal im Sheraton Tampa Brandon Hotel statt.

Zum Glück erwies sich die Standortwahl als sehr gelungen. Die Vorführungen nahmen vier überschaubare Stockwerke ein, im ersten und vierten Stock gab es größere Räume und im zweiten, dritten und vierten Stock die typischen Hotelzimmer. Auf den Etagen konnte man sich leicht zurechtfinden, so dass es für den orientierungsgeforderten Autor dieser Zeilen ebenso wie für die Teilnehmer ein Kinderspiel war, die Räume zu finden. Die Aufzüge liefen und waren meist recht schnell, was bei einer Audio-Messe nicht selbstverständlich ist. Es gab eine große Lobby, ein Restaurant und eine Bar sowie Live-Musik am Freitag- und Samstagabend – der Sologitarrist war ohne Witz einer der unglaublichsten Jazz-Gitarristen, die ich je gehört habe! Ich bin derzeit noch dran, seinen Namen rauszufinden (wie gesagt, wegen der Deadline schreibe ich das hier mit heißer Feder). Draußen gab es sogar einen Car-Audio-Bereich, und einige der Systeme waren nicht weniger ausgefeilt als Home-Audio-Setups.

Wie auch bei den letzten beiden Shows, auf denen ich war, fand ich, dass die Aussteller den Klang sehr gut im Griff hatten, wobei – wie auf jeder Messe – die Räume natürlich der begrenzende Faktor waren. Die Audio Group Denmark etwa hatte einen riesigen Ballsaal. Man sollte meinen, da hätten sie jede Möglichkeit der Welt, ihre großen Stenheim-Lautsprecher genauso aufzustellen, wie sie es wollen – aber eine Stufe in der Decke verursachte Resonanzen und andere Raumanomalien. Im Endeffekt mussten die Lautsprecher für das bestmögliche Ergebnis mehr als fünf Meter weit auseinander aufgestellt werden. Visuell sah das falsch aus, aber bei einer Liveaufnahme von „Hotel California“ von den Eagles ergab sich mit der Aufstellung ein realistisch großes Klangbild. Es klang tatsächlich, als würde vor uns eine Band spielen.
Der Messeführer enthielt sogar eine hilfreiche Checkliste mit dem Titel “What Moves You When You Are Listening?”, die aufzählte, worauf man hören sollte. Da waren gute Ratschläge drin:
- Fühlst du dich physisch mit der Musik verbunden (Fußwippen)?
- Dynamik/Impulsantwort/Attack
- Gutes Timbre/verfärbungsfreie Tonalität/Natürlichkeit
- Bühnenabbildung/Dimensionen: Breite/Tiefe
- Bass/Straffheit/Slam/Druck auf der Brust
- Extreme Pegelfestigkeit/Wirkt selbst bei sehr hohen Lautstärken nicht angestrengt
- Offenheit/Atmosphäre/raumfüllender Klang/Luftigkeit/Transparenz
- Auflösung/Feinzeichnung/ Präsenz
Die Bandbreite der Anlagen reichte von bodenständig, so etwa die Chesky Audio LC1 Kompaktlautsprecher an Cambridge-Elektronik – wobei die LC1 auch hier wieder fantastisch klang – bis hin zu kolossalen Systemen wie dem im Raum von Clarisys Audio, bestehend aus vier Flächenstrahlern mit Bändchenhochtöner und geschätzten 20 Kisten Elektronik zum Preis von einer oder zwei Millionen USD, je nachdem, wen man fragte – ich wird’s wohl rausfinden müssen! Zugegebenermaßen klang das Setup atemberaubend und kam mit allem klar – von intimen Sängerin-plus-Gitarre-Aufnahmen bis hin zum Star Trek-Titel mit voller Orchesterbesetzung bei planetenerschütternder Lautstärke.

