Finite Elemente Pagode Signature Mk II
Die Pareto-Regel besagt, dass man mit 20 Prozent des Aufwandes 80 Prozent der Ergebnisse erzielen kann. Finite Elemente zeigt, was mit 30 Prozent möglich ist.
In aller Kürze:
Referenztechnologie sinnvoll eingedampft: Das Finite Elemente Pagode Signature Mk II rettet die Kerntugenden der Edition-Modelle in deutlich erschwinglichere Preisregionen.
Manchmal kann ich es sehr gut verstehen, dass wir von Außenstehenden bisweilen als Freaks betrachtet werden. Neulich war ich selbst Teil einer Unterhaltung darüber, wie sehr sich der Klang einer Komponente verbessern kann, wenn man sie auf einem Bambus-Schneidbrett von Ikea aufstellt. Und wie der Effekt verloren geht, wenn man das Schneidbrett lackiert. Es ergibt ja auch alles Sinn: Klang ist schließlich nichts weiter als durch Vibrationen in Schwingung versetzte Luft, und wenn man Wege findet, unerwünschte Vibrationen zu bändigen, sind Klangverbesserungen nur die logische Konsequenz. Erklären Sie das aber mal Ihrem nicht-audiophilen Kumpel und beobachten Sie dabei seine Mimik.
Jetzt kann man sich fragen, ob man sich nicht einfach eine gute Anlage zusammenkaufen, aufstellen und glücklich sein kann. Muss man unbedingt bis aufs Jota alle potenziellen Fehlerquellen ausmerzen, bevor man in Ruhe Musik genießen kann? Einfache Antwort: Natürlich nicht! Wer allerdings einen beträchtlichen Anteil seines verfügbaren Einkommens in HiFi-Equipment steckt, will bei der Klangqualität selten etwas dem Zufall überlassen. Deshalb stellt sich ebenso die Gegenfrage: Will man sich seine Traumanlage zusammenkaufen und dann Klangpotenzial auf der Straße liegen lassen, indem man alles einfach aufs Sideboard stellt? Für viele von uns lautet die einfache Antwort auch hier: Natürlich nicht!
Auch wenn der Zufallsfund Bambusschindel sicher merklich besser ist als nichts, muss klar sein, dass dieser audiophile Lifehack letztlich weder optisch noch klanglich der Wahrheit letzter Schluss ist, und so drängt sich naturgemäß der nächste Schritt in Form eines ordentlichen Racks auf. Finite Elemente hat da einige sehr überzeugende Lösungen im Programm, wie etwa das Edition Mk II – allerdings richten die sich an Käufer, die auf ihrer audiophilen Reise nochmals einige Schritte weiter sind: Die Topmodelle des Herstellers sind extrem wirksam, aber auch extrem aufwendig gefertigt und daher leider auch extrem teuer. Und genau deshalb gibt es bei Finite Elemente das Pagode Signature, das jüngst ebenfalls zur Mk-II-Variante aufgewertet wurde. Dank seiner unverkennbaren Familienähnlichkeit zu den größeren Geschwistern bei ungleich massentauglicherer Preisgestaltung scheint es besonders interessant, denn das Gesetz der abnehmenden Erträge, das für die bisweilen astronomischen Preise im High-End-Sektor maßgeblich verantwortlich ist, sieht von oben betrachtet sehr viel ermutigender aus: Machen die Entwickler ihren Job richtig, sollten sich die Tugenden der Spitzenmodelle zumindest näherungsweise in bedeutend tiefere Preisregionen übertragen lassen.
Abnehmen mit Köpfchen
Die Kunst besteht darin, an den richtigen Stellen zu sparen. Die hochkomplexe Rahmenkonstruktion mit keramikkugelgelagerten Einlegeböden musste weichen, und mit ihr verschwand auch die Resonator-Technologie, die gezielt einzelne Resonanzfrequenzen aufgreift und in Wärme und Wohlgefallen auflöst – beides überaus effektive Technologien, die sich allerdings in einem Cost-no-Object-Szenario am wohlsten fühlen. Das ist aber kein Grund, die Schultern hängen zu lassen, selbst derart abgespeckt hat das Pagode-Rack noch einiges zu bieten: Was bleibt, ist zunächst die bewährte Grundkonstruktion, bei der zwei T-förmige Aluminiumprofile zwischen der Bodenebene und einem unterhalb des obersten Bodens verlaufenden Querbalken zusammengehalten werden. Sie nehmen die Last der einzelnen Ebenen auf, die in diesem Fall direkt über die Finite-Elemente-typischen Sidespikes an die Träger angekoppelt sind. Die Geräteböden selbst sind in der proprietären HCCT-Technologie ausgeführt: Sie bestehen aus dünnen HDF-Platten, die einen Wabenkern umschließen, was sie leicht, steif und resonanzarm macht. Lediglich in der untersten Etage kommt zusätzlich noch eine Mittellage aus Schichtholz zum Einsatz, die den Aufbau noch weiter stabilisiert.
