Oswalds Mill Audio (ΩMA)
OMAs gigantisches Klangkino
Die USA, das Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Dort ist alles größer und schöner? Keineswegs. Unsere Reportage über HiFi-Händler in New York kommt zu dem eher nüchternen Ergebnis, dass im direkten Vergleich deutsche Fachhändler meist die Nase vorn haben. „ΩMA“ allerdings ist unschlagbar!
Um etwas wirklich Einzigartiges zu entdecken, muss man sich in New York nur von einem Stadtteil in einen anderen begeben: von Manhattan über den East River rüber nach Brooklyn, 110 Bridge Street. Dort befindet sich in einem Fabrikgebäude aus dem Jahr 1908 die Firma Oswalds Mill Audio (ΩMA) und dort treffen wir Jonathan Weiss, den Gründer.
Seit gut zehn Jahren entwickelt, fertigt und vertreibt ΩMA einzigartige Lautsprecher, Plattenspieler, Tonarme und Röhrenelektronik. Jonathan Weiss ist ein Quereinsteiger, wie er im Buche steht. Er studierte International Relations und Political Philosophy in Princeton sowie Public International Law an der London School of Economics. Was ihn aber nicht davon abhielt, erst einmal Filmemacher zu werden. Weiss lebte zu dieser Zeit in einem großen Loft in Brooklyn, das zugleich auch sein Filmstudio war und später das Zuhause für ΩMA werden sollte.
Die Ursprünge von ΩMA liegen aber ganz woanders: in Pennsylvania. Der Toningenieur von Jonathan Weiss hatte dort eine alte Farm erworben, Weiss half ihm beim Renovieren. Irgendwann führte ihn besagter Toningenieur zu der seit fast 100 Jahren leerstehenden und entsprechend verfallenen Getreidemühle der Familie Oswald, zur „Oswald’s Mill“. Immer schon ein Mensch der Bauchentscheidungen gewesen, kaufte Weiss kurzerhand die Mühle. Im Nachhinein gibt er zu, dass er keine Ahnung hatte, auf was er sich da eingelassen hatte. Selbst zwei Jahrzehnte später ist die Renovierung noch immer nicht völlig abgeschlossen. Und wird es vermutlich auch nie werden.
Retro und Röhren
Immerhin: Bereits vier Jahre nach dem Kauf war die Mühle dank moderner Annehmlichkeiten bewohnbar geworden und Weiss saß hier oft mit seinem Toningenieur zusammen, sie redeten über längst vergangene Zeiten. 20 Jahre zuvor war der Toningenieur als angesagter DJ unterwegs, unter anderem auch in Steve Rubells und Ian Schragers legendärem Studio 54 in New York. Weiss hingegen arbeitete im Bruin Theater in Westwood, Kalifornien. In dem 1937 eröffneten Art-déco-Premierenkino wurden beispielsweise Francis Ford Coppolas Apocalypse Now oder Paul Schraders American Gigolo welturaufgeführt. Beide Arbeitsplätze, so unterschiedlich sie auch waren, hatten eines gemeinsam: riesige, perfekte Beschallungen durch große Hornsysteme und hochwertige Röhrenelektronik. Im Studio 54 liefen große Altec-Lansing- und JBL-Hörner mit McIntosh-Röhrenverstärkern und Reibrad-Plattenspielern, während im Bruin Theater die mit mehr als zwei Metern Höhe größten Altec-Lansing-Lausprecher, die „Voice Of The Theater“ (VOTT) A2 zu erleben waren, ebenfalls angetrieben von Röhren. „Ein perfekter Tag“, so Jonathan Weiss, „begann für mich damals mit dem Reinigen des Kinos, während die aktuelle Scheibe von Blondie in Live-Lautstärke über die A2s lief“. Wer wollte dagegen wohl etwas sagen?!
Sound Tastings
Die nach vierjähriger Renovierung bewohnbare Mühle bot nunmehr knapp 1000 Quadratmeter auf vier Etagen, mit 60 Zentimeter dicken Steinmauern und ohne Nachbarn in Sichtweite. Bereits zu diesem Zeitpunkt, nicht zuletzt durch unzählige Aha-Erlebnisse mit der VOTT A2 inspiriert, war Weiss dem Thema Vintage-HiFi samt Röhren und Hornlautsprechern verfallen.