Überall war gute Laune. Das mag mitunter daran gelegen haben, dass sich Nordlichter wie ich bei -7°C auf die Reise gemacht haben und bei sonnigen 17°C angekommen sind. Einige der Ansässigen entschuldigten sich bei mir wegen des „schlechten“ Wetters – es ist offensichtlich alles relativ.
So, jetzt muss ein bisschen Substanz ran, wobei mein voller Bericht noch eine Menge an Detailinformationen nachreichen wird. Hier also erstmal in Kürze:
Mein Favorit unter den Vorführnummern war „Thanks to You“ von Boz Scaggs. Ich dürfte die letzte noch lebende Person sein, die das noch Live gehört hat, aber in den Räumen von Innuos, mbl und anderen klang es großartig. Im Gegensatz zu manch audiophiler Kost ist das ein wunderbares Lied, und hat dazu eine tolle Stimmpräsenz, Tieftonfundament, eine tiefe Bühne und … es ist einfach ein richtig cooler Song.
Einige der Setups waren schlicht sensationell, darunter Joseph Audio/Doshi Audio, das System von House of Stereo/Viva Audio, der Raum von Gershman Acoustics, Orchard Audio, Grandinote, und … ich lassen jetzt bewusst alle weiteren aus, damit sich die ungenannten nicht benachteiligt fühlen müssen. Weitere Namen folgen.
Ich will an dieser Stelle nochmal meine oberste Messeregel beschwören:
Bilde dir auf Messen niemals ein endgültiges Urteil über den Klang. Die Räume können problematisch sein. Ein Phänomen, das mir einmal mehr in aller Deutlichkeit begegnete, war, dass sich die Bassperformance von Sitzplatz zu Sitzplatz dramatisch ädern kann. In einem Raum kam mir der Bass bei einer Liveaufnahme von Beck praktisch nonexistent vor, bis ich mich nur eine Reihe weiter nach hinten gesetzt habe – und mit einem Schlag war er voll da.
Ich habe einige Lautsprecher gehört, die auf der FAE besser klangen als auf dem Capital Audiofest oder anderswo. Wer wissen will, wie ein Lautsprecher in den eigenen vier Wänden klingen wird, muss ihn auch in seinen eigenen vier Wänden hören.
Kleine Randbemerkung: Die Systeme brauchen Zeit, um sich zu setzen und einzuspielen. Es gibt ja diesen alten Branchenwitz, dass die Setups genau so lange brauchen, um zur Höchstform aufzulaufen, wie die Messe dauert – manchmal ist das kein Witz. Es gibt Leute, die Einspiel- und Aufwärmzeiten für audiophile Hirngespinste halten. Ich zähle nicht zu diesen Leuten.
Wenn man so etwas wie die 650.000-Euro-Lautsprecher von Oneiros Audio an Elektronik von Audio Research samt extrem hochwertigem Beiwerk vorführt, gewinnen solche Dinge an Bedeutung. Von dem System war ich im Übrigen mehr als angetan – im Artikel von Harris Fogel erzähle ich mehr dazu. Bei einem Freund, der Lautsprecher von Klipsch an einem PS Audio Sprout 100 und einem Pioneer Elite Disc Player betreibt, konnte ich mich allerdings auch schon davon überzeugen, dass die Aufwärmphase auch bei einer bodenständigen Anlage einen gewaltigen Unterschied machen kann – in dem Fall brachte eine Stunde einen Wandel von null Bass zu jeder Menge Bass. Um zu den Oneiros zurückzukommen: Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, also dürfen Sie mir gerne widersprechen, aber ich finde, die Oneiros-Lautsprecher sind ein atemberaubendes Beispiel für richtig markantes Industriedesign.
Wie schon auf anderen Messen gab IsoAcoustics eine Vorführung mit zwei identischen Lautsprecherpaaren – einem auf deren Gaia-Isolationsfüßen und einem auf konventionellen Spikes. Die Klangverbesserung durch die Gaia-Füße war offensichtlich, vor allem, wenn man im Sweet Spot saß.
Den Linn Klimax LP12 zu hören war, wie einen alten Freund wiederzutreffen. Das war mein erstes gutes Laufwerk. Ich habe meinen irgendwann verkauft, um „upzugraden“, was sich im Nachhinein als Fehler erwiesen hat. Linn führte auch den Klimax DSM Streamer/Vorverstärker vor, den ich genauso musikalisch fand.
Nicht wenige Räume nutzten Bandmaschinen als Quellgerät. Manche halten das offene Band für die endgültige Musikquelle – ich bekam auf der FAE jedenfalls keinen Gegenbeweis zu hören.
Und genau dafür tun wir uns das alles an: Es gibt nichts Besseres, als seine Lieblingsmusik über ein High-End-System zu hören. Einen fantastischen Demo-Track zu hören ist eine Sache – aber von seiner Lieblingsmusik zu Tränen gerührt zu werden, weil die Klangqualität so großartig ist, dass sie eine direkte Verbindung von der Elektronik zum eigenen Herzen schafft, ist nochmal etwas völlig anderes.

Achja, am See beim Hotel gab es einen Alligator. Wir werden ihm als Maskottchen der Florida Audio Expo noch einen Namen geben müssen, ich habe mich aber nicht nah genug rangetraut, um rauszufinden, ob es ein Männlein oder ein Weiblein ist.

Unser herzlicher Dank geht an das Copper Magazine