Generell ist die Konstruktion auf eine Kombination aus geringer Masse und hoher Steifigkeit getrimmt, um wenig Schwingungsenergie zu speichern und diese dann schnell und effektiv abzuleiten. Das wird auch in der Wahl des verwendeten Holzes reflektiert: Hier kommt grundsätzlich kanadischer Ahorn zum Einsatz, der mit seinem hohen Sustain ebenfalls Ableitung statt Dämpfung begünstigt. Die Furnierauswahl ist demnach in gewisser Weise eine Mogelpackung, denn die unterschiedlichen Töne werden durch Beizung erzielt, am Material an sich ändert sich nichts – Grund zur Beschwerde sehe ich hier freilich nicht, das Manöver dient schließlich dem bestmöglichen Klang.
Ein Knall und ein Schock
Meine Hörversuche beginnen mit einem Knall: Bevor auf Rodrigo y Gabrielas „Tamacun“ (Rodrigo Y Gabriela) die erste Gitarrensaite gezupft wird, bittet das Stück mit einem trocken-holzigen, perkussiven Schlag, der mit einer mäßig ausgeprägten Hallfahne in den Raum gemischt ist, den Hörer um seine Aufmerksamkeit. Jetzt möchte ich bitte nicht missverstanden werden – ich bin nicht der Typ, der sich wie besessen auf einzelne Geräusche einhört und darüber die Musik im Ganzen vergisst, aber es ist schon immer wieder erstaunlich, wie viel ein einzelnes Schallereignis über den Klangcharakter einer Komponente aussagen kann. Als Testproband trat neben dem Finite Elemente Pagode Signature Mk II ein sehr ähnlich bepreistes Rack eines anderen Herstellers und – wie immer bei Rack-Tests – als „Nullreferenz“ der altbewährte Teppichboden an. Ein Audio Note CD 3.1x wandert zwischen diesen drei Unterlagen hin und her – und jedes Mal kommt der Knall zum Auftakt so unterschiedlich, dass ich kurz innehalten und das Gehörte verarbeiten muss. Erwartungsgemäß lassen beide Racks den Teppichboden meilenweit hinter sich (wäre ja auch traurig, wenn nicht) und machen es unter sich aus: Hier wie dort platzt der Schlag herrlich unvermittelt aus dem Nichts in den Hörraum, scheint über das Konkurrenzrack vielleicht ein wenig mehr Druck zu haben – das Finite Elemente gibt dafür die Holztextur schöner wieder und zeichnet die Hallfahne feinfühliger und natürlicher nach.
Im weiteren Verlauf des Stückes zeichnet sich ein ähnliches Bild ab, „transparent“ und „leichtfüßig“ sind die zwei Worte, die mir immer wieder zum Pagode in den Sinn kommen. Es rettet mehr Detailinformation als der Kontrahent, der zwar in den unteren Registern mit Wucht dagegenhält, ohne nennenswert Durchzeichnung zu opfern, sich aber letztlich nicht durchsetzen kann. Bass und Grundton sind beim Finite Elemente voll da – um mich dessen zu vergewissern, lege ich Holly Coles Shade ein und wähle „Lazy Afternoon“ an. Der Kontrabass kommt gehörig satt und knorrig, Holly Coles Stimme steht, obwohl sie recht fett abgemischt ist, richtig schön stabil zwischen den Lautsprechern, die Kette folgt dem Attack der Saiten ohne jegliche Trägheit auf den Fuß und zeichnet ihr allmähliches Ausschnarren ebenso wie die Obertöne tadellos nach. Das ausdrucksstarke Obertonspektrum war mir bereits bei „Tamacun“ aufgefallen, ebenso wie das zackige Rhythmusgefühl. Klanglich gibt das Signature Mk II gegenüber seinen großen Brüdern wirklich nicht viel auf, und das bei einem Preispunkt, der Klassen darunter liegt. Die klangliche Performance, die hier geboten wird, dürfte zu diesem Kurs kaum zu toppen sein.
Info
Finite Elemente Pagode Signature Mk II
Konzept: massearmes Rack, das Ableitung gegenüber Dämpfung bevorzugt
Konstruktion: resonanzbedämpfte Geräteebenen mit HCCT-Wabenkern, T-förmige Aluminium-Trägerprofile, Edelstahl-Bodenkegel mit integrierten Spiketellern
Versionen: 5 Höhen von 45 cm bis 110 cm, 2 bis 5 Ebenen; auch als Verstärkerplattform erhältlich
Nutzfläche (B x T): unterste Ebene 59 x 54 cm, obere Ebenen 55 x 50 cm, Verstärkerplattform 59 x 54 cm (wahlweise längs oder quer)
Maximale Traglast: unterste Ebene 75 kg, obere Ebenen 25 kg, Verstärkerplattform 75 kg
Ausführungen: kanadischer Ahorn in den Farbvarianten Natur, Walnuss, Makassar, Palisander, Kirsche, Perlweiß und Perlschwarz; Seitenprofile und Logoleiste Aluminium matt eloxiert, auf Wunsch hochglanzpoliert (Aufpreis)
Besonderheiten: Kegelfüße mit Cera Interface kompatibel
Maße (B/H/T): 66/85/54 cm
Garantiezeit: 2 Jahre (bei Registrierung 5 Jahre)
Preis: ab ca. 3300 €, Testmodell um 5500 €; zusätzliche Ebene 960 €; Verstärkerplattform um 1500 €
Kontakt
Finite Elemente GmbH
Am Heimekesberg 11
33106 Paderborn
Telefon +49 5254 64557
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