Weiss hielt nun gezielt nach Kino-Schließungen und -Renovierungen Ausschau, um dort nach alten Originalbeschallungsanlagen zu suchen. Und er wurde schnell fündig. Innerhalb kürzester Zeit bot seine Mühle den Klang des besten Vintage-Audio-Equipments. Die Bandbreite reichte von Altec und JBL über Western Electric und RCA bis hin zu Klangfilm, EMT, Vitavox und vielen anderen mehr. Kurz darauf begann Jonathan Weiss, mit Freunden sogenannte „Sound Tastings“ durchzuführen; Veranstaltungen, die mitunter eine ganze Woche andauern konnten. Hier vermischten sich Lötartisten aus der DIY-Szene (Do It Yourself = Selbstbau) mit Audio-Experten, und jeder brachte etwas mit: Tonarme, Lautsprecher, Vorverstärker, Endverstärker, Quecksilberdampfgleichrichter oder auch einfach nur genug Wein. Das „Radiotron Designer Handbuch“ von RCA war der Kompass, der Weg das Ziel. Vergleichbares gibt es übrigens auch in Europa, beispielsweise das European Triode Festival (ETF) oder auch das Frickelfest. Aus dem Schmelztiegel des „Sound Tastings“ entstand zuerst die Idee zu ΩMA – und dann ΩMA selbst.
Materialwahl
ΩMA ist heute ein Komplettanbieter für analoge Wiedergabegeräte. Das Portfolio umfasst fünf verschiedene Hornlautsprecher unterschiedlicher Größe, fünf Röhrenverstärker (Vor-, End-, Voll- und Phonoverstärker) sowie zwei Plattenspieler – ein Direkttriebler auf Basis des legendären Technics SP10 und ein Reibrad-Design auf Lenco-Basis, jedoch mit eigenem Lager und eigener Reibrad-Mechanik. Beide Plattenspieler tragen Zargen aus geschliffenem Schiefer. Dieses Material gehört ebenso zum ΩMA-Programm wie Tonarme aus „Torrified Wood“. Das „torrifizierte“ (quasi „geröstete“) Holz durchläuft hier in einem Prozess unter Ausschluss von Sauerstoff eine Trocknung mit hoher Temperatur (rund 300 Grad), wodurch eine große Endhärte und Langzeitstabilität erzielt wird.
Schiefer ist übrigens auch das bevorzugte Material für die hauseigenen Headshells, während ΩMAs Plattenmatten aus Graphit hergestellt werden. Als Tonabnehmer werden bestens beleumundete Mijajima-Exemplare eingesetzt, zudem sind nicht nur Sammelboxen für Schallplatten und Kabel im Angebot, sondern auch eine Vielzahl von Equipment-Racks in einer Kombination aus Hartholz und Schiefer.
Welcome to 110 Bridge St
Der Showroom im 4. Stock ist nicht nur objektiv groß, sondern subjektiv auch ausgesprochen schön. Weiss besitzt ein geschmacksicheres Händchen dafür, in diesem riesigen Raum eine tolle Atmosphäre zu erzeugen, in der man sich sofort wohl und auf eine schwer zu beschreibende Art und Weise „angekommen“ fühlt.
Deckenhohe Fenster, die sich über eine komplette Längsseite erstrecken, durchfluten den Raum mit Licht. Davor kann ein schwerer roter ehemaliger Kinoleinwand-Vorhang über die gesamte Länge des Raumes zugezogen werden. An der Decke sind eine Vielzahl von Kassetten aus schallabsorbierenden Materialien an Seilen montiert. Zusammen mit dem Vorhang und der Einrichtung in einem subtilen, asiatisch anmutenden Shabby-Chic-Charme geben sie dem Raum eine angenehme akustische Signatur ohne Halleffekte, Flatterechos oder Schärfe. Der Raum ist keineswegs überdämpft und „klingt“ im besten Sinne lebendig. Beste Voraussetzungen für das, was nun folgen sollte …
Schall & Wandlung
Jonathan Weiss hat sich den Tag unseres Besuches freigehalten, so dass wir uns in aller Ruhe durch seine wunderbaren Pretiosen durchhören können. Trotz des großen Produktportfolios werden wir uns aber an dieser Stelle auf seine Lautsprecher konzentrieren, da sonst der Magazinrahmen völlig gesprengt würde. Der Kopf hinter allen Lautsprechern von ΩMA ist übrigens Bill Woods, ein ausgesprochen talentierter und erfahrener Akustikentwickler.
Um ein Mindestmaß an Vergleichbarkeit zwischen den Lautsprechern zu gewährleisten, greifen wir bei unseren Hörproben immer wieder auf das gleiche Musikmaterial zurück, darunter beispielsweise „Baby You Can Drive My Car“ von den Beatles in der Reissue-Mono-Version, Masterpieces von Duke Ellington and his Orchestra (auf Columbia Masterworks), aber auch Prince und Michael Jackson sind dabei, sogar Kraftwerk muss ran!
