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MT HiFi Tonstudio

FIDELITY zu Gast bei … MT HiFi, Neustadt

Es kommt zusammen, was zusammengehört

MT HiFi Tonstudio, Neustadt/Weinstraße – Es kommt zusammen, was zusammengehört

Der Mannheimer Traditionshändler „MT HiFi Tonstudio“ wagt nach fast 40 Jahren in zentraler Innenstadtlage den Ortswechsel. Ein gewagter Schritt? Im Gegenteil: Wer die neuen Räumlichkeiten gesehen hat, wird merken: Das sitzt!

MT HiFi Tonstudio

Über einen Mangel an Geschichte und Kultur braucht man sich an der badischen Weinstraße nicht zu beschweren. Man stolpert in der Region von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten. Unmittelbar bevor ich von Süden her ins beschauliche Neustadt komme, erspähe ich zu meiner Linken die unverwechselbare Silhouette des Hambacher Schlosses. Dort ließen es die Anhänger der nationalen Einheit nach einer gemeinsamen Protest-Wanderung im Jahr 1832 deftig krachen. Das „Hambacher Fest“ gilt nach den Befreiungskriegen und dem illustren Professorentreff auf der Wartburg als dritter Zwischenstopp auf dem Weg zur deutschen Einheit. Es legte zugleich den Grundstein für den Vormärz. Die Geschichte der Rheinebene reicht aber noch weiter zurück. Viel weiter: Bereits römische Manufakturen kultivierten jene Weinhänge, die heute den gesamten Landstreifen prägen, und sorgten bei ihren Zeitgenossen für glückliche Gesichter und rote Nasen. Eine jahrtausendealte Tradition, die sich tief im Verständnis der Pfalz verankerte und ihre Spuren hinterließ. Es sollte Sie daher nicht wundern, dass sich mein Ziel auf einem alten Weingut befindet …

MT HiFi Tonstudio

Ich bin an jenem sommerlichen Nachmittag unterwegs ins MT HiFi Tonstudio, das bis heute die Initialen der Namen seiner beiden Gründer Munders und Teske trägt. Begrüßt werde ich jedoch von Volker Cnyrim, der das exklusive HiFi-Geschäft in zweiter Generation führt. Jeder Musikliebhaber aus Südwestdeutschland dürfte wissen, dass die Historie von MT eng mit dem Standort Mannheim verbunden ist. 1982 hatte das Duo den Laden in der Innenstadt eröffnet. Unter der für Auswärtige sensationell merkwürdigen Adresse „Q 4 12–16“ zählte ihr „Tonstudio“ 38 Jahre lang zu den wichtigsten Anlage(n)beratern der Region. Das Konzept der Gründer war seinerzeit noch ganz und gar ungewöhnlich. Die gesamte Republik taumelte im HiFi-Rausch, gefühlt entstanden an jeder Straßenecke Läden, die das gesamte Spektrum der gepflegten Musikkultur vertraten. Die Überzeugungstäter Munders und Teske hingegen wollten jene Komponenten an den Mann oder die Frau bringen, die sie sich selber ins Wohnzimmer gestellt hätten. Wir sprechen gewissermaßen von der Geburt des Wohnraumstudios mit bewusst reduziertem Angebot. Der Vorteil dieses Konzepts: Das Gründerduo konnte jedes Attribut seiner Komponenten mit reinstem Gewissen und drei Ausrufezeichen preisen. Das zeigte Wirkung und brachte MT HiFi eine schnell wachsende Stammkundschaft ein.

MT HiFi Tonstudio

Bereits kurz nach der Gründung lernten die beiden Inhaber einen jungen HiFi-Fan kennen. Sie ahnen es schon: Volker Cnyrim betritt die Bühne. Der angehende Veterinär drückte sich zunächst die Nase an der Schaufensterscheibe platt, wurde später Kunde bei MT und finanzierte als Angestellter des Geschäfts seine Doktorarbeit, die er bestand und an den Nagel hängte. Denn schon bald darauf – wir befinden uns nun in den frühen Neunzigern – wurde er erst zum Mitgesellschafter und ab 1996, nach dem Ausstieg Munders’, gleichberechtigter Teilhaber. Seit auch Teske das Geschäft verließ, 2007 war das, ist Cnyrim alleiniger Inhaber. Konzept und Tradition des Studios blieben von den allmählichen Veränderungen unangetastet. Nach wie vor konzentriert sich MT HiFi auf ein kleines, handverlesenes Sortiment. Man sollte anmerken, dass „klein“ oder „bewusst reduziert“ nicht etwa „mager“ bedeutet. Mit 53 Marken kann Cnyrim maßgeschneiderte Systeme in jeder Preisklasse anbieten. Und es ist eine Boutique mit offener Tür: Allein der Montag ist für Termine reserviert, an allen übrigen Tagen steht der Laden Besuchern offen.

