FiiO M15 – Die schiere Klangmacht
FiiO kann gar nicht anders, als sich immer wieder selbst zu übertreffen. Das ist zumindest der Eindruck, der sich beim Lesen der technischen Daten des neuen mobilen Top-Spielers aufdrängt …
Der chinesische Hersteller FiiO zählt zu den Vorreitern bei mobilen Endgeräten für Musik-Enthusiasten. Das Unternehmen bietet diverse „digitale Audio-Spieler“ in unterschiedlichen Preis- und Anspruchsklassen an, hinzu kommt eine umfangreiche Palette an Kopfhörern, passenden Verstärkern sowie vielen nützliche Zusatzgeräten für die audiophile Offenbarung beim Genuss digitaler Musik. Die Entwickler sind augenscheinlich fleißige Bienen und kämen nie auf den Gedanken, sich auf ihren Lorbeeren auszuruhen. Mit dem M15 präsentierten sie jüngst einen kompromisslos auf Höchstleistung optimierten Musikbegleiter. Und der bricht deutlich aus dem gewohnten Credo „Viel Leistung für vergleichsweise geringes Geld“ aus. Mit rund 1400 Euro ist der Mobilist wahrlich kein Schnäppchen. Und das will er auch gar nicht sein. Wenn es um die Erstürmung des Klanggipfels geht, sind nur die effektivsten Zutaten recht, die nach den Regeln der Ingenieurskunst zusammengebracht und aufeinander abgestimmt werden. Und das hat eben seinen Preis.
FiiO ist mit vielen Wassern gewaschen
Dass es FiiO ernst nimmt, zeigt sich schon beim Dekantieren des Spielers. Die edle, mit Schaumstoff ausgepolsterte Kartonage ist lediglich die Umverpackung. Der M15 selbst ist in eine Nussbaumholz-Schatulle gebettet – und erwartet, gewandet in ein mattschwarz lackiertes Vollmetallgehäuse, die erste Kontaktaufnahme. Dank der abgerundeten Kanten liegt der M15 exzellent in der Hand, oberseitig erblicken wir die vergoldeten Anschlussbuchsen: Zwei von ihnen, eine 4,4-Millimeter und eine 2,5-Millimeter-Buchse, sind dem Anschluss symmetrischer Kopfhörer zugedacht. Die dritte, unweit des geriffelten, illuminierten Lautstärkereglers, hat den gängigen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss für die dominierenden unsymmetrischen Kopfhörer. Dieser Ausgang lässt sich im Menü des Spielers auch als analoger Line-Ausgang oder als koaxialer S/PDIF definieren.
Wenn wir schon dabei sind, können wir direkt abhandeln, wozu sich der M15 alles nutzen lässt. Er ist nicht allein als Mobilspieler konzipiert. Ebenso lässt er sich als USB-DAC im Verbund mit einem Rechner nutzen. Dank der rechtsseitig gelegenen Multifunktionstaste – weitere Steuertaster für die Player-Funktion sowie ein Netzschalter sind beigeordnet – ist die Einrichtung ein Kinderspiel. Sein in puncto Auflösung und Kontrast vorzügliches Display stellt alle erforderlichen Optionen auf Fingerdruck dar. Erfahrene Smartphoner werden sich geschwind auf dem M15 wohlfühlen, der Blick in die ordentliche Bedienungsanleitung dürfte kaum vonnöten sein.
FiiO hat sich einmal mehr für Android als Basis-Betriebssystem seines Neuen entschieden und bedient sich konsequent bei den Smartphone-Herstellern, soweit es um die Ausstattung des M15 geht. So dient der anerkannt exzellente Samsung-Chip Exynos 7872 als Zentralgehirn, dank des ebenfalls aus der smarten Welt stammenden Qualcomm CSR8675 verfügt der Spieler über virtuose Bluetooth-Fähigkeiten und beherrscht alle relevanten Übertragungsstandards von Lo- bis HiFi.
Da Android das Betriebssystems der Wahl ist, gehört es zu den Kinderspielen, auf dem M15 Streaming-Apps wie die von Tidal, Spotify oder Soundcloud zu installieren. Dass die Einbindung ins Drahtlos-Netzwerk ebenfalls zu seinen leichteren Übungen gehört, versteht sich von selbst. Aber Obacht: Verwechseln sie den M15 nicht mit einem Android-Tablet, das sie mittels gutem USB-DAC und Player-Software klanglich optimiert haben. Der chinesische Spieler verwendet ein für die Audio-Wiedergabe optimierte Android-Version, die sich komplett in Tiefschlaf versetzen lässt: Im sogenannten „Pure Music“-Modus gibt es praktisch keine Android-Funktionen mehr. Der M15 spielt nur Musik – und das in klanglicher Vollendung.
Topsolisten formen ein Spitzenensemble
Das Innenleben des M15 ist vollgepackt mit feinsten Audiokomponenten, die zur Spitzenriege zählen und von den FiiO-Ingenieuren zu Mannschaftsspielern geformt wurden. Vom japanischen Wandler-Spezialisten A(sahi)K(asei)M(icroelectronics) wählten die Chinesen den neuen Primus AKM4499EQ. Diesen Wandler-Chip, der sich vor allem durch seine überragende Linearität und Dynamik auszeichnet, lassen die FiiO-Entwickler indes nicht solo werkeln. Tatsächlich verwendet der Spieler zwei identische DAC-Chips, jeweils zuständig für den rechten beziehungsweise linken Kanal. Dank der damit möglichen Doppel-Differenzialschaltung sind Wandler-Linearitäten auch im Kleinsignalbereich vorbildlich minimiert.