The Mini
Als erstes ist die „Mini“ an der Reihe, ein kleiner Zweiwege-Lautsprecher, der einen Bassreflex-Kubus mit einem verhältnismäßig großen Hochtonhorn nebst Druckkammertreiber kombiniert. Das Metall-Hochtonhorn ist, wie nahezu alles bei ΩMA, eine Eigenentwicklung und wird exklusiv für ΩMA in einer kleinen Familiengießerei in Pennsylvania, die auf Stahl-, Aluminium- und Bronzeguss spezialisiert ist, gefertigt. Wie alle Lautsprecher von Oswalds Mill Audio besitzt auch die Mini ein sogenanntes konisches Horn. Das ist zwar gegenüber anderen Hörnern wie beispielsweise Tractrix- (Kugelwellen-) oder Exponentialhörnern trotz ihrer Größe mit einer höheren unteren Grenzfrequenz im Nachteil. Vorteilhaft hingegen sind ihr Abstrahlverhalten („Constant Directivity“) und eine geringere Welligkeit im Frequenzgang. Und diese beiden wichtigen akustischen Parameter waren für ΩMA dann auch ausschlaggebend, sich für konische Hörner zu entscheiden.
Die Mini ist ein 8-Ohm-Lautsprecher mit hohem Wirkungsgrad, der verblüffend breitbandig klingt und sich so gar nicht „mini“ anhört. Bereits der kleinste Lautsprecher von ΩMA trägt alle Gene der größeren Modelle in sich, spielt leicht und luftig, mit großer Selbstverständlichkeit und – insbesondere für seine Größe – erstaunlicher Präsenz. Okay, Bassgewitter darf man von der Mini nicht erwarten; dafür wurde sie nicht gebaut; „hoher Wirkungsgrad“ stand deutlich höher im Lastenheft als „maximale Tieftonausdehnung“. Dennoch fehlt subjektiv nichts, das Fundament wirkt glaubhaft. Wer es dennoch etwas gewaltiger mag, dem sei der passende Mini-Sub ans Herz gelegt.
The Monarch
Weiter geht es mit dem Modell Monarch, ebenfalls ein Zweiwege-Design, allerdings am anderen Ende der Skala angesiedelt: Zwei 15-Zöller und ein gewaltiges Aluminium-Horn ergeben einen Wirkungsgrad von über 100 dB (1W/1m). Eine sehr einfache Frequenzweiche teils aus NOS-Komponenten (New Old Stock = neuwertiger Altlagerbestand) machen den „Monarchen“ zu einem leichten Spielpartner für die davor angeschlossene Elektronik. In unserem Fall ist es eine 807er Triode in Push-Pull-Konfiguration, die am Monarchen zur Höchstform aufläuft und sich als Verstärker vollkommen aus dem Geschehen herausnimmt.
Eine Besonderheit der Monarch sind die beidseitig angebrachten Holztafeln, die sicherlich zur Namensfindung beigetragen haben, erinnert der Lautsprecher in seiner Ansicht doch an einen gewaltigen Monarchfalter, einen Schmetterling. Die seitlichen Tafeln vergrößern die Fläche der Schallwand signifikant, was zu einer günstigeren Ankopplung der beiden 15-Zöller an die umgebene Luft führt und die Aufstellung des Lautsprechers weitaus unkritischer werden lässt. Der Klang der Monarch ist voll und ausgewogen, mit einer überraschend großen Bühne und einem ausgeprägten, aber auch ziemlich großen Sweetspot. Selbst in einer Entfernung von fünf Metern (und mehr) befindet man sich noch immer weitestgehend im Direktschallfeld des Lautsprechers, sodass eine Direktheit und Durchhörbarkeit wie bei einem Weltklasse-Kopfhörer erhalten bleibt. Stimmen werden extrem farbstark und differenziert wiedergegeben, und selbst unanständige Ansprüche in Sachen Grobdynamik und Bassgewalt werden bereits mit wenigen Watt zufrieden gestellt.
The Ironic
In einem ganz anderen Bereich des riesigen Raumes wartet nun die Ironic auf uns, der wohl ungewöhnlichste Lautsprecher von ΩMA. Die Ironic ist eine offene Zweiwege-Schallwand und steckt voller Überraschungen. Ihre Treiber beispielweise könnten unterschiedlicher nicht sein: Ein topaktuelles großes Bändchen vom Spezialisten RAAL – mit perfekt zugeschnittenem Waveguide – arbeitet hier mit einem fremderregten Basschassis (field coil) aus den 1930ern zusammen. Ja, Sie haben richtig gelesen: aus den 1930er Jahren. Ursprünglich war für diese bald 90 Jahre alten Chassis ein erstes Leben im Inneren einer Jukebox vorgesehen. Die in der Ironic verwendeten Chassis haben jedoch das Glück, als unbenutzte Ersatzteile die Jahrzehnte überstanden zu haben. Jonathan Weiss hat sich mehr als zwei Dutzend dieser recht trivial aussehenden Lautsprecherchassis (Blechkorb!) gesichert, sie aufwendig restauriert und mit unnachahmlichen Qualitäten ausgestattet.