MT HiFi Tonstudio

Und schon nimmt mich die unvergleichliche Atmosphäre des „Tonstudios“ in Beschlag. Nachdem ich den lichtdurchfluteten Treppenaufgang erklommen habe, der von zwei KEF Blade bewacht wird, betrete ich nun die Geschäftsräume im ersten Geschoss der Villa. Im Eingangsbereich begrüßt mich eine Accuphase-Kette, die ein wenig so aussieht, als beäuge sie argwöhnisch den gegenüberstehenden Steinway-Flügel. Da Volker Cnyrim bei meiner Ankunft noch damit beschäftigt ist, eine Lieferung Geräte mit einer treppensteigenden Lastenkarre ins Gebäude zu bugsieren, kann ich mich in Ruhe umsehen. Gleich der erste Raum ist ein beeindruckender dunkel getäfelter Saal, den mir der Inhaber später zwinkernd als seinen „Rittersaal“ vorstellen wird. Hier wartet eine große MBL-Kette auf neugierige Augen und Ohren. Flankiert wird sie von einem Transrotor-Dreher und einem stilvollen Konferenztisch, der dort fraglos für Kundengespräche platziert wurde, zugleich aber demonstriert, dass ein HiFi-Zimmer nicht immer ein steriler Hörraum sein muss. Ein Durchgang führt mich in einen kleineren Salon, der mit seinen hellen Wänden und schneeweißen Stuckarbeiten einen Kontrast zum vorherigen Raum bildet. Als spielbereite Anlage ist hier eine vollverchromte Berliner Kette der Reference Line aufgebaut. Sie wissen schon, von welcher Marke ich spreche. Mein Blick haftet jedoch zunächst an zwei riesigen Skulpturen, die mich um einen gefühlten Meter überragen: Rechts und links eines Fensters stehen zwei KEF Muon in schwarzer Ausführung. Unikate, wie ich später erfahre, die durch einen glücklichen Zufall in Cnyrims Hände gelangten.

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„Wir haben erst vier Zimmer fertig eingerichtet“, erklärt mir der Inhaber. Ein fünftes folge aber in absehbarer Zeit. Damit endet eine Umzugsphase, die sich über das gesamte Frühjahr und den Sommer 2020 hinzog. Neben den beiden erwähnten Salons erstrecken sich die 200 Quadratmeter der neuen Geschäftsfläche über eine stilvolle Küche, einen kleinen Lagerraum nebst – natürlich! – erlesener Weinauswahl sowie einen weiteren, moderner eingerichteten Hörraum. Hier stehen Lautsprecher verschiedenster Hersteller sowie klassische 43-Zentimeter-Elektronik. Vorrangig entdecke ich Focal, Naim und Hegel. Das letzte, längliche Zimmer ist voller Regale, in denen neben Feinschmeckerware von Audio Research, Rega und Cambridge gebrauchte Maschinen sowie Plattenspieler verschiedener Hersteller von Pro-Ject bis SME parken. Sogar einen „Panda“ entdecke ich, ein in Deutschland praktisch nicht erhältliches Modell, das Transrotor für den chinesischen Markt entwickelte. Es handele sich um den letzten seiner Art, wie mit Cnyrim mir verriet. Er hatte vor einiger Zeit die Restbestände der Baureihe erworben.

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Bei einem Kaffee drücke ich wenig später meine Verwunderung aus, das Traditionsgeschäft unter neuer Adresse zu finden. Volker Cnyrim erklärt mir, dass die Mannheimer Infrastruktur in den letzten Jahren immer schwieriger wurde. Zahlreiche Baustellen machten die schachbrettförmigen Einbahnstraßen der Innenstadt vor allem für Auswärtige zum Labyrinth. Außerdem war das Stammlokal mit seinen 120 Quadratmetern Grundfläche recht beengt. Über die Parkplatzsituation in so zentraler Lage müsse man gar nicht erst reden. Nach verblüffend entspannter Suche – es bestand ja kein wirklicher Zwang zum Umzug – stolperte Cnyrim dann über das ehemalige Weingut, direkt an einer Durchgangsstraße in Neustadt. „Ich finde, wir haben uns verbessert“, lacht er, sichtlich stolz über die neuen Räumlichkeiten, in denen sein Geschäft nun residiert. Und jeder, der MT HiFi kennt, weiß, dass die Umgebung perfekt zum Inhaber passt. Schon viele Jahre verbindet Cnyrim seine HiFi-Leidenschaft mit seinem zweiten Hobby und veranstaltet audiophile Weinproben auf wechselnden Gütern. Die Stammkunden dürften ihm den Ortswechsel daher nicht zu sehr verübeln. Zumal es vom Mannheimer Ortsrand kaum 25 Kilometer bis zum neuen Standort sind. Über die Autobahn benötigt man dafür keine zwanzig Minuten.

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Die Villa wurde 1850 auf den Fundamenten eines noch älteren Weinguts erbaut. Statt eines Kellers erstrecken sich unter dem Gebäude riesige Weinlager, schier endlose Gewölbe, die unter der Straße hindurch mit den Lagertunneln benachbarter Gebäude verbunden sind. So gelange man bis tief in die Innenstadt, verrät mir Cnyrim bei unserem kurzen, äußerst faszinierenden Abstecher in die Verliese. Praktisch jeder Winkel des Gebäudes versprüht den Charme der Biedermeier-Zeit. Ein terrassierter Garten mit uralten Bäumen, wundervolle Täfelungen und Stuck-Ornamente, riesige, teils verzierte Fenster und kunstvoll gestaltete Kachelöfen funktionieren hervorragend mit exklusiven HiFi-Systemen. Man könnte durchaus behaupten, dass die Pfalz mit dem neuen Geschäft um eine Sehenswürdigkeit reicher geworden ist. Zumindest HiFi-Fans sollten den Besuch des MT HiFi Tonstudios auf ihrer „Grand Tour“ als Pflicht ansehen.

Info

Öffnungszeiten: Montag nach Vereinbarung, Dienstag bis Freitag 10 bis 13 und 15 bis 19 Uhr, Samstag 10 bis 14 Uhr

Kontakt

MT HiFi Tonstudio
Maximilianstraße 27
67433 Neustadt/Weinstraße
Telefon +49 6321 9299240, +49 160 8332342

www.mt-hifi.de

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Die angezeigten Preise sind gültig zum Zeitpunkt der Evaluierung. Abweichungen hierzu sind möglich.