Um das unliebsame Taktzittern auszuschließen, setzt FiiO einmal mehr auf Präzision aus Japan. Von N(ihon)D(empa)K(ogyo) stammen die beiden Quarzoszillatoren, die in ihren eigenen Zuständigkeitsbereichen einen jitterfreien Systemtakt gewährleisten. Angesichts der Befähigung des M15, PCM-Abtastraten bis maximal 768 Kilohertz und DSD512 zu verarbeiten, erscheint der Aufwand keineswegs überhöht. Der M15 verfügt obendrein über einen „All-to-DSD“-Modus, der sämtliche Signale ins DSD64-Format umcodiert.
Als Digital-Audio-Spezialisten wissen die FiiO-Entwickler selbstverständlich, dass auch die analoge Ausgangssektion von bester Qualität sein sollte. Folgerichtig kommen im M15 integrierte Verstärkerbausteine „Made in USA“ zum Einsatz: Texas Instruments baut den OPA1622, der mit hohem Ausgangsstrom, geringem Rauschen und niedrigen Verzerrungen punktet. Das muss auch so sein, denn am M15 sollen In-Ears mit niederohmigen Balanced-Armature-Treibern, wie sie FiiO selbst anbietet, ebenso betreibbar sein wie hochohmige Wohlklang-Schallwandler. Die Lautstärkeregelung geschieht übrigens rein analog.
Machtvolles Mehrklangensemble
Der M15 durfte seine Klasse über meine beiden Referenzhörer unter Beweis stellen. Den AKG K 702 Studio sowie einen Beyerdynamic Aventho Wireless, der sich trotz schnurloser Titulatur auch kabelgebunden ansteuern lässt. Für den Test habe ich die zahlreichen Digitalfilter zugunsten eines natürlichen, flüssigen und signaltreuen Klangs eingestellt und die grafischen Equalizer-Presets vollständig deaktiviert.
Zunächst soll der M15 aber die A-cappella-Version von „Both Sides Now“ der einzigartigen Singers Unlimited servieren – selbstverständlich in 24-bit/88-kHz-Studio-Master-Qualität. Und höre da: Wenn der Chor in seiner ganzen Klangmacht in den Refrain einsteigt, hat der Spieler mit mir einen neuen Fan. Das klingt so wunderbar feindynamisch, hochaufgelöst und trennscharf dargestellt, dass meine Ohren dem FiiO direkt einen Verpartnerungsantrag machen wollen. Bevor es aber zum Spontan-Dreier kommt, sei doch flugs die Musik gewechselt. Gerne weiter The Singers Unlimited, aber diesmal bitte mit dem kongenialen Oscar Peterson Trio vom herausragenden In Tune-Album, selbstverständlich auch in HiRes-Ausgabe. Beim swingenden Einstieg „Sesame Street“ besticht der M15 einmal mehr mit Feindynamik, quellwasserklarer Auflösung und authentischer Räumlichkeit. Ein Tickchen sind die Tiefen angehoben, der Hochtonbereich glänzt eine Winzigkeit stärker, grundsätzlich bekennt sich der M15 jedoch zur Signaltreue. Und die veredelte auch die zum Weinen schöne Interpretation von „Here´s That Rainy Day“, sodass als Zwischenergebnis festzustellen ist: Schon im PCM-Modus hält der M15 definitiv alles, was FiiO verspricht.
Im DSD-Betrieb klingt der M15 schließlich etwas weicher, vielleicht tatsächlich analoger, ohne dass diese Betriebsart eine geheime Klangoffenbarung wäre. Schön musizieren tut sie allemal, womit die Option neben den einstellbaren und facettenreichen Digitalfiltern eine weitere wundervolle Klang- und Geschmacksalternative darstellt. Den EQ sollte man übrigens bestenfalls für homöopathische Feinanpassungen verwenden. Die mitgelieferten Presets konnten mich nicht überzeugen, was nicht weiter stört, da der geneigte Highender meist ohnehin die Finger vom Klangregelwerk lässt. Und nötig sind die Filter ohnehin nicht: Der im besten Sinne klangmächtige und rundum überzeugende M15 verfügt auch ohne ihre Unterstützung über eine „Bestklangabstimmung“.
Wir meinen
Ein Edel-Mobilspieler für Klanggourmets, aufwendig auf Höchstleistung optimiert und mit seinen Filtern und dem DSD-Resampler fein abstimmbar.
Info
Mediaplayer FiiO M15
Konzept: portabler HiRes-Audioplayer mit USB-Wandlerfunktionalität
Digitale Schnittstellen: 1 x USB-C
Ausgänge analog: 2 x symmetrisch 2,5/4,4-mm-Klinke, 1 x unsymmetrisch 3,5-mm-Klinke (als Line Out schaltbar)
Ausgänge digital: 1 x koaxial S/PDIF, maximal 24 bit/192 kHz
Maximale interne Signalverarbeitung: PCM 32 bit/768 kHz, DSD512
Speicher: 64 GB, mit Micro-SD-Card auf bis zu 2 TB erweiterbar
Abspielbare Formate: alle gängigen
Maximale Akkulaufzeit: 15 Std. bei symmetrischem, 9 Std. bei unsymmetrischem Kopfhörerbetrieb
Besonderheiten: 2 x AKM AKA4499EQ (je ein Wandler-Chip pro Kanal), MQA Codierer, All-to-DSD-Modus
Lieferumfang: inkl. USB-C-Kabel
Maße (B/H/T): 8/13/2 cm
Gewicht: 307 g
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 1400 €
Kontakt
NT Global Distribution GmbH
Waller Heerstraße 104
28219 Bremen
Telefon +49 421 70508619