Das eigentliche Highlight dieser Konstruktion ist jedoch die Schallwand selbst. Sie entsteht in einem Gussverfahren aus Eisen – aber nicht aus irgendeinem Eisen, sondern aus einer hypo-eutektischen Legierung aus Graueisen, das einen extrem hohen Graphit-Anteil hat. Es wird beispielsweise in Maschinen zur fotolithografischen Herstellung von Computerchips eingesetzt, exakt da also, wo ungewollte Vibrationen oder Resonanzen höchst unerwünscht sind. Das genau ist auch der Hintergrund zur exotischen Materialwahl: Hypo-eutektisches Graueisen ist extrem resonanzarm.
Ebenso exotisch ist auch die Art und Weise des Gussvorgangs, da sich die Front der Schallwand an Schall-Diffusoren aus der Rundfunk- und Tonstudioumgebung orientiert. Um solche Formen überhaupt gießen zu können, muss für jeden einzelnen Lautsprecher eine Gussform im 3D-Druckverfahren hergestellt werden, die während des Gießvorgangs unwiderruflich zerstört wird. Die Preisfindung für den fertigen Lautsprecher lässt daher nur eine Richtung zu …
Klanglich entpuppt sich die Ironic als verblüffender Allrounder, der ausgesprochen homogen und geschlossen aufspielt und eher an einen Breitbänder, als an ein Zweiwege-Konzept erinnert. Während sie sich einzig bei Bombast-Rock nicht unbedingt zu Hause fühlt, erklingen kleinere Besetzungen hingegen zum Dahinschmelzen. Feine Gitarrenarbeit, überhaupt alles Akustische in der Musik findet auf allerhöchstem Niveau statt und lässt uns nur staunen. Die Ironic bietet eine gute, stramm konturierte Körperhaftigkeit und ist insgesamt eher warm abgestimmt – eine wahre Klangskulptur mit überraschend vielen Qualitäten.
The AC1
Nun ist die AC1 an der Reihe, der erste Lautsprecher von ΩMA. Das Kürzel AC steht für Anton Corbijn, dem niederländischen Fotografen und Filmregisseur, der mit seinen Fotos, Filmen und Plattencovers unzähliger Musiker weltbekannt wurde. Zu seinen bekanntesten Kunden zählen etwa Tom Waits, die Rolling Stones, U2, Bon Jovi, Frank Sinatra, Bryan Adams und Luciano Pavarotti, aber auch Joy Division und Herbert Grönemeyer. Anton Corbijn beauftragte seinen guten Bekannten Jonathan Weiss einst sinngemäß mit den Worten: „Bau mir doch einen Lautsprecher, den es noch nicht gibt – und der mich fesselt!“
Knapp ein Jahr später reiste Weiss aus den USA in die Niederlande, um Corbijn sein Erstlingswerk vor Ort zu präsentieren. Entstanden war ein imposanter Dreiwege-Standlautsprecher mit einem 15-Zoll-Bass, einem riesigen Mitteltonhorn – bestehend aus einem gegossenen Metallflansch und einem aus Hartholz geformten konischen Horn, angetrieben von einem historischen RCA-Druckkammertreiber aus einer alten Kinobeschallung – und einem horngeladenen Bändchen-Hochtöner. Wie alle Lautsprecher von ΩMA glänzt auch die AC1 mit einem sehr hohen Wirkungsgrad von 100 dB (1W/1m) und gutmütigem Impedanzverlauf, der auch für Kleinleistungsverstärker – etwa Eintakt-Triodenverstärker – kein Problem darstellt. Die AC1 ist nicht nur für ein Erstlingswerk ein ungewöhnlich reifer und klanglich „kompletter“ Lautsprecher, der die Qualitäten von Entwickler Bill Woods ins beste Licht stellt. Im direkten Vergleich zur Monarch löst die AC1 in den Mitteltonlagen nochmals eine Spur besser auf, was sicher dem RCA-Treiber und dem Bändchen-Hochtöner zuzuschreiben ist.
The Imperia
Zu guter Letzt – und dann auch für den ganzen Rest des Tages – kommt endlich die übermannsgroße Imperia zum Einsatz. Ein Lautsprecher wie aus einer anderen Welt. Ein Lautsprecher, der wie ein NASA-Versuchstriebwerk für die Apollo-Mission ausschaut. Ein Lautsprecher, der jedem Besucher allein schon ob der schieren Größe Respekt einflößt. In diesem gigantischen Vierwege-System wird der Frequenzbereich von 20 bis 100 Hertz von zwei 21-Zoll-Subwoofern im Rear-Loaded-Horn-Design bestritten. Ab 100 Hertz übernehmen zwei gewaltige „Rocket-Launchers“ links und rechts den Taktstab, die jeweils drei gewaltige konische Hörner beherbergen. Von 100 bis 300 Hertz ist ein Konus-Chassis mit rückwärtig geschlossenem Gehäuse im Einsatz, ab 300 Hertz dann der einzigartige fremderregte Mitteltöner Cogent DS 1428 – ein Kompressionstreiber, der sich stark an einem RCA-Vorbild orientiert. Das Hochtonhorn wiederum ist ein eigens für die Imperia gefertigtes Aluminium-Gussteil.
And now, ladies and gentlemen, let the show begin!
Die Nadel senkt sich und es ertönt der erste Bassdrumkick, direkt gefolgt vom Snare-Rimshot – und es ist alles klar! Michael Jacksons „Billy Jean“ hat mit HiFi oder High End Audio, wie wir es kennen, nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun. Das ist irgendetwas oberhalb davon, und zwar mit gehörigem Abstand. Musik verliert augenblicklich den Mantel der Konserve, wirkt von allen bremsenden und behindernden Elementen befreit. Um für einen klitzekleinen Augenblick einmal philosophisch werden zu dürfen: MUSIK IST!
Die Imperia von ΩMA ist so etwas wie ein Befreiungsschlag und zeigt, was machbar ist. Sie projiziert eine Bühne, die an Glaubwürdigkeit kaum je zu übertreffen sein wird, sendet das exakte akustische Abbild der Schallplattenrille in den Raum. Es ist schon der Ritterschlag, wenn man keine Anlaufzeit braucht, sich in einen Lautsprecher „reinzuhören“. Wenn man aber auch sofort die Frage vergisst, ob es vielleicht noch besser gehen könnte, dann ist das Ende der Fahnenstange erreicht. Für das Thema Passivlautsprecher stellt die Imperia de facto die Messlatte dar, an der sich alle messen müssen. Wir begeben uns mit den Fab Four in die Abbey Road Studios, um bei den Aufnahmen direkt dabei zu sein, wir erleben die unendlichen Nuancen eines Klavieranschlages, wenn Duke Ellington sich vergisst, wir verstehen auf der Stelle, was den Charme einer großen Bigband ausmacht. Interessanterweise beobachten wir noch ein Phänomen: Rein elektronische Musik, von manchen nur allzu gern als „seelenlos“ tituliert, erhält ihre Seele zurück und erzählt Geschichten jenseits von Sinusschwingungen und kalter Präzision. Und mit den 104 dB (1W/1m) der Imperia ist das alles locker im SET-Betrieb (Single Ended Triode) möglich. Zugegeben, es braucht schon einen großen Raum und eine noch größere Menge Kleingeld, sich den Wunsch nach der Imperia zu erfüllen. Das Resultat jedoch ist absolut einzigartig und ein echter Meilenstein der Musikwiedergabe.
Hello and good bye!
Der Besuch bei Oswalds Mill Audio hat uns erneut die Augen geöffnet, wie abwechslungsreich, spannend und vielschichtig unser Hobby doch sein kann. Ein Besuch bei ΩMA sei daher allen ans Herz gelegt, die auf der Suche nach dem ganz Besonderen sind und mehr oder weniger zufällig im Raum New York unterwegs sind. Womöglich könnte hier die Suche ein Ende finden. Und da alle Lautsprecher eine ähnliche Klangsignatur haben, muss es vielleicht ja nicht gleich eine Imperia sein …
Dieser Bericht über Jonathan Weiss und Oswalds Mill Audio ließe sich noch endlos weiterführen. Für weiterführende Informationen seien daher zwei wunderbar reichhaltig bebilderte Bücher zum Thema empfohlen: 1.) OMA – a new aesthetic in sound und 2.) OMA – Inspiration. Beide Bücher sind online erhältlich über www.blurb.de und lohnen sich in jedem Fall.
Oswald’s Mill Audio
110 Bridge St
Brooklyn, NY 11201
USA
Telefon +1 917 7433780